Definition von "verliebt sein"

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
Maurice
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Do 25. Nov 2004, 10:38 - Beitrag #1

Definition von "verliebt sein"

Ja die Frage "Was ist Liebe?" hatten wir hier im Forum ja schon mehrmals, aber wenn ich mich recht entsinne noch nicht die Frage "Was heißt es verliebt zu sein?/Wann ist man verliebt?".

Mit "verliebt sein" ist hier nicht notwendig "jemanden lieben" gemeint. Wer meint das ist ein Unterschied, der definiere es auch so, wenn die beiden Begriffe für jemanden dasselbe sind, dann soll er es entsprechend formulieren.
Wie gesagt hier soll es nicht um all die Facetten von Liebe gehen, wie Elternliebe, Geschwisterliebe usw., sondern um das "verliebt in jemanden sein".

Muss es dre betreffende Person notwendig bewusstsein, wenn sie verliebt ist oder kann man auch verliebt sein, ohne es zu merken? Was sind die Kriterien für "verliebt sein"? Gehört nur die inneren Gefühle dazu oder kann man den Sachverhalt auch als Außenstehender an bestimmten Umständen erkennen?

Shockk
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Do 25. Nov 2004, 11:28 - Beitrag #2

Man kann Liebe nicht definieren. Was soll der Versuch auch bringen? Vor allem dir. Ich meine, immerhin ist die Liebe mit die stärkste aller Emotionen, die du ja allesamt verachtest. Also was kümmert es dich?

Bei der Liebe gibt es keine festen Kriterien. Man weiss es einfach. Es helfen keine Definitionen, Erklärungen, man kann nicht fragen "wie ist das". Man weiss es. Punkt. Die trockene biochemische Erklärung spare ich mir, es gibt ja Leute die darauf stehen um das Ganze zu entmystifizieren ...

aleanjre
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Do 25. Nov 2004, 11:41 - Beitrag #3

Maurice meint "verliebt", shock, nicht "Liebe". Es ist zweifellos nicht zu verfehlen, dass man jemanden oder etwas liebt - auch wenn Gewohnheit und Alltag es einen manchmal vergessen lassen und man tatsächlich ein Schockerlebnis braucht, um sich wieder daran zu erinnern.

Verlieben hingegen: ja, ich bin fest davon überzeugt, dass es einem nicht wirklich bewußt sein kann. Es gibt diesen trunkenen Zustand von "schwer verliebt", gelegentlich schon auf dem ersten Blick. Wo es einen wie ein Blitz trifft, wann immer man das Objekt seiner Begierde sieht, Schmetterlingshorden durch den Bauch flattern, Hände und Knie zittern, die Augen glasig werden, man schwitzt, verliert mindestens 90% seiner kognitiven Fähigkeiten und ist auch sonst in einem Zustand zwischen 42°C Fieber und besoffen. Hält 6 - 8 Wochen und kann süchtig machen.
Und dann gibt es das langsame, zarte Wachsen von positiven Gefühlen. Ein ruhiges Wohlgefühl, gekennzeichnet durch Freude, sanfte Sehnsucht. Ein warmes Strahlen, wenn man die Person sieht, auf die man sich schon den ganzen Tag, oder vielleicht auch eine ganze Woche lang gefreut hat. Es scheint richtig, in ihrer Nähe zu sein, aber es ist nicht spektakulär - eben einfach nur gut. Keine Schmetterlinge, keine rosa Brille, keine Gefühlsexplosionen. Weder Stottern noch Zittern. Trotzdem ist auch dies ein Zustand der Verliebtheit.
Kann übergehen zum Stadium "schwer verliebt", kann dies aber genauso gut auslassen und sich - ebenso ruhig und unspektakulär - in Liebe wandeln. Oder die Erkenntnis, dass man sich doch geirrt hat.

Lyx
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Do 25. Nov 2004, 11:45 - Beitrag #4

:o)

Hab da nix hinzuzufügen.

