Ist das Streben nach Glück der Ursprung aller Zerstörung?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Fr 24. Sep 2004, 17:28 - Beitrag #1

Ist das Streben nach Glück der Ursprung aller Zerstörung?

Wir haben hier ja schon mehrere Threads, die sich mit dem Thema "Glück" beschäftigen, doch nachdem ich den neusten Band von 3x3 Augen gelesen hatte, dachte ich mir, dass man den dortigen Text auch zur Diskussion stellen könnte. Ich bin mir jetzt nicht sicher gewesen, zu welchem Thread dieser Post am besten passen würde oder ob er einen eigenen Thread verdient, deshalb habe ich einfach mal einen neuen aufgemacht. Falls ein Mod meint, dass der Post hier auch gut in einen der anderen Threads passt, kann er ihn ja entsprechend verschieben. :)

Ich glaube, "Glück" an sich gibt es gar nicht. Es gibt nur so etwas wie ein "Glücksgefühl". Menschen verspüren Glück, wenn das gehirn Glückshormone an den Körper abgibt. Auf der anderen Seite stumpft das Glücksempfinden ab, je mehr Liebhaber ein Mensch hat oder je mehr Reichtum er erlangt, je mehr er also im Glück schwimmt. Vielleicht , weil dann das Hirn dann aufhört Glückshormone zu produzieren und dann fühlen die Menschen sich unglücklich. Mitten im Glück fühlen sie sich unglücklich und dann suchen sie die Ursache für ihr Unglück bei anderen. Und in ihrer Gier sind sie schon wieder auf die nächste Lustbefriedigung aus. So sind die Menschen. (...) Wenn sie gerade ihre Lust auf Süßes mit Kuchen gestillt haben, schmeckt ihnen danach kein süßer Saft mehr. Aber nach dem süßen Zeug wollen sie dann was scharfes, zum Beispiel ein Curry, und dann schmeckt ihnen auch der Orangensaft wieder! Um den süßen Geschmack überhaupt genießen zu können müssen die Menschen scharfe oder bittere Sachen als Gegensatz zum Süßen haben! Und um ihr abgestumpftes Glückempfinden wieder wahrnehmen zu können müssen sie Stress und Angst als dem Glück entgegengesetzte gefühle erleiden! Sie powern ihren Körper aus, damit er Glückshormone freisetzt. Sie setzen sich künstlich dem Gefühl von Gefahr und Angst aus, damit ihr Körper Adrenalin ausschüttet, wenn die Anspannung vorbei ist. Sie setzen sich immer höhere Ziele, um in den Genuß der Glückshormone zu kommen, die ausgeschüttet werden, wenn sie erfolgreich waren. Ihre Frustation, wenn sie beim Spiel verloren haben, können sie nur ausgleichen, indem sie dem näcshten Gewinn hinterherrennen, der wieder für Glücksgefühle sorgt. So ist das nun mal. Die Gier der Menschen nach Glücksgefühlen ist wirklich beeindruckend! Aber ohne das entgegengesetzte, das Gefühl des Unglücklichseins, kommen sie nicht aus! Versagen, scheitern, Niederlage... Ist das Curry auf Dauer zu scharf, bringt auch der süße Saft nichts mehr. Im schlimmsten Fall werden sie krank. Und was tun die Menschen? Drehen sie durch? Laufen sie Amok? Werden sie verrückt? Man weiß nie, was für Folgen das hat, aber auf jeden Fall breitet sich eine hässliche Finsternis in ihrem Herzen aus. Ob sie nun andere zerstören oder sich selbst, sie wollen wieder auf Null zurück, die Zeit zurückdrehen, die Reset-Taste drücken. Ist "Zerstörung" nicht eine Erscheinungsform des Unglücks? Und ist nicht die Jagd nach dem Glück der Ursprung aller Zerstörung?

- 3x3 Augen, Band 30, Kapitel 295 "Dämonenblut"

Shockk
Inventar
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2725
Registriert: 28.08.2002
Fr 24. Sep 2004, 17:36 - Beitrag #2

Darf ich fragen was für eine Literaturvorage das ist?

Der Text ist interessant und beschreibt eine Wandlung eines Menschen wie sie durchaus vorkommen kann, bezieht sich jedoch auf Extremfälle - Menschen, die nicht mehr anders können, die der "Gier" nach Glück vollkommen erlegen sind. In der aktuellen PM ist ein schöner Text über Todsünden ... das passt da gut zu. Der "normale" Mensch findet im Leben immer ein Mittelmaß von Glück und Normalität bzw hat gar nicht die Möglichkeit, "viel" Glück spontan zu kriegen, wann immer er/sie will.

