Das Christentum - eine kulturhistorische Betrachtung

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Rosalie
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Mi 19. Jan 2005, 14:56 - Beitrag #21

Wo kämen wir denn da auch hin, wenn jemand sündigt, und dann auch noch Erbarmen erfährt

Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade viel mächtiger geworden" (Röm. 5, 20).

Padreic
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Mi 19. Jan 2005, 15:04 - Beitrag #22

Exkommunizieren würde ich nicht unbedingt als Strafe sehen; man kann es auch als offizielles Vollziehen eines geistigen Austretens aus der Kirche betrachten. Die Scheidung bzw. die Wiederheirat ist nach NT klar Ehebruch und damit Sünde. Wenn man dann sagt: "Herr, vergib mir, ich will hinfort nicht mehr sündigen.", dann OK. Wenn man aber sagt: "Ne, das sehe ich nicht so. Mag sein, dass das die Kirche als Sünde sieht, aber ich will so leben.", dann grenzt man sich selbst von der Kirche ab und wählt bewusst einen Lebensweg, der den Evangelien widerspricht. Somit tritt man aus der Gemeinschaft der katholischen Gläubigen, d.h. der katholischen Kirche in ihrem Selbstverständnis, aus, was dann mit Exkommunikation offiziell gemacht wird. Natürlich ist das nicht die ganze Wahrheit, aber es ist die Grundidee.

Mir ist übrigens kein (jetztzeitiger) Fall bekannt, wo jemand wegen einfachen Ehebruch oder auch einer anderen Sünde wie Mord exkommuniziert wurde. Man kann sündigen, was man will, so lange man nachher bereut und sich wieder zu Christentum und Kirche bekennt.

Padreic

e-noon
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Mi 19. Jan 2005, 15:06 - Beitrag #23

Entschuldige, wenn das nicht so deutlich wurde, aber das war sehr ironisch gemeint.
Wenn es nach mir ginge, würde man das Konzept der Bestrafung aufheben. Das ist aber wahrscheinlich nicht möglich, da das alttestamentarische "Auge um Auge, Zahn um Zahn" weitaus fester in den Köpfen verankert ist, als der Gedanke der allumfassenden Vergebung und Barmherzigkeit. Das ist nicht die Schuld der Bibel, sondern dass das Konzept dort schon erwähnt ist, ist nur ein Anzeichen dafür, wie lange es die Menschheit schon begleitet.
So wie ich es sehe, trägt niemand die alleinige Schuld für sein Handeln, sondern wird zum einen durch seine Gene, zum anderen durch seine Umwelt und Erziehung, also durch die Gesellschaft, zu dem gemacht, was er ist. Wenn also jemand gegen die Gesetze dieser Gesellschaft handelt und die Rechte eines anderen verletzt, so hat dieser zwar das Recht, wütend zu sein und sich zu wehren; aber ihm im Nachhinein Bestrafungen aufzuerlegen, die über Prävention einer weiteren Straftat und Hilfestellung, wieder "normal" zu werden, hinausgehen, schaden imo meist mehr, als sie nützen. Trotzdem schreit (fast) jeder, der persönlich von einem Unrecht betroffen ist, zunächst einmal nach Rache.
Und genau das zeigt, wie das "die andere Wange hinhalten" zu Gunsten fester Regeln und harter Strafen schnell wieder aus der praktischen Anwendung des Christentums verdrängt wurde.
@Padreic: Sicher gibt es heute weniger oder gar keine Strafen mehr für bestimmte "Verbrechen" gegen das Kirchengesetz, zT. auch, weil sich niemand mehr findet, der solche anzeigt. Wie es früher war, ist den meisten klar, auf "ketzerisches Verhalten" stand Folter und Tod; aber auch heute noch wird vielerorts zwar nicht explizit, aber dennoch merklich eher eine strafende als eine barmherzige und verzeihende Religion verbreitet.
In einigen Fällen kann ich das nachvollziehen, in anderen nicht; jemand auszugrenzen, weil er zB. homosexuell ist, heiße ich nicht gut. Einen Priester wegen Kinderschändung zu bestrafen, dagegen schon, obwohl man laut der christlichen Lehre doch auch hier den Priester lieben und sowohl Opfer als auch Täter Hilfe leisten sollte.