- Lyx

P.S.: übrigens ist die rationale Beschreibung von Liebe in ihrer Gesammtaussage garnicht so unterschiedlich zur "romantischen" Beschreibung - es werden bloß unterschiedliche Worte verwendet.

Beispiel: Jemand meinte mal zu mir das er es schrecklich finden würde, wenn die Forschung eines Tages herausfinden würde, dass Liebe nichts anderes ist wie sich anziehnde Energiebälle. Und ich antwortete ihm: "Ich verstehe nicht was Du hast. Seit Jahrhunderten wird Liebe in Gedichten immer wieder mit einer Flamme oder Feuer beschrieben - und die Menschen finden es romantisch. Ist da so ein großer Unterschied zwischen zwei Flammen und zwei Energiebällen? Das sind doch bloß zwei verschiedene Wörter für dieselbe Bedeutung."

Wombat
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Do 25. Nov 2004, 14:11 - Beitrag #5

Meine Abstufungen der Liebe:

Interesse
Verknallt
Verliebt
Liebe

(Verlobt, verheiratet ^^)

Verliebt sein ist also die Vorstufe der Liebe, wobei das Gefühl auf dieser Stufe auch resignieren kann oder gar ganz verfliegt.
Das Verliebtsein stelle ich mir wie in aleanjre´s Beschreibung vor, allerdings ohne Begrezung auf 6 - 8 Wochen, sondern ganz individuell.

Lyx
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Do 25. Nov 2004, 14:52 - Beitrag #6

Okay, hab ne "Definition" von "verliebt sein" die sich mit ein paar Sätzen erklären lässt:

Es besteht von der Liebe selbst kein Unterschied zwischen "verliebt sein" und "Liebe". Es ist dasselbe Gefühl.

Der Unterschied - und was "verliebt sein" von "Liebe" unterscheidet/definiert, ist hingegen "Gewohnheit/Routine".

Dabei meine ich Gewohnheit als Skala, nicht als Schwarz/Weiß-Definition. Also von "total neu und ungewohnt" bis zu "total normal und gewöhnlich, kann mich garnichmehr dran erinnern wie es anders ist".

Wenn etwas was man mag noch für einen total ungewohnt und neu ist, dann ist man euphorisch (deshalb auch das mit dem "trunkenen" Zustand ;-)

Im Grunde gibts also quasi garnicht sowas wie "verliebt sein" und "Liebe" und so - auch keine klaren Abgrenzungen von diesen Klassifizierungen. Stattdessen gibt es einfach nur Liebe, welche man natürlich unterschiedlich empfindet und behandelt je nachdem wie "gewöhnlich" es ist.

Das interessante hierdran ist natürlich, das dies natürlich eigentlich dafür spricht das man versucht "verliebt" zu bleiben und es lebendig und "ungewohnt" hält ;-)

- Lyx

P.S.: Bin zwar Alkohol und Drogen eher abgeneigt, aber ständig halb betrunken durch Liebe zu sein könnte mir gefallen(wieso erinnert mich das nun an meinen Tee-Komsum?)

Feuerkopf
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Do 25. Nov 2004, 15:06 - Beitrag #7

Ich kenne mindestens zwei Varianten von "Verliebtsein".
Die eine ist die oben beschriebene als Vorstufe zur tieferen Liebe, die auch Jahre gut überdauert.


Die andere ist dieser luftige Zustand, der ganz plötzlich auftaucht, weil man einen sehr liebenswerten Menschen kennengelernt hat, der bestimmte Saiten zum Schwingen bringt. Es macht Freude, an diesen Menschen zu denken, mit ihm Zeit zu verbringen, eine Welle von Sympathie schwappt hin und her, aber letztlich wird nicht mehr daraus, weil man eigentlich gar nicht "der Typ" des jeweils anderen ist oder in einer guten Beziehung lebt.
So kann man viele Jahre lang bestens befreundet sein, und immer schwingt dieses schöne Gefühl mit, dass da "noch etwas" ist, das tiefer geht, eine Grundverständnis, eine Form von Liebe.
Man ist - streng genommen - in die Idee von Liebe verliebt.

