Die Nibelungen auf Sat.1

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Maglor
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Di 30. Nov 2004, 00:18 - Beitrag #1

Die Nibelungen auf Sat.1

Also ich bin da echt negativ überrascht.
Das es von der Story her, stark von Lied, Oper und so weiter abweicht, habe ich schon vorher gewußt.
Aber das auch die Umsetzung so billig wird: Es gab überhaupt keine Schlachtszenen! Siegfried kämpft allein gegen die beiden Sachsenkönige! Da hat man eine Menge Geld gespart, nämlich eine ganze Schlacht; so kann man getrost unfähige Statisten statt der Stuntmen in die Kostüme stopfen.

Absolut erschreckend fand ich die Überbewertung Siegfried. Indem sie Siegfried zu dem Übermenschen machen (aufgewachsen in Armen verhältnissen und nur unter Zauber untreu) schließen sie an die längst vergessen geglaubte Tradition des Siegfried-Kultes an. Das Drama der Nibelungen fällt ganz weg. Kein sinnloses Schlachten. Keine abrgundtief treuen Recken, die einander in purer Pflichterfüllung erschlagen.

Im neuen Film bricht man mit dem Motiv des Liedes, indem alle zu den Gerechten zählen. Im kindischen Wahn machten sie Hagen zum Bösewicht, was widerlicher Weise noch damit verbunden, dass er der Bastard des Zwegen Alberich ist. :s4:

Naja, stellenweise haben sie schon das Niveau von Xena erreicht, außer freilich bei den "Schlachten". Die Sat.1(oder wars doch ProSieben)-(internationale Co-)Produktion des "Wüstenplaneten" hatte da doch mehr Niveau, und sowohl bei Buchtreue als auch bei den Special-Effects und Massenszenen.

Interessant fand ich noch, was ich in der Zeitung las. Ausländische Investoren hätten große Probleme mit dem Projekt gehabt, da Siegfried am Ende ermordert wird und nicht glücklich lebt bis ans Ende seiner Tage. Wo bleibt denn sonst der Nibelunge Not, wenn nicht die Notgestalten in Treue fallen? Naja, den interessanten (und auch weit blutigeren Teil) "Kriemhilds Rache" haben sie dann gleich weggelassen.

MfG Maglor

Feuerkopf
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Di 30. Nov 2004, 01:12 - Beitrag #2

Ich gebe zu, ich guck so 'nen Kram irgendwie gerne. ;)
Benno Führmann sah nicht so behämmert aus, wie ich befürchtet hatte, auch war es okay, dass Siegfried nicht blond war.
Hagen von Tronje ist auch in der Sage ein Intrigant.
Naja, und die Brunhild, die ist schon proper, nicht wahr? :s126:
Eigentlich fand ich die Duelle viel interessanter als dösige Schlachten. Werde also morgen auch zugucken, wenn der Fluch des Drachen sich erfüllt und der Drachentöter für seine Gier büßen muss. Jawoll.

Soweit ich weiß, gibt es sowieso keine "echte" Siegfried-Saga, denn die Story setzt sich auch aus allen möglichen Geschichten zusammen.
Ich gebe aber gern zu, dass Hagen immer meine Lieblingsfigur war... :s126:

Maglor
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Di 30. Nov 2004, 01:31 - Beitrag #3

Es gibt keine richtige Nibelungen-Historie, wohl aber das Nibelungenlied. Das Nibelungenlied ist das, was sinnigerweise als die Story gelten sollte, wenn gleich die Interpretation Richard Wagners ihr hin und wieder den ang abläuft.
Das Nibelungenlied verbindet mehrere geschichtliche Ereignisse, die allerdings durch Dichterhand miteinander verflochten und dadurch teilweise akut verändert wurden:
1. Das Burgundereich wird von den Hunnen zerstört.
2. Frankenkönig Chlodwig ermordert seinen niederrheinischen Vetter Sigibert auf der Jagd.
3. Attila kommt in seiner Hochzeitsnacht auf ungeklärte Weise ums Leben.
Hinzu wurde noch Hagen von Tronje dem Walthari-Lied entlehnt und auch noch der gute Dietrich von Bern, der wohl oder übel Theoderich den Großen, den späteren König der Ostgoten in Italien darstellt.

