Schweres Seebeben vor Sumatra

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aleanjre
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Di 28. Dez 2004, 14:21 - Beitrag #41

Menschen haben immer am Meer gesiedelt, trotz Sturmfluten, Hurricans und anderer Katastrophen. Das Meer nimmt gerade den Armen immer wieder alles, aber in kargen Landstrichen ist die Küste eben oft das fruchtbarste Gebiet und bietet Überlebensmöglichkeit. Wo sollten diese Menschen hin, wenn man ihnen verbieten würde, am Meer zu siedeln?

Gerade hab ich folgenden Artikel gelesen:

Los Angeles (AFP) - Das schwere Seebeben vor der Küste Indonesiens hat nach Ansicht von Forschern womöglich ganze Inseln verrückt. Die Erdstöße mit dem Epizentrum etwa 250 Kilometer südöstlich von Sumatra könnten die kleineren Inseln in der Region um etwa 20 Meter nach Südwesten geschoben haben, sagte ein Experte des Amerikanischen Geologischen Institutes, Ken Hudnut, der Nachrichtenagentur AFP. Auf Grund von Modellen vermute er, dass sich auch die nordwestliche Spitze von Sumatra etwa 36 Meter nach Südwesten verschoben habe. Die bei dem Beben freigesetzte Energie habe zudem die Erdachse ins Wanken gebracht.

*********

Nun ja, mehr eine Notiz und wenig aussagekräftig. Das mit den Inseln kann ich mir ja noch gut vorstellen, aber wie soll ein Beben der Stärke 8,9 die Erdachse verschieben, oder sagen wir: gefährden? :confused:

Noriko
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Di 28. Dez 2004, 14:42 - Beitrag #42

Ich muss alea zustimmen, die Küste bgibt und nimmt viel, man hat dort imemr gesiedeltm weil es dort anhrung gibt, man muss ich eben mit der natur arrangieren, was heute technisch einfacher sit als sonst.
@Feuerkopf
Ich rede nivhtmal von solchen hochtechnisierten maasnahmen wie Fluttooren.
Ich meine Gan simple Meldungstürme, megaphine für durchsagen, einfache zentralen.
Ausserdem ist die Situaution in den meisten Pazifischen und idischen ozean gebieten vergleichsweise ruhig

@alea
Durch Solche amssive erdbeben komtm es natürlich zu einer Plattenverschiebung und damit zu eienr massenumverteilung auf der erde, was auch vielleicht einen eifluss auf das magnetfeld ahben könnte.
dadurch bedingt kann sich vielleicht die erdachse verschieben.

Sonnenlied
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Di 28. Dez 2004, 15:32 - Beitrag #43

Meine Gedanken zu diesem ganzen Thema gehen weit über diese eigentliche Katastrophe hinaus.

Auch wenn es zum Teil Off Topic sein wird, möchte ich sie heute loswerden.

Dort wo die Natur zuschlägt, steht der Mensch ihr oft machtlos gegenüber. Sie als feige darzustellen, ist meines Erachtens nach nicht nur schlichtweg falsch, sondern auch sehr naiv empfunden.

Ich möchte mich nicht zu irgendwelchen Eventualitäten äussern. Ich bin weder ein Experte auf diesem Gebiet, noch lebe ich in einer Region die von solchen Dingen betroffen ist, das ich mir mehr oder weniger regelässig Gedanken darum machen müsste.

Gewiss zeigt dem Menschen so eine Katastrophe, das noch sehr viel auf der Erde getan werden muss. Sei es aus informativer, technischer oder einfach nur menschlicher Sicht betrachtet.

Tatsächlich bin ich der Meinung, dass sich der Mensch nur zu oft selber ein Bein stellt.

Die ganze Welt horchte Weihnachten auf, da sie diese schrecklichen Bilder in sämtlichen TV Sendern rund um die Welt übertragen bekam. Stimmen wurden laut, es werden bessere Warnsysteme gefordert. Schuldige werden gesucht. Meinungen werden vertreten und ausgetauscht.