DaumA
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Do 25. Nov 2004, 17:28 - Beitrag #8

Für mich gibt es zwei Varianten.
Das erste halt, wenn man in den ersten Monaten wirklich verliebt ist. ich glaube die meisten wissen hier, was ich damit meine. Man will die Person immer sehen, träumt von ihr (auch am Tag), schwärmt und redet nur von der Person.
Aber um eine Beziehung führen zu können muss man sich meiner Meinung nach öfters mal neu verlieben, in die gleiche Person. Immer wissen, was man schätzt. Wenn man nur noch aus rutine mit jemanden zusammen ist, dann wird es langeweile. Doch solange eine Beziehung auch glücklich sein bedeutet, so lange ist man auch verliebt. Wenn man sich über den anderen freut...

lerNy
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Do 25. Nov 2004, 18:16 - Beitrag #9

Find die zweite Version von "verliebt sein" die Feuerkopf beschrieben hat sehr gut. Und lässt sich grad mit DaumAs Beschreibung sehr gut in Beziehung setzen. Denk, in vielen Beziehungen gibts das Problem, dass man sich irgendwann nicht mehr sicher ist, ob der Partner noch der richtige ist oder nicht. Grad wenn man sich dann in jmd anderen verliebt,m gewinnt man eigentlich unbewusst Distanz zur Freundin/zum Freund. Dadurch entdeckt man dann die Seiten deretwegen man mit seiem Partner zusammen ist häufig neu. Weiss nicht ob man mir heir folgen kann, aber im Prinzip mein ich dass das "verliebt sein" in eine neu-kennengelernte Person es manchmal möglich macht, den eigenen Partner nach nem Tief neu und stärker als zuvor zu lieben.

Maurice
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Fr 26. Nov 2004, 10:37 - Beitrag #10

Shockk allen Anschein nach kann man den gesuchten Begriff doch definieren, zumindest konnten das die User die hier gepostet haben. Tja scheiße wars, ne? Nur weil du keine Definition auf die Reihe bekommst, heißt es nicht, dass man etwas nicht definieren kann.
Und deinen herablassenden Kommentar zu mir, hättest du dira auch sparen können. Das du nicht verstehst wie ich ticke, sei dir vergeben, aber dann versuche dich auch mit falschen Urteilen zurück zu halten.

@alle anderen:
Ich habt Merkmale des Verliebt-Seins beschrieben, also Schmetterlinge im Bauch, Sehnsucht nach dem anderen usw., würdet ihr diese Kriterien als notwendige oder hinreichende bezeichnen? Sprich, dass diese Dinge der Fall sein müssen, damit man von verliebt-sein spricht, aber noch eine zusätzliche Komponente dazu gehört, oder ob man verliebt-sein sprechen sollte, sobald ein Teil dieser Aspekte der Fall ist.
Wenn ich Alea richtig verstanden hat, dann vertritt sie die zweite Position, aber ich stelle diese Frage nochmal explizit, weil sie imo nicht unbedeutend ist, ist es ja immerhin wohl die Frage, ob man auch verliebt sein kann ohne es zu realisieren.
Können diese Phänomene auch auftreten und es handeln sich trotzdem nur um freundschaftliche Gefühle, oder bedeuten diese notwendigerweise mehr?

PS: Mir fällt jetzt eine phänomenologische Definition auf Anhieb nicht leicht, aber ich werde mich wohl auch noch an einer versuchen und dann wohl auch nach 1-2 wissenschaftlichen suchen, die imo sehr wohl Sinn machen und gar nicht notwendig prinzipell gegen unser phänomenologisches Verständnis widersprechen müssen, sondern wie schon gesagt wurde, eben nur ein paar andere Wörter benutzen.