Ausnahmen sind da Menschen, die schon so viel haben (zB Geld, Erfolg, Macht) dass die Gier sie korrumpiert und sie mehr "Glück" haben wollen. Allerdings hat das mehr mit bereits erwähnter Gier zu tun als mit dem Streben nach Glück - die Motivationen sind ein wenig anders.

Wombat
Excellent Member
Excellent Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 630
Registriert: 28.06.2004
Fr 24. Sep 2004, 17:48 - Beitrag #3

Der erste Gedanke, der mir beim Lesen diese Textes kam, war, dass das Glück zum Glück ( :D ) sich nicht immer auf einem Plateau befindet, wenn es einmal erreicht ist, sondern auch wieder abfällt (im Normalfall). So wechseln sich Glück und Unglück, süss und scharf ab. Besonders der Vergleich mit dem Geschmack gefällt mir gut.

Eigentlich ist es doch logisch, wenn man von irgend etwas zuviel besitzt, hat man keine Freude mehr dran. Das Lieblingsessen hängt einem zum Hals raus, zuviel Zeit bringt Langeweile, mit Geld kann man sich nicht alles kaufen.
Aber dass man an dieser einen Sache kein Glück(sgefühl) mehr empfindet, bedeutet nicht, dass man dann gar kein Glück mehr spüren kann. Ein Mensch, der dann nicht allzu fanatisch in einer Sache ist, würde sich ein anderes Lieblingsessen, andere Freizeitbeschäftigung suchen oder sein Geld andersartig ausgeben.
Es muss also nicht immer zu einer Zerstörung kommen.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Fr 24. Sep 2004, 17:52 - Beitrag #4

Was meinst du mit "Literaturvorlage"? Ich habe doch die Quelle genannt. "3x3 Augen" ist ein Manga, wenn du das wissen wolltest.

Die Person, die das sagt, meint damit ja nicht nur Extremfälle, sondern beschreibt ihre Sicht der Natur des Menschens.
Nur der Teil mit der Zerstörung trifft auf Extremfälle zu.

Ich denke in dem Punkt nicht so pessimistisch, weil es für den Menschen theoretisch mehr Aufgaben gibt, als er in einem leben überhaupt bewältigen kann. Man überlege sich allein mal, wieviele Bücher es gibt, die man lesen könnte, wenn man wollte. Dem Mensch steht immer eine Aufgabe zu Verfügung, wenn er eine sucht, daran sollte es nicht mangeln.
Ich denke, dass jemand nicht mit dem zufrieden ist, was er hat und immer mehr will, trifft auf viele Menschen zu, aber nicht auf alle. Aber muss man auch sagen, zum Glück strebt der Mensch immer nach mehr, sonst gäbe es wohl auch keinen Fortschritt, wenn er immer mit dem zufrieden wäre, was er besitzt. Eine Balance zu finden, ist imo auch hier wieder das entscheidende.

Rosalie
Advanced Member
Advanced Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 335
Registriert: 23.10.2003
So 26. Sep 2004, 17:53 - Beitrag #5

Ich finde, in dem obigen Text geht es hauptsächlich um das Streben nach Genuß. Natürlich ist etwas zu genießen, auch eine Form des Glückes. Doch wenn mein ganzes Sehnen und Trachten nur auf die maximale Genußgewinnung und -steigerung fixiert ist, wird mir mit der Zeit jeder Genuß fade und schal und führt zur Übertrüssigkeit. Folglich wird - wie schön beschrieben - der nächste Kick gesucht .... dies kann bis zur Selbstzerstörung führen.

Unter Glück verstehe ich eigentlich etwas anderes: glücklich machen doch oft die kleinen Dingen des Lebens. Ein schöner Sonnenaufgang,ein klarer Frühlingsmorgen mit Vogelgezwitscher, ein Sparziergang durch den Schnee, ein geistreiches Gespräch, eine liebevolle Umarmung von einem geliebten Menschen, der Anblick eines schönes Bildes ...... (je nach Mensch und Geschmack differenziert dies natürlich!!) .


Glück bekommt man auch zurück, wenn man Glück verschenkt. Gerade Menschen die vordergründig gesehen, überhaupt nicht aufs eigene Glück aus sind, die sich für andere einsetzen, andren helfen ... sind oft glücklich und zufrieden.

Glücklich (jetzt als ständige Grundhaltung, die auch oftmals verborgen,in Schmerz und Leid anhält) macht auch das Bewußtsein, dass mein Leben einen Sinn hat, das nicht umsonst ist, nichts umsonst geschieht, dass da jemand ist, der mich hält und trägt.

