Narben auf dem Arm... selbstverletzendes Verhalten?

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Maurice
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Mi 29. Sep 2004, 15:33 - Beitrag #81

Wie weit ist denn Magdeburg von ihm entfernt? Sich nur jedes Wochenende zu sehen, kann natürlich nicht einfach sein, aber soviel sollte doch eine Liebe aushalten können!
Wie kam es denn überhaupt zu Magdeburg? Gab es nichts passendes, was näher lag? Ist Magdeburg zu weit von ihm entfernt, dass man da nicht auch jeden Tag so hin- und zurückfahren kann?
Sobald du mit studieren anfängst, hast du e das halbe Jahr über weniger Zeit als früher für die Beziehung. Studium kann einiges an Zeit in Anspruch nehmen.

Hat denn dein Freund schon Fernbeziehungen gehabt, die an der Entfernung gescheitert sind, oder warum ist er sich so sicher, dass es nicht klappen wird?
Zweifel finde ich nicht völlig unberechtigt, aber ich kann dieses Weltuntergangsstimmung nicht leiden. Wo ein Wille ist, ist meistens auch ein Weg... aber ob er überhaupt wirklich will?
Wenn du ich fragst, ist schon länger was zwischen euch im unreinen, wenn dieser Fakt euch in so eine Kriese wirft.

Hast du denn keine beste Freundin oder sonst jemanden, mit dem du dich darüber aussprechen könntest, wenn die Hemmungen zu groß sind, mit ihm darüber zu reden?

Wombat
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Do 30. Sep 2004, 00:16 - Beitrag #82

Über solche ein Thema zu reden ist nicht einfach. Da kann die virtuelle Welt schon hilfreich sein.

Zu allererst muss Du Dir im Klaren sein, dass Deine Taten überhaupt nichts zur eigentlichen "Problem"bewältigung beitragen. Klar Du fühlst Dich für einen Augenblick frei, und danach?
Was auf jeden Fall Zurückbleiben wird sind hässliche Narben, die Du nicht allzu leicht wieder wegbekommen wirst.

Ich kann Dich auch verstehen, wenn Du so verzweifelt bist, dass Du zu solchen Maßnahmen greift, aber Du mußt doch zugeben, dass es Dich nicht weiterbringt.

Wie "tief" Du in diesem Teufelskreis drin steckst, kann wohl keiner beantworten, außer Du selbst. Und mögest Du noch so tief drin sein, wenn Du den Willen dazu hast, kommst Du auch wieder raus.

Vielleicht bist Du gerade jetzt in die Sache hineingeraten, weil plötzlich sovieles sich geändert hat. Die Situation mit Deinem Freund, Ortswechsel, geplatzer Studienwunsch, Familie, etc.
Auch wenn es schwer fällt, aber darüber reden hilft immer, um sich Klarheit zu verschaffen. Natürlich hast Du Angst, dass die anderen Dich für "krank" halten, aber ich denke, wenn sie Dir so nahe stehen, dass diese Angst unbegründet ist.

Wie hast Du denn sonst Deine Ängste verarbeitet?

Rote Tränen
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Do 30. Sep 2004, 09:57 - Beitrag #83

Die Beziehung zwischen mir und meinem Freund ist im Reinem. Das Ganze wird eigentlich nur problematisch da er 30 und ich 20 jahre alt ist. Und ja, er hat zwei Beziehung 7 & 3 Jahre lang mehr oder weniger als Fernbeziehung geführt. Beide sind gescheitert. Für ihn war es die erste "intensive" Beziehung. Und wenn man mal etwas hatte und man muss plötzlich zu etwas zurück kehren in dem man nur mit schlechten Erfahrungen herausgegangen ist... De facto wird die Beziehung aus Verstandsgründen von seiner Seite aus abgebrochen. Und da er meint, mit Verstand weiter zu kommen, seine Gefühle in den Griff zu bekommen, schottet er sich sich dahingegen ab. Seit 2 Monaten scheint nach außen heile Welt und im inneren kämpft jeder für sich.