Feuerkopf
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Fr 26. Nov 2004, 10:51 - Beitrag #11

One more time - with feeling

Maurice,
vergiss mal einen Moment die klugen Bücher und die Definitionen anderer.

Hier geht es darum, was WIR uns unter Verliebtsein vorstellen.
Die Beschreibung "Schmetterlinge im Bauch" ist mir zu abgeschmackt, da bereits 1000mal gelesen.
Wie wäre es mal mit ganz persönlichen Beschreibungen?

Verliebtsein fühlt sich für mich im Extremfall an wie "Rosa-Wolken-Glück", mit den Füßen ca 20 cm über dem Boden. Das Ganze geht einher mit einem gewissen Realitätsverlust und einem für Außenstehende dümmlichen Dauergrinsen.

Verliebtsein fühlt sich auch wie Verzicht an, wie Espresso: klein, heiß und bitter, nämlich dann, wenn das Verliebtsein in Schranken bleiben muss.

Verstehst Du, was ich meine?

Es ist ein wildes, anarchisches Gefühl - oder es ist sanft, zärtlich. Je nach Temperament.

Ich denke, man kann sich auch verlieben, ohne es zunächst zu merken. Es fällt erst dann auf, wenn der/die Betreffende fort ist und der ganze Körper schmerzt vor Sehnsucht.

Rosalie
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Fr 26. Nov 2004, 11:12 - Beitrag #12

wunderbar beschrieben, Feuerkopf :s1:

auf alle Fälle, früher oder später merkt man dies schon, ob es nur freundschaftliche Gefühle (aus denen sich natürlich auch schleichend oder urplötzlich eine Verliebtheit entwickeln kann s.o.)sind die ich für jemanden entfinde oder ob man verliebt ist.

Vielleicht ein Differenzierungsmerkmal: wenn die Gefühle so sind wie sie gegenüber Deiner Schwester/Mutter (mal vorausgesetzt Du magst die beiden sehr) sind, dann sind es freundschaftliche Gefühle, aber wenn sich da mehr regt ... tief im Innern ... an Emotionen, ja dann.... :)

aleanjre
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Fr 26. Nov 2004, 12:21 - Beitrag #13

Diese Art Verliebtheit, die du meinst, Maurice, habe ich selbst erlebt.
Da war dieser Kerl, den ich üüüüüberhaupt nicht leiden konnte. Mann, war der nervig! So arrogant, so... :o
Es dauerte mehrere Wochen, wir konnten uns aus bestimmten Gründen nicht aus dem Weg gehen. Irgendwann wurde es friedlicher, und wir konnten normal miteinander reden. Daraus entwickelten sich interessante Diskussionen, wir merkten, dass wir sehr viele Überschneidungen in Interessengebieten und Ansichten hatten. Irgendwann war uns beiden bewußt, wie sehr wir uns darauf freuten, einander täglich zu sehen, am Besten mehrmals täglich, und miteinander zu diskutieren.
Auf diesem Level blieb es einige Zeit.
Ich merkte sehr positive Veränderungen an mir selbst - ich verlor ohne jedes Zutun 5 Kilo, war positiver gestimmt als üblich, schlief besser, meiner Dauerkopfschmerzen waren wie weggepustet.
Aber hey- es war Sommer! Zeit für gute Laune!
Meine Umwelt verwirrte mich dafür gelegentlich - "Warum strahlst du eigentlich so?"
Äh - tat ich das? Ich? Strahlen?
Selbst mein Diskussionspartner fragte mich irgendwann, warum ich denn so lache. Ich horchte in mich hinein und fand: Freude! Pure Freude, ihn zu sehen. Nichts aufregendes, kein Zittern, kein Suchen nach Ausreden, ihm noch näher zu rücken, ihn heimlich zu berühren. Einfach nur Freude.
Er besuchte mich zuhause. Wir hatten eine komplette Tischlänge zwischen uns und taten nichts als über Bücher und Geschichte zu diskutieren. Trotzdem fragte meine Mutter anschließend, ob wir jetzt fest zusammen seien.
Wie kommt sie nur auf diese merkwürdige Idee? Das ist doch nur ein Kumpel! ICH bin doch nicht verliebt!
Sie grinste nur.
Und ich freute mich auf den nächsten Tag.

