(Disclaimer: Alles was ich nun schreib ist lediglich meine persönliche Meinung und bedeutet nicht das dies automatisch auch für andere gelten soll. Jedem das Seine)
Ich bin derjenige, der für "ein übernatürliches abstraktes System" gestimmt hat.
Symbiose
In meinem Weltbild ist Spiritualität und Rationalität lediglich ein Mittel, eine Methode, wie man dieselben Dinge beschreibt. Angenommen es gäbe so etwas wie die Wahrheit(egal ob die nun statisch ist oder fließend im Wandel), dann ließe sich diese theoretisch(unbegrenzte Technologie oder Spiritualität vorrausgesetzt) sowohl über den rationalen als auch den spirituellen Weg begreifen. Also quasi nur zwei verschiedene Pfade zum selben Ziel. Oder wie zwei verschiedene Sinne, wie Augen und Ohren.
Das Ganze lässt sich ein wenig mit Intuition und Verstand vergleichen: Beides hat seine Vor- und Nachteile - der Verstand neigt dazu weniger anfällig für Fehler zu sein und ist seltener zu verwirren, kann jedoch nur von dem ausgehen was er kennt und rational beschreiben kann - die Intuition wiederum findet sich auch in Situationen zurecht, die sie noch nicht kennt oder die für den Verstand nicht erfaßbar sind, ist jedoch anfälliger für Beirrungen und "Störungen".
Nun hat es meiner Ansicht nach einen guten Grund, wieso ein Mensch beides hat und ziemlich dumm dastehen würde wenn ihm eins von beidem fehlt - und dieser Grund ist das sich die beiden Sinne perfekt ergänzen und wie geschaffen dafür sind als Team zusammenzuarbeiten. Die Intuition kommt hin wo der Verstand nicht hinreicht - und der Verstand kann der Intuition auf die Finger schauen und nachprüfen. Das ist nicht alles, aber wohl das offensichtlichste Beispiel für Verstand und Intuition im Tandem.
Daher scheint es mir wie eine Verschwendung von Potential und Fähigkeiten entweder auf die rationale oder spirituelle Komponente zu verzichten. Man macht es sich unnötig schwer und schränkt seine Möglichkeiten ein.
Das ganze funktioniert natürlich nur, wenn man halbwegs mit sich im Einklang ist. So wie auch Verstand und Gefühl ein ziemlich schlechtes Team bilden, solange man sie wie Gegner behandelt und sie gegeneinander kämpfen.
weiter reisen mit Fusionskraft ;-)
Im Grunde bin ich also beides zugleich: Atheist und spirituell. Weil aber wie gesagt eine übernatürliche Komponente da ist - und zudem es viele Sachen gibt welche das Universum beeinflussen, die wir wohl nie mit rationalen Mitteln erfassen können - habe ich für "ein übernatürliches abstraktes System" gestimmt, da der Großteil von dem was das Universum lenkt imho dem spirituellen überlassen werden muss da wir es mit rationalen Mitteln nicht verstehen können. Vor allem weil meiner Ansicht nach die "Wahrheit" möglicherweise nicht etwas konstantes ist, sondern langsam in Bewegung ist. Zwar so langsam das es für uns kaum merkbar ist, aber schnell genug das es unmöglich ist die nötigen Resourcen aufzubringen um mit rationalen Mitteln _dauerhaft_ allwissend zu sein.
Oder mit anderen Worten: Meiner Ansicht nach wird der rationalen Methode früher oder später gezwungenermaßen der Sprit ausgehen(so wie die Menge an Störungen und Beirrungen die Spiritualität ab einem gewissen Punkt "willkürlich" machen würde).
"System" deshalb weil mein Weltbild nicht auf "Götter" oder "Wesen" bestimmt wird, sondern von Mustern. Ein wenig so wie z.B. die Naturgesetze, jedoch etwas anders. Bestimmte Vorgänge und Muster die sich immer wieder wiederholen, welche man dann miteinander Verknüpfen kann und zu neuen Mustern gerät(dies erinnert übrigens ziemlich an den Aufbau von Atomen->Planeten->Systemen->Milchstraßen->Clustern->usw.)