Was Hagen betrifft, so ist er ursprünglich nicht ganz so tief im Intrigantenstadl beheimatet wie im Film. Dort will er sich raffgierig des Schatzes bemächtigen, im Lied freilich wirft er ihn eigenhändig in den Rhein. Und von Giftmischereien, zwergischer Herkunft und so weiter, das kennt alles nur der Film.
Im Lied handelt Hagen auf Bitten seiner Herrin Brunhild, denn dortist es diese, die ihn zum listenreichen und hinterhältigen Handeln auffordert.

Die Optik des Filmes und auch der Brunhild war freilich ansprechend. Aber um schöne Frauen zu zeigen, brauch man keinen solchen Film zu drehen. ;)

MfG Maglor

Feuerkopf
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Di 30. Nov 2004, 01:43 - Beitrag #4

Achtung! SPOILER!

Stimmt, jetzt erinnere ich mich! Nachdem Brunhild zwangsweise sozusagen den Betrüger Gunter - Sausack, der - geheiratet hat, ist Hagen ihr natürlich auch treu verbunden. Und als sie rausfindet, WIE ihr holder Gatte sie überwältigen konnte, sinnt sie auf Rache. Oh, und die bekommt sie!
Allerdings ist Kriemhilds Rache noch um einiges schlimmer, zumal sie sich als Zweitgatten DEN veritablen Hunnenkönig zulegt.
Dietrich von Bern kommt aber eigentlich nur am Rande vor. Der hatte mit seinen Goten in Italien genug um die Ohren. ;)
Letztlich geht es immer um die Ehre.

Diavolous
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Di 30. Nov 2004, 12:44 - Beitrag #5

Also ich bin da echt negativ überrascht.

Ich auch.
Ich habe mir gedacht, ich könnte mit Hilfe des Films meine Bildungslücke bezüglich des Themas beheben, aber das will mir partout nicht gelingen. Das der Film ein bisschen anders ist und nicht nur die Sage von Siegfried behandelt sondern auch noch irgendeiner anderen nordischen Sage entlehnt ist, habe ich gehört, aber das der Informationsgehalt so gering ist, hätte ich nicht gedacht.

Die ganzen Trailer und Werbemaßnahmen im Vorraus machten mich glauben, es erwarte mich ein bombastisches Heldenepos, mit genialen Spezialeffekten in Szene gesetz. Es viel sogar der Satz "...von den Special Effects Machern von Independence Day!". Das ich nicht Lache. Angefangen über den Beginn des Films, bei dem die "Schlacht" wie die Vertonung von L.o.t.W. klingt, bis hin zum Drachen Famir(?), dessen Animation mich an "Anaconda" mit gleichnamiger Monsterschlange erinnert hat.
Die Nebelgeister der Nibelungen sind dann aber grotesker Weise wieder sehr gut gelungen.

Zu Benno muss ich sagen: Das erste mal, als er seinen Mund aufgemacht hat, war ich ein bisschen verwirrt. Er hört sich so teilnahmslos-lässig an, als ob ihm das ganze keinen Deut interessiert. Ich finde, das kratzt etwas an der Glaubwürdigkeit seiner Figur.

Mein Fazit:
Nach diesen großspurigen Ankündigungen im Vorfeld hätte ich mir mehr erwartet, mehr Story, mehr Hintergrund, mehr Bombast, einfach mehr Epos.
Das heißt nicht, dass ich den Film grotten schlecht finde, nur wurden meine Erwartungen ziemlich enttäuscht.
Durch meine Vorredner ist mir jetzt auch klar, dass der Film nicht zur Bildunslückenschließung taugt, da werde ich mich wohl noch literarisch mit diesem Thema auseinandersetzen.
Mal sehen, wie der zweite Teil heute Abend wird...