Der Übergang aus diesem Stadium zu "fest zusammen" dauerte 2 Stunden. Wir hatten nebeneinander gesessen, Gott und die Welt klein geredet. Unsere Hände hatten sich berührt und keiner hatte Lust loszulassen.

Das ist jetzt 8 1/2 Jahre her, und wir sind verheiratet.

Ich habe bei ihm nie über den Wolken geschwebt, bin nie in euphorische Zustände geraten. Im Gegenteil, er wirkte sehr beruhigend auf mich. Das ich verliebt war, wußte ich erst, als wir bereits den nächsten Schritt vollzogen hatten.
Das war eine verdammt schöne Zeit.

Feuerkopf
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Fr 26. Nov 2004, 12:32 - Beitrag #14

Alea,
dann war's Liebe. :)

Die kommt oft ganz heimlich durch die Hintertür und macht überhaupt keine Umstände.

aleanjre
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Fr 26. Nov 2004, 13:10 - Beitrag #15

Nein. :P
Die Liebe kam später.
Als wir fest zusammen waren, war ich erst mal wochenlang damit beschäftigt, mir 100 Mal pro Tag zu versichern, dass dies kein Traum ist, und dass es wahrhaftig mir passiert, was ich da fühle! Ich war so erfüllt von strahlender Freude, Zufriedenheit, Ruhe!
Wahnsinnige Angst, es könnte einfach vorbei gehen.
Die Monate tickerten ins Land, und alles wurde ein wenig ruhiger. Sowohl die Verlustangst als auch die Freude.
Natürlich hatten wir auch Zänkereien in dieser Zeit. V.a. über die Kindererziehung kann man sich stoffeln, und die üblichen Alltagskleinigkeiten, die einen so nerven - ich räume den Kühlschrank nicht effizient genug ein, er läßt Socken liegen... :shy:
Aber es fühlt sich immer noch absolut richtig und beruhigend an, wenn er neben mir sitzt.

Maurice
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Fr 26. Nov 2004, 13:20 - Beitrag #16

Und was sagt die Wissenschaft?

Wenn sich jemand verliebt hat, werden im Gehirn amphetamin-ähnliche Substanzen freigesetzt, die ihn in einen Zustand anhaltender Hochstimmung versetzen. Später, wenn die erste Verliebtheit abgeklungen ist, wird das wie ein Tranquilizer wirkende Endorphin ausgeschüttet, das dazu beträgt, dass man sich entspannt ung glücklich fühlt.
Aus Verliebtheit wird Liebe.

