Hilfe in Krisensituationen

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Feuerkopf
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Fr 24. Dez 2004, 17:46 - Beitrag #41

Chenny, nach Deiner Argumentation kann kein Arzt einen Patienten behandeln, weil jeder Patient ein Individualfall ist.

Da ich aber schon ausführlich den Ausbildungsgang eines Psychologen bzw. Psychotherapeuten erklärt habe, muss ich das nicht wiederholen.
Außerdem würde nach Deiner Argumentation kein Sozialpädagoge, kein Lehrer, niemand, der mit INDIVIDUEN zu tun hat, Deine hehren Vorstellungen von "richtiger" Ausbildung erfüllen.

Und wenn ich mir angucke, was Ingenieure teilweise für einen Murks planen und verantworten, ist Deine Argumentation sowieso null und nichtig.

Schade, dieser Thread sollte eigentlich eine Übersicht über Hilfsmöglichkeiten bieten und nicht diese in der Luft zerreißen.

fanvarion
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Fr 24. Dez 2004, 18:20 - Beitrag #42

So nach dem ich diesen Thead quergelesen habe, einiges von mir.

Ich habe erst vor kurzem eine Weiterbildung zum Ersthelfer "Notfallpsychologie"gemacht. Dies ist zwar nur ein Teil dessen was Feuerkopf ansprach aber es gehört meiner Meinung mit dazu

Längere Vorerklärung:
Der Hintergrund für diese Ausbildung ist meine berufliche Tätigkeit als Fachkraft für Arbeitssicherheit (für die, die es noch nicht wussten).
Bei dieser Arbeit werden wir häufig zu großen/kleinen Unfallereignissen herausgerufen. Bei diesen Unfällen kann der oder die Betroffenen in eine Art Schocksituation fallen.
Def. Betroffene:
Die Menschen die direkt vom Ereigniss betroffen sind Unfallopfer/-auslöser,
Umstehende Menschen die das Ereigniss sich anschauen mussten
Menschen die den/die Verletzen/Toten kannten lange mit diesem zusammengearbeitet /-gelebt haben,
Retter/Untersuchende Personen (Feuerwehr, Sanitäter, Ärzte, sonstige)

Wie man sieht kann das Umfeld der Betroffenen Personen sehr groß sein.

Diese Art von Betreuung ist sehr verrufen was ich aus dem gelesenen auch wieder ersehen kann.
Darum werden die meisten Menschen diese Vorbehandlung und spätere Weiterbehandlung verweigern.
Warum lest die letzten 39 Beiträge da stehen unheimlich viele Gegenargumente die nicht nur auf Telefonseelsorge zutreffen sondern man kann diese auf alle psychologische Zweige ausdehnen.
Bis vor 2 Jahren war ich genauso negativ eingestellt über diesen psychologischen Blödsinn, aber ein sehr großes Unfallereigniss hat mir die Augen geöffnet das wirklich jeder (der oben genannten) Betroffen sein kann und die Sinnhaftigkeit solcher Therapien einem das Leben wieder versüßen wird.
Der Unfall:
Ein Mitarbeiter unserer Firma hatte einen tödlichen Stromunfall und ist auf eine nicht sehr schöne Weise verstorben.
Auswirkungen auf die Umgebung waren eine große Menge an geschockten Personen: Angefangen von meinem Kollegen über die direkten Helfer und die Kollegen/Familie.
Die komplette Abteilung wurde einen Tag beurlaubt inklusive der Führungsspitze (Bereichsleiter und stellv. Vorgesetzte bis zum Facharbeiter) 2 Tage nach dem Unfall kam ein guter Freund und Arbeitskollege des Toten aus dem Urlaub zurück. Sein Spind war direkt neben dem des Toten.
Er hatte von diesem Ereigniss am morgen gehört. Er brach weinend zusammen.

So jetzt geht es in die Erläuterung:
Die meisten sind gegen eine Betreuung weil sie denken das sie dann schwach sind und bescheuert.
Diese hat aber eigentlich denn Sinn den Körper und Geist wieder auf eine normale Spur zusetzen.
Bei den meisten Menschen wird nach besonderen Ereignissen (Unfall, Tod eines Verwandten, Verkehrsunfall, usw.) das Gehirn kurzfristig Von Normalmodus auf Wiederholungsschleife gesetzt. Kann man sich wie ein Videomodus vorstellen halt nur im Kopf.
Das Ereignis löst eine Kette aus. Die nicht immer sofort losläuft sondern dann wenn der Mensch zum ersten Mal in eine ruhefase Eintritt.
Jeder menschliche Körper verarbeitet solche Ereignisse das heißt er reinigt seinen Geist von solchen Dingen. Viele können das in einer Nacht und reden vielleicht mit anderen Freunden/Kollegen denen man vertrauen kann. (es ist immer wichtig das einem zugehört wird) Damt ist dann für den Betroffenen das Thema abgehakt.
Der Mensch der das nicht verarbeitet bekommt (und nicht darüber spricht) ist in der Endlossschleife. Diese kann
  • jede Nacht kommen
  • wenn er vor diesem Ereigniss steht (z.B. Auto fahren, spezielle Straße fahren)
  • am Ereignistag jährlich wiederholt werden. (Siehe Bsp. Hollywoodfilme)
  • usw.

Darum ist es würde diese Menschen wichtig innerhalb von 48 Stunden in eine Betreuung kommen. Feststellen kann das aber nur jemand aus dem Umfeld, weil man selbst es meistens gar nicht merkt.
Es gibt ein paar Dinge woran man feststellen kann ob jemand in so einem Schock ist.
  • Der Betroffene wird ganz schweigsam und reagiert nicht auf ansprechen
  • Der Betroffene kann seine Hände nicht mehr ruhig halten
  • Der Betroffene wird über mehrere Tage immer aggressiver
  • Der Betroffene wird hibbelig
  • DER Betroffene kann nicht mehr schreiben


Das mit Garantie nicht nur was für Weicheier, sondern es kann den stärksten Mann der Welt betreffen oder die schwächste Frau. In diesem Fall sind wir alle gleich.
Bei der Telefonseelsorge kann man das als Einstiegsgespräch garantiert auch machen.
Ausserdem ist das bestimmt häufig einer der Gründe warum man z.b. die Seelsorge anruft weil niemand da ist wo man sich ausquatschen kann, also ein ganz normaler Reinigungsmodus. :s1:

Ich könnte noch einmal so viel schreiben soll aber nicht sein.
Ich persönlich sehe inzwischen die Notwendigkeit für solche Gespräche beruflich oder privat. Es ist immer mal wichtig sich von diesem Datenmüll zu befreien. Das können natürlich die Menschen von der Seelsorge und die besten Freunde denen man vertrauen kann.

So jetzt habt ihr wieder Friede und Ruhe vor mir.
fanvarion

P.S. Ich wünsche allen die das Lesen ein Schönes Weihnachtsfest

Chennyboy
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Fr 24. Dez 2004, 18:56 - Beitrag #43

Nein, Feuerkopf.
Ich habe gesagt dass die Differenzen zwischen jedem Patienten zu gross sein kann, waehrend bei Technik diese Spanne ueberschaubarer ist.
Da ich aber schon ausfuehrlich den Unterschied zwischen Techniker und Psychologen erklaert habe, muss ich das nicht wiederholen.
Ausserdem hat ein Lehrer nicht die Aufgabe, jedes Individuum einzeln zu foerdern, sodern sein Unterrichtsplan durchzusetzen.

Und wenn ich mir angucke, wie die Patienten nach der Behandlung beim Psychologen teilweise noch verwirrter sind als vor der Behandlung, ist deine Argumentation auch null und nichtig.

Schade, dass dein Versuch, alles zu rechtfertigen, was du frueher fuer Vorschlaege gegeben hast, auf Kritik stoesst.




hi fanvarion
Welche Hilfemassnahmen hatte der Psychologe bei deinem Arbeitskollege benutzt?

PS: schoenes Weihnachtsfest meinerseits

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Sa 25. Dez 2004, 00:24 - Beitrag #44

Frohe Weihnachten erstma :D

@Feuerkopp: hör auf zu streiten, Chenny ist doch ruhig :s4:

@Chenny: wenn ein Techniker Fehler macht, dann sieht man das sofort. Wenn ein Psychologe Fehler macht, dann sieht man das oft später (z.B. Amoklauf o.ä.) daher... wenn du das gemeint hast, dann stimme ich dir vollkommend zu.

@fanvarion: das ist sehr gut was du sagst. und endlich mal hört sich das qualifiziert an und ohne unnötige Aggression, nciht wie bei anderen gewissen Personen... Und solange das keine Gehirnwäsche ist, sondern einfach nur ein Gespräch, wo man was loswerden kann, hab ich ja auch nichts dagegen. Ich würds nur nicht selber machen, es sei denn ich verliere die Kontrolle über mein Selbst, denn es kann ja jedem passieren sagst du... Dann bin ich aber nicht mehr ich und somit tue ich ncihts gegen meine Vorsätze, wenn ich irgendwohin gebracht werde oder irgendwo anrufe ;)

fanvarion
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Sa 25. Dez 2004, 01:03 - Beitrag #45

@chenny
Bei meinem Kollegen war es nur einfaches Gespräch, einmalig.

Bei einigen der Betroffen wurde längere Therapien mit vielen Gesprächen und mit weiteren Maßnahmen (die ich nicht kennen muss).

@0136
In den meisten Fällen reichen Gespräche wieviele davon entscheidet der Zustand des Betroffenen, alle weitere Maßnahmen entscheidet der Psychologe.
-----------------------------------------------------------------------------------

Ich habe oben noch etwas vergessen zu schreiben.
Ein Notfallhelfer ist nur für den ersten Einsatz da, um die Opfer zu erkennen (zumindest versuchen).
Sobald man Leute dabei hat auf die gewisse Symtome auftreten muss ein wirklicher ausgebildeter Notfallpsychologe anreisen. Diese sind leider noch selten gesäht und deshalb muss man schon fast die Ansprechpartner kennen. Durch den Lehrgang haben wir einen Teil der Vorreiter dieser Pyschologen Spezies kennen gelernt. Das brachte uns schon weiter.

Feuerkopf
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Sa 25. Dez 2004, 02:21 - Beitrag #46

fanvarion,
Du hast diesen "Reinigungsmodus" gut beschrieben. Er ist notwendig in Krisensituationen vielfältigster Art, denn jeder Mensch reagiert anders und man kann nicht vorhersehen, ob man einer Krise gewachsen ist oder nicht.

In dem Moment, wo man fähig ist über die seelische Not zu reden, ist man auf dem Weg der Besserung.
Du hast sehr stark traumatisierende Situationen beschrieben. Da sind tatsächlich Fachleute nötig, um einen geschockten Geist wieder alltagsfähig zu machen.

Wichtig ist auch der Job der Supervisoren, die Hilfskräften zur Verfügung stehen. Wie sollten sonst Feuerwehrleute oder Rettungskräfte ihre oft seelisch schwer belastende Arbeit einigermaßen schadlos überstehen?

Chennyboy
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Di 28. Dez 2004, 21:08 - Beitrag #47

Ich hab eine tolle Quelle gefunden, welche aussagt, wie wichtig die Psychologen bei "Krisensituationen" sind.
Es ist auch schwer, wenn man desoefteren verbrannte Menschen erblicken muss.
Dennoch weise ich daraufhin, dass solche Notsituationen nicht alltaeglich sind und dass es falsch zu glauben ist, Psychologen koennen jeden x-beliebigen Beziehungstechnischen Problem loesen.

Feuerkopf
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Di 28. Dez 2004, 21:49 - Beitrag #48

Original geschrieben von Chennyboy

Dennoch weise ich daraufhin, dass solche Notsituationen nicht alltaeglich sind und dass es falsch zu glauben ist, Psychologen koennen jeden x-beliebigen Beziehungstechnischen Problem loesen.


Chenny,
Psychologen sind nicht dazu da, Patentlösungen zur Hand zu haben. Sie helfen dabei, dass Betroffene SELBST auf den besten Lösungsweg kommen.
Psychologische Behandlung ist immer auch Hilfe zur Selbsthilfe.
Therapeuten bieten Möglichkeiten an, das eigene Denken und Handeln kritisch zu überprüfen und besser zu verstehen; was man SELBST daraus macht, ist immer die EIGENE Entscheidung.

Ipsissimus
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Di 28. Dez 2004, 23:53 - Beitrag #49

eine Geschichte, die mir in diesem Zusammenhang etwas kritisch zu sein scheint, ist folgendes:

Psychologen u.ä. - selbst gut ausgebildetete - vermögen kaum mehr Hilfe zu geben, als "regulär" möglich ist - wenn also der Patient oder die Patientin unter den üblichen Schemen subsumierbar ist. Ich will gar nicht bestreiten, daß das für viele PatientInnen gelten mag - der Rest ist es, der mich interessiert.

