
Leiden kann Spaß machen? Nicht nur den Masochisten, auch den Hypochondern. Man wird im Idealfall bedauert, untersucht, mit Aufmerksamkeit umgeben... kann auch mal nett sein.
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Do 23. Sep 2004, 10:10 - Beitrag #1 |
Abgetrennt aus Mitleid als Schwäche? - daher auch die teils kurzen Beiträge
![]() Leiden kann Spaß machen? Nicht nur den Masochisten, auch den Hypochondern. Man wird im Idealfall bedauert, untersucht, mit Aufmerksamkeit umgeben... kann auch mal nett sein. |
... alles wird gut...
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Do 23. Sep 2004, 10:19 - Beitrag #2 |
Was "Leiden" angeht so muss man hier auch aufpassen, ob man damit meint körperliche Schmerzen zu empfinden oder das Gefühl des Unglücks. Masochisten empfinden nämlich durch körperliche Schmerzen Glück und nicht durch Unglück Glück, was imo völlig paradox wäre.
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"Erst der grosse Schmerz ist der letzte Befreier des Geistes, als der Lehrmeister des grossen Verdachtes"
- Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft |
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Do 23. Sep 2004, 10:27 - Beitrag #3 |
Und es stimmt nicht, dass Masochisten durch Unglück kein Glücksgefühl empfinden können. Abgesehen von einer an sich harmloseren sexuellen Spielart, wo ein etwas groberes Verhalten zur Luststeigerung führt, (wobei "etwas grober" sehr dehnungsfähig ist) gibt es eine Reihe von krankhaften Varianten. Es gibt Menschen, die sich ihrer sexuellen Neigung überhaupt nicht bewußt sind und ständig nach Demütigung und Niederlage streben, im privaten wie beruflichen Bereich. Diese Demütigungen geben ihnen nicht das Gefühl, stärker zu sein, und es ist kein Glücksgefühl, wie wir es kennen. Es ist für sie eine Bestätigung, wirklich lebendig zu sein, von anderen Menschen wahrgenommen zu werden.
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... alles wird gut...
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Do 23. Sep 2004, 10:51 - Beitrag #4 |
Ich denke, wir definiere die Begriffe anders, deshalb sind wir uns nicht einig. Glück ist imo die Erfüllung des Gewollten. Zwischen körperlichen Schmerz und der Emotion "Unglück" unterscheide ich hier. Dass Emotionen imo ja auch körperlich sind, soll hier jetzt nicht zu einer widersprüchlichen Aussage führen, deshalb fomuliere ich es einfach mal als die Unterscheidung zwischen physischen und psychischen Schmerz.
Imo strebt jeder Mensch nach Glück, jeder wünscht sich die Erfüllung des Gewollten. Dass sich manche Leute selbst Leid zuführen, was nicht nur physisch sondern auch psychisch sein kann, sehe ich nicht als Widerspruch, sondern nur als Bestätigung dafür, dass der Mensch in seinem Wesen sehr paradox sein kann. Leute die sich gerne bemitleiden lassen und sich in ihrem Selbstmitleid aalen empfinden eben in diesen Leiden Glück. Das Fehlen von Mitleid ihnen gegenüber empfinden sie dagegen als Unglück. Ich kenne jemanden der so drauf war (ka inwieweit er es noch heute ist)... und nein ich spreche nicht von mir. ![]() |
"Erst der grosse Schmerz ist der letzte Befreier des Geistes, als der Lehrmeister des grossen Verdachtes"
- Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft |
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Do 23. Sep 2004, 19:24 - Beitrag #5 |
Sich selbst bewusst Leid zuzufügen, ist mir in einem gewissen Rahmen ein bekanntes Phänomen. Damit meine ich weniger körperlichen Schmerz, den ich mir zwar auch manchmal schon zugefügt habe, der aber nie wesentlich war.
Ein gutes Beispiel dafür, sich selbst Leid zuzufügen, ist das Hören bestimmter Musik. Ich weiß, dass, wenn ich bestimmte Musikstücke höre, ich das Gefühl haben werde, dass es mich vor Schmerz fast zerreißt, dass ich dadurch Schmerz von größerer Heftigkeit erfahre, als er mir aus dem Alltag bekannt ist. Und ich höre diese Stücke trotzdem, wenn vielleicht auch nicht häufig. Aber letztendlich tut mir dieser Schmerz gut, er ist fast wie ein reinigendes Gewitter. Nachher geht's mir besser. Dieses in Selbstmitleid-Aalen, kenne ich auch von mir...in letzter Zeit versuche ich es aber zu unterlassen, da es dem meisten widerspricht, was ich für sinnvoll und erstrebenswert halte. Padreic |
Eine profunde Wahrheit ist eine solche, deren Gegenteil ebenfalls wahr ist.
"Dass es ein Vergessen gibt, ist noch nicht bewiesen; was wir wissen, ist allein, dass die Wiedererinnerung nicht in unserer Macht steht." (Friedrich Nietzsche) |
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Do 23. Sep 2004, 19:36 - Beitrag #6 |
Natürlich muss man hierbei auch beachten, wie Masochisten Glück bzw. Unglück definieren. Sehr wahrscheinlich anders als im "herkönnmlichen" Sinne.
Dann gibt es noch die Sorte von Menschen, die sich selber bemitleiden, aber von anderen nicht bemitleidet werden wollen. Sprich, sie schließen sich in ihr Kämmerlein, aalen sich ein paar Stunden, ein paar Tage drin und danach ist wieder alles in Ordnung. In gewisser Weise könnte man Padreic dazuzählen. |
[align=center]Erst in der kalten Jahreszeit merkt man, daß Kiefern und Zypressen immergrün sind[/align]
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Do 23. Sep 2004, 21:36 - Beitrag #7 |
Für mich sind Glück und Unglück jeweils nur relativ wahrnehmbar, und daraus folgt auch direkt wie Unglück zu Glück führen kann und umgekehrt.
Es ist halt so als würde man in ein Tal hinabwandern, nur um den Berg auf der anderen Seite zu erklimmen. Demnach würde es einem Masochisten der Jahrelang sein Glück nicht leben konnte/ durfte umsomehr beglücken, je intensiver er zuvor unglücklich war. |
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Do 23. Sep 2004, 23:45 - Beitrag #8 |
Leiden kann Spass machen ? Ja
Ich gehöre zu denen die von sich behaupten, dass schwermütige Stimmung, ausgelöst durch schlechtes Wetter bis von der Freundin verlassen werden, Leid bedeutet und dass ich genau diese Stimmung genießen kann. Ich erlebe diese Gefühle genauso gern intensiv wie Freude. Gewissermaßen machen beide Richtungen 'Spaß' |
--- the norialis ---
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