Das Zitat kennen manche ja schon.
Und jetzt noch ein paar Ausschnitte aus meinem Biologie-Reader zu dem Thema:
Verliebtheit wird in vielen Kulturen als Krankheit bezeichnet. Dieser Zustand hat in der Tat mit der Stressreaktion vieles gemein, nämlich Shclaflosigkeit, Unruhe, Schweißausbrüche, trockener Mund, Hände- und Kniezittern, Eintrübung der Gedanken und Konzentrationsschwäche. Verliebtheit wird weitgehend von unbewusst wirkenden Reizen bestimmt, wozu auch Achselschweiß als Phermon, die emotionale Tönung der Stimme, das Aussehen, die Körperhaltung, Augen und Blick gehören. [...]
In seinem Artikel "What is love, medically speaking" entwickelt Seeley (1999) ein Zwei-Stufen-Modell für den Verlauf von Liebesbeziehungen. Das Geschehen beginnt in diesem Modell mit einer Phase des "Betörens" und geht dann (sofern es dazu kommt) in eien Phase der "Bidnung" ("attachment phase") über. Die "Betörungsphase" ist durch ein erhöhtes Lebensgefühl ("im siebten Himmel schweben"), intensive Hinwendung zu einer Person und Sehnsucht gekennzeichnet. Neurochemisch gesehen sieht Seeley Oxytocin hierbei als zentralen Wirkstoff an. Wie berichtet, gilt Oxytocin seit längeren als "Bindungshormon". Es aktiviert Zell-Oberfläschen-Proteine im Nucleus accumbens, was die Freisetzung von Dopamin und endogenen Opiaten zur Folge hat. [...]
Besonders charakteristisch für den Zustand der Verliebtheit ist das, was man wissenscahftlich-trocken (Kontextkonditionierung" nennt, aber auch wie bei Furcht und Angst als "Gefühls-Diffusion" bezeichnen kann. Das Hochgefühl, das mit dem Verliebtsein einher geht, breitet sich aus und überträgt sich auf die Umgebung: Alles sieht schöner aus, die Welt wird optimistischer (durch die berühmte rosarote Brille) gesehen. Die heftige Zuneigung zur geliebten Person überträgt isch auf Dinge, die mit ihr zu tun haben, auch wenn díese an sich völlig neutral sind: DAs Haus und die Straße, in der sie/er wohnt. Man ist überwältigt von Erinnerungen beim erneuten Anblick der Parkbank, auf der man mit ihm/ihr saß, dem Restaurant, in dem man zu Abend aß und so fort. Dies ist bei Furchtkonditionierung und Angstentstehung nicht anders. Es fällt später, auch wenn die Verliebtheit längst vorbei ist, schwer, durch die Straße, an der Bank und am Restaurant vorbeizugehen, ohne ein gewisses schmerzhaftes oder wehmütiges Gefühl zu empfinden, das relativ inhaltsleer sein kann.
Leider - oder zum Glück - ist die Phase der Verliebtheit zeitlich begrenzt. Nach Basar und Mitarbeitern (Basar 2003) dauert die Phase des Verliebtseins gewöhnlich drei bis zwölf Monate. [...]
Jedoch ergibt sich, wenn die betörende Wirkung des PEA und damit das Gefühl des Verliebtseins abnehmen sollten, für die Liebenden die Chance, in die nächste Phase der Bezeiehung einzutreten, nämlich diejenige der tieferen Bindung. Diese ist offenbar - wie bereits gehört - vornehmlich mit der Ausschüttung des Neuropeptids Oxytocin verbunden, das nicht umsonst "Bindungshormon" genannt wird und beim Entstehen der Eltern-Kind-Beziehung eine große Rolle spielt. Zweifellos hat die Liebe zwischen zwei Erwachsenen viel mit der Liebe zwischen Eltern und Kindern gemeinsam. Selbstverständlich kommen hierbei viele andere emotionale und kognitive Komponenten hinzu, und ob es für die Hirnforschung mit der Aufklärung der neurobiologischen Grundlagen von Liebe so "einfach" ist wie mit Verliebtsein (wo auch noch nicht das letzte Wort gesprochen ist), sei dahingestellt.



Es ist immer mal so eine Sache mit der Definition der Begriffe, aber unter der Bedingung, dass dieser vergangene Sachverhalt "verliebt-sein" war, würde ich wie folgt versuchen zu beschreiben:
Die Person in die man verliebt ist, ist das erste und letzte, an was man am Tag denkt. Mit das erste an was man nach dem Aufstehen denkt, ist diese eine Person und das letzte an was man denkt, wenn man einschläft ist ebenfalls sie. Man denkt dauernd am Tag an sie, fragt sich was sie gerade macht und ob es ihr gut geht. Man kann oft auch an gar nichts mehr anderes denken und kann sich auf nichts anderes konzentrieren. Man freut sich auf jedes nächste Gespräch und würde am liebsten nie aufhören müssen, sich mit ihr zu unterhalten. Allein schon die Stimme des anderen führt zu einem angenehmen Gefühl. Schon der Gedanke mit ihr zu sprechen, kann einen vor Aufregung anspannen lassen. Man fühlt sich von der Person verstanden und geborgen. Man hat Angst die Person zu verlieren, weil es man das Gefühl hat, dass es keinen Mensch gibt, der diese Lücke einfach wieder füllen könnte.

