Experiment -> objektives Wissen?

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Bowu
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Sa 1. Jan 2005, 18:29 - Beitrag #1

Experiment -> objektives Wissen?

Mir stellt sich die Frage, ob ein Experiment wirklich Wissen über Kausalität erzeugt oder nur Glauben.

Die Regelmäßigkeit ,in der bestimmte phyikalische Ereignisse auftreten, führt uns zur Annahme bestimmter Gesetze.

Sind diese aus Experimenten abgeleiteten Gesetze, aber nicht nur Beschreibungen der im Experiment beobachteten Ereignisse?

Wir glauben eine Kausalität zu erkennen wenn beispielsweise Natrium mit Sauerstoff reagiert, und daraus Natriumoxid und Wärme entsteht.

Doch erklärt dieses doch kein "Warum", sondern nur ein "Was" passiert ist. Also nur eine Folge von Ereignissen , keine abhängigkeits Beziehung.

Würde man jetzt das Experiment genauer beobachten können, also in Zeitlupe mit unbeschreiblicher Vergrößerung, und so jeden kleinsten Prozess der bei der Reaktion abläuft erkennen, würde man dann von einer kausalen Verknüpfung von Ausgangs und Endprodukten sprechen können?

[Dieser Thread schneidet sich ziemlich mit dem Möglichkeit/Notwendigkeit Thread sowie dem Induktion/Wahrscheinlichkeit Thread... also wenn es in einen von beiden eurer Meinung nach reingehört, dann verschiebt das ruhig)

janw
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Sa 1. Jan 2005, 21:38 - Beitrag #2

Würde man nur das Ergebnis des Natriumoxidationsexperimentes kennen, so hättest Du recht:
Man wüßte, Natrium und Sauerstoff reagieren exothem zu Natriumoxid.
Parallele Befunde, daß andere Metalle ebenso, aber deutlich unterschiedlich heftig reagieren, führen zur Frage einer Gesetzlichkeit.
Ein Vergleich der verschiedenen Metalle miteinander und das Wissen über den Bau der Atome führt dann zur Aufstellung einer Hypothese, daß die Elemente umso heftiger mit Sauerstoff reagieren, je unedler sie sind bzw. je mehr freie Elektronenplätze auf den Schalen bzw. auf den Orbitalen vorhanden sind.

Hierzu müssen aber parallele Befunde vorliegen, die auf ihre verbindenden Merkmale untersucht werden können. Aus den verbindenden Merkmalen können dann Kausalitäten abgeleitet werden und Prognosen, wie z.B. ein noch nicht hinichtlich seiner Oxidierbarkeit bekanntes Element mit bekannter Elektronenkonfiguration vermutlich reagieren wird.

dmz
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Di 4. Jan 2005, 00:37 - Beitrag #3

Zitat von Bowu:Mir stellt sich die Frage, ob ein Experiment wirklich Wissen über Kausalität erzeugt oder nur Glauben ...

Sind diese aus Experimenten abgeleiteten Gesetze,
aber nicht nur Beschreibungen der im Experiment beobachteten Ereignisse?

Wir glauben eine Kausalität zu erkennen wenn beispielsweise Natrium mit Sauerstoff reagiert,
und daraus Natriumoxid und Wärme entsteht.

Doch erklärt dieses doch kein "Warum", sondern nur ein "Was" passiert ist.
Also nur eine Folge von Ereignissen , keine abhängigkeits Beziehung.

Würde man jetzt das Experiment genauer beobachten können, also in Zeitlupe mit unbeschreiblicher Vergrößerung,
und so jeden kleinsten Prozess der bei der Reaktion abläuft erkennen,
würde man dann von einer kausalen Verknüpfung von Ausgangs- und Endprodukten sprechen können?

Hallo und Guten Tag !
Ich stimme zu, dass man beim Experiment nur das Was erkennen kann.
Die Frage nach dem Warum bleibt zu klaeren.
:::
Diese Frage wird nach gaengiger Lehrmeinung bekanntlich damit aufgeloest,
dass die aeusseren Schalen nicht vollstaendig mit Elektronen gefuellt sind,
und somit die betreffenden Elemente bestrebt sind,
diese freien Plaetze zu fuellen und damit ihre 'Vervollkommnung' zu finden.
Diese Lehre reicht m.E. nicht aus, um das Warum zu erklaeren.
:::
Ich meine hier das Phaenomen erkennen zu koennen,
dass es ein Bestreben des Materiellen gibt,
sich selbst zu gestalten, zu organisieren.
Diese Eigenschaft von Selbstorganisation ist ein Naturprinzip,
und man kann es einen universalen Determinismus nennen]nicht ereignisorientiert[/i] ist,
sondern prinzipiell im Kosmos vorhanden ist.

janw
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Di 4. Jan 2005, 02:04 - Beitrag #4

dmz, würdest Du dann sagen, daß dieser "Determinismus" bestimmten Regeln folgt?
Denn es ist ganz offenbar so, daß man aus der Kenntnis der Elektronenkonfiguration das Reaktiosnverhalten relativ genau vorher sagen kann.
Allerdings gibt es nach Rupert Sheldrake das Phänomen, daß Reaktionen neuer Stoffe, also Vorgänge, die nie zuvor stattgefunden haben, zumindest nie beschriebenermaßen, zwar hinsichtlich ihres Ablaufs prognostizierbar sind, aber in der Realität dann erst nach mehreren Abläufen zunehmend dieser Prognose folgen.
Er hat daraus die Theorie der morphogenetischen Felder entwickelt, diese Felder sollen das Geschehen beeinflussen und werden wieder durch das Geschehen beeinflußt im Sinne einer zunehmenden Verstärkung der angelegten Muster.

Damit hätten wir tatsächlich ein deterministisches Elemt in der Geschichte, wenn ich auch die Theorie nicht recht beurteilen kann auf meinem jetzigen Stand.

dmz
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Di 4. Jan 2005, 02:15 - Beitrag #5

Zitat von janw:dmz, würdest Du dann sagen, daß dieser "Determinismus" bestimmten Regeln folgt?
Denn es ist ganz offenbar so, daß man aus der Kenntnis der Elektronenkonfiguration das Reaktionsverhalten relativ genau vorher sagen kann.

Ich wuerde nicht unbedingt von Regeln sprechen, sondern von Wahrscheinlichkeiten.

Bowu
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So 9. Jan 2005, 22:01 - Beitrag #6

Aus dem Erkennen einer Abfolge von Ereignissen eine Kausalstruktur abzuleiten, scheint mir zu sehr gewagt.
Daraus ein universelles Prinzip abzuleiten nicht nur gewagt, sondern auch noch ohne praktischen Nutzen.

jaiden
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So 9. Jan 2005, 23:46 - Beitrag #7

hm, mal abgesehen davon, dass sich bei der Verbrennung von Natrium am Luft Natriumperoxid bildet *klugscheiß* ;)))

Hm, meiner Meinung nach ist es ja auch nicht Sinn und Zweck (oh weia, mit den Worten muß ich hier vorsichtig sein, oder? ;) ) von Naturwissenschaften, ein eventuelles "warum" zu erklären.
Natürlich fällt dieses Wort sehr oft, ist aber (wenigstens im philosphischen Sinne) nicht zu beantworten. Korrekterweise müsste man wohl "aufgrund welches Naturgesetzes" (wenn man voraussetzt, dass es solche gibt, und genau das tun die Nat.Wis.). Umgekehrt versucht man natürlich auch umgekehrt, aus den vorhandenen Fakten, so etwas wie eine Gesetzmäßigkeit zu "basteln".

Man kann eigentlich immer weiter nach einem "Warum gilt denn diese Gesetzmäßigkeit eigentlich", und wird woh lauch immer wieder auf neue Antworten oder Antwortmöglichkeiten stoßen; ob das bis in die Unendlichkeit so weiter geht, weiß wohl niemand;
aber da man mir bislang noch nichtmal erklären konnte, warum energiearme Zustände günstig sind, warum "plus" und "minus" sich anziehen, warum die Entropie in einem System immer zunimmt...

letztlich läuft es wohl darauf hinaus, dass man sich in irgendeiner Form damit arrangieren muß.


@Bowu: hm, von der _einmaligen_ Abfolge von Ereignissen eine Kausalstruktur abzuleiten hielte ich auch für gewagt. Kann man diese Abfolge von Ereignissen allerdings reproduzieren, erscheint es mir durchaus gerechtfertigt, eine Kausalstruktur anzunehmen... (nichts anderes tun ja die Naturwissenschaften...)


jaiden


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