Wer aber von jenen Menschen wird in einem Jahr noch darüber diskutieren. Ich finde es schrecklich sich hier und jetzt über irgendwelche Warnsysteme zu streiten. es ist schlimm, sehr schlimm was dort passiert ist.

Wir leben in einer Welt die in vielen Regionen, tagtäglich von Hass und Gewalt regiert wird. Sofern die Menschheit ihr grösstes Problem nicht in den Griff bekommt, wird sie jeder Naturkatastrophe mit selbiger Machtlosigkeit gegenüberstehen.

Wir leben in einem Land, wo Terroristen in einer kleinen Wohnung Pläne ausarbeiten, Anweisungen erhalten, die zu den Ereignissen des 11 ten Septembers geführt haben.

Wir leben in einem Land, in dem Narzis Ausländer verprügeln, ja soagr totschlagen, wo Menschen einfach nur weiterlaufen.

Wir leben in einem Land, wo ein Mädchen in Heide Holstein in der Stadt vergewaltigt wird, wo Menschen wegschauen und einfach weiterlaufen.

Wir leben in einem Land, wo Kinder für schlechte Schulnoten verprügelt werden, missbraucht und sogar getötet werden. Wo Steuerhinterzieher höhere Strafen erhalten wie Kinderschänder.

Wir leben in einer Welt in der die Menschheit wegschaut. Passieren allerdings solche Katastrophen oder gar Anschläge, werden sie wach, dann suchen sie nach Schuldigen, sie fordern Verbesserungen und sie streiten wieder über irgendwelche Eventualitäten.

Es gibt sehr viele grosse Dinge zu tun, fangen wir mit den kleinen Dingen an, können wir vielleicht auf Dauer auch grössere bewältigen.

Sorry für das mehr oder weniger Off Topic Posting, aber ich musste das einfach mal loswerden...

LG Sonnenlied

janw
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Di 28. Dez 2004, 15:51 - Beitrag #44

Ach, Sonnenlied, solches oT kann wirklich nicht schaden :)

Ich sehe vieles ähnlich, speziell zum Thema wird jetzt ein wohlgemeinter und richtiger Aktionismus (das Wort ist nicht ganz gut gewählt...) in Gang gesetzt, um die wichtigsten Schäden zu beseitigen, und irgendwann sehr bald wird das Thema aus den Medien verschwunden sein.
Die Mechanismen, welche Menschen in Armut halten, aber werden andauern, auch der Australische Zynismus, der letztlich wesentlich verantwortlich dafür ist, daß im Indischen Ozean ein bereits geplantes Warnsystem nicht realisiert wurde - wie ich ersten im Radio erfuhr.

Es mag ein wenig zynisch klingen, das sei mir verziehen, aber das jetzt ausgelöste Leid ist wenig gegen das alltägliche Leid durch Kriege, Hunger, Ungerechtigkeit und Perspektivlosigkeit.
Und daran haben wir maßgeblichen Anteil.

Feuerkopf
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Di 28. Dez 2004, 16:02 - Beitrag #45

Die von Sonnenlied genannten Probleme sind menschengemacht, also eigentlich vermeidbar oder zu beheben. Menschen denken nicht gern über eigene Fehler nach, außerdem gibt es ganz unterschiedliche Interessengemengelagen, die den Problemlösungen im Wege stehen.

Eine Naturkatastrophe macht uns alle gleich. Plötzlich wird uns vor Augen geführt, dass es noch etwas gibt, das sich völlig unserer Kontrolle entzieht.
Etwas Schönes geschieht dann: Menschen besinnen sich auf ihren Gemeinsinn und helfen einander. In Sri Lanka z. B. arbeiten die verfeindeten Bevölkerungsgruppen, deren Auseinandersetzung über 70.000 Menschenleben gefordert hat, in dieser Situation Hand in Hand.
Pakistan hat dem Intimfeind Indien, mit dem es immer kurz vor einer atomaren Auseinandersetzung steht, ganz unbürokratische Hilfe angeboten.
Ganz, ganz vielleicht, wird dieses Unglück auf ganz anderen Gebieten zu etwas Gutem führen.

Sonnenlied
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Di 28. Dez 2004, 16:32 - Beitrag #46

*nickt*

Feuerkopf, gewiss macht eine Naturkatastrophe uns alle gleich.

Doch die Vorkehrungen sind nicht gleich angesetzt. Aus vielen verschiedenen Gründen. Sei es Armut, menschliches Versagen oder was auch immer...

Niemand hätte diese Katastrophe verhindern können, sie schweisst gewiss zusammen.

Frage dich wie Armut entsteht... im Grunde sind viele Menschen daran Schuld, dass so seien es angenommen auch nur 2 Menschen sterben mussten...

Mehr wollte ich damit nicht um Ausdruck bringen.

LG Sonnenlied

Ipsissimus
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Di 28. Dez 2004, 16:41 - Beitrag #47

... wofern mensch vergißt, daß auch die Hilfsorganisation mittlerweile längst von merkantilen Sachverhalten beherrscht wird :-)

übrigens sind Riesentsunamis nicht nur Domäne des Pazifik und Indik. Beim Ausbruch des Santurin-Kraters sind - bedingt durch die geringe Wasserfläche - bis zu 300 Meter hohe Wellen durchs Mittelmeer gelaufen. Es wird vermutet, daß hierdurch die ältere minoische Kultur auf Kreta völlig augelöscht wurde. Jedenfalls wurden auf Kreta in 300 Meter Höhe Spuren von Welleneinschlägen nachgewiesen. Also in Sicherheit sind wir hier nicht :-)

Tod :-) eine immer wieder liebend gern verdrängte Gewissheit des Lebens, vielleicht die einzige Gewissheit des Lebens :-) - daß die Bilder aus Südostasien die Verdrängung des Todes ihrerseits für Augenblicke zu verdrängen imstande sind - das ist das eigentliche Skandalon der Ereignisse, das in hektischer Aktivität zugeschüttet wird, auf daß die braven Menschen ihren Traum von Unsterblichkeit wieder ungestört weiter träumen können. Jeder Mensch stirbt alleine und für sich. In Südostasien ist nichts geschehen.

Mensch verzeihe einem bösen alten zynischen Mann oder lasse es bleiben :-)

janw
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Di 28. Dez 2004, 18:12 - Beitrag #48

Die Zynik ist den alten Männern vorbehalten, eine Form des Ausdrucks für Weisheit ;)
Nun, wären nicht europäische Touristen betroffen und dann gerade nach Weihnachten, wäre womöglich tatsächlich wenig passiert - für unseren medial gesteuerten Erkenntnisraum.
Und die Entzauberung des Paradieses wird selbst in der tagesschau-Berichterstattung bemüht.
Träume sollten nicht unterschätzt werden, sie sind vielleicht die wahre Triebfeder menschlichen Handelns und das letzte woran sich jemand klammern kann, der alles verloren hat.

aleanjre
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Di 28. Dez 2004, 18:38 - Beitrag #49

Banda Aceh (AP) Das Erdbeben im Indischen Ozean und die davon ausgelöste Flutwelle war nach Einschätzung der Vereinten Nationen möglicherweise «die größte Naturkatastrophe aller Zeiten». Die in den zwölf Ländern der Katastrophenregion angerichteten Schäden überträfen alle Vorstellungskraft, sagte am Dienstag der stellvertretende UN-Generalsekretär Jan Egeland, der bei den Vereinten Nationen für humanitäre Einsätze zuständig ist. Bis Dienstag stieg die Zahl der Toten auf mehr als 44.000. Vor allem in Indonesien war das Ausmaß der Katastrophe viel höher als zunächst angenommen.

Allein in der indonesischen Stadt Meulaboh kamen 10.000 Einwohner ums Leben. In der Provinz Aceh auf Sumatra lagen zahlreiche Leichen unter freiem Himmel. Die Behörden befürchten den Ausbruch von Seuchen. Bis Dienstag wurden in Indonesien etwa 19.000 Tote geborgen, die Regierung rechnete mit bis zu 25.000 Opfern. Soldaten und freiwillige Helfer drangen in abgelegene Ortschaften der Provinz Aceh vor und suchten in den Trümmern von Häusern nach Toten oder Überlebenden. «Wir arbeiten 24 Stunden am Tag, um die Leute rauszuholen», sagte Rotkreuzhelfer Tamin Faisil in der Provinzhauptstadt Banda Aceh. In Moscheen und Schulen drängten sich tausende Obdachlose. Hungernde Überlebende plünderten Geschäfte.