Feuerkopf
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Mi 19. Jan 2005, 16:15 - Beitrag #24

Ich kann meine damals spezielle Situation genauer darstellen.
Mein Mann war bereits geschieden, als wir einen Beziehung eingingen, ER war von seiner Frau verlassen worden, wegen eines anderen.
Ich war noch nie kirchlich verheiratet, zuvor.

Eine kirchliche Heirat war uns unmöglich, weil mein Mann kirchlich (katholisch) geheiratet hatte. Eine direkte Exkommunikation wurde nicht angedroht, aber wir wären - hätten wir geheiratet - von allen Sakramenten ausgeschlossen geworden, was dem im Prinzip wieder gleich kommt. Und diese Informationen haben wir direkt vom Generalvikariat! Natürlich ist den Leuten dort klar, dass aus solch ungeregelten Verhältnissen auch Kinder entstehen können und akzeptieren, wenn solche Paare zusammen bleiben. Kompromiss: Wenn wir uns im Folgenden "aller Akte enthalten hätten, die nur Verheirateten vorbehalten sind", wären wir irgendwann wieder in den Genuss wenigstens des Bußsakramentes gekommen. Das heißt im Klartext: Eine Ehe ohne Sex, bis der erste Ehepartner meines Mannes verstorben wäre.
Aber wir hätten selbstverständlich weiter Kirchensteuer zahlen dürfen.
Daraufhin haben wir unsere Mitgliedschaft gekündigt.

Ähnliches passierte einer Bekannten, die - evangelisch verheiratet - von ihrem alkoholkranken Mann grün und blau geprügelt wurde. Sie ließ sich scheiden und wollte nun einige Zeit später einen bis dato unverheirateten gläubigen und in der Gemeinde sehr aktiven Katholiken ehelichen. Beim Brautgespräch hat der Pfarrer ihr die Hölle so heiß gemacht, dass beide dankend auf die kirchliche Trauung verzichteten und sich mit der standesamtlichen zufrieden gaben.

Diese Regelungen führen z. B. auch dazu, dass geschiedene Katholiken im Dienste der katholischen Kirche (Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen etc.) ihren Job verlieren, wenn sie wieder heiraten. Wilde Ehe - zwar nicht gern gesehen, aber akzeptiert - geht okay, aber dem erneuten Trauschein folgt die fristlose Kündigung.

Da versteht die katholische Kirche keinen Spaß. Überhaupt nicht. In sich konsequent bis zur Gnadenlosigkeit.

e-noon
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Mi 19. Jan 2005, 16:23 - Beitrag #25

Da versteht die katholische Kirche keinen Spaß. Überhaupt nicht. In sich konsequent bis zur Gnadenlosigkeit

Und ob eine solche Haltung noch im Sinne Christi ist, sollten viele der Katholiken in höheren Posten sich wohl einmal in einer ruhigen Minute fragen. Auf die Einhaltung gewisser Regeln zu pochen, ist wichtig für jede menschliche Gemeinschaft - aber die persönliche Freiheit so eng einschränkende Regeln aufzustellen und dann schwere Sanktionen zu verhängen, wenn sie gebrochen werden, erinnert eher an finsteres Mittelalter als an die erwähnten, von Jesus ausdrücklich vertretenen Werte der Nächstenliebe und Vergebung.

Ipsissimus
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Mi 19. Jan 2005, 17:38 - Beitrag #26

nochmal, Nächstenliebe ist KEINE von Jesus aufgestellte Forderung - Jesus spricht von Feindesliebe. Allein daran schon sieht man die riesige Diskrepanz zwischen THeorie und Praxis.

Rosalie, ein Zitat ändert nichts daran, daß die Faktizität der Gläubigen sich völlig anders darstellt.

Feuerkopf
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Mi 19. Jan 2005, 17:51 - Beitrag #27

Die Feindesliebe ist auch eine höchst radikale Forderung. Sie würde nämlich intensives Beschäftigen mit einem möglicherweise verhassten Gegenüber erfordern und wahrscheinlich zu Verständnis und mehr Toleranz führen. Und zu Frieden.

Welches System möchte schon auf knackige Feindbilder verzichten und stattdessen deeskalierend auf Konflikte einwirken?

Hier kommen ganz klare macht- und finanzpolitische Interessen ins Spiel.

Rosalie
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Mi 19. Jan 2005, 20:18 - Beitrag #28

Rosalie, ein Zitat ändert nichts daran, daß die Faktizität der Gläubigen sich völlig anders darstellt.
da kann ich Dir zustimmen :) genauso wie den letzten Zitaten Feuerkopfs.

Wenn ich meinen Feind lieben soll, d.h. einen Menschen der mir feindlich gesonnen, nicht mit Ablehnung und Feindschaft begegnen, sondern mit Wohlwollen, mit Liebe muß ich mich notgedrungen mit ihm und seinen Beweggründen usw. auseinandersetzen. Liebe und Intoleranz schließen eigentlich einander aus. d,h. dass ich nicht alles gutheißen muß, was derjenige tut, aber ich werde ihn dann mit dem gebotenen Respekt und eben in "Sanftmut" (Achtung: in dem (verpönten) Wort steckt "Mut") auf die Dinge hinweisen, die mich stören.

Padreic
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Mi 19. Jan 2005, 20:35 - Beitrag #29

@e-noon
Ein christliches System der Bestrafung muss primär darauf ausgerichtet sein, dem Täter zu helfen, genauso wie auch die elterliche Strafen (im Normalfall) darauf ausgerichtet sind, dem Kind zu helfen, indem sie erziehen. Eine solche erziehende Wirkung ist durchaus auch bei erwachsenen Menschen noch möglich. Ein solches Konzept der Strafe darf natürlich nie alleine darstehen, sondern muss dann unterstützt werden durch Gespräche, Seelsorge und so einen Kram.
Im Idealfall würde übrigens der Täter die Strafe völlig freiwillig aufnehmen. Der Idealfall ist hierbei, dass er wirklich bereut und sich wirklich bessern will.
So ein System der Strafe hat nichts mit "Auge um Auge, Zahn um Zahn" zu tun. Man mag solchen Strafen nicht direkt aus dem Evangelium herleiten können, aber sie sind fast zwangsläufig im Sinne der Menschen- und Nächstenliebe, die ja nach Evangelium das größte Gebot ist. [@Ipsissimus: meinst du, dass Nächstenliebe keine Forderung von Jesus (im Sinne des Evangelieninhalts) ist oder dass dies keine Neuheit war, sondern aus dem alten Testament hergeleitet? Gegen ersteres würde ich mich durchaus wehren.] Für Jesus Christus mag es ausgereicht haben, dass er sagte "Gehe hinfort und sündige nicht mehr.", aber dass das funktionierte (wenn es funktionierte), kann man auch Christi Charisma und der vorangegangenen Situation zuschreiben.
Übrigens würde ich es auch nicht als Aufgabe der Kirche sehen, jemanden zu bestrafen, wenn er sich des freiwilligen Aufsichnehmens verweigert. So jemanden kann man höchstens exkommunizieren und dem Staat übergeben, denn, wer sich der Buße verweigert, stellt sich selbst außerhalb der Kirche und ist somit nicht mehr ihre Angelegenheit.

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Mi 19. Jan 2005, 21:38 - Beitrag #30

Padreic, da stimme ich dir voll und ganz zu. Nur scheint eben die katholische Kirche zumindest in dieser Hinsicht eben kein christliches Konzept der Bestrafung zu haben. Indem Jesus dazu aufruft, nicht nur seinen Nächsten, sondern sogar seinen Feind zu lieben, vertritt er genau die Einstellung, die du gerade dargelegt hast. Fakt ist nur: Die Wirklichkeit sieht anders aus. Das Mittelalter ist immer ein gutes Beispiel: statt anderen auf den aus ihrer Sicht richtigen Weg zu helfen und sie in ihrer Besserung zu stützen, haben die Katholiken alle, die andersgläubig waren, plus die, von deren Tod sie finanzielle Vorteile hatten, ausgegrenzt und ermordet.
Mit der Trennung von Staat und Kirche sind derart radikale Strafen nicht mehr möglich; doch immer noch ist das Kirchenrecht mehr auf Ausschluss und Bestrafung im Sinne von Vergeltung ausgerichtet als auf Hilfe für Opfer UND Täter.
Verständlich, dass man den hasst, der einen geliebten Menschen getötet oder ihm geschadet hat; doch als guter Christ (nicht als guter Katholik!) soltle und müsste man auch diesen Menschen lieben. Wenn man sich im Gegensatz dazu das Wesen des größten Teils der Menschheit (mich nicht ausgeschlossen) ansieht, wird deutlich, warum sich die Idee der Feindesliebe von Jesus selbst in seiner eigenen Kirche nicht so recht durchsetzen wollte.
Es widerspricht einfach dem Wesen des Menschen, den, der ihm schadet, zu lieben.

Ipsissimus
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Do 20. Jan 2005, 00:14 - Beitrag #31

Patreic, du schwebst beständig in der Gefahr, dem Christentum deine aufgeklärte Sicht und Wertegewißheit als "einzig vernünftig" unterzuschieben :-)

Natürlich ist Nächstenliebe in Feindesliebe mitenthalten. Ich stelle mir das so vor: einen desillusionierten Jesus, der mit einer müden Handbewegung nach 8 Stunden Diskussion zu den Schriftgelehrten sagt: "Ihr bildet euch weiß Gott was auf euere Nächstenliebe ein, die ihr doch bei jeder sich bietenden Gelegenheit umgeht oder gleich brecht. Und dabei ist Nächstenliebe nur der allererste Einstieg. Ehe ihr nicht eure Feinde lieben könnt, habt ihr überhaupt nichts verstanden."

Jesu zentrale Gedanken waren unvernünftig, lebensfremd, revolutionär - es ist ja auch nichts von ihnen übrigeblieben als beschauliche Worte. Deswegen lautet meine These ja, daß die Kirchen die Kirchen des Paulus sind, dessen Lehren sich viel, viel besser als Lieferanten "vernünftiger", herrschaftslegitimierender Thesen eigen.

sony
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Do 20. Jan 2005, 00:37 - Beitrag #32

@Feuerkopf, schönes Zeugnis. Interssant wie du die christliche Religion erlebt hast.

Wie ist das nur Möglich, dass da so viel diskutiert wird über einen Menschen der so viel bewirkt hat!!!! Es wird mir fast übel wenn ich die Komentare lese über die Auseinandersetzung von Jesu Worten über die Sünderin und über die Auffassung des Talmud. Wo bitte ist hier der Glaube!!! an den heiligen Gott der über sein Wort wacht????
(der naive sony)

Feuerkopf
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Do 20. Jan 2005, 07:58 - Beitrag #33

Sony,
durch meine Erziehung in einem christlich geprägten Umfeld hatte ich keine Alternative, als christlich geprägte Werte anzunehmen.
Mit der Amtskirche hatte ich durchweg schlechte Erfahrungen.
Ich möchte nicht die Leistung der Arbeit innerhalb der Kirchengemeinden schmälern, aber speziell in den letzten 10 - 15 Jahren ist z. B. der Ansatz zur Ökumene in Deutschland, die auf dem 2. Vatikanum basierte, quasi abgetötet worden.
Durch rigiden Fundamentalismus - nur so kann ich die Haltung des derzeitigen Papstes und seiner Mit-Denker bezeichnen - wurde viel vom christlichen Miteinander speziell in Deutschland zerstört. Allein die Behandlung der Frauenfrage im Katholizismus empfinde ich als unerträglich. Nun, ich gehöre nicht mehr dazu, aber katholische Prägung wird man sein Leben lang nicht wirklich los.

Zur Bibel habe ich eine eher distanzierte Haltung. Viele Bereiche des AT basieren auf noch viel älteren Mythen, derer der Sumerer, z. B. Ich begreife das AT als mystische Historiensammlung des jüdischen Glaubens, der ja auch die Stifterreligion des Christentums und des Islam ist. Es steht viel Nachdenkenswertes darin. Da es aber so viele Übersetzungen und Änderungen gab über die Zeit - man denke an die Apokryphen -, ist es fast unmöglich zu sagen, was davon noch ursprünglich ist.

