Was ist "menschlich"?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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So 12. Dez 2004, 15:33 - Beitrag #1

Was ist "menschlich"?

Was meint man damit, wenn man das Wort "menschlich" verwendet? Man könnte sagen " menschlich das Verhalten, wie die meisten Menschen eben handeln und so wie sie eben nicht handeln", aber beantwortet man die Frage damit nicht, weil man immer noch nicht weiß, was das denn nun genau ist.
Dass man über das Wesen des Menschens sehr unterschiedlicher Meinung sein kann, wissen wir alle. Man denke nur an die radikal verschiedenen antrophologischen Ansätze von Rousseau und Hobbes ("Der Mensch ist von Natur aus gut" vs. "Der Mensch ist von Natur aus böse").

Was versteht man nun allgemein unter diesem Begriff "menschlich", was versteht ihr darunter und kann man überhaupt den Begriff verallgemeinernd definieren?

Kacktus
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So 12. Dez 2004, 17:40 - Beitrag #2

Zu dieser Frage hatte ich irgendwann im Sommer nen kurzen Text verfasst. Er trifft wohlgemerkt nicht ganz Maurice' Fragestellung, lediglich ungefähr. Korrekturdurchgänge hat das Teil aber noch keine durchlaufen, deshalb teilweise ein wenig wirr, unvollständig und fehlerhaft. Als Diskussionsgrundlage kann mans trotzdem mal anbieten:
____________________________
Über den Begriff der (Un-)Menschlichkeit
Bezeichnet man jemanden oder eine Handlung als „menschlich“ so ist das im Allgemeinen eine unzweifelhaft positive Bewertung. Am entgegengesetzten Ende der Bewertungsskala ist hingegen das Attribut „unmenschlich“ angesiedelt.
Die Bedeutung dieser Begriffe ist gesellschaftlich etabliert; ihre offensichtliche Fragwürdigkeit ist jedoch kaum zu leugnen. Belässt man diese so wie sie ist, müsste dem Menschen sicherlich beides zugeschrieben werden, „Menschlichkeit“ und „Unmenschlichkeit“
Im Wörterbuch wird das Wort „unmenschlich“ folgendermaßen definiert :
unmenschlich = roh und brutal gegen Menschen oder Tiere; ohne menschliches Mitgefühl (Ggs.:menschlich)
Der Mensch hat im Laufe seiner Geschichte oft genug bewiesen, dass eben diese Definition besonders auf ihn zutrifft. Homo sapiens mag vielleicht die Befähigung zu Mitgefühl besitzen, doch hindert ihn diese bekanntermaßen nicht grundsätzlich an rohem und brutalem Verhalten (und das neben der physischen auch auf psychologischer Ebene). Diese Feststellung würde zu dem unweigerlichen Schluss verleiten die Bedeutungszuordnungen wären unzutreffend. Ein solcher Schluss wäre jedoch nur bei absoluter Betrachtung gültig; die Betrachtung dieser Begriffe erfordert aber eine spezifische Relation, d.h. es braucht einen Zusammenhang.
In diesem Fall handelt es sich beim Bezugspunkt um einen imaginären Idealtypus Mensch, denn nur auf einen solchen ließen sich die hier besprochenen Begriffe in ihrer etablierten Bedeutung fraglos anwenden. Ein vollkommen barmherziger, verständnis- und maßvoller kurz: tugendhafter Mensch nach dem Vorbild Jesu Christi wäre tatsächlich „unmenschlich“ handle er rücksichtslos und brutal.
Auf den wirklichen, unvollkommen Menschen angewandt wäre „Unmenschlichkeit“ hingegen durchaus ein menschlicher Zug.
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Ipsissimus
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Mo 13. Dez 2004, 21:42 - Beitrag #3

ein Ausschnitt eines Textes, den ich mal vor Jahren verfaßt habe

Das Maß einer Überzeugtheit davon, daß »etwas« recht, gerecht, richtig, wünschenswert, gültig und dergleichen mehr sei, ist ein Maß für nichts. Was trotz unzähliger normativer Imperative erlebt wird, ist das Verlangen und die Fertigkeit jedes einzelnen Mitglieds und jeder einzelnen Untergruppe der Spezies homo sapiens, jede - noch so verbindlich daherkommende - überindividuelle Setzung zur Wahrung der damit korrespondierenden essentiellen Setzung, also der situativ-taktischen oder strategischen Setzung des Individuums auszuweiten, zu überschreiten oder zu brechen.

Die Endlösung der Judenfrage, nur um ein prominenteres Beispiel zu nennen, ist weit davon entfernt, unmenschlich zu sein, sie ist vielmehr eine der exponierteren Spitzenleistungen dessen, was »menschlich« umschließt.

Wohl werden sich viele - durchaus wohlmeinende - Menschen an solcher Aussage reiben und daraus Forderungen, neue Setzungen ableiten wollen, indem sie das Attribut »menschlich« wie üblich an das moralisch als wünschenswert Darstellbare zu binden versuchen:

doch erleben Menschen tagtäglich immer wieder Umfassenderes, daß nämlich Maximallösungen gesucht und bei geeigneter Macht oder Befähigung ungeachtet irgendwelcher apokrypher Fragestellungen umgesetzt werden; womit im Rahmen faktisch geführten Lebens die Endlösung faktisch unermesslich oft reproduziertes Prinzip ist, bei jedem so gut es geht, anhand der Situationen, wie sie sich gerade stellen.

Ein Problem, ein Mitempfinden mit dem Tod, mit den Qualen anderer, ein Ablassen von der eigenen wie auch immer aufgefaßten Maximalverwirklichung zugunsten anderer besteht nur als - gut verkäufliche - Proklamation, die bei geeigneter Konstellation der Umstände den Atem nicht wert ist, der auf ihre Formulierung verschwendet wurde.

....


Wir werden immer wieder erleben, daß Lösungen gefunden werden, welche die Forderung ursupieren und in ihr schieres Gegenteil zu wenden imstande sind - heiliger Krieg, gerechte Strafe.

Die Endlösung ist Kind der Menschlichkeit und der Moral. Sie ist Kind der Moral, weil die Moral - als Gesamtheit ALLER moralischen Systeme - nicht gedenkt, sich als faktisch falsifiziertes Prinzip zu erkennen. Da die Moral außerhalb metaphorischer Rede überhaupt nichts erkennt noch gebiert, sind es Menschen, die jene Falsifizierung nur endlos reproduzieren durch weitere Forderungen, die allesamt ins Nichts der Beliebigkeit laufen, bis einem Menschen oder einer Menschengruppe wieder mal eine Endlösung einfällt.

Und wir erleben, daß es offensichtlich kein menschliches Hemmnis gibt, welches verböte, daß sie einfällt und daß sie durchgeführt wird.

...

Gleich wie sehr ich die Endlösung geißeln wollte, gleich, wie sie gegeißelt wurde und gegeißelt werden wird, gleich, was zur Vermeidung ihrer Wiederholung ersonnen werden wird - zwei Dinge werden bleiben:

daß sie eine jederzeit verfügbare Möglichkeit des Menschlichen ist - und daß sie ÜBER. ALLE. MAßEN. VERFÜHRERISCH. IST.

Womit alle Geißelung nichts besagt, weil Menschen immer wieder auf »endgültige« Lösungen verfallen werden, statt in die Mühsal von tatsächlicher Freundlichkeit und innerer Distanz zu sich selbst einzuwilligen.

Feuerkopf
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Di 14. Dez 2004, 12:41 - Beitrag #4

Aha,
uns so überlassen wir die Definition dessen was "menschlich" ist also Psychopathen, statt ein solches Denken schlicht als das zu brandmarken was es ist, nämlich KRANK:

Ipsissimus
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Di 14. Dez 2004, 14:12 - Beitrag #5

Frage, Feuerkopf: kann eine Definition etwas am IST-Zustand ändern? Vor allem dann, wenn die Definition außerhalb von Weihnachtsansprachen und deren Äquivalenten zu anderen Gelegenheiten praktisch bedeutungslos ist? "menschlich" ist das, was sich als menschenmöglich erweist, nicht das, was gefordert wird

Maglor
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Di 14. Dez 2004, 16:33 - Beitrag #6