In Thailand wurden bis Dienstag 1.516 Tote gezählt. Unter ihnen seien mehr als 700 Ausländer, teilte der stellvertretende Innenminister Sutham Saengprathum mit. Auch mindestens zehn deutsche Urlauber kamen in Thailand ums Leben, doch dauerten die Bergungsarbeiten in den Feriengebieten im Süden weiter an. Mehr als 100 deutsche Touristen wurden nach Angaben von Bundesaußenminister Joschka Fischer noch vermisst.

Die meisten Toten gab es in der Provinz Phang Nga mit einem 30 Kilometer langen Strandabschnitt zwischen Takua Pa und Khao Lak sowie auf der Ferieninsel Phuket. Weitgehend zerstört wurde das Similan Beach and Spa Resort auf einer der Similan-Inseln bei Phuket. Dort hielten sich zum Zeitpunkt der Flutwelle etwa 60 zumeist aus Deutschland stammende Touristen auf. Zerstört wurden die ersten beiden Stockwerke des Hotels Sofitel Magic Lagoon Resort. Die thailändischen Behörden suchten noch nach etwa 100 Fischern, deren Boote zum Zeitpunkt der Flutwelle in der Nähe von Phuket auf See waren. In einem buddhistischen Tempel in Takua Pa, 150 Kilometer nördlich von Phuket, wurden am Dienstag 200 Leichen aufgebahrt.

In Sri Lanka wurde am Dienstag bekannt, dass die Flutwelle einen Zug mit 1.000 Passagieren zum Entgleisen brachte. Viele von ihnen kamen ums Leben oder werden noch vermisst. Bis Dienstag wurden mehr als 18.700 Tote in Sri Lanka gezählt. Die Bevölkerung der besonders schwer betroffenen Stadt Galle wurde über Lautsprecher aufgerufen, die Toten zu Sammelpunkten zu bringen. Neben der Seuchengefahr gab es eine zusätzliche Gefahr durch Landminen aus dem Bürgerkrieg zwischen Regierung und Tamilen, die von der Flut ins Meer gespült wurden.

Die Malediven, wo mindestens 55 Menschen ums Leben kamen, verschoben die für Freitag angesetzte Parlamentswahl. Auf den zu Indien gehörenden Andamanen und Nicobaren verloren vermutlich 3.000 Menschen ihr Leben. Aus Mangel an Brennholz wurden viele Tote in Indien entgegen der hinduistischen Tradition nicht verbrannt, sondern in Massengräbern beigesetzt. Nach offiziellen Angaben vom Dienstag kamen in Indien 4.371 Menschen ums Leben, davon allein 3.618 im Unionsstaat Tamil Nadu.

Unter den Toten sind tausende Kinder, die von der Flutwelle ins Meer gespült wurden und ertranken. Das Weltkinderhilfswerk UNICEF schätzt, dass mindestens jedes dritte Todesopfer ein Kind ist. Das besondere Augenmerk müsse jetzt der Hilfe für die Überlebenden gelten, da Kinder am anfälligsten für Krankheiten seien, sagte UNICEF-Sprecher Alfred Ironside. In Malaysia wurde ein 20 Tage altes Baby gerettet, das auf einer im Wasser treibenden Matratze überlebte. Das kleine Mädchen konnte zu seiner Familie zurückgebracht werden.