Alle diese Kompromisse die du aufgezählt hast, funktionieren für ihn nicht. Er kennt sie aus Erfahrung. Mit Medizin in Berlin hat es leider nicht geklappt. Doch auch dann wären einige Kilometer zwischen uns gewesen.

Mein Freund hat auch gestern die Narben und roten Streifen gesehen, fühlt sich dadurch unter Druck gesetzt und in die Ecke gedrängt. Ich habe versucht mit einer Freundin zu reden. Diese sah meine Taten jedoch nur als Mittel um meinen Freund zum Reden zu zwingen und um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Früher habe ich geschrieben, gesungen, Sport getrieben. Einiges mach ich heute zwar auch, doch scheinbar hat es nicht gereicht.

Maurice
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Do 30. Sep 2004, 10:17 - Beitrag #84

Tolle Freundin :shy: ...
Dass dein Freund so skeptisch ist, kann ich anchvollziehen. Aber wie weit würdet ihr dann nun von einander entfernt wohnen? In der Vorlesungszeit würdet ihr euch wohl nur jedes Wochenende sehen, aber in den Semesterferien könntet ihr euch wieder jeden Tag sehen. Also so schlecht erscheinen mir die Umstände nicht.

Diese Beziehungsprobleme werden nicht alleiniger Auslöser für dein SVV sein. Ich glaube nicht, dass sowas einfach vom Himmel fällt, die Wurzeln sind wo anders zu finden.

Wie ich das sehe werden wir wohl zwei Themen parallel besprechen, die natürlich in Verbindung stehen, aber nicht dasselbe sind. Du sagtest der Gedanke auf SVV kam dir schon einige Male, was waren das denn für Situationen gewesen?

Dein Freund scheint die Situation ja rein rational lösen zu wollen... doch erscheint er mir hier sehr egoistisch. Natürlich ist es auch für ihn schwer, aber mit seinem Verhalten macht er es dir nur noch schwerer. Imo sollte er sich um ein etwas anderes Verhalten bemühen, wenn ihm noch was an dir liegt. Und das kann keine allein rationale Diskussion über dein Problem sein, denn dein Problem ist nicht rational und da helfen oft auch keine guten Argumente. In deiner Gefühlswelt ist einiges nicht in Ordnung und diese ist leider für Argumente oft imun. Wenn du über die Jahre in diesen Sumpf immer weiter reingesunken bist, dann wirst du da kaum so schnell alleine wieder rauskommen, aber woher bekommst du jetzt eine helfende Hand?

Feuerkopf
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Do 30. Sep 2004, 11:08 - Beitrag #85

Ich kann verstehen, dass das Umfeld hilflos und verschreckt reagiert, denn ich stehe seit einigen Wochen vor demselben Problem.
Vor allem Berichte wie der im Spiegel tragen noch mehr zur Verunsicherung der Angehörigen bei, denn wenn tatsächlich 70 % der Selbstverletzer missbraucht wurden, was habe ich dann nicht mitbekommen???

Mir scheint, und ich hoffe, meine Angehörige hat mir die Wahrheit gesagt, dass das Schneiden eine Ventilfunktion bei starkem innerem Druck ist. Besonders ehrgeizige und etwas verschlossene Charaktere scheinen auch anfällig zu sein.
Und ja, die Narben fallen auf! Wahrscheinlich sollen sie das auch, damit letztlich das erreicht wird, was insgeheim gewünscht wird: Zuwendung und Verständnis durch andere.

Ich finde es gruselig, ganz ehrlich. Und ich hasse es, so hilflos daneben zu stehen und nicht wirklich helfen zu können, weil die Ursache des Schneidens - wenn sie denn stimmt - eigentlich eine diffuse Mischung aus Problemen unterschiedlicher Art ist.

Zum Glück scheint sie es zur Zeit zu lassen, ich habe keine neuen Schnitte gesehen. Hoffentlich ist sie nicht auf verborgene Stellen ausgewichen.

Rote Tränen
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Do 30. Sep 2004, 15:19 - Beitrag #86

Ich weiß nicht ob ich meinen Freund als egoistisch bezeichnen würde. Rationalität war schon immer seine Art Probleme zu lösen bzw. mit sich selbst auzumachen.

