Hedonismus, Eudämonismus und Utilitarismus - Gemeinsamkeiten und Unterschiede

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Maurice
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Do 2. Dez 2004, 23:30 - Beitrag #1

Hedonismus, Eudämonismus und Utilitarismus - Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Ich habe auf http://www.phillex.de nach den Begriffen gesucht und mir kamen die Begriffe sehr ähnlich vor. Wo liegt denn der bedeutende Unterschied zwischen Hedonismus und Eudämonismus? :confused:
Und beim Utilitarimus ist mir auch eine Sache nicht ganz klar: Der Begriff kommt ja von dem lateinischen Wort "utilis" (= Nutzen), somit bedeutet Utilitarismus auf deutsch "Nutzenethik". Warum wird aber mit Utilitarismus immer Benthams Prinzip des größten Nutzens für die größte Zahl der Menschen in Verbindung gesetzt? Klar er gilt als Gründer es U. aber "Nutzenethik" muss doch nicht nur das bedeutet, sondern auch ganz allgemein, dass man ethische Fragen über den Begriff des Nutzens beantwortet, was ja nicht bedeuten muss, dass daraus ein Altruismus alla Bentham folgt. Für was steht der U. nun eigentlich? Ist damit nur Benthams (und ähnliche) Ansätze gemeint oder bedeutet es nicht doch erstmal im allgemeinen nur "Nutzenethik" und wenn nicht, gibt es für diese Richtung einen eigenen Begriff?

Hier soll es nicht um die Diksussion von gut oder schlecht der Positionen gehen, sondern um eine Definition der Wörter, wenn möglich auch mit Quellenangaben.

Maglor
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Do 2. Dez 2004, 23:38 - Beitrag #2

Bekanntermaßen gibt es keine echten Synonyme.
Der kleine aber feine Unterschied zwischen Eudämonismus und Hedonismus, ist glaube ich, dass Hedonismus eindeutig negativ konnotiert ist.
Hedonismus wird im allgemeinen Sprachgebrauch mit Verschwendungssucht und Egoismus verbunden.
Der Eudämonismus wird in der Regel, nicht allzu sehr auf materielle Befriedigung eingeschränkt.

Der Utilitarismus ist, wie gesagt, leichter abgrenzbar. Was nützlich ist, muss noch längst nicht glücklich machen. :(

MfG Maglor

Maurice
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Do 2. Dez 2004, 23:48 - Beitrag #3

Also auf der Uni kam es mir bisher überhaupt nicht so vor, dass der Begriff Hedonismus negativ gefärbt gesehen wird. Zumindest nicht prinzipell. Wir haben auch einen bekennenden Hedonisten als Dozent und er sieht diesen Standpunkt bestimmt nicht als schlecht an. ^^

@Utilitarismus: Was ist denn aber nun U. erstmal? Ist U. erstmal nur eine "Nutzenethik" oder auch gleich so eine kollektivistisches Konzept wie bei Bentham?

Maglor
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Do 2. Dez 2004, 23:51 - Beitrag #4

Bei der Konnotation des Hedonismus ging ich nicht vom wissenschaftlichen sondern vom populären Sprachgebrauch aus.

Der Utilitarismus ist eine Nutzethik. Hier kann sowohl der Nutzen für den Einzelnen als auch der für die Gemeinschaft gemeint sein.

Eudämonismus kann daher durchaus als einer Hyponym von Utilitarismus gelten. :cool:

MfG Maglor

Maurice
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Do 2. Dez 2004, 23:53 - Beitrag #5

Wenn man also von U. spricht, dann ist damit nicht gesagt, welche Art man davon meint. Gibt es dafür auch spezielle Benennungen für die jeweiligen Richtungen, z.B. "individueller U." und "kollektiver U." o.ä.?

Was Hedonismus und Eudämonismus angeht, so schaue ich danach auch nochmal besser nach, kann mir nicht vorstellen, dass die Begriffe inhaltlich synonym sind, das würde mich arg wundern.

Maglor
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Do 2. Dez 2004, 23:59 - Beitrag #6

Mein Fremdwörterbuch (Duden) sagt:
Der Eudämonist sehe im Streben nach Glück den Sinn des Leben.
Der Hedonist (im Sinne der antiken Schule) sehe im Streben nach Glück ein ethisches Prinzip.

Gegebenenfalls müsste Hedonismus Bezeichnung für jene Subklasse des Utilitarismus sein.

