"Im Prinzip hast du Recht. Nur ist der Nonkonformismus leider meistens kein Indivualismus, sondern eine Gegenläufige Bewegung zu den herrschende Normen."
das sind Behauptungen, gegen die mensch praktisch wehrlos ist :-) da derjenige, der sie aufstellt, seinen Bezugspunkt offensichtlich absolut setzt.
Meinst du denn, das Leben gemäß Normen erfolge aufgrund derer positiver Affirmation?
Der Atheismus, ist ein Glaube, daran gibt es keinen Zweifeln.
so, so, kein Zweifel :-) darf ich dich mit einem kleinen Text konfrontieren, den ich vor ein paar Jahren in einer ruihigen Minute mal verfaßte?
"Einer sehr beliebten, immer wieder zu begegnenden Aussage gottgläubiger Menschen zufolge sind die Annahmen eines seiendes Gottes und jene eines nichtseienden Gottes in ihrem Gläubigkeitscharakter einander entsprechend, da die Behauptung, Gott existiere nicht, ebensowenig bewiesen werden könne wie ihr Gegenteil und somit auch Inhalt eines Glaubens sei.
Die Vertreter agnostischer oder atheistischer Denkschulen machen es religiösen Menschen hier sehr einfach, da in allen historisch wirkungsmächtig gewordenen Formen des Non-Theismus, wie im Atheismus und Materialismus, in der Tat ein zumeist uneingestandenes Element von Gläubigkeit - bezüglich eines definitiven Soseins der Welt - enthalten ist, womit der Kampf sozusagen ins Homeland der positiv gläubigen Seite verlegt ist und nach deren Bedingungen ausgetragen wird. Da mich dies lange genug geärgert hat, ein paar Gedanken hierzu.
Die Nichtbeweisbarkeit als Schlüsselargument für die Gleichwertigkeit der beiden Auffassungen aufzufassen, verkennt, daß »Gott« ein denkbares Axiom des Systems »das Sein in seiner Totalität« ist, denkbar neben vielen anderen denkbaren Axiomen; die Nichtbeweisbarkeit ist geradezu Kennzeichen des axiomatischen Charakters. Axiome aber werden gerade nicht bewiesen, also nicht abgeleitet von anderen Voraussetzungen, sondern als Folge ihres Benötigtwerdens für einen bestimmten Zweck gesetzt.
Alle Beweisbarkeit beginnt erst nach der Anerkennung eines Axiomensystems, aber die Axiome selbst bleiben bei diesem Spiel außen vor. »Beweisbarkeit« oder »Nichtbeweisbarkeit« sind also nicht nur keine Argumente in diesem Zusammenhang; läßt sich jemensch darauf ein, zeigt dies nur, daß es den axiomatischen Charakter der Konstruktion nicht erkannt hat.
Es gibt eine Variante des Gottesbegriffs, die sich dieser Schwierigkeit entzieht, nämlich die Auffassung von einem immanenten Gott, einer Weltseele vielleicht, in jedem Fall aber eines im Rahmen der Gesamtheit der realen Existenz beliebig mächtigen Wesens, womit zumindest im Prinzip die Chance der Beweisbarkeit oder Widerlegbarkeit besteht.
Nun, monistisch-monotheistische Gottesbilder zielen auf einen transzendenten Gott; für mein Empfinden wäre ein immanenter Gott auch nur ein über die Maßen mächtiges - aber eben: physikalisch existentes - Wesen, mit dem mensch sich vielleicht besser nicht anlegt. Solange der Existenzerweis eines solchen Wesens nicht phänomenologisch erfolgt, behalte ich mir vor, diese Variante im Rahmen der folgenden Gedankengänge zu ignorieren und ihr gegenüber insgesamt eine rein skeptische Haltung einzunehmen.
Aber selbst wenn die Verifikation eines immanenten Gottes gelingen sollte, wäre sie für die Frage der Existenz eines transzendenten - z.B. des christlichen - Gottes irrelevant.
Betrachten wir die schöne Geschichte vom Weihnachtsmann, Glücks- weil Geschenkebringer meiner Kindheit, eine der wenigen »Lichtgestalten« jener Zeit meines Lebens, wenigstens solange er nicht maßregelnd auftrat.
Ein Kind kann lange Zeit an einen ontischen Weihnachtsmann glauben, einmal mit der Idee konfrontiert und diese verinnerlicht, ist sie ihm schlechthin unhinterfragbar. Jedoch: irgendwann beginnt es: die Beobachtungen des Kindes werden inkonsistent zur Idee; das Kind ist erst nicht sicher, manches versteht es noch nicht, manches bleibt ungewiß, andere Elemente überleben länger.
Irgendwann jedoch erlebt das Kind einen Augenblick der Erleuchtung: es versteht die Konstruktion. Vielleicht erst im Jugendalter; aber irgendwann kommt der Augenblick, da klar ist,
daß der Weihnachtsmann konstruiert wird,
wie er und
warum er konstruiert wurde.
Technisch gesprochen: das Kind versteht die Funktion des Axioms im Rahmen des Systems.
Nach diesem Augenblick vermag das Kind selbstverständlich noch immer mit der Idee des Weihnachtsmannes umzugehen (die
Idee Weihnachtsmann existiert ja), vielleicht wird es sogar später seinen Kindern die gleiche alte Geschichte erzählen;
jedoch: die Existenzfrage ist erledigt.
Da ist keine Frage mehr, und jeder Versuch eines potentiellen Gesprächspartners, diese schiere Frage am Leben zu halten, mit Ungewißheiten und Unbeweißbarkeiten oder gefühlsmäßiger Affirmation zu argumentieren, zeigt lediglich, daß der Gesprächspartner etwas Fundamentales nicht verstanden hat. Es gibt nach diesem Augenblick des Verstehens, nach jenem Augenblick, da sich der Weihnachtsmann unabweisbar und irreversibel als Vater mit Ganzkörperkostüm offenbart, keinen Weg zurück zu diesem Weihnachtsmann."
Und irgendwann versteht der Erwachsene, der dieses Kind war, auch, daß die Nichtexistenz des Nichtexistenten nicht bewiesen werden kann - und daß dies auch gar nicht notwendig ist.