Und diese Arten von Glücksempfinden stumpen auch nicht ab und man wird derer nicht überdrüssig. :)

Gruß Rosalie

Geni
Newbie
Newbie

 
Beiträge: 4
Registriert: 28.09.2004
Di 28. Sep 2004, 22:04 - Beitrag #6

Glück

Die wichtigste Frage ist meiner Meinung nach die Definition des Wortes Glück! Jeder Mensch verbindet anderes mit Glück, im großen und ganzen würde ich jedoch sagen, dass das Wort Glück ein Oberbegriff ist, für Wahrnehmungen die man nicht missen möchte, doch diese definition ist wie gesagt subjektiv! Die Notwendigkeit für Glück ist das Erkennen des Gefühles. Wie aber kann der Geist verstehen, das er ertwas positives erlebt, wenn er nicht das negative kennt? Ich streite also nicht die Notwendigkeit des Negativen ab, sehe dies aber als völlig normal. So kann ich nur sagen ich liebe, weil ich weiß, was Gleichgültigkeit bedeutet, das erleben von liebe und der Wunsch nach liebe ist aber doch deshalb nichts, was die allgemeine Gleichgültigkeit erzeugt.
Und das streben nach Glück ist Lebensnotwendig. Ein Mensch legt sich fest, fühlt, was für ihn Glück ist, er setzt sich Ziele gerichtet an dem subjektiven Glücksempfinden, ohne die Sehnsucht nach Glück hätten also Menschen keine Ziele, ohne Ziele hat der Mensch keinen Lebensinhalt, und misserfolge stärken sein Streben nach der Erfüllung seiner Träume, die Glück verkörpern und helfen so bei der Selbstfindung und Erfahrung der Menschen!
Das wirklich Problem sehe ich aber bei der erkenntnis des individuellen Glückes, denn Medien schreiben uns vor über was wir uns freuen sollten, wonach wir streben sollten und bringen uns so auf den falschen Weg, Verhindern das Entwickeln der eigenen Persönlichkeit und das wahre Gefühl von Glück!


Ich bin neu hier, und mir unsicher. Ich würde mich also freuen wenn ich statements lesen darf!
Liebe Grüße und ein Kompliment an eine Homepage bei der man zum Denken angeregt wird!!!
Liebe Grüß

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Mi 29. Sep 2004, 12:41 - Beitrag #7

Der Text enthält eine gewisse Wahrheit. Aber die ist meiner Meinung nach eher tautologisch.

Das Streben nach Glück ist nur eine spezielle Ausprägung des allgemeinen menschlichen Strebens, das der Grundantrieb jeder bewussten menschlichen Handlung ist. Da es der Antrieb von allem ist, folgt auch alles, was der Mensch bewirkt, aus ihm, und somit ist auch in diesem Fall Zerstörung, die ein Mensch an sich oder anderen anrichtet, natürlich eine Folge seines Strebens, seines Handelns.

Handelt er gut, so verbessert sich sein Leben und/oder das anderer. Handelt er schlecht, passiert nichts. Handelt er sehr schlecht, so zerstört er etwas.

(Auf die angewandte Glück-Unglück-Abstumpfung-Frage will ich nicht weiter angehen, die wurde in den von Maurice angesprochenen anderen Threads zur Genüge diskutiert)

blobbfish
Listenkandidat
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 3022
Registriert: 26.01.2003
Sa 2. Okt 2004, 20:53 - Beitrag #8

Den Text kennt man eigentlich schon, nur meist etwas anders formuliert. Ich bin mit dem Text dennoch nicht konsens, auf mich trifft er zum Beispiel nicht zu, ich gestalte mein Leben so, dass mein Glück zwar, wie taboo es sagt, auf einem Plateau ist, ich aber nicht von dem Plateau hinuntermuss um zu merken, dass ich eine Zeit lang auf einem Plateau war. Ich strebe an, auf dem Plataeu zu bleiben, nicht nur das Glück zu erreichen, das kann jeder, das schwere ist dieses Glück zu behalten. Oder besser gesagt mit diesem Glück zu arbeiten, auszukommen, das Glück benutzten. Dann und nur dann werde ich nicht die Currywurst essen müssen um den Geschmack von Orangensaft würdigen zu wissen.

@Maurice
Nur weil es genug Aufgaben gibt heißt es doch nicht, dass man sie auch bearbeitet. Für viele, mich als Beispiel, reicht es nur einen wirklich keinen Bruchteil dieser Aufgaben zu erledigen, es reicht mir. Auch wenn ich mehr schaffen kann so will ich das nicht. Ich will nicht das machen, was ich kann sondern das was ich will. Auch wenn das für sehr sehr viele unverständlich ist.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Sa 2. Okt 2004, 21:56 - Beitrag #9

Blobbi ich weiß gar nicht, warum du mir gegenüber Einwände hast, was habe ich denn behauptet, was mit deiner Sicht inkompatibel wäre?


Zurück zu Philosophie

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron