Erstes Haustier geklont

Das Forum für allgemeine Diskussionen! Alle Themen, die nicht in andere Bereiche passen, können hier diskutiert werden.
janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
So 26. Dez 2004, 23:29 - Beitrag #41

Jatrix schrieb:
Klonen soll ja auch auch nicht für das geklonte Tier eine Lebensverlängerung sein, sondern Für den Besitzer, der das durchaus als Lebensverlängerung ansehen kann.

Da das Tier nach dem Klonen nicht als 12-jährige Katze vor Herrchen steht, sondern als Junges, das von seiner Mutter gesäugt wird, ist das Wort Lebensverlängerung etwas falsch gewählt, oder? ;)

Nein, das Tier kann sich ziemlich unterschiedlich zu dem entwickeln, was der Halter vorher vor sich hatte. Denn selbst Hund und Katze sind nicht völlig gengesteuert, sondern haben eine Persönlichkeit, die wesentlich auch durch die Umwelt geprägt wird. Und die besteht aus wesentlich mehr als dem Verhalten des Herrchens.

Maurice schrieb:
Dem Mensch sind die Gene in unserer heutigen Gesellschaft doch e egal. Wer denkt denn bitte noch an "fitness"? Das wäre ja unmoralisch... Die Einzigen, die sich darüber noch Gedanken machen, ja als einzige sogar Gedanken machen dürfen, sind Biologen, solange dies aber in einem kleinen vorgegebenen Rahmen stattfindet.

Nach wie vor entscheiden Frauen und Männer aktiv, welchen Partner sie nehmen wollen, das Gewicht der weiblichen Entscheidung ist dabei wohl sogar etwas größer. Und bei der Partnerwahl stehen unbewußte Wahrnehmungen von fitnessrelevanten Merkmalen mit an erster Stelle.

Klar ist, daß ein quasi flächendeckendes Klonen die genetische Diversität und damit eine wesentliche Bedingung für die fitness der Population extrem gefährden würde. Jede Möglichkeit der Neukombination von Erbanlagen fiele dann weg, und damit das Gerüst gegen sich ständig ändernde Umweltbedingungen.

Die grundsätzliche Diskussion über solche Fragen allein den Biologen zu überlassen, käme sicher einigen Partikularinteressen entgegen, wäre jedoch in jeder Hinsicht töricht:

Ein grundsätzlicher Diskurs über für übergeordnete Belange relevante Dinge ist nur dann zielführend, wenn er auch die verschiedenen Aspekte dieser Belange berücksichtigt: Ein Diskurs über die gesellschaftliche Relevanz des Klonens darf nicht nur unter den klonenden Wissenschaftlern, also im Elfenbeinturm um sich selbst kreisend, verbleiben, sondern muß auch die gesellschaftlich relevanten Kräfte einschließen.
Daß diese dazu kritikfähig sein müssen im Sinne einer Kenntnis der naturwissenschaftlichen Methoden und Implikationen, ist dabei klar, ebenso wie daß hier in Teilen starke Defizite bestehen. Wenn ich an die Berichterstattung in den Medien denke, so ist hier von Kenntnissen oft wenig zu erkennen.

Die "Werte-Diskussion bezüglich Genen" darf geführt werden, Tabus gibt es hierbei hinsichtlich des Klonierens des Menschen, aus guten Gründen.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mo 27. Dez 2004, 00:18 - Beitrag #42

Deinen Ausführungen kann ich überall zustimmen, aber in einem Punkt entscheidend nicht: Es darf keine Tabus geben!
Ein Tabu ist ein Verbot der Diskussion über ein Verbot. Und für sowas plädierst du?!
Nur weil man über etwas diskutiert, heißt das ja noch lange nicht, dass man Praktiken einführt, die auf allgemeine Ablehnung stoßen. Ob ich nun für oder gegen klonen bin, spielt hier keine Rolle, imo sollte es keine Tabus geben, weil diese nur eine Selbstbeschränkung für den öffentlichen Diskurs darstellen.

Und was die "Fitness" beim Menschen angeht: Es gibt keine Selektion innerhalb der Rasse oder in Konkurenz mit anderen Spezien, deshalb optimiert sich die Fitness beim Menschen seit langem nicht mehr. Ob wir uns nun klonen macht da keinen großen Unterschied mehr.

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Mo 27. Dez 2004, 01:54 - Beitrag #43

Maurice: Sicher, eine Diskussion darf nicht zu eng eingeengt werden, aber wenn jemand z.B. die Verweigerung medizinischer Leistungen für alte Menschen ernsthaft ins Gespräch bringen würde, würden viele andere Teilnehmer nicht nur stirnrunzeln. Und das ist gut so.

Du hast recht, genetische Weiterentwicklung findet beim Mneschen nicht mehr wirklich statt. Dennoch wird bei jeder Keimzellenbildung das Erbgut neu kombiniert und noch einmal bei der Befruchtung. Das trägt erheblich zur genetischen Differenzierung innerhalb der Populationen bei.

Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mo 27. Dez 2004, 12:43 - Beitrag #44

Die genetische Differenzierung spielt doch keien Rolle mehr, weil Selektion fehlt. Wenn etwas nicht von so gentisch so geringer Qualität ist, dass es sterben muss, wird es trotz Unmengen an Fehlern am Leben erhalten.
Ich will damit nicht wertend sein, sondern lediglich einen imo Sachverhalt benennen.

@Tabu: Natürlich muss diese Option ernsthaft diskutiert werden, denn wenn man sie nicht ernsthaft diskutiert, kann man es auch gleich sein lassen und schon hat man ein Tabu. Eine Sache ernsthaft diskutieren heißt doch nicht, dass man die diskutierte Option realisieren will. Dennoch empfinde ich es als falsch Themen einfach tot zu schweigen. Manche mögliche Gefahren bedürfen erst recht einer Thematisierung, um ihr vorzubeugen.

Feuerkopf
Moderatorin
Moderatorin

Benutzeravatar
 
Beiträge: 5707
Registriert: 30.12.2000
Mo 27. Dez 2004, 12:49 - Beitrag #45

Maurice,
ich gebe Dir recht. Wenn z. B. in Großbrittannien darüber diskutiert wird, Menschen ab 70 Jahren nicht mehr für bestimmt OPs zuzulassen, bzw. das auch so gehandhabt wird, dann muss man darüber reden!
Sonst haben eines Tages nur noch kühl-kalkulierende Technokraten das Sagen. Eine Wertediskussion muss da schon erfolgen und eine Gesellschaft muss sich entscheiden, ob sie die Rentabilität als einziges Kriterium gelten lassen will.

Bei Tieren mag man den psychologischen Aspekt des Klonens noch vernachlässigen können, aber beim Menschen wird das ein ganz wesentlicher Faktor.
Wie geht es einem Menschen, der ein Klon ist? Wie ist es, ohne "echte" Eltern gezeugt zu sein, das Duplikat eines anderen Menschen zu sein, bestimmte Erwartungen erfüllen zu sollen?

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Mo 27. Dez 2004, 13:42 - Beitrag #46

So gesehen habt Ihr recht, Maurice und Feuerkopf.
Man darf den Technokraten und Wirtschaftlichkeitsfanatikern das Feld nicht kampflos überlassen, sondern muß die Konsequenzen ihrer Pläne hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Implikationen gesellschaftlich diskutieren.
Wobei ich dabei die Gefahr sehe, daß manche Extrempositionen durch den Diskurs auf das Niveau einer quasi "Gesellschaftsfähigkeit" gehoben werden könnten.
Wie wäre es z.B. wenn Sabine Christiansen einen Neonazi oder einen radikalen Verfechter der englischen Gesundheitspolitik einladen würden, "damit deren Positionen bekannt und damit einem breiten Diskurs zugänglich" werden?
Nur, wo die Grenze ziehen?

Maurice, Dein ersterer Teil läuft auf den stehenden Begriff der "gendefekten Prothesengesellschaft" hinaus.
Das ist allerdings ein Problem unserer Gesellschaft, genauso wie unsere Altersstruktur.

Vorherige

Zurück zu Diskussion

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 3 Gäste