Verwandtes Thema (Vorsicht der Link funktioniert ab sofort!)
Original geschrieben von Maglor
Wenn man das Konzept Mensch von der Existenz des menschlichen "Körpers" abhängig macheVerwandtes Thema n würde, müßte man auch Leichen als Menschen bezeichnen.
De facto ist der Begriff Mensch ein Gattungsbegriff, wie etwa Dackel oder Süßwasserpolyp. Zusätzlich hat sich jedoch eine Konnotation in unsrer Sprache eingenistet. Diese zweite Bedeutung steht in Verbindung mit moralischen und kognitiven Fähigkeit. Der erste hängt mit dem Begriff der Menschlichkeit zusammen, woher auf die Bezeichnug "Unmensch" für Tyrannen und Bösewichte rührt. Das kognitve Prinzip hingegen ist weniger verbreitet, hier wird der Mensch vor allem durch seine Hirnmasse und den daraus folgenden kognitiven Fähigfkeiten definiert, was etwa den Grund dafür leifert das Embrionen in der Bundesrepublik nur über stark eingeschränkte Menschenrechte verfügen. In diesem Zusammenhang ist noch die Handhabung von Tieren zu erwähnen. Hier erhalten besonders intelligente Tiere wie Menschenaffen und Delphine, wobei deren höhere Bestimmung wohl weit unsicherer ist, erweiterte Rechte. So wird der Verzehr von Delphinen, Schimpansen aber auch von Hunden eher verachtet, als der von eher stumpfsinnigen Geschöpfen wie Fischen, Muscheln oder Rindern. (Ich wollte nur bemerken, dass allein der Schein der Intelligenz Einfluß auf die Behandlung von Tieren hat. Schweine und Hunde sind ungefähr gleichen Kalibers, deren Wertschätzung liegt aber im Auge des blinden Betrachters, der Geschöpfe nur von Tellerrändern her kennt....)
...



Es ist ja so schön superb, wenn man sich selbst zitiert. :s4:

MfG Maglor

Feuerkopf
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Di 14. Dez 2004, 17:20 - Beitrag #7

Ipsissimus,
wenn wir hier über "Liebe" reden, dann diskutieren wir auch über ein ideales Konstrukt.
Und da gibt es auch alle düsteren Unter- und Abarten, die man ebenfalls im weitesten Sinne noch als Liebe bezeichnen könnte.

Biete mir doch bitte eine Alternative für das ursprünglich positiv besetzte "menschlich".
Es macht m. E. wenig Sinn, einem Begriff einen anderen Bedeutungshorizont zu geben als den allgemeinen. Die Verständigung wird dann schwierig.

Ipsissimus
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Di 14. Dez 2004, 17:42 - Beitrag #8

Feuerkopf, sind wir schon so daran gewöhnt, den Euphemismus für bare Münze zu nehmen, daß wir die Realität dahinter nicht mehr sehen?

Feuerkopf
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Di 14. Dez 2004, 18:02 - Beitrag #9

Die Realität von "menschlich" ist aber auch , dass es Menschen gibt, die ehrenamtlich in Hospizen arbeiten, die ihren Urlaub hergeben, um unentgeltlich in Hungergebieten zu arbeiten, die ihren Nachbarn helfen, die Juden versteckt haben, die im Tierschutz arbeiten, die liebe- und respektvoll mit ihrem Nächsten umgehen.

Ich bin sehr dafür, Begriffe zurückzuerobern. Warum geben wir nicht den Taten soziopathischer Geister einen anderen Namen?

Ipsissimus
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Di 14. Dez 2004, 19:33 - Beitrag #10

weil "menschlich" - wenn es als Charakterisierung taugen und nicht bloßer Appell sein soll, alles - ALLES - umfassen muß, was menschlich ist :-) und dazu gehört das Total all dessen, was menschenmöglich ist, von äußerster Bestialität bis zu äußerster Selbstlosigkeit.

Wenn ich auf die Einbeziehung der Schattenseite bestehe, so liegt das an meiner Einschätzung, daß es ein wesentlicher Faktor der Hervorbringung menschlicher Bösartigkeit ist, daß lichte und Schattenseite nicht integriert sind, sondern daß die Schattenseite solange im Schaten leben muß, bis sie sich Licht verschafft :-) die Integration beider Seiten würde etwas hervorbringen, was weder das eine noch das andere wäre, aber gerade deswegen auch die Bösartigkeiten der Spaltung wie von selbst vermeiden würde

e-noon
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Di 14. Dez 2004, 19:54 - Beitrag #11

Menschlich kann durchaus ALLE Eigenschaften des Menschen beschreiben, indem man dem Menschen die Einzigartigkeit zugesteht, beide der von dir genannten Extreme verkörpern zu können. Menschlich oder Mensch zu sein bedeutet automatisch, Individuum zu sein, unabhängig davon, welche Teilmenge aller Individuen moralisch positiv oder negativ bewertet wird.

