Soll der Staat Karstadt finanziell unter die Arme greifen?

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Soll der Staat Karstadt finanziell unter die Arme greifen?

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Maurice
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Do 30. Sep 2004, 09:50 - Beitrag #1

Soll der Staat Karstadt finanziell unter die Arme greifen?

Kommt uns die Situation nicht bekannt vor? Da gabs doch mal einen ähnlichen Fall vor ein paar Jahren... der Name "Holzmann" war plötzlich in aller Munde. Wird sich die Geschichte wiederholen?
Über die Verhältnisse zu Karstadt muss ich wohl nichts weiter sagen, jeder der die Sektion hier liest, wird inzwischen davon gehört haben. Nun ist in der Diskussion, ob der Staat Karstadt ähnlich wie damals bei Holzmann unter die Arme greifen soll... diesmal natürlich mit mehr Erfolg.
Wobei wir mal wieder auch bei der Frage der Interpretation des Begriffs "soziale Marktwirtschaft" wären. Ist ein solches Eingreifen des Staates noch marktwirtschaftlich? Ich will es bezweifeln...
Natürlich sind bedauerlich viele Arbeitsplätze gefährdet, aber in einer Marktwirtschaft ist ein Unternehmen (wenn es eben nicht staatlich ist) selbst für seine Lage verantwortlich. Natürlich ist es den Einflüssen von Steuern, Infrastruktur und wirtschaftlichen Klima ausgesetzt, welche stark durch die Politik mitbestimmt wird, aber nach unserer wirtschaftlichen Sicht ist das Unternehmen in erster Linie selbst für seinen Erfolg verantwortlich. Der Staat hat shcon genug Schulden, wo kämen wir außerdem hin, wenn die Mentalität entstehen würde, dass wenn ich als Großunternehmer Mist baue, Vater Staat mir ja schon zu Hilfe eilt?

Feuerkopf
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Do 30. Sep 2004, 11:49 - Beitrag #2

Was da mit Karstadt passiert, ist m. E. mal wieder ein klassischer Fall von Missmanagement und seinen Folgen.

Ich erinnere mich gut, dass vor einigen Jahren unsere Karstadtfiliale (eine richtig große) zu einem superduper-Luxus-Tempel umgebaut wurde, damals, als die New Economy so richtig brummte und alle dachten, das ginge ewig so weiter.

Kaufhof z. B. ist dagegen immer irgendwie auf dem Boden geblieben. Natürlich wurde auch dessen Filiale etwas aufgemotzt, aber dennoch wurde geguckt, was überhaupt für eine Klientel hier lebt (Dortmund, hohe Arbeitslosigkeit, westfälische Provinz).
Heute steht der Kaufhof-Konzern gesund da.

Karstadt hat sich von der Globalisierungs- und Multiplayer-Mentalität auffressen lassen.
Guckt euch an, wie DaimerBenz an der Fusion mit Chrysler zu knabbern hat. Keiner der Großen hat wirklich von den Fusionen profitiert. Das waren alles riesengroße Geldverbrennungsanlagen.

Ich denke nicht, dass der Staat Karstadt finanzieren darf. Dadurch gäbe es eine Schieflage zu Ungunsten des Mittelstandes. Aber vielleicht kann man Karstadt anders herum Druck machen, dass nicht immer Shareholders' Value im Vordergrund stehen darf, sondern auch die Interessen von -zigtausend Arbeitnehmern.

Sonderbar übrigens, dass Karstadt ausgerechnet profitable kleinere Häuser schließen will. Dort liegt doch das immer so lautstark beschworene "Kerngeschäft".

norialis
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Do 30. Sep 2004, 20:45 - Beitrag #3

Die Probleme unserer Gesellschaft, die sich jetzt bei KarstadtQuelle AG abzeichnen lassen sich m.E. nicht so leicht abtun und einfach als Missmanagement hinstellen. Damit wird das Problem zum einen verkannt und zum anderen als Fingerzeig auf einzelne Köpfe missbraucht.

Das Problem ist, dass zu viele Menschen zu wenig flüssiges Geld iin der Tasche haben um unsere Gesellschaft rezufinanzieren. KarstadtQuelle AG geht den Bach runter 5.000 Arbeitsplätze weniger, 5.000 Arbeitslose mehr, weniger Geld in den Kassen des Staates, weniger flüssige Mittel in der Hand der Bevölkerung, weniger Kaufkraft - eine Frage der Zeit bis beim nächsten Unternehmen Stühle gebrochen werden.

Sicher ist das Management nicht unschuldig, aber es allein darauf zu schieben halte ich für falsch und nicht tief genug durchblickt.

mathew
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Do 30. Sep 2004, 20:46 - Beitrag #4

Hallo Leute

Hallo Leute,

die Großkonzerne sind mitschuld an der hohel AL in Deutschland. siehe Karstadt jetzt wieder. bis zu 30.000 Jobs können durch das Abspecken verlorengehen. Die Mananger machen mehr Mist wie die Kleinen und bekommen 10 Millionen Abfindung so eine Sauerei!!



