Musik macht nicht intelligent

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Wombat
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Do 4. Nov 2004, 07:41 - Beitrag #1

Musik macht nicht intelligent

Weit verbreitet ist die Meinung, dass Musikunterricht und das Erlernen eines Instrumentes die Intelligenz von Kindern erhöht.

Doch die aktuellen Studienergebnisse, die Prof. Martin Rammsayer im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Göttingen vorstellte, wiederlegen diesen Glauben. Die Göttinger Psychologen verglichen bestimmte "Intelligenzaspekte" von 70 Studierenden der Hochschule für Musik und Theater in Hannover, die mindestens zehn Jahre qualifizierten Musikunterricht hinter ich hatten, mit 70 Nichtmusikern verschiedener Fakultäten der Universität Göttingen, die keinerlei musikalische Vorbildung besaßen. Das allgemeine Bildungsniveau, Alter und Geschlecht der beiden Gruppen waren vergleichbar. "Wir haben bei beiden Gruppen unter anderem das verbale Verständnis, logisches Denken, mathematische Fähigkeiten, die Wortflüssigkeit, das räumliche Vorstellungsvermögen und das Gedächtnis getestet", berichtete Prof. Rammsayer.

Die Auswertung hat jedoch keine nennenswerten Unterschiede in der allgemeinen Intelligenzleistung von Musikern und Nichtmusikern ergeben. Auch wenn die Musiker in einigen Bereichen wie z.B. in der Wahrnehmungsgeschwindigkeit und in der Erkennung von Einzelfiguren aus komplexen Mustern den Nichtmusikern etwas überlegen waren, so ist das für Prof. Rammsayer noch kein Beweis für eine höhere Intelligenz.

"Überspitzt lässt sich sagen, dass Musiker besser und schneller Noten lesen als Nichtmusiker", so Prof. Rammsayer. Für die Göttinger Psychologen steht fest, dass durch eine musikalische Ausbildung oder durch das Erlernen eines Instrumentes die allgemeine Intelligenz eines Menschen nicht verbessert wird.

(aus http://www.gesundheitspilot.de)

keles
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Do 4. Nov 2004, 08:00 - Beitrag #2

Diese Studie beweist nur, dass was ich schon immer wusste und sagte :cool: . Wieso sollten z.B. Musik Studenten klügersein als andere. Sie sind vielleicht kreative als andere oder können bestimmen in was für einen Tonart der Musiker ein Lid spielt, was nicht bedeutet, das sie klüger sind.

aleanjre
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Do 4. Nov 2004, 09:29 - Beitrag #3

Es gibt aber unbestreitbare Studien, dass das Erlernen eines Musikinstrumentes bei Kindern sehr positive Effekte hat, sowohl für die schulische Leistung als auch im Sozialverhalten.
Man hat Studenten miteinander verglichen. Das läßt für mich den Schluss zu, dass es durchaus auch andere Strategien gibt, um die Intelligenzentwicklung zu fördern - und das empfinde ich nicht als Überraschung. ;)
Es ist ja auch bekannt, dass Sport die ganzheitliche Entwicklung fördert. Es führen also viele Wege nach Rom.

Aber unabhängig von "was macht mich klüger" ist doch sowohl das erlernen als auch das beherrschen eines Musikinstrumentes ein Genuß, für den es überhaupt keine weiteren Argumente braucht.

Maurice
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Do 4. Nov 2004, 10:20 - Beitrag #4

Ich habe weder ein Musikinstrument erlernt, großatig Sport gemacht, zusätzliche Frdmdsprachen erlernt oder sonst "cognitiv gefördert", bin aber trotzdem auf der Uni. War mein Blindungsweg jetzt nur zu einfach oder ist dieses ganze Förderungszeug einfach nur fraglich? :shy:

Ipsissimus
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Do 4. Nov 2004, 10:43 - Beitrag #5

wie aleanjre schon sagte, es scheint, daß viele Wege nach Rom führen

aleanjre
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Do 4. Nov 2004, 10:43 - Beitrag #6

Förderung ist nur dann fraglich, wenn es zu "Überforderung" wird.
Intelligenz, Bildung und schulischer Erfolg schöpfen aus zwei Quellen: Ca. 50:50 Gene und Umfeld.
Wer also mit höherer bis höchster Begabung geboren ist, einigermaßen gesund ernährt wird, nicht im dunklen Kleiderschrank aufwächst, von schweren Krankheiten behindert wird, mit unsanften Schlägen mittels Bratpfanne auf dem Kopf erzogen oder schlicht keinen Zugang zu Bildungsmaterial erhält, wird seinen Weg schon irgendwie machen.

Mit einer ganzheitlichen Förderung hättest du ein breiteres Fähigkeitenspektrum erreicht und wärst in deiner Entwicklung mit Sicherheit schon weiter. Aber solange kein Mangel besteht, ist das kein Problem.

