Wo sind die imanenten Werte? - Auf was gründet die Naturrechtsteheorie?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
Analytiker
Lebende Legende

 
Beiträge: 5166
Registriert: 14.01.2003
Mi 8. Dez 2004, 19:42 - Beitrag #1

Wo sind die imanenten Werte? - Auf was gründet die Naturrechtsteheorie?

Die Überschrift sagt ja alles. Als Atheist gehe ich natürlich davon aus, dass es keinen Gott gibt, der allen Menschen von Haus aus einen bestimmten Wert, eine Menschenwürde mitgibt. Aber die Naturrechtstheorie, dass es Werte gibt, die in der Natur der Sache liegen und unveräußerlich sind, wird ja nicht nur von religösen Menschen vertreten, wobei mir aber bis heute schleiherhaft ist, auf was sich diese Sicht stützen sollte. Ich sehe in die Welt und sehe keine Werte, und auch wenn ich den Menschen ansehe, sehe ich nichts, was mich dazu nötigt ihn eine imanente Würde zuzuschreiben. Von wo leiten manche Menschen also diese "natürlichen Rechte" ab?
Die User, die den Begriff vorher noch nicht kannten, müssten jetzt wissen, was er beschreibt, als Beispiel für ein solches Naturrecht nenne ich hier die Menschenrechte. Diese hat der Mensch angeblich schon von Geburt an, an sich.
Was sehe ich also stattdessen? Menschen stehen in gewisser Relationen zueinander, entweder in persönlichen Verhältnissen oder in unpersönlicherer, z.B. nur als gemeinsame Mitglieder eines Staates. Es ist ein einleuchtendes Prinzip, dass wenn ich leben will und will dass die Personen leben, die mir am Herzen liegen, dass ich nicht will, dass ich oder diese sterben. Um das zu verhindern kaufen wir, nicht wie früher im wilden Westen, Waffen um uns zu beschützen, sondern haben Gesetze und öffentliche Organe, die diese Gesetze durchsetzen sollen. Zu sagen, dass es Rechte gibt, die jeder Mensch von anfang an hat und die unveräußerlich sind, ist ja an sich nichts verkehrtes, aber wie kommt man auf die Idee, dass diese Rechte mehr sind als eine gesellschaftsinterne Konvention, in der diese aufgestellt wurden, und stattdessen für alle Menschen auf dieser Welt gelten würden? Und nein die Vertreter dieser Naturrechtstheorie sagen nicht, dass sie ihre Ethik so super toll finden, dass sie ihrer Meinung nach jeder haben sollte, sondern dass sie an sich allgemein gültig sei und endlich mal von dem Rest der Welt, der dies bisher nicht so sieht, verstanden werden sollte. Aber auf was gründet die Idee, dass diese Ethik mehr als ein intersubjektives Konstrukt ist, sondern eine Art objektive Erkenntnis über einen geheimen Mechansimus der Welt?

Ich bitte um Erklärung.

PS: Wie gesagt es geht hier nicht um eine religöse Erklärung, das würde ich ja verstehen. Mir geht es darum, wie man als Atheist der Naturrechtstheorie anhängen kann.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mi 8. Dez 2004, 21:04 - Beitrag #2

man kann als Atheist dieser Theorie anhängen, wie man als Mensch jeder Theorie anhängen kann :-) indem man sich täuscht

erst lernt man die Regeln einer Interpretation

dann lernt man diese Regeln auf die Wirklichkeit systematisch anzuwenden

dann lernt man, diese Anwendung zu verinnerlichen

dann vergißt man, daß man gelernt und verinnerlicht hat

und schon weiß man, wie die Wirklichkeit ist

janw
Moderator
Moderator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 8488
Registriert: 11.10.2003
Fr 31. Dez 2004, 01:32 - Beitrag #3

Ich glaube, das Problem an der Frage ist, daß alle Atheisten letztlich aus einem theistischen Gesellschaftsumfeld stammen, ihre Identität und Werturteile also immer konfrontativ zum theistischen Umfeld formulieren. Eigene Wertbegründungen aus dem Wertgegenstand selbst sind da schwer zu gewinnen.

So ist der Atheismus eine Begleiterscheinung der Aufklärung und macht dementsprechend seine Werturteile an den Gegenständen derr Aufklärung fest. Also dienen Dinge wie Utilitarismus als neue abstrakte Maßstäbe.
(So vehement wie der Utilitarismus dabei oft vertreten wird, könnte man uhm dabei fast den Status einer neuenen transzendenten Entität zusprechen, bzw. den Utilitarismus als Pseudoreligion ansehen)

Wenn man aber analytisch den Menschen mit seiner Umwelt vergleicht, so kann man ihn schon seiner Umwelt gegenüber als überlegen hinsichtlich der generellen "Besiegbarkeit" ansehen und ihm deshalb auch so etwas wie Verantwortung zusprechen für die Erhaltung der Umwelt, und sei dies nur utilitaristisch gedacht zur Erhaltung der Umwelt als verläßlicher Rohstoffquelle, die nachhaltig zu nutzen ist...
Daraus könnte man dann auch ableiten, daß ein derart wirkmächtiges Wesen wie der Mensch dann auch einen besonderen Eigenwert beanspruchen kann.

Die konkrete Wirkmacht als wertbestimmender Faktor, das wäre vielleicht eine Wertzuweisung auf nicht theistischer Grundlage.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Sa 1. Jan 2005, 04:31 - Beitrag #4

Macht als wertbestimmender Faktor war aber auch schon seit immer reale Basis der faktischen Wertzuweisungen innerhalb theistischer Gesellschaften :-)

BEN2506
Advanced Member
Advanced Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 324
Registriert: 07.01.2004
So 2. Jan 2005, 17:37 - Beitrag #5

Ich denke das stammt von der Intelligenz der Menschen ab, von dem Bewußtsein der Menschen. Wir sehen uns als etwas besonderes an, als etwas das über die anderen gestellt ist (?).

So long

Ben


Zurück zu Philosophie

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 5 Gäste

cron