1) "Menschlich" hat aber unbestreitbar, wie auch schon gesagt, eine bestimmte Bedeutung, bei der dieser Begriff eine positive moralische Wertung enthält, er steht dann für Mitgefühl, Menschlichkeit, Barmherzigkeit, zusammengefasst positives soziales Verhalten.
2) Menschlich wird aber auch gerade dazu verwendet, den Menschen von dem Ideal eines Menschen abzugrenzen, in einem Kontext wie "Jeder macht Fehler, das ist menschlich".

Das Gegenteil davon, unmenschlich, ist eindeutiger definiert, es bezeichnet einen moralisch verwerflichen Menschen oder moralisch verwerfliches Verhalten. Die Umkehrung der zweiten Bedeutung des Wortes wäre nicht unmenschlich, sondern übermenschlich, und würde das Idealbild eines Menschen beschreiben.

Tille_65
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Di 14. Dez 2004, 20:10 - Beitrag #12

"irren" ist menschlich
Denn eine Maschine vertut sich nicht

Ipsissimus
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Di 14. Dez 2004, 20:53 - Beitrag #13

e-noon, ich widerspreche dir (und Feuerkopf) :-)

weder "menschlich" noch "unmenschlich" sind definiert, und schon gar nicht eindeutig definiert. Es gibt im Rahmen diverser Moralsysteme eine wertende Tendenz in der Handhabung dieser Begriffe, die aber normalerweise schon auf den ersten Blick ohne Mühe als euphemistisch und appellativ entlarvt werden kann; es gibt die gleiche Tendenz im Rahmen politischer Mediensprache - dort sogar noch müheloser zu entlarven.

Der Verweis auf den Sprachgebrauch entledigt uns nicht einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Sache, sonst brauchen wir bei allen Begriffen dieser Kategorie immer nur die Tautologie festzustellen, daß der Begriff als die Art und Weise seiner Benutzung definiert sei - und sind sofort jeglichen inhaltlichen Diskurses enthoben

e-noon
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Di 14. Dez 2004, 21:11 - Beitrag #14

Das lag nicht in meiner Absicht. Ich wollte nur verdeutlichen, dass dieser Begriff mehrfach belegt ist, und damit eben keine eindeutige Definition hat. Unmenschlich auch nicht, das war falsch ausgedrückt, sorry, ich wollte nur sagen, dass der allgemeine Sprachgebrauch mit "unmenschlich" in den allermeisten Fällen eine negative moralische Wertung ausdrückt, nämlich dass eine bestimmte Handlung "schlecht", einem Menschen nicht angemessen sei. Sich hier auf eine gemeinsame Definition zu einigen, dürfte ebenfalls schwierig sein ;) Allerdings halte ich es für sinnvoll, erst einmal die Bedeutungen aufzuzeigen, die ein Begriff im allgemeinen hat, und von da ausgehend zu prüfen, ob diese Bedeutungen sinnvoll sind, und erst dann bei Bedarf eine exactere Definition zu suchen.

"Menschlich" würde ich bis jetzt als alle Handlungen (auch inneren; Denken, Fühlen...) definieren, die von einem Menschen vollzogen werden können. Der Begriff wäre also damit charakterisierend und nicht moralisch wertend.

Maurice
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Di 14. Dez 2004, 21:59 - Beitrag #15

Soviel für diesen Abend, später mehr...

"Menschlich" soll ja auch eine Abgrenzung sein, von anderen Tieren. Der Begriff "menschlich" kann daher auch so verwendet werden, dass er Charakteristika der Spezies Mensch vertritt, die so kein anderes Tier besitzt. Wir sprechen ja auch, dass sich ein Tier "menschlich" verhalten kann und damit meinen wir in diesem Kontext keine moralische Wertung.

Für mich persönlich hat das Wort "menschlich" einen negative Färbung, weil hier für irrationales Verhalten steht, um es auf einen Nenner zu bringen.
Hier soll es ja aber nicht rei num die persönliche Dimension des Wortes gehen, deshalb sei dies nur eine Randbemerkung gewesen.

Das mögliche Problem dieses Threads ist, dass die Diskussin zwei Ebenen besitzt, nämlich
1. was allgemein unter dem Begriff verstanden wird
und 2. was "menschlich" im Sinne von "was die Spezies Mensch von anderen unterscheidet" bedeutet.

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Mi 15. Dez 2004, 11:50 - Beitrag #16

Re: Soviel für diesen Abend, später mehr...