Ich bin nicht gut Emotionen auf der phänomenologischen Ebene zu beschreiben, das war nur ein Versuch zu rekonstruieren, wie ich mich in Bezug auf eine Person in der Vergangenheit eine Zeit lang gefühlt habe.

Feuerkopf
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Fr 26. Nov 2004, 14:36 - Beitrag #17

Mir ist schon klar, dass die ganze Chose eigentlich biochemisch abläuft.

Ha, solche Reaktionen lass ich mir gern gefallen! :s1:

Maurice
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Fr 26. Nov 2004, 14:53 - Beitrag #18

Ich wollte das Thema damit ja auch nicht reduktionistisch angehen, ich halte die Entität von Entropien durchaus für sinnvoll, ich sträube mich ja gegen einen Physikalismus. Die biologische Sicht des Themas ist eine Art die Sache zu betrachten und keinenfalls die einzig richtige. Manche hier im Forum würden ja am liebsten eine physikalische Formel von "Liebe" posten. Ich denke die entscheidende Ebene das Thema zu behandeln ist die phänomenologische, weil wir auf dieser am ehesten zu sinnvollen Ergebnissen kommen können. :)

e-noon
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So 28. Nov 2004, 02:18 - Beitrag #19

So, der Post wird jetzt wohl etwas länger ;-)
Um einen Überblick zu bekommen, habe ich erst mal eine nicht-repräsentative, unabhängige Studie gestartet, bei der ich Personen aller Altergruppen und beiderlei Geschlechts befragt habe :shy: sprich meine Familie. Außerdem habe ich noch eigene Eindrücke gesammelt, die teilweise auf Erfahrung beruhen.
Danach habe ich dann versucht, diese Eindrücke zusammenzufassen.

Hier also die Definitionen der Befragten sowie meine eigenen, nicht in logischer, sondern in chronologischer Reihenfolge.

Verliebt sein ist...

...von dem Idealbild eines Menschen fasziniert sein
...bereit sein, alles für diesen zu tun
...blind sein für seine Schattenseiten
...sich mögen
...Schmetterlinge im Bauch, beflügelt sein
...wenn alles schön ist; man erträgt mehr, die Phantasie wird angeregt

Verliebt sein ist...

...mitten in den schweißtreibendsten Aufwärmübungen strahlen
...9 Liegestütze statt der üblichen 3 schaffen
...Sehnsucht nach der Person haben, sich nach seiner Wärme, seiner Nähe, seiner Umarmung sehnen
...mehr Selbstbewusstsein und eine positivere Einstellung haben
...bei jedem Schnulzenlied leise lächeln
...ein neuronaler Zustand des Gehirns, der durch Hormone verursacht ist...
...alles um sich herum vergessen können
...Sicherheit, Geborgenheit, Zufriedenheit, wenn der andere einen mag, Unsicherheit und Verwirrtheit, wenn man demjenigen gegenübersteht, Angst und auch Schmerz, wenn man sich fragt, was der andere über einen denkt
...sich wünschen, der Person immer näher zu kommen, träumen von der Person und an sie denken, wenn sie nicht da ist
...mit der Person in Gedanken einschlafen
...nicht mehr auf Pärchen neidisch zu sein
...EIFERSUCHT bei der Erwähnung aller Menschen des eigenen Geschlechts durch die Person
...Selbstzweifel und Ungewissheit, wenn die Person irgendetwas tut, woraus sich auf Desinteresse schließen lässt
...automatisch eine weichere Stimme und einen anderen Gesichtsausdruck bekommen, sobald man die Person wahrnimmt
...wenn äußere Umstände keine Rolle spielen
...wenn man sicher ist, dass essen und atmen in ihrer Relevanz für das Überleben hinter der Nähe des anderen zurückfallen.