Feuerkopf
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Di 30. Nov 2004, 12:49 - Beitrag #6

Bildungslückenschließungsmaßnahme I

Der Drache heißt bzw. hieß "Fafnir" und gehört/e zur Spezies der Lindwürmer.

Padreic
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Di 30. Nov 2004, 15:11 - Beitrag #7

Ich fand es praktischerweise schon im Vorfeld offensichtlich, dass er schlecht ist, weshalb ich ihn mir gar nicht erst angesehen hab. Schade finde ich nur, dass für so einen Schmarn 30 Millionen Euro ausgegeben werden (auch wenn sie, euren Berichten zufolge, wohl eher in dubiosen Kanälen verschwunden sind als für so etwas wie Special Effects verwendet zu werden).

Padreic

Traitor
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Di 30. Nov 2004, 16:37 - Beitrag #8

Diese Neuvermurksung habe ich mir wie Padreic glücklicherweise erspart. Aber ich versuche gerade angestrengt, mich an den alten Nibelungenfilm zu erinnern, den ich mal gesehen habe... Einer aus der klassischen Ritterepos-Zeit des Kinos. Ist schon länger her, dass ich ihn gesehen habe, aber wenn ich mich recht erinnere, war er recht getreu umgesetzt, vor allem mit sehr viel Treue bis in den Tod.

fanvarion
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Di 30. Nov 2004, 17:03 - Beitrag #9

5 Minuten reichten völlig um mich für einen Senderwechsel zu entscheiden.
Ein solchen Blödsinn zu verzapfen dafür müsste der Regisseur dem Drachen vorgeworfen werden.

Leider entspricht es ja dem großen Vorbild aus Hollywood die Wahrheit einer Geschichte solange zu drehen bis die holde Jungfrau gerettet ist und der Böse um ein paar Millionen reicher :sad:

Feuerkopf
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Di 30. Nov 2004, 17:41 - Beitrag #10

Stimmt, es gibt eine supergute s/w-Verfilmung des Stoffes aus der Stummfilmzeit. Sehr dramatisch, sehr spannend und alles drin, bis hin zu Kriemhilds Rache. Absolut sehenswert.

Da ich aber bekennender Trash-Fan bin, werde ich natürlich auch heute abend wieder dabei sein, wenn es heißt
"Erst zerleg ich Möller und Otto zu Stücken, dann geh ich das Fräulein Loken beglücken."

(Boah, war der schlecht. :s126: )

Traitor
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Di 30. Nov 2004, 18:07 - Beitrag #11

Ganz so alt war meine Version dann doch nicht - klassische Schinken-Zeit sage ich ja, also 50er oder 60er. Wirklich künstlerisch hochstehend wird sie der Zeit gemäß nicht gewesen sein, aber immerhin auch nicht mit zu viel künstlerischer Freiheit. Aber für all diese Äußerungen gebe ich keine Garantie ab, als ich ihn gesehen habe, war ich wohl noch unkritischer als heute ;)

Die von dir erwähnte S/W-Version scheint von Fritz Lang zu stammen, kann also wohl nur göttlich sein.

Maglor
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Di 30. Nov 2004, 23:27 - Beitrag #12

Denn "klassischen Farbfilm" habe ich glaube ich auch (in Fragmenten) gesehen, ich erinnere mich da noch an den einäugigen Hagen, der seine Narbe unter einem überdimensionierten Seitenscheitel versteckte.

Das der neue Film mit der Story naja recht wenig (also auf Xena-Niveau) zu tun hatte, wurde es am Ende immerhin doch eher spannend. (Die plump zusammengepanschte Story hatte leider einige Logikfehler. ;) )

An der Kostümierung ist aber nicht viel zu bemängeln. Trotz der ewigen Sat.1- Kommentare es handle sich um Mittelalter, sah doch alles recht spätantik aus. Besonders die römischen Legionärsgürtel der Wachen. Überhauot keine hochmittelalterlichen Plattenpanzer, war schon Schmuck, wenn gleich gewisse Anfälle von Wikinger-Design eher unpassend waren. :cool:

MfG Maglor

Feuerkopf
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Mi 1. Dez 2004, 00:13 - Beitrag #13

Das war ja ein ganz heftiges Gepantsche am Schluss. Schade, denn die Sage ist ja doch ein ordentliches Stück dramatischer.
So ließ mich der Film recht unberührt, zumal die ritterliche Ehrpusseligkeit gar nicht wirklich zum Tragen kam..