******

Mindestens 40.000 Menschen gelten noch als vermisst.
Nein, auch ohne Weihnachten oder europäische Touristen, diese Katastrophe ist kaum in Worte zu fassen. Natürlich ist es mediale Steuerung, die uns als nicht Betroffene das Ereignis nach Belieben ins Gehirn brennen oder bald wieder vergessen lassen kann. Zuhause in unserem wohlbeheizten Wohnzimmer, umgeben von Weihnachtsgebäck und sauberen Trinkwasser sowie allen zivilisatorischen Anehmlichkeiten ist es nun mal müßig, sich über das Leid derer zu entsetzen, die mit einem Fausthieb des Meeres alles verloren haben. Wie leicht schlägt man die Hände vors Gesicht beim Anblick schreiender Eltern, die ihre ertrunkenen Kinder in Massengräber legen müssen, gedrängelt und gescheucht Platz zu machen für die nächsten Trauernden, ohne Zeremonie, ohne Zeit für Abschied.
Viel mehr als Entsetzen zeigen und vielleicht ein wenig für die Opfer spenden können wir nicht.
Trotzdem ist dieses Bewußtsein für globale Zusammenhänge wichtig.

Ipsissimus
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Di 28. Dez 2004, 20:03 - Beitrag #50

Viel mehr als Entsetzen zeigen und vielleicht ein wenig für die Opfer spenden können wir nicht.
Trotzdem ist dieses Bewußtsein für globale Zusammenhänge wichtig.


ist das so? Zum Behufe welchen Zweckes ist dieses Bewußtsein wichtig?

Der von dir zitierte Bericht, Aleanjre zeigt - wenn er überhaupt etwas zeigt - daß unsereins des Superlativissimus bedarf, um überhaupt von fremden Leid angerührt zu werden - auch nichts neues.

In Südostasien ist nichts passiert, was wir Westlichen nicht jeden Tag an viel mehr Menschen auf dieser Erde tun, die wir kraft unserer Wirtschaftssysteme und Waffen in den Klauen haben und für unseren Wohlstand bluten lassen.

janw
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Di 28. Dez 2004, 23:46 - Beitrag #51

Nun, die Erde hat größere Katastrophen erlebt, etwa den Meteoriteneinschlag in Mexico vor 65 Mio Jahren, der mitverantwortlich ist für das Aussterben der Dinosaurier, zumindest wahrscheinlich.
Aber epochale Dimension hat diese Katastrophe zweifellos.

Vielleicht ist sie ja tatsächlich Ausgangspunkt für ein besseres Miteinander der Staaten und Völker in dem Raum, vielleicht gar für ein besseres Miteinander zwischen armen und reichen Ländern. Das wäre zu wünschen, bzw. würde ich mir wünschen.

Als ich gestern die Bilder sah, habe ich einen Moment gedacht, etwas zu spenden, ist das einzige was wir tun können?
Daß dort wahrscheinlich eher das Problem ist, die Hilfe zu koordinieren, hat mir die Frage beantwortet.
Edit gegen Mißverständnisse:Ja, es ist das einzige, anscheinend.

Ipsissimus
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Di 28. Dez 2004, 23:57 - Beitrag #52

Aber epochale Dimension hat diese Katastrophe zweifellos.


Warten wir bis zur nächsten Weihnacht, Erinnert sich noch jemand an die eine Millionen Tode in Bangladesh vor vierzig Jahren? Auch ne Überflutung.

Worauf ich hinaus will? Daß wir endlich aufhören, so zu tun, als würde unsere "Betroffenheit" irgendetwas bedeuten, außer ein paar warme Gefühle für uns selbst.

aleanjre
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Mi 29. Dez 2004, 00:51 - Beitrag #53

Wenn in der Fußgängerzone vor mir ein Mann tot umfällt, weil sein Herz gerade in unbefristeten Streik getreten ist, und seine Ehefrau und die Kinder im geschätzten Alter von 6 und 8 Jahren weinend und geschockt über ihn stehen, völlig hilflos herausgerissen aus ihrem vertrauten Leben, dann bin ich schwer betroffen.
Und zwar nicht nur, weil ich gerade drastisch an meine eigene Sterblichkeit erinnert werde.
Sondern weil ich mich in das Leid der Familie hineinfühlen kann. Weil ich verstehe, was für ein Schock das ist, weil ich vorausdenke, wie schwer diese junge Familie es in der nächsten Zeit haben wird - nicht nur, dass ein geliebter Mensch verloren gegangen ist, sondern all das, was an Bürokratie mit dem Tod verbunden ist. Das zurückfinden in eine Alltagsroutine. Das Leid der Kinder, die den Tod als Tatsache nicht begreifen. Die Frau, die nun vielleicht ein neu gekauftes Haus abstoßen muss, vielleicht vor dem finanziellen Ruin steht.