Ich denke dabei gar nicht mal an die "Monster" mit völlig irregeleiteten sozialen Instinkten, sondern einfach nur an Menschen, die zwar schwer traumatisiert, aber hochintelligent sind - so intelligent, daß sie, noch ehe PsychologIn selbst weiß, was er/sie als nächstes probieren oder empfehlen wird, wissen was auf sie zukommt und resigniert und müde abwinken.

Die genau wissen, daß PsychologIn nur empfehlen/ausprobieren kann, was für PsychologIn selbst völlig ungefährlich ist.

Von Leuten, die mit ihren Abgründen vertraut sind und an jedem falschen Atemzug von TherapeutIn spüren, daß der/die nicht gewillt ist, von den Allgemeinplätzen weg in die eigenen Abgründe einzutauchen, um zu schauen, ob er/sie IRGENDETWAS Substantielles auf die Fragen von PatientIn antworten kann, das über Auswendiggelerntes hinausgeht.

SOLCHE PatienInnen sind nämlich die wirklich Gearschten.

Padreic
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Mi 29. Dez 2004, 01:41 - Beitrag #50

Wer kein Herdenmensch ist, müsste aber wissen, dass er bei einem Psychologen am falschen Platz ist ;):

Padreic

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Mi 29. Dez 2004, 01:59 - Beitrag #51

Wer mit seinen eigenen Abgründen so wohl vertraut ist, braucht keinen Therapeuten als Wegweiser zurück ins Licht, das stimmt. Aber viele Menschen wissen noch nicht einmal, das sie in einen Abgrund gestürzt sind, weil sie zu erstarrt sind, um den Schmerz zu fühlen.
Und in einer schweren Ausnahmesituation wird auch der intelligenteste und ausgeschlafenste Sphärenwanderer auf seine Instinkte reduziert und braucht jemanden, der ihn einfach nur festhält, ihm hilft, Schock und Panik zu überwinden.

Feuerkopf
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Mi 29. Dez 2004, 02:01 - Beitrag #52

Was heißt hier "Herdenmensch"?!

Wenn dem so wäre, könnte kein ausgebildeter Psychologe eine Supervision in Anspruch nehmen, weil er ja weiß, wie das funktioniert und alle Standards kennt.

Die Frage ist: WILL ich überhaupt, dass mir der Therapeut hilft? Bin ICH bereit, mich zu öffnen und einen möglicherweise unangenehmen und schmerzhaften Blick auf mich zu werfen?

Dass u. U. ein Therapeut zurückschreckt vor zu viel Finsternis, ist sein gutes Recht und auch nötig, denn es kann nicht Sinn der Sache sein, dass der Behandler selbst krank wird.
Grundregel für alle Helfer: Schütze zunächst dich selbst!

Es geht mir in diesem Thread nicht um die Extremfälle, sondern um die Hilfsangebote, die es gibt, wenn man kurzfristig Hilfe nötig hat.

Padreic
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Mi 29. Dez 2004, 02:09 - Beitrag #53

Es war nur eine halb-ironische Anspielung auf Raskolnikow und Nietzsche. Gehört eigentlich nicht zum Thema, entschuldige. Juckte mir nur so in den Fingern, als ich Ipsissimus' Beitrag las.

Padreic

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Mi 29. Dez 2004, 02:13 - Beitrag #54

Und ich dachte, der Gedanke sei von Dir, Pad. :s126:

Du weißt doch: Wir sind alle Individuen!

Padreic
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Mi 29. Dez 2004, 02:23 - Beitrag #55

Ich glaube, ich sollte mal einen Thread über Herdenmenschen und Herrenmenschen aufmachen, wo ich die nietzscheanische und menschenverachtende Seite meiner Gedanken austoben kann ;). Auch wenn wir alle Individuen sind, hindert es uns nicht daran, Individuen in einer Herde zu sein. Und die individualistischsten tragen Non-Konformisten-Uniform...
Das wird aber langsam übles OT ;).

C.G.B. Spender
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Mi 29. Dez 2004, 08:13 - Beitrag #56

Das üble OT erinnert mich wiederum an einen Gedanken von mir, der wahrscheinlich schon längst von irgend einem Psychoanalytiker gedacht wurde, bevor ich das Licht der Welt erblicken durfte:

Normkonformität ist der Nonkonformismus des Nonkonformismus

Das war übrigens eine Zeitlang meine Signatur. :) Klingt so schön verwirrend und ist absolut wahr.