Maglor
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Mi 1. Dez 2004, 00:31 - Beitrag #14

Voll blöde, es ging immer nur ums Geld, außer natürlich bei den Frauen, bei denen geht es freilich um Liebe. Gekonnt hat Sat.1 das die Rollen-Klischees eingebaut, diie die ursprüngliche Sage ja nie hatte.

Ebenso so gekonnt eingebaut: Das Bösewicht-Schema
- Paarung von böser Gesinnung und äußerer Häßlichkeit

Ich meine im echten Nibelungenlied gibt es nur Helden. Selbst Alberich stribt in purer Pflichterfüllung! :s126:

Zu Alberich: Oberpanne und Tolkien tollkühn abgekupfert war auf die Zwergensprache und zweifellos die Überpräsens des Ringes, auf den ja schon fast Isildurs Fluch lag. :boah:

MfG Maglor

Feuerkopf
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Mi 1. Dez 2004, 00:44 - Beitrag #15

Öhm....
Der Bösewicht - Hagen - war die einzige scharfe Nummer in dem ganzen Epos. :s126: Julian Sands war mit dunklen Haaren und Bärtchen kaum zu erkennen.

Maglor
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Mi 1. Dez 2004, 00:52 - Beitrag #16

Ich hätte Julian Sands(?) sowieso nicht wieder erkannt. ;)
Brunhild war aber durchaus auch eine scharfe Rolle.

Naja, da fällt mir noch etwas ein. Hatte nicht vor ein paar jahren das Zet-De-Ef das Theaterstück Die Nibelungen aufgezeichnet. Das wurde Open-Air vorm Wormser Dom(?) gedreht. Mario Adorf mimte den Hagen. Trotz der zahlreichen Allegorien in dem Stück, war's doch ganz gut.

MfG Maglor

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Mi 1. Dez 2004, 01:06 - Beitrag #17

Julian Sands hat z. B. in dem Kostümfilm "Room With A View"- "Zimmer mit Aussicht" mitgespielt. Ansonsten neigt er zu trashigen B- bis C-Movies.

Max von Sydow durfte einen Guten spielen, das hatte auch schon Seltenheitscharakter.

Und: Habt ihr Götz Otto und Ralph Möller erkannt?

Maglor
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Mi 1. Dez 2004, 01:10 - Beitrag #18

Ich habe eher gesagt niemanden erkannt. Außer den Siegfried-Darsteller, wenn gleich ich auch dem keinerlei Namen und bisherige Filme zuordnen konnte.

Tja, irgendwie liegen die Bildungslücken. :s126:

MfG Maglor

Feuerkopf
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Mi 1. Dez 2004, 01:17 - Beitrag #19

Ralph Möller, der Schwarzenegger-Spezi, hat in "Gladiator" mitgemacht, Götz Otto war ein James-Bond-Bösewicht.

Max von Sydow ist schon so lange im Geschäft, dass mir nur die Verfilmung des King-Romans "Needful Things" - "In einer kleinen Stadt" einfällt.

Benno Fürmann hat im TV-Mehrteiler z. B. die Boxlegende Bubi Scholz gespielt.

Und die schöne Brunhild war die Terminatrix aus "Terminator III"

Noch fragen, der Herr? ;)

Maglor
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Mi 1. Dez 2004, 01:25 - Beitrag #20

Original geschrieben von Feuerkopf
Noch fragen, der Herr? ;)

Ich bin überwältig. Von all den Filmen habe ich nur Gladiator gesehn. An die meisten genannten anderen Namen und Titelkann ich mich beim besten Willen nicht erinnern.

MfG Maglor

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