MfG Maglor

Ipsissimus
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Fr 3. Dez 2004, 12:23 - Beitrag #7

Aristipp von Kyrene, der Begünder einer philosophischen Schule, die später als Hedonismus in Verruf kommen sollte, entwarf seine Philosophie als Gegenentwurf zu den Kynikern, speziell zu Diogenes von Sinope. Wesentliches Element der kynischen Schule war das Ideal der Bedürfnislosigkeit, angewandt nicht nur auf Fragen des individuellen Luxus, sondern auch sozialer Bindung - Kniker vermeiden Beziehungen genauso, wie sie Reichtum vermeiden, beides mit dem Ziel innerer Unabhängigkeit von den Wechselfällen des Lebens und deren Rückwirkung auf persönliches Befinden.

Demgegenüber propagierte Aristipp, daß innere Unabhängigkeit nicht dann festzustellen sei, wenn mensch krampfhaft alles vermeidet, was zu vermeiden ist, sondern dann, wenn mensch alles nimmt, wie es kommt. Ist mensch reich, nimmt mensch Reichsein hin, wird mensch arm, nimmt mensch Armsein hin, wird mensch wieder reich, nimmt mensch Reichsein wieder hin, ohne daß irgendeiner dieser Wechselfälle seine/ihre innere Seelenruhe überhaupt auch nur tangiert

Historisch setzte sich der Kynismus hinsichtlich seiner Wirkungsmächtigkeit infolge der Nähe zur christlichen Entsagungsethik gegenüber dem Hedonismus durch, jedoch weniger als Gegenentwurf zu Aristipp, als vielmehr zu Epikur. Der Hedonismus Aristipps war zur Zeit Epikurs schon obsolet.

Maurice
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Fr 3. Dez 2004, 12:27 - Beitrag #8

Könnte man die Kyniker auch als Eudämonisten bezeichnen, weil sie ja auch das Glück als höchstes Ziel haben, aber eine andere Methode vertreten um dieses zu erreichen, als die Hedonisten?

Maglor
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Fr 3. Dez 2004, 12:39 - Beitrag #9

Prinzipiell sucht ja auch Diogenes in seiner Tonne das Glück.
Ähnlich ist es mit der Stoa. Beide antike Schule sahen weder das Materielle als vielmehr die Gemütsruhe als weg zur glücklichen Existenz.

MfG Maglor

Maurice
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Fr 3. Dez 2004, 12:40 - Beitrag #10

@Utilitarismus

Ich habe jetzt etwas nachgeforscht und eine Unterscheidung zwischen Sozialutilitarismus (Bentham) und Individualutilitarismus (J. S. Mill) gefunden. Der Begriff Utilitarismus wird für gewöhnlich im Sinne Benthams benutzt, also als Sozialu. der sich mit dem Spruch zusammenfassen lässt "das größte Glück, für die größte Zahl der Menschen". Der Individualu. steht nur für die Maximierung des eigenen Wohlempfindens. Damit habe ich wenigstens einen Teil meiner Frage, wenn auch selbst beantworten können und weiß wie man meinen Standpunkt nennt. ^^

Wo wir gerade bei Begriffserklärungen sind:
Es gibt das Gegensatzpaar Theismus und Atheismus, gibt es auch Moralist und Amoralist? Glaube schon mal davon gehört zu haben, bin mir aber nicht sicher ob das wirklich Amoralist hieß.

Ipsissimus
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Fr 3. Dez 2004, 12:56 - Beitrag #11

das ist schwierig zu unterscheiden. Kyniker und Aristippscher Hedonismus sind eher Spielformen eines egoistischen, zumindest individuellen Eudämonismus, Epikurs Hedonismus und die Stoa eher Spielformen eines sozialaltruistischen Eudämonismus - speziell bei der Stoa allerdings mit großen Schnittmengen zum individuellen Eudämonismus.

Als primärer Unterscheid dürfte zu sehen sein, daß im Hedonismus Aristippscher Prägung die Glückseligwerdung über - modern gesprochen - das Ausleben sinnlicher Genüsse erreicht wird, in sonstigen Formen des Eudämonismus eher durch seelische Zügelung.

Kacktus
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Fr 3. Dez 2004, 18:22 - Beitrag #12

Ich verstehe die Begriffe folgendermaßen:
1) Hedonismus strebt danach die "Lüste des Fleisches" zu befriedigen ; ein eher roher und ungeschliffender Begriff. Lebe im Jetzt und genieße den Augenblick.