Ich kan mir gut vorstellen wie hilflos du dich und mein Freund fühlen müssen. Ich selbst steh dem ganzen mit Angst gegenüber und weiß nicht was mit mir auf einmal los ist.

Glaube mir Maurice, ich würde viele Opfer bringen wollen um die Beziehung zu halten. Ich habe das Gefühl meinen Deckel gefunden zu haben. Es scheint alles so zu stimmen, viel Zufälle haben uns zueinander geführt und viele Probleme haben wir gemeinsam geschafft zu lösen. Manchen harten Kampf ausgefochten. Heute wird der letzte gemeinsame Abend wohl sein. Morgen fahre ich nach Magdeburg. Ich stand schon einige Male heute im Bad, heulend und kurz davor.

Ich habe gelesen, dass Menschen, die nach außen hin immer selbstbewusst und als stark gelten, viele Dinge vorschieben um Probleme zu verdrängen besonders betroffen sind. Ich gehöre rein charakterlich auch dazu.

Ich weiß nicht mehr genau, welche Situationen es im Einzelnen waren. Aber meistens waren sie mit Verlusten, Ausweglosigkeit, Hilflosigkeit und Sorge geprägt. Scheint mir im Nachhinein so. Scheinbar ein neues Ventil um den inneren Druck abzulassen. Ích hab mich immer für stark genug gehalten, dass mir so etwas nie passieren wird. Und nun, das Bild von mir selbst ein großer Scherbenhaufen.

Wo ich die helfende Hand finde? Ich weiß es nicht. In meinem Freund wahrscheinlich nicht. Wenn wir uns morgen trennen, dann wird eine Weile kein Kontakt bestehen. So möchte er es. Er will seine Gefühle unter Kontrolle bekommen. Ich hab keine Ahnung wie. Aber ich möchte auch keine Last sein. Ansonsten kenn ich noch keinen weiter unten in Magdeburg. Seine Eltern wohnen in der Nähe, doch sind wohl ebenso "ungeeignet" wie mein Freund. Aber ich weiß, dass ich was unternehmen muss. SVV ist selten das Ende vom Lied wie ich gelesen habe. Und ich liebe das Leben doch eigentlich...

Maurice
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Do 30. Sep 2004, 16:11 - Beitrag #87

Ich will ja nichts unnötig schlechtreden, ich kenne die Situation ja auch nicht richtig, aber ob er wirklich dein Deckel ist? Ihr scheint doch sehr verschieden zu sein, wodurch gewisse Spannungen stehen.

Wie weit ist denn Magdeburg nun von ihm entfernt?
Außerdem hat die eine Fernbeziehung von ihm 7 Jahre gedauert, solange brauchst du bestimmt nicht mal zum studieren. Ihr könnt euch fast ein halbes Jahr täglich sehen und die andere Hälfte, eben nur jedes Wochenende. Warum soll das nicht zu schaffen sein? So groß sollte doch die Liebe sein, oder?

Wie lange seit ihr denn schon zusammen?

Rote Tränen
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Do 30. Sep 2004, 16:51 - Beitrag #88

Wir sind anderthalb Jahre zusammen. Haben mehr oder weniger zusammen gewohnt. Mit dem Auto oder mit der Bahn bräuchte man 2 1/2 Stunden...

Maurice.. ich seh das alles ähnlich wie du... doch er ist derjenige der alles rationalisiert. Vielleicht ist der Deckel leicht verbeult, der Topf sowieso... Ab Morgen bin ich in Magdeburg. Ab dem Abend allein. Und davor hab ich Angst. Ich hab mich sonst immer mit Menschen umgeben, diesmal hab ich keine Chance als mich allein damit auseinander zu setzen.. vielleicht hab ich das nie gelernt.

Feuerkopf
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Fr 1. Okt 2004, 09:54 - Beitrag #89

Rote Tränen,

es tut mir leid, dass Dein Freund so absurd konsequent ist, nur weil ihn in der Vergangenheit mal jemand enttäuscht hat. Das ist kindisch, um es mal grob auszudrücken.
Du bist nicht die Verflossene.