Im Grunde heißt es nichts anderes, als das jemand, der nicht mit dem Strom schwimmt, nur mit einem anderen Strom schwimmt. Das jemand, der sich nicht an Normen der Masse hält, sich damit aber an die Normen der Minderheit hält. Ich war einst extrem stolz auf meine Individualität, bis mir klar wurde, dass dies nur bis zu einem gewissen Grad die Wirklichkeit ist, da niemand den Einfluss von Außen abstreiten oder abschütteln kann. Es sei denn er begibt sich in eine Art der tiefen Meditation, die nur buddhistische Mönche beherrschen, einem Zustand des absoluten in sich gekehrt Seins. Trotzdem sind auch dort die äußeren Einflüsse der Vergangenheit zu finden.

Für wertvoller halte ich es inzwischen, zu realisieren wie sehr wir mit dem Ganzen der Schöpfung, der Natur in Verbindung stehen.


Was Ipsissimus zuletzt beschrieben hat, ist sicher auch ein Folgeergebnis von intelligentem Reflektieren über die Psychologie. Soweit ich das durch die Meinung eines Bekannten von mir beurteilen kann, der selbst lange wegen einer Phobie in Behandlung war, ist es doch so, dass es nur wenige wirklich gute Psychologen gibt. Vielleicht Einer unter Zehn. Also zum einen Menschen, die auch vom anstudierten Wissen abweichen können, weil sie selbst gute Denker sind; als auch Menschen, mit denen man sich gut versteht. Das ist auch das Schwierige an der Psychotherapie oder psychologischen Beratung, denke ich, denn bei normalen Ärzten braucht es einen herzlich wenig zu interessieren, ob jemand diesselbe Wellenlänge hat, wenn er nur die eigene Krankheit erkennt und heilen kann.

Daneben darf man natürlich bemerken, dass es genügend überstudierte und verbohrte Menschen in anderen Fachrichtungen gibt.

Feuerkopf
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Mi 29. Dez 2004, 12:25 - Beitrag #57

Alles richtig.
Es ist zumindest zeitraubend, sich einen guten Therapeuten zu suchen, denn wenn man sich nicht mit ihm versteht, kann die ganze Therapie daneben gehen.

Heute morgen gab es im Radio ein Interview mit einem Notfallseelsorger vom Düsseldorfer Flughafen.
Er beschrieb sehr anschaulich seine derzeitige Arbeit mit und für Rückkehrer aus dem Flutgebiet in Südasien.

Es fängt ganz praktisch damit an, dass man den Leuten einen Tee oder Kaffee anbietet, ihnen Garderobe besorgt und beim Papierkram hilft, denn viele haben alles verloren.
Das Schaffen einer geschützten Atmosphäre ist wichtig. Die Seelsorger helfen dabei, z. B. einen Schlüsseldienst zu besorgen, damit die Leute wieder in ihre Wohnung können. Sie informieren sie aber auch darüber, wie die körperlichen und geistigen Folgen einer Traumatisierung aussehen können und an wen man sich vor Ort wenden kann, wenn es nicht innerhalb von vier Wochen besser wird.
Diese Zuwendung führt oft dazu, dass die Betroffenen anfangen, über ihre schlimmen Erlebnisse zu reden, und damit ist der erste Schritt zur Verarbeitung getan.
Das ist echte Krisenintervention und keine ausführliche Psychotherapie.

Ipsissimus
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Mi 29. Dez 2004, 13:38 - Beitrag #58

für "so jemanden" empfinde ich auch große Hochachtung :-)

aber hast du bemerkt? du hast von "Seelsorger" gesprochen, nicht von "Therapeuten", hast also eine religiöse Komponente mithineingenommen :-)

aleanjre
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Mi 29. Dez 2004, 13:49 - Beitrag #59

Seelsorger sind nicht automatisch Theologen. ;)
In der Telefonseelsorge sind viele Menschen tätig, die mit der Religion höchstens die Nächstensliebe gemein haben.

Ipsissimus
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Mi 29. Dez 2004, 13:53 - Beitrag #60

das glaube ich gerne :-) aber eben Seelsorger, nicht Therapeut. In der "Sorge" ist ein - wie auch immer motiviertes - persönliches Element enthalten

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