Eine Katastrophe wie dort vor Sumatra ist in jeder Hinsicht ein Superlativ. Die Menge an verlorenen Leben ist einfach nicht mit dem Hirn zu erfassen. Wie will man die Zahl 40.000 in ein adäquates Bild umsetzen? Wie will man die Bilder verarbeiten, die die Medien liefern - schreiende Eltern, die tote Kinder aus dem Schlamm ziehen, Trümmerfelder, wo Wohnhäuser waren, Erzählungen, dass man spielende Kinder nach der ersten, noch harmlosen Welle nicht zurückhalten konnte, als das Meer sich hunderte Meter weit zurückzog und sie die schönen bunten Muscheln sahen?
Man versetzt sich in das Elend der Betroffenen und ist selbst betroffen
Diese Reaktion des Gehirns hat Sinn. Man lernt aus diesem Unglück fremder Menschen. Sollte ich mich irgendwann mal am Meer befinden und der Wasserspiegel plötzlich ruckartig sinken, werde ich meine Kinder packen und laufen, ohne zurückzublicken!
Es ist wenig wahrscheinlich, dass ein Tsunami die Nordseeküste verwüsten wird. Aber kann man das wirklich genau wissen? Die Tiefsee ist kaum erforscht. Es könnte eine Riesenwelle kommen und auch die deutsche Küste überfluten. In diesem Fall könnte ich eine Reihe naher Familienmitglieder verlieren.
Als Krankenschwester weiß ich eh, was es bedeuten kann, wenn ein Mensch über mehrere Tage über ein merkwürdiges Ziehen im linken Arm klagt - aber wäre ich Eisverkäuferin, hätte ich von dem Leid der Frau in der Fußgängerzone lernen können.

Und ein globales Bewußtsein für die Vorgänge auf unserem Planeten halte ich für sehr wichtig. Sowohl die klimatischen Veränderungen als auch die Bedrohung von Flora und Fauna, das Tun und Lassen der Menschen wie eben die unvorhersehbaren Katastrophen durch Wetter und Erdbewegungen. Wenn meiner Heimat ein Krieg droht, will ich das vorher wissen. Die Lernmöglichkeiten durch Beobachten von Katastrophen sind natürlich begrenzt - in der Situation selbst bin ich Schock, Todesangst und Panik ausgeliefert. Aber sich wenigstens mal gedanklich vorher damit beschäftigt zu haben, über Verhaltensstrategien nachgedacht zu haben, macht vielleicht nachher den entscheidenden Unterschied aus.

An Bangladesh erinnere ich mich nicht. Da war ich noch lange nicht geboren. Trotzdem ist "Betroffenheit" für mich persönlich mehr als nur ein Lippenbekenntnis.

Feuerkopf
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Mi 29. Dez 2004, 01:52 - Beitrag #54

Ipsissimus,
man kann auf eine Situation wie diese mit Zynismus reagieren, mit Hilflosigkeit, mit Betroffenheit. Da ist jeder anders.

Alea hat es gut beschreiben.
Mir geht es nahe, wenn ich sehe, dass Tote aus dem Dreck gezogen werden, ich ahne, was die verzweifelten Eltern fühlen, die ihre Kinder verloren haben.
Ich erinnere mich an viele schreckliche Geschehnisse, an die Toten von Bangla Desh, an die Toten in Äthiopien, an die vielen, die vor einem Jahr im iranischen Bam beim Erdbeben ums Leben kamen.
Natürlich kann ich auch nicht die Zahl 40.000 fassen - ich kann sie mir in etwa vorstellen, aber dieses geballte Elend nicht.
Ich überlege auch, ob ich was spenden soll. Diese Katastrophe wird viel, viel Geld kosten, bis mit dem Wiederaufbau begonnen werden kann.