Andererseits können normal begabte Kinder durch gezielte Förderung sehr viel mehr erreichen. Bis sie eben an ihre natürlichen Grenzen stoßen.

Ipsissimus
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Do 4. Nov 2004, 11:46 - Beitrag #7

Das ist teilweise richtig, aleanjre, allerdings das "Drama des begabten Kindes" ist da nicht eingerechnet - gerade höchstbegabte Kinder entgleisen oft aus Gründen, die Wenigerbegabte - einschließlich Eltern und Lehrer - gar nicht sehen oder als belanglos abtun

aleanjre
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Do 4. Nov 2004, 12:19 - Beitrag #8

Die höchstbegabten Menschen entgleisen niemals wegen ihrer angeborenen Begabung, auch nicht wegen mangelnder oder vorhandener Förderung, sondern auf Grund der verständnislosen Umwelt. Oder: auf Grund von ADS(H), Asperger - Autismus, Wahrnehmungsstörungen etc., die das Kind von der Gesellschaft noch weiter ausgrenzen. Da dies nicht Thema ist, hab ich das absichtlich außen vor gelassen.

Wombat
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Do 4. Nov 2004, 12:29 - Beitrag #9

Original geschrieben von Maurice
Ich habe weder ein Musikinstrument erlernt, großatig Sport gemacht, zusätzliche Frdmdsprachen erlernt oder sonst "cognitiv gefördert", bin aber trotzdem auf der Uni.


Betrachtet man gewisse Spezies an der Uni, scheint es, dass Intelligenz keine Voraussetzung dafür ist, eine Hochschule besuchen zu dürfen.

Stalker
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Do 4. Nov 2004, 12:31 - Beitrag #10

Fraglich finde ich die Representatitivät einer solchen Studie mit nur 140 Propanden.
Außerdem, war es auch schon vorher klar, dass Musik wohl kaum alle Bereiche der Intelligenz kultiviert, jedoch möglicherweise, einzelne, spezifische Teilaspekte.


Hochbegabte Menschen scheitern, weil sie am Pol des Gaußschen-Glockenkurve sitzen. Ob Hochbegabt, oder Unbegabt, beides lässt sich als Extrem nicht gut leben.

Ipsissimus
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Do 4. Nov 2004, 12:51 - Beitrag #11

zum Thema Musik und Intelligenz: fast während meiner ganzen Gymnasialzeit wohnte in meiner Nachbarschaft ein etwa gleichaltriger Junge. Wenn andere und ich draußen spielten, übte er Oboe. IMMER. Er hatte keine offensichtlichen sozialen Kontakte in seiner schulfreien Zeit außerhalb der Familie (in einem relativ kleinen Dorf funktioniert die Überwachung üblicherweise verdammt gut).

Bei den gelegentlichen zufälligen Treffen, die über die Zeit unvermeidlich sind, entpuppte er sich als jemand, der nichts zu sagen wußte, sehr linkisch ist und offensichtlich den Kontakt scheute. Sah man ihn auf einem Konzert (die er schon ab seinem ~ 10ten Lebensjahr gab, wirkte er ... ja, wie ein kleiner Karajan, genauso affektiert.

Er hatte mit 22 sein Musikstudium hinter sich, mit 24 seine Konzertreife, mit 28 die Virtuosenklassen mehrerer Lehrer durchflogen und wurde mit 30 Professor für Oboe an der Folkwanghochschule in Essen und gilt als einer der weltbesten Oboenspieler überhaupt.

Studienbedingt hatte ich später mal Kontakt zu einem seiner Studenten. Nach dem was der erzählte, hatte sich nichts geändert. Musik und sonst nichts.

aleanjre
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Do 4. Nov 2004, 13:08 - Beitrag #12

Was genau willst du damit jetzt sagen?
Nach deiner Beschreibung klingt dieser Mann wie ein Asperger - Autist. Oder das Opfer von "Eislauf - Eltern" - jene Sorte Eltern, die ihr Kind zwingen, ihre Begabung einseitig auszuleben und nur dann Liebe und Lob erhalten, wenn sie brav ihre 8 Stunden täglich Eiskunstlauf/Tennis/Fußball/Oboe üben.

Ich sehe da weder den Beweis noch Gegenbeweis zu der Studienthese.

Ipsissimus
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Do 4. Nov 2004, 13:11 - Beitrag #13

nun ja, zumindest zeigt es, daß es nicht die Beschäftigung mit Musik per se ist, die intelligent macht, sondern daß diese Beschäftigung - wenn überhaupt - nur dann einen Unterschied ausmacht, wenn sie Glied in einer insgesamt funktionierenden Kette ist

aleanjre
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Do 4. Nov 2004, 13:46 - Beitrag #14

Dann sind wir uns ja einig. :P

Stalker
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Do 4. Nov 2004, 15:03 - Beitrag #15

Nichts destotrotz: Seitdem ich unter der Dusche singe, hat sich mein Notendurchschnitt verbessert.

