Ich habe gerade den letzten Tarantino-Film, der mir noch fehlte, zu Ende gesehen, Reservoir Dogs.
Tarantino ist einer meiner liebsten Regisseure, jedenfalls der einzige, von dem ich alle Filme gesehen habe (ich weiß, er hat noch zu einigen anderen Drehbücher geschrieben und auch geschauspielert; ich rede aber hier nur von seinen Regiewerken).
Sein erster Film war Reservoir Dogs. Der, den ich gerade gesehen hab und von dem ich immer noch ein wenig berührt bin. Wie ich finde, ist er der brutalste Film von Tarantino.
Es geht um einen Raubüberfall. Ein Mann heuert fünf Jungs an (interessanterweise mit Farbkodenamen, Mr. White, Mr. Blue, Mr. Brown, Mr. Pink und Mr. Orange). Der perfekte Plan. Doch das Ding geht schief, die Bullen kommen und es kommt zu einer Schießerei. Die Überlebenden kommen nacheinander in einer verlassenen Lagerhalle, dem Treffpunkt, an und fragen sich, wer der Verräter war, denn ohne einen Verräter hätte es nicht so schief gehen können.
Das Ganze ist sehr nonlinear erzählt. Die eigentliche Handlung beginnt erst nach dem Raubüberfall am Treffpunkt, der Rest sind Rückblenden. Interessanterweise wird der Überfall selbst nie gezeigt.
Die "typischen" coolen Tarantino-Dialoge fehlen fast völlig. Genauso der Humor. Es ist ein harter und brutaler Film mit vielen Toten und einem abgeschnittenen Ohr. Und man merkt, finde ich, dass es Tarantinos Regieerstlingswerk ist. Der ganze Film, auch die Kameraarbeit, ist noch nicht so abgerundet und "perfekt", wie sie es in den anderen Filmen ist. Was nicht heißt, dass der Film schlecht ist, ganz im Gegenteil. Die Brutalität des Gangsterdaseins kommt hier auf eine sehr ungewohnte und doch überzeugende Weise rüber.
Pulp Fiction ist sein nächstes Machwerk. Drei Stories sind hier in einem Film vereinigt. Ein Boxer, der dafür bezahlt wird, einen Kampf zu verlieren, es aber nicht tut. Zwei Killer, die einen Job ausführen. Und der eine Killer, der nachher mit der Frau seines Bosses ausgeht. Wieder nonlinear, nur hier anscheinend ohne logischen Sinn in der Reihenfolge.
Der Dialog ist Kult. Hier wird stundenlang über Belanglosigkeiten geredet, es ist absolut cool und nie langweilig. Wer sich ausmalt, wie das ist, wenn ein Killer sich mit seinem Opfer über Burger unterhält, wird das begreifen (auch wenn es in Deinem Kopf nie so gut aussehen wird, wie bei Tarantino).
Der Film ist auch brutal, wenn auch nicht ganz so brutal wie Reservoir Dogs. Es spielen einige Stars mit (auch wenn sie es damals vielleicht noch nicht so waren): Harvey Keitel, John Travolta, Bruce Lee, Samuel L. Jackson.. Das wichtigste an ihm ist aber schon die erwähnte Coolness. Die macht ihn einzigartig.
Der dritte ist Jackie Brown, ein völlig anderer Film. Sogar eigentlich nicht brutal.
Hauptfigur ist eine ziemlich runtergekommende Stewardess. Die schmuggelt Geld für einen Kriminellen. Und verarscht ihn und die Bullen zusammen in einem genialen Coup, in Zusammenarbeit mit einem Kautionsvermittler.
Die Story ist im Grunde langatmig. Manche meinen auch langweilig. Ich nicht. Ich weiß nicht wie, aber Tarantino schafft es irgendwo, dass der Film die ganze Zeit spannend ist.
Die Nonlinearität ist hier zurückgenommen und nur logisch orientiert. Der zentrale Coup wird in verschiedenen Perspektiven mehrmals gezeigt. Der wirklich intelligente Plot wird dadurch noch unterstützt.
Und jetzt Kill Bill...
Der erste Teil ein Gemetzel mit Eimern voll Blut und einer Anime-Sequenz, der zweite Teil auch brutal, aber mit einer unglaublichen Filmkunst und coolen Dialogen. Der erste Teil orientert an Eastern, östlichen Kampffilmen, der zweite an Italo-Western. Beide voller visueller und auditiver Zitate. Besonders der zweite absolut genial.
Was kennt ihr von Tarantino? Und was haltet ihr davon?
Padreic