Original geschrieben von Maurice

Das mögliche Problem dieses Threads ist, dass die Diskussin zwei Ebenen besitzt, nämlich
1. was allgemein unter dem Begriff verstanden wird
und 2. was "menschlich" im Sinne von "was die Spezies Mensch von anderen unterscheidet" bedeutet.


Eben. Das sehe ich inzwischen auch so. Über die persönlichen Ansichten haben wir uns inzwischen ausgetauscht.
Interessant wäre nun, was "die Wissenschaften" zu Punkt 2, also, "Was ist typisch für die Spezies Mensch" sagt.

Biologen, Soziologen, Psychologen - lasst hören!
Das dürfte eine außerordentlich interessante Faktensammlung geben.

Aydee
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Fr 17. Dez 2004, 18:59 - Beitrag #17

.

Für mich ist menschlich schlicht und einfach all das, was mir tagtäglich von meinen Mitmenschen entgegengebracht wird und was ich ihnen entgegenbringen.

All das Geben und Nehmen....
In jeder Form :)



Hallo :)

J.C.
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Di 21. Dez 2004, 10:42 - Beitrag #18

Als dickköpfiger Nietzsche-Leser muss ich das Buch "Menschliches Allzumenschliches" empfehlen.
Sehr gut zu lesen, sehr interessant, sehr augenöffnend.

Ansonsten, sollte man das Buch nicht lesen können/wollen:
Menschlich = konventionell

e-noon
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Di 21. Dez 2004, 11:52 - Beitrag #19

Zu Feuerkopf: ich schmeiße einfach mal meine bruchstückhaften Kenntnisse in den Raum, in der Hoffnung, dass sie nicht falsch sind.
Biologisch: Aufrechter Gang, Wirbelsäule doppelt s-fach gekrümmt, Schwerpunkt liegt auf der Körperachse, leistungsfähiges Gehirn (im Vergleich zu anderen Arten), präzise Benutzung der Hände möglich, Sprache, starke Lernfähigkeit und abstraktes Denken. Angeborene Verhaltensweisen sind zB. Lächeln oder Saug/Schluckreflexe.
Der Mensch hat ein Bewusstsein, das über das erfassen des momentanen Zustandes seiner selbst und der Umwelt hinausgeht; da er nicht spezialisiert ist, kann er sich den gegebenen Verhältnissen anpassen oder aber die gegebenen Verhältnisse mit technischen Mitteln ihm anpassen.

Soziologisch: Ähnlich wie viele Tierarten ist er als Säugetier ein soziales Wesen, das für seine Kinder sorgt (längste Brutpflege, iirc). Darüber hinausgehend kann er auch solidarisch sein, und ein schwaches/altes/krankes Mitglied der Gruppe gegen die Interessen der Gemeinschaft pflegen.

Was den psychologischen Aspekt angeht, weiß ich nicht, wie das bei Tieren aussieht, kann daher nicht vergleichen. Ich glaube zB. nicht, dass Tiere, abgesehen von ihrer Rangordnung, Machthunger entwickeln, oder dass sie Komplexe ausbilden können, aber sicher bin ich mir nicht :confused:

Maglor
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Di 21. Dez 2004, 12:47 - Beitrag #20

Den Jetztmensch bezeichnen die Biologen als Homo sapiens (sapiens). Der Neanderthaler Homo sapiens neanderthalsis wird oft als eine eiszeitliche Variante des Homo sapiens, also als eine Unterwart angesehen.

Neben dem Jetztmenschen kennt die Päläoanthropologie noch weitere Menschentypen wie den Homo erectus und den Homo habilis. (Lateinisch homo = neuhochdeutsch Mensch :D )

So grenzt sich die Gattung Homo von den Astraliopthicien ab. Ein Astraliopithicus ist im Prinzip lediglich eine aufrecht gehender Affe. Die Abgrenzung zum ersten Vertreter Homo habilis, erfolgte auf Grund der Tatsache, dass dieser Werkzeuger herstellte. Die Herstellung von Werkzeugen nannte man lange Zeit, die Eigenschaft die den Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheiden sollte. Heute weiß man es natürlich besser. ;)
Nicht nur Menschen gebrauchen Werkzeuge und stellen solche her, sondern etwa auch Schimpansen, manche Vögel und anderes Getier. Inzwischen glaubt man, dass auch ein gemeiner Australiopithicus wenginstens Holzwerkzeuge benutzte und herstellte. Von daher sind die derzeitigen Grenzen der Gattung Homo überholt! :boah:

MfG Maglor

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