2) Eudämonismus ist imo subtiler und breiter angelegt. Für mich spielt hier auch die "spirituelle Ebene" eine Rolle, also eher ein Streben nach dem wahren, nachhaltigen Glück. Eine Art Idealismus also.

3) Utilitarismus war für mich auch immer so ein schwammiger Begriff gewesen. Die Definition, die Maurice gefunden hat sind deshalb erhellend. :) Soweit ich weiß hat der John Stuart Mill den Utilitarismus "dort verbessert, wo er am stärksten angreifbar war". Wo genau müsste ich allerdings nochmal im Ethikbuch nachlesen. ^^* Is mir so beim Blättern ins Auge gefallen...

Ipsissimus
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Fr 3. Dez 2004, 20:13 - Beitrag #13

mit deinem Verständnis von Hedonismus wirst du sicher den verzerrten Auffassungen gerecht, denen der Begriff im Laufe der letzten zwei christlichen Jahrtausende erlag, nicht jedoch dem pilosophischen Ansinnen, das seine beiden "Gründerväter", Aristipp und Epikur, damit verbanden. Hedonismus ist in Folge der christlichen Entsagungsethik derart in Verruf geraten, daß selbst leute, die ansonst in saus und braus leben, sich oft scheuen, sich öffentlich als Hedonisten zu outen. Hedonismus war immer etwas anderes, als es sich christliche Mönche und die Pilgerväter vorstellten, aber das scheint die Mehrzahl aller Menschen nicht weiter zu kümmern :-)

Maurice
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Fr 3. Dez 2004, 20:50 - Beitrag #14

Was ist denn nun mit dem Begriff "Amoralist", kann mir da keiner was zu sagen? :confused:

Kacktus
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Fr 3. Dez 2004, 21:28 - Beitrag #15

@Amoralismus: Dafür gibt es, soweit ich weiß, mehrere Bedeutungen. Einmal kann es die Ablehnung der lokal herrschenden Moral eines bestimmten Kulturkreises sein. Andererseits kann es aber auch die generelle Ablehnung moralischer Normen sein - unabhängig davon welche es sind. So verstehe ich es. Diese Doppelbedeutungen können echt nerven...

^^^^^^^^
Edit: Die Defionition hab ich aus meinem Gedächtnis und das hat sie aus meinem Duden Fremdwörterbuch. Ich gleich später nochmal ab und falls mein Gedächtnis flunkern sollte editier ich nocheinmal.

@Ipsi: Ist die heutige, aktuelle Definition von "Hedonismus" mit meiner zu vereinbaren? So wie ich deinen Post verstanden habe, ja!? Wenn dem so wäre so würde ich dabei bleiben, da es wenig Sinn machte das Wort in seiner Urbedeutung zu verwenden, weil es heute keiner mehr so versteht. Die entstandene negative Konnotaion lässt sich nachträglich wohl schwerlichst aus der Welt schaffen. :\

Maurice
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Fr 3. Dez 2004, 21:33 - Beitrag #16

@Amoralist: Woher hast du die Definition? Sie erscheint mir zumindest einleuchtet. Quelle wäre gut. :)
Man könnte die beiden Varianten des Begriffs als schwachen und starken Amoralismus bezeichnen. Demnach würde ich mich als starken Amoralisten bezeichnen. ^^

Ipsissimus
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Fr 3. Dez 2004, 23:31 - Beitrag #17

