Nach weiteren Reflektionen über die Begriffe, bin ich zu einem Standpunkt gekommen, der wohl noch ungewöhnlicher ist, als der oben genannte Ausgangspunkt. Mir liegen die Gedanken im Moment nur als Notiz vor, deshalb seht über die möglichen Mängel in Form der folgenenden Zeilen gütig hinweg.

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A = Subjekt
B = anderes Subjekt
I = Interesse
Wenn I(A)=A
dann bezeichnet man dies für gewöhnlich als "Egoismus".
Wenn I(A)=B
dann bezeichnet man dies für gewöhnlich als "Altruismus".
Warum ist nun das eine moralisch besser, als das andere?
Beides mal verfolgt A nur seine Interessen!
Denken wir einen Moment nach und fragen uns, ob wir jemals etwas anderes tun, taten und ja auch je tun werden, als zu versuchen unsere Interessen zu verwirklichen? Die Antwort lautet nein, denn alles was wir tun, tun wir, weil es für uns in irgendeiner Weise von Interesse ist. Wir tun nichts, was gegen all unsere Interessen verstoßen würde. Es kann der Fall sein, dass sich Interessen in einem Spannungsverhältnis gegenüberstehen und wir uns entscheiden müssen, welchem Interesse wir nachgehen.
Für die meisten wird das wohl merkwürdig wirken, so würde man intuitiv jemanden als Egoisten bezeichnen, von dem man sagt er handle nur nach seinen Interessen. Darin liegt aber ein Irrtum. Wenn es mein Interesse ist mich für alte und kranke Menschen einzusetzen oder für Tier- und Umweltschutz, wer würde dies dann als egoistisch bezeichnen? Aber auch ein solches Verhalten, ist nichts anderes, als der Versuch der Verwirklichung der eigenen Interessen.
Wenn nun alles nur nur deshalb getan wird, weil es dem eigenen Interesse entspricht, warum sollte dann das eine moralisch besser sein, als das andere? Ist nun jede Handlung egoistisch? Macht es Sinn jeden Menschen als Egoisten zu bezeichnen und ihn mit diesem Wort zu rügen?
Ich sage nein. "Egoismus" und "Altruimus" sind als moralische Begriffe entlarvt und werden als Bewertungskriterien verworfen. Man kann auf Grund dieser gerade genannten Sichtweise davon sprechen, dass die Interessen eines Subjekts sich selbst oder jemand anderes als Objekt haben, dies impliziert aber noch nicht automatisch einer Wertung, wie es bei den Begriffen "Egoismus" und "Altruismus" der Fall ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass überhaupt keine Wertungen mehr möglich sind. Wir bewerten nämlich die Dinge immer nach der Frage, wie wir unserer Interessen verwirklichen können, oder präziser ausgedrückt:
Was ist mir von Nutzen, um meine Interessen zu verwirklichen?
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Auf folgenen Seiten meines Notizblocks stehen Aufzeichnungen über das Verhältnis von Nutzen und Interesse, bei denen ich aber vorher noch etwas überlegen muss, wie ich nun das genaue Verhältnis darstelle. Dazu kann in absehbarer Zukunft auf Grundlage des vorangegangenen Beitrags, weitere Ausführungen folgen.
