@Ipsissimus
zunächst mal wäre eine EXAKTE Definition oder zumindest Bedeutungserläuterung des Begriffes "Wahrheit" und seiner Ableitungen wünschenswert.
Eine exakte Definition ist, wie bei jedem anderen Begriff, selbstverständlich unmöglich, da diese Definition für ihre Exaktheit wieder exakte Definitionen ihrer Bestandteile voraussetzen würde.
Wie wäre es mit "Wahrheit ist die Feststellung von Isomorphie zwischen zwei getrennten Strukturen?" Die bewegten Bilder im Fernsehn sind isomorph zu der abgebildeten Wirklichkeit, zumindest hoffentlich. Hatte schon mal jemand das Gefühl, daß diese bewegten Bilder trotzdem lügen?
Der Begriff der Isomorphie ist mir erstmal nur aus der Mathematik bekannt. Lehnt man ihn in deiner Definition an den mathematischen an, kommt wohl kaum etwas sinnvolles heraus (schon allein wegen der Zweidimensionalität des Fernsehbilds und der Dreidimensionalität der Wirklichkeit könnte keine Isomorphie vorliegen). Vielleicht solltest du daher deine Verwendung dieses Begriffes näher erläutern.
Padreic, ich erkenne in deinen Erläuterungen noch nichts, was mich wirklich zwingt, anzunehmen, daß mein Satz von Wahrheit und Wahrscheinlichkeiten nicht selbstreferentiell sein darf. Selbstverständlich unterliegt dieser Satz sich selbst, ist also mit einer Wahrscheinlicheit größer Null und kleiner Eins versehen.
Da kommt m. E. schon eine Retorsion in's Spiel. Du behauptest doch, dass die Aussage, dass der Satz eine Wahrscheinlichkeit von größer Null hat, wahr ist, was du dem Satz zufolge allerdings nicht kannst, da nichts wahr ist.
Fuzzy-Logiken, nicht-duale Logiken, mehrwertige Logiken, possibilistische Logiken, nichtmonotone Logiken - nur um ein paar der wichtigsten Stichworte zu modernen Logiksystemen zu nennen. Viele moderne technische Geräte aus der Elektronikbranche funktionieren nur, weil das Tertium non datur überflüssig ist :-)
Diese Logiken sind mir (bis auf die nichtmonotone) durchaus bekannt. Sie haben aber eine andere Problemstellung als ontologische Wahrheiten zu beschreiben. Übrigens schließen sich mehrwertige Logiken und das Axiom (p oder nicht-p) sich durchaus nicht aus.
das ist GENAU der Punkt: mensch kann sich den Wahrheitsbegriff so definieren, daß er bestimmte Zwecke erfüllt. Das heißt wiederum lediglich, daß es eine fixierte Wahrheit nicht gibt..
Der Schluss mutet mir höchst obskur an. Ich kann mir jeden Begriff nach Belieben definieren. Trotzdem kann ich, lege ich mich einmal auf eine Bedeutung fest, ihn durchaus auf Dinge anwenden ohne in Doppeldeutigkeiten zu kommen.
Es geht hier mehr um den Begriff an sich denn um die spezifische Lautkombination, die man ihm beilegt.
was bitte ist ein real existierender Gegenstand? Eine Bewußtseinskonvention!
Nein, das gerade nicht. Es ist etwas und nicht vielmehr nichts, weshalb die Existenz von Realem feststeht. Über dieses mögen wir keine sicheren Aussagen treffen können, es existiert jedoch unabhängig von unserem Bewusstsein.
"Wahrheit" bleibt damit ein sehr pragmatischer Begriff, der nur zustande kommt, wenn du von der unerreichbaren Totalität, über die sich nichts aussagen läßt als ihre Unerreichbarkeit, sehr sehr viele Accidentien wegstreichst bis du bei der Abstraktionsschicht angelangt bist, auf die du den Wahrheitsbegriff anwenden willst, was insgesamt reine Willkür oder Zweckdienlichkeit bleibt.
Dass man aus pragmatischen Motivationen heraus, den Begriff der Wahrheit ungenau verwendet, ändert nichts an der Existenz seines Geltungsbereiches.
Padreic