Hedonismus heißt die Lebensanschauung, nach welcher die (körperliche und geistige) Lust, das Vergnügen (hêdonê) Motiv und Zweck des (sittlichen) Handelns ist. Die Lust ist das höchste Gut (s. d.). Für den Hedoniker ist die Lust das Höchstgewertete, das an sich Wertvolle, Selbstzweck, Strebungsziel. Der Hedonismus ist eine Form des Eudämonismus.
Nach DEMOKRIT ist die Freude, Gemütsheiterkeit (euthymiê, euestô) das höchste Gut. Als Hedoniker treten entschieden auf die Kyrenaiker. Nach ARISTIPP hat die Lust einen absoluten Wert, sie ist Selbstzweck, sie ist Strebungsziel. Die Lust ist ein unbedingtes Gut. Zu erstreben ist die einzelne Lust. An Stelle der Lust bestimmt HEGESIAS als Strebensziel die Schmerzlosigkeit, da mehr nicht erreichbar sei. ANNIKERIS erkennt neben der Lust auch Freundschaft, Eltern-, Vaterlandsliebe als Strebensziele an, um derentwillen man auch Schmerz hinnehmen muß. THEODORUS betrachtet die Freude (kara) als das Erstrebenswerte. - Nach EPIKUR ist die Lust das Princip des glücklichen Lebens (hêdonên archên kai telos legomen einai tou makariôs zên), sie (und die Leidlosigkeit) ist das Motiv alles Handelns. Die Lust ist das erste und das naturgemäße Gut, aber nur jene Lust ist ein Gut, der keine Schmerzen folgen, denn es ist das Erstrebte. Eine richtige Abmessung (symmetrêsis) der Lust und ihrer Folgen zeugt erst von der Tugend, der phronêsis. Ohne Einsicht, Gerechtigkeit, Maßhalten kann man nicht glücklich leben, und umgekehrt ist mit der Tugend Lust notwendig verknüpft. Die höchste Lust ist die geistige, wiewohl an sich keine Lust schlecht ist.

R. GOLDSCHEID: »Der Mensch ist ein hedonistisches Wesen«. Aber die Ethik darf nicht hedonistisch sein, sondern vermag nur »eine Verteilung von Lust und Unlust auszubilden, die zu einem Verhalten gemäß objectiver Moralprincipien antreibt«.

PAULSEN bestreitet die hedonistische Anlage des Menschen. »Der Trieb und das Verlangen der Betätigung ist vor aller Vorstellung von Lust«. Lust ist schon der Ausdruck dafür, daß der Wille erreicht hat, was er will; ähnlich bei SCHOPENHAUER, E. v. HARTMANN, NIETZSCHE).

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Eudämonismus (eudaimonismos)

ist laut ARISTOTELES (Eth. Nic. IV 13, 1127 b 18) jede ethische Anschauung, nach welcher Motiv und Zweck des sittlichen Handelns die Gewinnung oder Förderung eigenen oder fremden Glückes (d.h. andauernder, wahrer Glückseligkeit) ist. Der Eudämonismus im weiteren Sinne umfaßt den Hedonismus und den Utilitarismus.

Eudämonisten sind DEMOKRIT, SOKRATES, die Cyniker, Kyrenaiker, teilweise PLATO, ARISTOTELES, EPIKUR, SPINOZA, CHR. WOLF, die meisten englischen Moralisten des 18. Jahrhunderts, die Aufklärungsphilosophie (besonders die deutsche), CONDILLAC, LA METTRIE, HELVETIUS, HOLBACH, BENTHAM, J. ST. MILL, COMTE, FEUERBACH, FECHNER, SCHUPPE, ADICKES, DÖRING, SIGWART u. a., teilweise auch H. CORNELIUS.

Ein schroffer Gegner des Eudämonismus ist KANT. »Eudämonist« ist ihm jeder Egoist, der »bloß im Nutzen und in der eigenen Glückseligkeit, nicht in der Pflichtvorstellung, den obersten Bestimmungsgrund seines Willens setzt«. »Alle Eudämonisten sind... praktische Egoisten« (Anthr. I, § 2).

Gegner des Eudämonismus sind auch KIRCHNER, WUNDT, NIETZSCHE, C. STANGE, UNOLD u. a. WENTSCHER erklärt: »Nicht die selbstverständlich mit jedem Willen verbundene, in seinem Begriff 'analytisch' schon eingeschlossene Lust, sondern nur eine 'synthetisch' zu ihm hinzutretende, als Endwirkung erhoffte Lust« stempelt eine ethische Theorie zur eudämonistischen (Eth. I, 146; vgl. S. 148).


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Utilitarismus (Utilismus) heißt der Nützlichkeitsstandpunkt in der Ethik.

Der Utilitarismus tritt in zwei Formen auf:

1) der individualistische Utilitarismus, welcher lehrt, Zweck des sittlichen Handelns sei der Nutzen, die Wohlfahrt des einzelnen.

2) Der soziale Utilitarismus, welcher den Zweck des sittlichen Handelns in die Förderung des Gesamtwohles, des Wohles aller, der Gesellschaft setzt.

Ferner ist zu unterscheiden zwischen dem Utilitarismus

a. als Erklärung des Sittlichkeitsursprunges aus (individuellen oder sozialen) Nützlichkeitserwägungen

b. als Motivation, Normierung, Wertung des sittlichen Handelns, Aufstellung der Wohlfahrt als Ziel des Handelns.

