Nun, gleich zu Anfang verschiedene Fragen, sehr spannend...
Vielleicht kurz für die nicht-Biologen vorausgeschickt: Der Begriff Standort bezeichnet die Gesamtheit der an dem Wuchsort der Pflanzengesellschaft herrschenden Umweltbedingungen, also Feuchtegrad, Basengehalt usw. Der Wuchsort ist die geographische Lokalität, z.b. die Meierweise oberhalb von A-Dorf.
Ein Grund dafür, daß selten eine Art alleine einen Wuchsort besiedelt, ist daß diese ihn letztlich nur unvollkommen ausnutzen kann. Wie Traitor schon sagt, sind immer verschiedene Kompartimente vorhanden, die von anderen Arten ausgenutzt werden können.
Auf einer Wiese zeigt sich dies in unterschiedlichen Durchwurzelungstiefen, Blütezeiten und Blühhorizonten der beteiligten Arten.
Wobei die Arten in einer Gesellschaft durchaus nicht nur kooperativ sein müssen, oft wird die Konkurrenz durch bestimmte Einzelfaktoren gebremst und schlägt voll durch, wenn dieser Faktor sich ändert.
Zwei Beispiele: Auf flachgründigen Kalkstandorten wachsen Kalkhalbtrockenrasen, die sehr artenreich sein können. In ihnen kommt oft das Gras Fiederzwenke vor, welches Ausläufer bildet und relativ hohe blattreiche Triebe.
Werden diese Trockenrasen genutzt durch Mahd oder Beweidung, wird die Fiederzwenke immer wieder zurückgestutzt und bleibt ein Teil der Gesellschaft, fällt die Nutzung weg, breitet sie sich oft stark aus, indem sie mit ihren Trieben im Herbst alles andere überdeckt und glechzeitig mit ihren Ausläufern den Bestand unterwandert. Das Ergebnis sind artenarme Dominanzbestände der Fiederzwenke.
Unsere Buchenwälder sind im Frühjahr meist recht reich an blühenden Pflanzen (Buschwindröschen usw.). Diese sind von ihrer Wachstumsphase so eingepasst, daß sie der Belaubung der Bäume zuvor kommen und sich dann bald zurück ziehen wenn es dunkel wird durch das Blätterdach.
Im kontinentalen Raum an der Arealgrenze der Buchenwälder fehlen vielfach diese krautigen Arten, weil sie hier in Wasserkonkurrenz zur Buche geraten.
Die Arten sind also eher wegen gegenseitiger Duldung und gemeinsamer Toleranz gegenüber den Standortbedingungen zusammen.
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