Mathew

Monostratos
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Do 30. Sep 2004, 21:01 - Beitrag #5

Kleine Anmerkung

Das hat nur entfernt etwas mit dem Thema zu tun, mathew...

1.: Thread und seinen Verlauf durchlesen.
2.: Überlegen, ob man was passendes, wohlargumentiertes dazu beitragen kann.

Wenn nicht, dann lassen. Danke.

Cernunnos
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Fr 1. Okt 2004, 00:28 - Beitrag #6

:D der Staat greift Karstadt unter die arme! Mit 1 € jobs... :D

mfg

Feuerkopf
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Fr 1. Okt 2004, 10:08 - Beitrag #7

Nun ja,
die 10 Mio Abfindung für einen Vorstand, der den Karstadt-Konzern in diese Situation gebracht hat, finde ich ziemlich happig, angesichts der Gehaltsverzichtsforderungen gegenüber den Angestellten.

Als Verbraucherin muss ich sagen, dass Karstadt in dieser Stadt dafür berüchtigt war und ist, wie miserabel das Betriebsklima ist. Das Personal gilt als häufig unfreundlich. Nicht umsonst gab es vor ein paar Jahren die wunderliche "Ich lächle ab sofort die Kunden an" -Kampagne in diesem Laden.

Karstadt hat vielfach auf gut geschultes Fachpersonal verzichtet, immer mehr Flächen an Einzelmarken "untervermietet".
Und - selbst hier im Niedrigpreis-Dortmund - ist Karstadt für recht deftige Preise bekannt.

Und trotzdem:
Dortmund ist der fünftgrößte Karstadt-Standort, umsatzstark und in den schwarzen Zahlen, trotz strukturschwacher Umgebung und starker Konkurrenz, innenstädtisch wie auch in den Vororten.
Die Firma hat hier superelegante Konsumtempel hingeklotzt, nix mit Plattenbauweise, wie in anderen Städten.
Selbst der "kleine" Karstadt im größten Vorort brummt und macht Gewinne.
Auch der Billiganbieter im Konzern "Wehmeier" scheint gut zu florieren.

Sag mal einer, das habe nichts mit dem lokalen Management zu tun.

Mir scheint, in der Vorstandsetage grassiert helle Panik und irgend jemand hat die große Sense ausgepackt, um Kahlschlag zu veranstalten, statt genau hinzuschauen und aus offenbar funktionierenden Einzelstandorten zu lernen.

Traitor
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Sa 2. Okt 2004, 13:04 - Beitrag #8

@Maurice: Hier stimme ich dir mal vollkommen zu. Greift der Staat regelmäßig bei von der Pleite bedrohten Konzernen ein, so entsteht eine Mentalität, dass man ja ruhig missmanagen kann, wie man will, der Staat wird's schon richten. Damit würden alle Vorteile der Marktwirtschaft gegenüber einer Planwirtschaft über Bord gehen.

@Feuerkopf:
Ich erinnere mich gut, dass vor einigen Jahren unsere Karstadtfiliale (eine richtig große) zu einem superduper-Luxus-Tempel umgebaut wurde, damals, als die New Economy so richtig brummte und alle dachten, das ginge ewig so weiter.
Kaufhof z. B. ist dagegen immer irgendwie auf dem Boden geblieben

Interessant, bei uns ist es eigentlich eher andersrum. Hier wirkt Karstadt (die Filiale gehörte früher Herti) leicht ramschig, während der Kaufhof derzeit immer weiter aufrüstet, vor allem mit einer Feinkostabteilung und im Verhältnis immer mehr Anzügen zu normalen Klamotten.

@norialis: Die wirtschaftliche Gesamtlage hat sicher Einfluss, aber dass Karstadt so den Bach runter geht, ist eindeutigerweise eine Folge des Missmanagements - was sich ganz simpel durch den Vergleich zum quasi florierenden Kaufhof zeigen lässt. In einer schwierigen Konjunkturlage sind die Anforderungen ans Management höher, ein Scheitern ist aber immer noch dessen Versagen, denn so schlecht, dass eine Firma chancenlos pleitegehen muss, ist die Wirtschaftslage bei weitem nicht.

Bowu
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Sa 2. Okt 2004, 13:40 - Beitrag #9

Ich bin gegen die Subvention einer unsozialen Aktiengesellschaft.
Ich bin viel eher gespannt, wer die Konsumtempel von Karstadt kauft.
Gute Werbung zum einkaufen bei Karstadt war das jedenfalls nicht, und die Manager bei Kaufhof erleben bestimmt derzeit eine schöne Zeit.

Ne bessere Idee wäre es einen der erfolgreicheren Konkurenten zu subventionieren, damit diese die Karstadt Filialen die abgestossen werden mitsamt Personal übernehmen und restrukturieren können.
Ne gute Idee wäre das aber immer noch nicht.

Ich belohne die Karstadt Aktionäre jedenfalls erstmal mit meinem fernbleiben (nich das ich da oft grössere Sachen gekauft hätte).


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