Was wahr und was falsch ist, bestimmt das wertende Subjekt und kann sich keiner absoluten Wahrheit sicher sein (außer einer Ausnahme), weil seine Urteile auf nicht zu beweisenden Axiomen beruhen. Man könnte sagen "alles kann nur innerhalb der Grenzen eines Systems richtig oder falsch sein".
Letzteres ist sicherlich korrekt. Ein gewisses grundlegendes System unserer Erkenntnis müssen wir voraussetzen. Um feststellen zu können, dass wir zur Erkenntnis gelangt sind, müssen wir erstmal sagen, was Erkenntnis heißt. Letztlich birgt das immer eine gewisse Willkür, da auch meta-systematische Bewertungen von solchen Systemen selbst wieder ein System voraussetzen. Man kann diese Willkür allerdings begrenzen.
Ich würde sogar sagen, dass die Aussage, dass wir selbst existieren, ein System voraussetzt, im Grunde sogar die Aussage, dass überhaupt etwas existiert und nicht vielmehr nichts. Nur ist wohl kinem Menschen ein irgendwie nur halbwegs plausibel erscheinendes System vorstellbar, wo man diese Aussage nicht treffen kann.
Bezüglich der Axiome möchte ich anmerken, dass ich die herkömmliche axiomatische Methode, wie sie auch in der Mathematik Anwendung findet, für die Philosophie für unzureichend halte. Wirklichen Wahrheitswert können wir nur dem zusprechen, was wir auch erleben können. Und wenn wir überhaupt irgendetwas einen Wahrheitswert zuweisen wollen, was für unseren Alltag unabdingbar ist, dann müssen wir das, von dem wir absolut überzeugt sind, was wir als wirklich wahr erleben, auch abstrakt als wahr betrachten. Für meine Erkenntnistheorie ist der Grundquell unseres Erkennens unser Erleben. Ich nenne das "Hermeneutik des Erlebens". Von dort kann man dann weitergehen und vielleicht Aussagen darüber treffen, ob das, was wir als Sinneseindrücke wahrnehmen, überhaupt irgendeine Bedeutung hat.
Dein Empirismus ist von der Form, wie er überhaupt erst vernünftig zu nennen ist. Ein absoluter Empirismus in dem Sinne, dass er die von dir genannten Annahmen leugnet, ist sicherlich Blödsinn. Absolut wollte ich deinen Empirismus eher insofern heißen, als dem Mensch keine Erkenntnis der Außenwelt jenseits der Sinne zubilligst bzw. diese sogar leugnes.
Dass das ontologische Sparprogramm die allgemeine wissenschaftliche Denkweise des 21. Jahrhunderts ist, mag durchaus sein, doch die Philosophie ist in diesem Sinne keine Wissenschaft. Was für die Wissenschaft gut sein mag, muss für sie noch lange nicht gut sein. Gewisse Varianten des ontologischen Sparprogramms sind für die Philosophie sicherlich auch entscheidend, insbesondere, keine nicht die Existenz von etwas zu behaupten, wofür es im grundlegenden System keinerlei Begründung gibt. In extremeren Varianten führt allerdings das ontologische Sparprogramm zum Solipsismus oder zu Varianten, die an Berkely erinnern, also, dass unsere Außenwelt quasi nur aus einem Anderen besteht. Die Existenz einer Außenwelt so, wie sie von uns erlebt wird, zu postulieren, würde ich schon nicht mehr wirklich ein ontologisches Sparprogramm heißen. Es ist schon eine sehr schwerwiegende Annahme, für deren Begründung man einen wesentlich anderen Ansatz wählen muss.
Dass du Dogmatiken in bestimmen Bereichen bekämpfst, sie in anderen aber durchaus gutheißt, kommt mir ein wenig seltsam vor. Letztendlich ersetzt du nur eine Dogmatik gegen eine andere.
Padreic