Ich kann verstehen, dass Dich die neue Situation arg belastet. Du weißt nicht, was auf Dich zukommt, Du ziehst in eine neue Stadt.
Hoffentlich ist es an der Uni so wie an vielen anderen Unis: Dort werden nämlich "Erstis" sehr nett aufgenommen, es gibt Tutorien und viele Kennenlern-Aktionen.
Tu Dir selbst einen Gefallen und mach viel mit in dieser Hinsicht. So leicht wie zu Beginn des ersten Semesters lernst Du nie wieder Leute kennen.
Dort wird der Grundstein gelegt für Arbeitsgemeinschaften, Lerngruppen und auch für Freundschaften.
So wie Dir geht es vielen, also sind auch viele besonders kontaktbereit.

Sei ein bisschen neugierig, schau Dir die Stadt an, die kulturellen Möglichkeiten, die guten Kneipen. Es gibt auch bestimmt die Möglichkeit, an der Uni für ganz kleines Geld Sport zu treiben und meistens kann man auch Theater spielen oder im Chor singen oder dergleichen.

Auf keinen Fall solltest Du traurig und rückwärtsgewandt in Deiner neuer Bude hocken.
Wie eure Beziehung die Trennung verträgt, muss sich zeigen. Erzwingen kannst Du nichts. Entweder er liebt Dich, dann kommt er auch mit seltenen Treffs zurecht, oder er suhlt sich lieber in selbsterfüllenden Prophezeiungen.
Du solltest wirklich nach vorn schauen!

Wenn es schlimmer wird mit dem SVV, dann gibt es an jeder Uni Frauengruppen oder psychologische Beratungsdienste. Hilfe solltest Du dann unbedingt annehmen.

Krameri
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Do 7. Okt 2004, 01:39 - Beitrag #90

Ich habe es ebenso lange nicht glauben können, dass dieser Mensch tatsächlich in der Lage ist so konsequent zu reagieren.
Wo da die Liebe steckt, das frag ich mich noch immer.

Aber du kannst und solltest auch auf einiges Stolz sein. Du hast Ziele im Leben und du hats genug Ehrgeiz diese Ziele zu erreichen.
Ich will hier keine Lobeshymnen singen, das wäre wohl unpassend. Aber du sollst wissen dass du ne ganze Menge Sachen in deinem Leben auch richtig gemacht hast.
Sonst wärst du nicht der Mensch den ich kenne und den ich mag.

Du bist nicht allein, weder in Magdeburg noch sonstwo. ;)

Maurice
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Do 7. Okt 2004, 09:12 - Beitrag #91

Moment, spekuliere ich richtig, dass Krameri der Freund von Rote Tränen ist? :confused:
Oder seid ihr nur so befreundet?

Krameri
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Fr 8. Okt 2004, 11:17 - Beitrag #92

"nur" so

Rote Tränen
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Fr 8. Okt 2004, 18:02 - Beitrag #93

Krameri ist ein sehr guter Freund für mich in den letzten Jahren geworden... mein Seelenmüllkasten *smile* Doch diesmal konnte ich noch nicht einmal per Telefon drüber sprechen... hatte ihm nur diesen link geschickt...

Mittlerweile bin ich eine Woche in Magdeburg. Ich bin sehr viel unterwegs mit vielen Menschen.. stürze mich sozusagen in die Arbeit. So sehr, dass ich nicht schaffe darüber zu grübeln. Nur die Narben erinnern einen immer wieder an das Vergangene... Vorsorglich wurden auch alle Klingen und Co daheim gelassen... bis jetzt helfen Ausweichmöglichkeiten. Doch ich weiß, dass ich nicht so weiter machen kann.. immer auf Achse und immer das Lachen auf den Lippen. Ich gebe mein Bestes nach vorn zu schauen, doch weiß ich, dass ich auch noch nach hinten schauen muss um das mit dem svv zu verstehen und zu bekämpfen...

Danke an euch für euren Zuspruch und eure Hilfe... Ich weiß nicht, was ich ohne diesen ersten Beitrag gemacht hätte...

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