Ipsissimus
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Do 4. Nov 2004, 16:10 - Beitrag #16

das liegt natürlich möglicherweise daran, daß du jetzt mehr Zeit allein verbringst :-)

Padreic
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Do 4. Nov 2004, 19:10 - Beitrag #17

Nach einer Studie, die den Zusammenhang zwischen Intelligenz und musikalischer Betätigung erschöpfend erforscht, sieht es in der Tat nicht aus...schon allein die Faktoren, die Leute dazu bewegen, Musik zu studieren, was ja aus der Beherrschung eines Instruments nicht zwingend folgt, und die sicherlich nicht alle unabhängig von der Intelligenz sind, scheinen hier nur unzureichend berücksichtigt zu sein.

@Ipsissimus
Und die Person aus meinem Bekanntkreis, die am besten ein Instrument spielt, ist hochintelligent...Beispiele sagen, denke ich, da ziemlich wenig aus ;).

@Stalker
Hochbegabte Menschen scheitern, weil sie am Pol des Gaußschen-Glockenkurve sitzen. Ob Hochbegabt, oder Unbegabt, beides lässt sich als Extrem nicht gut leben.

Man kann auch hochbegabt sein und sehr gut mit dem Leben zu recht kommen. Sie haben natürlich Probleme, die andere Menschen nicht haben, dafür aber auch wieder manche andere nicht, die andere Menschen haben. Dass Hochbegabte wirklich wesentlich mehr Probleme in ihrem Leben haben als Normalbegabte, ist statistisch, so viel ich weiß, nicht belegt.
Dass manche aber sehr übel scheitern und Probleme haben, will ich nicht bestreiten. Diese liegen aber nie an der Hochbegabung allein, wie aleanjre schon sagte.

Padreic

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Do 4. Nov 2004, 19:55 - Beitrag #18

ot/Ich wollte nie bestreiten, dass hochbegabte Menschen, ein produktives und erfülltes Leben führen können, jedoch, steigen die Schwierigkeiten die ein Mensch im Leben zu meistern hat, mitsamt seinem exorbitanten Genius. Zum einen, sind seelische Labiltäten und Krankheiten bei hoch- wie minderbegabten Menschen häufiger vertreten, zum anderen ist die soziale Integration weitaus schwieriger, und erfordert sonderpädagogische Massnahmen.
Ich denke, die besten Erfolgschancen, in allen Lebensbereichen, besitzt man, wenn man nur eine Spur über den Durchschnitt liegt./ot

Maurice
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Do 4. Nov 2004, 23:21 - Beitrag #19

Mit einer ganzheitlichen Förderung hättest du ein breiteres Fähigkeitenspektrum erreicht und wärst in deiner Entwicklung mit Sicherheit schon weiter.

Erwähne doch sowas nicht, das zieht mich nur runter. :sad:
Naja dafür habe ich als Baby sehr viel Klassik gehört, da gibts doch auch so ein Vorurteil (?), dass das schlau machen soll. :shy:

Betrachtet man gewisse Spezies an der Uni, scheint es, dass Intelligenz keine Voraussetzung dafür ist, eine Hochschule besuchen zu dürfen.

Da hast du leider recht. Bei manchen frage ich mich echt, wie sie überhaupt das Abi geschafft haben, vor allem was ihr Verhalten angeht. :s4:

aleanjre
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Do 4. Nov 2004, 23:29 - Beitrag #20

Warum zieht dich das runter? Es ist nicht deine Schuld, wenn du - aus welchem Grund auch immer - keine umfassend angelegte Förderung erhalten hast. Es ist nie zu spät, das zu lernen, was du wissen und beherrschen willst. Die positive Wirkung vom erlernen eines Instrumentes, einer Fremdsprache, einer neuen Bewegungstechnik oder was auch immer verpufft nie. Auch mit 70 ist es nicht zu spät. So what?

Hm. Das Ungeborene eine bessere Sprachentwicklung und ein höheres Mathematikverständnis entwickeln, wenn man ihnen dreimal täglich Mozart per Bauchkopfhörer zuschallert, ist ein albernes Vorurteil. Es stimmt nur, dass das Baby sich körperlich besser entwickelt, wenn die Mutter regelmäßig Dinge tut, bei denen sie sich selbst wohl fühlt. Wenn dazu still in einem Schaukelstuhl sitzen und Mozart lauschen gehört, dann ist alles fein.

Als Kind klassische Musik zu hören ist immer vorteilhaft - wenn Kind diese Musik mag.

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