So, das war es für´s erste. Jetzt versuch ich mal, daraus einen Text zu machen :)


Verliebt sein ist, wie schon erwähnt, ein neuronaler Zustand, was aber für das Thema nicht sehr relevant ist.
Wenn man verliebt ist, und man das Gefühl hat, das beim anderen ebenfalls Interesse oder zumindest keine Ablehnung vorhanden ist, überwiegen die positiven Emotionen, man ist glücklich und aufgeregt. Hat man jedoch das Gefühl, das Interesse ist einseitig, überwiegen negative Emotionen wie Enttäuschung, Selbstzweifel, Unsicherheit und vor allem Liebeskummer.
Viele halten es auch für Verliebtheit, wenn man sich einfach nur über die Gegenwart des anderen freut, und es einem egal ist, ob der andere dasselbe empfindet, Hauptsache man ist ihm nahe. Das halte ich jedoch eher für Schwärmerei als für Verliebtheit, da letzteres für mich eher schon eine Vorstufe von Liebe darstellt, und wenn man nur von einer Person träumt, aber nicht den dringenden Wunsch hat, ihr noch näher zu kommen, ist das Gefühl der Anziehung nicht stark genug für Liebe oder Verliebtheit. Sie muss zwar nicht zu Liebe führen, aber die Möglichkeit ist immer da, daher ist Verliebt sein für mich ein Begriff für ein sehr starkes Gefühl, ein sehr starkes Band zwischen zwei Menschen.
Zu Beginn des Verliebtseins kann einem der andere noch fremd sein, doch normalerweise setzt es eine gewisse Nähe und Kenntnis des anderen voraus.

Verliebtheit schließt den ganzen Menschen mit ein, nicht nur einzelne Aspekte, obwohl man über gewisse Macken hinwegsehen kann. Es ist vor allem das Gefühl, sich einem anderen Menschen tief verbunden zu fühlen, und weil man den anderen noch nicht so lange kennt, ist man noch euphorisch und aufgeregt. Dieses ständige Gefühl der Schmetterlinge im Bauch weicht dann langsam einem weniger stürmischen, aber auf jeden Fall nicht weniger angenehmen Gefühl der Liebe.

Verliebtheit ist etwas total Schönes, wenn man sie mit dem richtigen Menschen teilen kann! :) :s17:

Maurice
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So 28. Nov 2004, 19:07 - Beitrag #20

Also die Definitionen deiner Verwandten finde ich teilweise etwas merkwürdig. ^^*
Zu deinen Punkten hätte ich aber auch mal eine Frage: Beschreiben die Punkte Aspekte, die du irgendwann mal gefühlt hast, als du verliebt warst, also sind sie quasi eine Sammlung der Aspekte, die sich bei verschiedenen Malen des Verliebtseins ergeben haben, oder beschreiben sie einen bestimmten Fall des Verliebtseins?
Die Frage ist etwas lang und bevor sie unverständlich ist, versuche es nochmal etwas zu erkären. Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. Die Aspekte traten bei verschiedenen Malen des Verliebtseins auf, z.B. 1+2 vor X Jahren bei Person X und 3+4 vor Y Jahren bei Person Y usw.
oder 2. Alle Aspekte treffen auf eine Person X vor X Jahren zu
Also ist 1. oder 2. der Fall?

Welche der Punkte würdest du sagen, sind notwendig, dass überhaupt von Verliebtsein gesprochen werden kann? Also z.B. dass Punkt 3 notwenig sein muss, und wenn das nicht der Fall ist man nicht von Verliebtsein gesprochen werden sollte.

Das meiste hast du ja schon in deiner Zusammenfassung nach der Liste geschrieben, ich frage aber trotzdem nochmal auf die Weise nach, weil in deiner Zusammenfassung natürölich nicht alle Punkte deiner Liste verwendet wurden.

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