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Mi 29. Dez 2004, 02:44 - Beitrag #55

aleanjre hat es wirklich gut beschrieben, was auch ich empfinde. Das globale Informiertsein macht für mich nur im Guten Sinn, wenn es auch zu einem globalen Verständnis führt.
Was hindert mich denn, Anteilnahme, Mitleid zu empfinden, auch über 8000 km, wenn vor 3 Jahren in diesem Lande Menschen anderen Menschen zu Hilfe gekommen sind, denen das Hochwasser alles genommen hatte?
Was tun? ist die Frage die sich mir stellt, und übermorgen ist Silvester.

Ipsissimus
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Mi 29. Dez 2004, 14:04 - Beitrag #56

ich möchte niemandem seine Gefühle absprechen - meine Argumentation läuft aber auf etwas anderes hinaus - falls es zu OT wird, kann es ja abgetrennt werden, wenn Bedarf besteht

"Wir", die Bürger der großen Industrienationen haben über mehrere Jahrhunderte hinweg - erst durch Kolonialismus, mittlerweile eher durch Wirtschaftsimperialismus - weltweit Bedingungen geschaffen, unter denen weit mehr als nur 40000 Menschen tagtäglich massiv zu leiden haben.

Wir haben es geschafft, daß dies in einer Form geschieht, bei der kaum ein Inidviduum, das Bürger unserer Staaten ist, den Eindruck persönlicher Schuld gewinnen muß, die Dinge brauchen vielmehr einfach nur ihren "geregelten Gang" zu gehen.

Dieses "Hintergrundrauschen" des Leides von Millionen nehmen wir um unserer Bequemlichkeit und unseres Wohlstandes willen willfährig in Kauf. Unsere Betroffenheit bedeutet vor diesem Hintergrund exakt nichts.

Feuerkopf
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Mi 29. Dez 2004, 15:09 - Beitrag #57

Mag alles sein. Wir können uns an die Brust schlagen und "Mea culpa" sagen, noch und noch. Damit ist keinem Menschen in Not geholfen.
Über die Hintergründe von Miseren zu diskutieren, ist immer Zeit, das stimmt, aber in akuten Notsituationen können wir helfen.
Mir ist es übrigens gleich, ob meine Betroffenheit irgend eine Bedeutung hat. Ich fühle sie.

aleanjre
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Mi 29. Dez 2004, 18:21 - Beitrag #58

Ich weiß gerade nicht, was das soll?
Es betrifft mich auch, wenn in Israel Bomben hochgehen, in Ruanda Völkermord stattfindet und in Äthiopien Menschen verhungern. Wenn der Regenwald abgeholzt und Bengalische Tiger für Potenzfördernden Tee abgeschlachtet werden. Wenn Eingeborene gezwungen werden sich in Uranminen zu verseuchen, um ihre Kinder ernähren zu können. Wenn rostende Zeitbomben Ölkatastrophen auslösen und Delphinschulen am Strand verenden, weil der US - Geheimdienst ein neues Ultraschallsonar erprobt. Wenn Kleinkinder in einem 3. - Welt - Land in Steinbrüchen oder Tabakplantagen schuften müssen. All das ist furchtbar, stimmt mich wütend, lässt mich hilflos zurück.
Das ändert nichts daran, dass der zehntausendfache völlig sinnlose Tod von Fischern, Hotelangestellten und Touristen, davon jedes 3. Opfer ein Kind, mich schrecklich aufwühlt.
Das kann dich jetzt interessieren oder auch nicht. An meiner Betroffenheit ist kein Fehler.

Ipsissimus
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Mi 29. Dez 2004, 19:52 - Beitrag #59

wie bereits gesagt spreche ich niemandem seine Empfindungen ab

eure Erwiderungen treffen allerdings auch nicht meine Darlegung

aleanjre
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Mi 29. Dez 2004, 19:55 - Beitrag #60

Dann mach bitte einen neuen Thread auf und erkläre ganz ausführlich, was du meinst. :)

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