Der gemäßigte Utilitarismus betont, daß das ursprünglich rein utilitarisch bestimmte sittliche Handeln (durch das Gesetz der »Motivverschiebung«) später zum Selbstzweck wird.


Den Ausdruck »utilitarian« gebraucht (1802) schon J. BENTHAM. Durch J. ST. MILL, der ihn einer Novelle von Galt, »Annals of the Parish«, entnimmt, wird er populär.

Teilweise utilitaristisch gefärbt ist der Eudämonismus verschiedener Zeiten, auch schon im Altertum. Einen socialen Utilitarismus lehrt EPIKUR bezüglich des Ursprungs der sittlichen Gesetze.

In neuerer Zeit tritt der Utilitarismus auf bei HOBBES und SPINOZA.

Das »great happiness«-Prinzip findet sich schon bei BECCARIA, HUTCHESON, besonders aber bei dem systematischen Begründer des Utilitarismus (im engeren Sinne), J. BENTHAM. Zweck, Ziel des sittlichen Handelns ist die Maximation der Glückseligkeit, das größtmögliche Glück der größtmöglichen Anzahl, »the greatest happiness of the greatest number«, »the greatest possible quantity of happiness« (Introd. II, ch. 17, p. 234. Deontolog.. Traité de la législat. civile et penale, 1802). »By the principle of utility is meant that principle which approves or disapproves of every action whatsoever, according to the tendency which is appears to have to augment or diminish the happiness of the party whose interest, in other words, to promote or to oppose the happiness« (Introduct. l. c. I, ch. 1, p. 3). Das Interesse der Gemeinschaft ist »the sum of the interest of the several members who compose it« (l. c. p. 4 ff.).

Bei der ethischen Reflexion sind von Wirksamkeit die physische (das für unseren Leib Nützliche und Schädliche bestimmende) Sanktion, die moralische Sanction (der öffentlichen Meinung), die politische und die religiöse Sanktion.

Durch ein »moralisches Budget« sollen bei jeder Handlung die nützlichen und schädlichen Folgen (Lust und Unlust) berechnet werden (Moralcalcül). Hierbei zeigt sich der Egoismus als schädlich: das wohlverstandene Eigeninteresse selbst führt zum Altruismus. zuerst zum Uneigennützig-scheinen, dann aber auch zur Uneigennützigkeit selbst.

J. ST. MILL (der in seiner Jugend einen Verein der »Utilitarier« gründete) lehrt einen sozialen Utilitarismus. Im Gegensatz zu Bentham unterscheidet er nicht bloß Quantitäten, sondern Arten des Glückes, verschiedene Glückswerte, wodurch über das rein utilistische eine höhere ethische Norm sich erhebt. Ferner wird durch Assoziation das, was erst Mittel war (das Sittliche), selbst zum Ziele, zum direkten Gegenstande der Billigung.

A. BAIN erklärt: »The Ethical end that men are tending to and may ultimately adopt without reservation, is human welfare, happiness, or being and well-being combined, that is, utility«.

Rationeller Utilitarier ist H. SPENCER. Am höchsten steht das Handeln, wenn es gleichzeitig die größte Summe des Lebens für den einzelnen, für seine Nachkommenschaft und für seine Mitmenschen zustande bringt.

Maurice
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Fr 3. Dez 2004, 23:49 - Beitrag #18

Wow super Ausführung! :s1:

Aber dir scheint ein Fehler unterlaufen zu sein: Nicht Mill, sondern Benthams U. wird als Sozialutilitarimsus bezeichnet, während Mills Variante der Individualutilitarismus ist. Zumindest sagt das mein Brockhaus-Lexikon.

Der Unterschied zwischen Hedonismus und Individualutilitarismus scheint mir sehr gering. Worin unterscheiden sich denn die Begriffe "Glück" und "Lust"? Stehen nicht beide für "Freude"? :confused:

Ipsissimus
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Fr 3. Dez 2004, 23:57 - Beitrag #19

das Lob gebührt meinem Philosophie-Lexikon :-) ... hüstel ... drei meiner Philosophielexika :-)


ich denke, daß die Begrifflichkeiten alle "eudämonisch eng" beisammen liegen :-)

Maurice
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Sa 4. Dez 2004, 00:07 - Beitrag #20

Da frage ich mich nur, warum man für scheinbar eine Sache mehrere Wörter benutzt :shy: ...


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