Die Linien der Welt - das größte Gedächnis des Universums
Aus spiritueller Sicht gesehen, besteht das Universum für mich sinnbildlich aus einem gigantischen Netz, welches alles und Jeden miteinander verbindet. Was nun auf den ersten Anschein etwas okkult und nach Science-Fiction klingen mag, meine ich teilweise auf eine ganz banale Art und Weise: z.B. das alles sich untereinander beeinflusst - das Beispiel mit dem Schmetterling und den Regenfällen ;).
Das mag nun vielleicht langweilig scheinen, doch ich denke nur wenige Menschen sind sich wirklich bewußt über das schiere Ausmaß, Macht und "Sinngebung" dieses eigentlich so einfachen Schemas. Es bedeutet das dass die Spuren des eigenen Lebens noch in Millionen von Jahren sichtbar sein werden - zwar nur in winzig kleinen Aspekten, doch allein dies finde ich schon ziemlich atemberaubend, und mehr "Platz" wage ich auch garnicht in Anspruch nehmen zu wollen.
Doch ein vielleicht noch viel größerer Aspekt an dieser Vernetzung ist Verantwortung. Wird man sich erstmal im Klaren darüber, das jedes Einzelne Wesen in diesem Netz "Wellen" schlägt - und bemerkt man die entstehenden "Ströhmungen", bestehend aus vielen Wesen die jeder für sich nicht viel tun, so wird ziemlich schnell klar, dass es nur ziemlich wenig Bystander/Zivilisten gibt und eigentlich jeder veranwortlich ist.
Gleichzeitig gibt dieses "Netz" einem jedoch auch die beruhigende Gewissheit das ebenso im großen und Ganzen alles gut sein wird, wenn man sich mal für eine Weile zurücklehnt und den Lauf der Dinge nicht beeinflusst.
Auch dieses "Netz" ist sowohl rational als auch spirituell erfaßbar.
emotionale Vorteile
e-noon schrieb etwas über Intention und emotionale Gründe/Vorteile.
Naja, der Grund für mein Weltbild ist zwar hauptsächlich zu verstehen und die Suche nach der Wahrheit(Einer von diesen Persönlichkeitstests im Netz meinte mal, das wenn ich ein bekanntes Buch wäre, dann wäre ich "Der Name der Rose" - und ich finde das passt). Mein Gefühl, Verstand und Erfahrungen sagt mir einfach das dies der Wahrheit am nähesten kommt.
Es gibt aber schon ein paar angenehme emotionale Vorteile an meiner "Religion", die ich natürlich gern annehm ;)
Einer ist ein Gefühl von Sicherheit inmitten eines Weltbildes welches eigentlich als Aussage hat "Nichts ist sicher, und das ist gut und schön so". Und zwar das in meinem Weltbild Wissenschaft und Spiritualität vereint sind. Ich brauche mir weder Sorgen machen noch Feindseligkeit hegen gegenüber der "anderen Seite".
Ein anderer Vorteil ist, das ich stets zwischen "Gleichgültigkeit/Entspannung" und "Suche/Sinn" frei hin und herspringen kann, weil ja alles offen ist, aber nichts "muss".
Und wiederum ein anderer Vorteil ist, das mein Weltbild sich etwas weniger "kalt" anfühlt als z.B. ein mit rein rationalen Mitteln beschriebenes Weltbild (im Grunde habe ich auch hier ständig die freie Wahl, da ja für mich alles ebenso rational wie spirituell ist).
Diese Sachen sind für mich aber wie gesagt ein schöner "Bonus", nicht aber der Grund wieso ich mich für dieses Weltbild/Religion entschieden habe.
- Lyx, der Kater
P.S.: Wenn ich meiner Religion einen Namen geben müßte, so würde ich sie wohl "Symbiose" nennen. Das Muster von sich ergänzenden "Gegenpolen" kommt in meinem Weltbild an unzähligen Stellen vor - so sehr das ich es schon kaum noch warnehme und mir in Fleisch und Seele übergegangen ist.
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