sollte es sich hier etwa um den Versuch handeln, die Unschärfe der Wirklichkeit zu bannen? :-)
Fangen wir mit dem trivialsten an, der Physik. Die Heisenbergsche Unschärferelation hat mit dem mechanischen Determinismus des 19. Jahrhunderts kurzen Prozeß gemacht. Es gibt eine prinzipielle, nicht messtechnische Grenzgröße für die Genauigkeit der Erfassung der materiellen Wirklichkeit. Alle Vorgänge, die in einer kleineren Größenordnung stattfinden und kausalitätsbildend sein mögen, können nicht mehr genügend genau erfaßt werden. Die Frage, ob sie einer Determination unterliegen oder nicht, bleibt daher genau so müßig wie die Frage nach der Existenz eines transzendenten Gottes. Aus unserer Sicht kommt an dieser Stelle ein unvorhersagbarer Zufallswürfel ins Spiel, dessen Verhalten nur probabilistisch über eine sehr große Anzahl von Würfen verstanden werden kann. Zumindest die Rückverfolgung von Kausalität findet hier eine Grenze. Das materielle physikalische Universum ist nicht deterministisch. Der Traum von dem Finiten-Elemente-Programm, das das gesamte Universum berechnet scheitert an der Unschärferelation.
Was Menschen anbelangt, ist die Situation eher noch schlimmer. Zum einen haben wir da die "innere Evidenz" von Freiheit. Noch ein Sklave weiß davon, weiß zumindest von der Möglichkeit freier Entscheidung. Diese innere Evidenz mag illusionär sein oder einen korrekten Eindruck wiederspiegeln - das ist "ihr" egal. Sie verbürgt sich ständig dafür, und das einzige Gegengewicht im Menschen ist die intellektuelle Infragestellung. Selbst noch unter dem Zustand expliziter Unfreiheit verbürgt sie sich derart dafür, daß wir von Freiheit träumen und - weil wir an die Möglichkeit glauben - nach ihr streben oder uns zumindest nach ihr sehnen.
Zum andern sind Menschen Wesen, die mühelos einander widersprechende Sachverhalte in sich bergen können. Ein Mensch kann sich danach verzehren, sein Idealgewicht wiederzuerlangen und dafür große Mengen Schokolade, Nüsse und Frankfurter Kranz in sich zu stopfen, ohne das Wiedersprüchliche daran zu realisieren, oder schlimmer, wenn er es realisiert hat, zu ändern.
Wenn wir also Bewußtheit als Funktion eines komplexen Zusammenspiels von Masse und Energie auffassen, haben wir auf der materiellen Seite einen Würfel im Spiel und auf der psychischen Seite ein gerüttelt Maß an Willkür. Freiheit als einen Zustand des materiellen Systems aufzufassen scheint mir gegenstandslos - bis an die Grenze der Unschärferelation handelt es sich dabei um nichts anderes als Masse und Energie, die sich gemäß der physikalischen Gesetze verhalten - die Moleküle einer Gehirnzelle können nach allem was wir wissen, nichts vorsätzlich beschließen - das kann erst die Metafunktion "Bewußtsein".
Also liegt Freiheit, wenn irgendwo, auf der psychischen Seite, ist mithin eine weitere Metafunktion der Materie und damit bis zu einem gewissen Grad unabhängig von der sie erzeugenden Materie. Für das Empfinden des Individuums scheint es mir dabei belanglos zu sein, ob die Empfindung von Freiheit auf einer Illusion beruht - ich verweise darauf, daß "Freiheit" kein physikalischer Begriff ist, sondern ein philosophisches Konstrukt.
Frage: inwieweit glauben wir dem Fernsehmechaniker die Behauptung, er könne aufgrund seines qualifizierten Wissens über die Elektronik und den Aufbau eines Fernsehgerätes zuverlässige Aussagen über die Qualität der auf dem Gerät empfangbaren Sendungen treffen?
Die Frage ist nicht als Witz gedacht - nach meinem Dafürhalten versuchen Neurologen und Biochemiker derzeit etwas Äquivalentes mit dem Gehirn und seinem Bewußtsein.
Das alles bitte ich, nur mal als lockere Assoziationskette, nicht als durchgefeiltes Konzept zu betrachten