Ähnlich geht es mir mit dem Neuen Testament.
Ich bezweifle nicht die Existenz Jesu, halte ihn für einen vorbildlichen Menschen mit revolutionären Ansichten.
Allein die Vielzahl der Evangelien, das Weglassen von historischen Wahrheiten und die permanente Anpassung an Ideologie und Machtkonstellationen im Laufe der Jahrhunderte hat die Schriften nicht glaubwürdiger werden lassen.
Ipsissimus hat m. E. recht: Der Glaube an Jesus und sein Gott-Sein ist im Interesse von Macht und Einfluss instrumentalisiert und verbogen worden. Dadurch wird es schwierig, heute noch die Grundideen hinter Dogmen und Vorschriften wiederzufinden.

Eine Bibelversion mit bindenden Glaubenssätzen gibt es deshalb für mich nicht.

Ipsissimus
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Do 20. Jan 2005, 10:21 - Beitrag #34

Wo bitte ist hier der Glaube!!! an den heiligen Gott der über sein Wort wacht????


Sony, abgesehen von allen anderen dir anscheinend nicht bewußten Schwierigkeiten mit dem Prinzip "Glaube": wo siehst du einen Widerspruch zwischen der Talmud-Geschichte und dem Glauben dieses Rabbis? Er agiert vollständig im Einklang mit Gottes Wort, was aus Sicht der jüdischen Religionsgemeinschaft das Alte Testament ist.

Padreic
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Do 20. Jan 2005, 15:04 - Beitrag #35

@Ipsissimus
Patreic, du schwebst beständig in der Gefahr, dem Christentum deine aufgeklärte Sicht und Wertegewißheit als "einzig vernünftig" unterzuschieben :-)

Das ist sicher nicht ganz falsch. Es dürfte eine Art Verbindung von Christentum mit Vernunft sein, ohne die so etwas wie ein christlicher Staat oder auch nur eine Amtskirche kaum denkbar scheint. Radikal Christ sein, das kann wohl nur der Einzelne, bestenfalls eine kleine Gruppe von Menschen. Und selbst für die ist es ungeheuer schwer.

es ist ja auch nichts von ihnen übrigeblieben als beschauliche Worte. Deswegen lautet meine These ja, daß die Kirchen die Kirchen des Paulus sind, dessen Lehren sich viel, viel besser als Lieferanten "vernünftiger", herrschaftslegitimierender Thesen eigen.

Ich würde immer noch sagen, dass deine These etwas zu radikal ist. Es mag sein, dass der Einfluss Paulus auf realen kirchlichen Verhältnis merklich größer war als der direkte durch Christi Wort; dass aber *nichts* bis auf beschauliche Worte von ihnen übriggeblieben ist, das halte ich für nicht zutreffend. Selbst wenn die Theologie Pauli die beherrschende ist, heißt das nicht, dass die Evangelien nicht immer wieder Einfluss üben und vielleicht erneuernde Wirkung haben.

@sony
Wo bitte ist hier der Glaube!!! an den heiligen Gott der über sein Wort wacht????

Der Glaube an eben diesen ist keine Selbstverständlichkeit und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ihn einige hier in diesem Forum nicht haben. Deswegen kann man ihn auch schlecht als Diskussionsgrundlage fordern.

Padreic

Ipsissimus
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Do 20. Jan 2005, 15:53 - Beitrag #36

Ich würde immer noch sagen, dass deine These etwas zu radikal ist. Es mag sein, dass der Einfluss Paulus auf realen kirchlichen Verhältnis merklich größer war als der direkte durch Christi Wort; dass aber *nichts* bis auf beschauliche Worte von ihnen übriggeblieben ist, das halte ich für nicht zutreffend. Selbst wenn die Theologie Pauli die beherrschende ist, heißt das nicht, dass die Evangelien nicht immer wieder Einfluss üben und vielleicht erneuernde Wirkung haben.


Hinsichtlich einzelner Personen würde ich dir zustimmen. Hinsichtlich der Institutionen bleibe ich doch skeptisch. Und die Individuen, die sich davon "anstecken" lassen, sind nicht jene, welche in der Hierarchie in Positionen aufzusteigen vermögen, von denen aus sie die Struktur beeinflussen könnten.

e-noon
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Do 20. Jan 2005, 21:39 - Beitrag #37

Nun, ich gehöre nicht mehr dazu, aber katholische Prägung wird man sein Leben lang nicht wirklich los.
:shock:
Ich hoffe, die Prägung ist geringer, wenn man schon mit 14 den Ausstieg geschafft hat :fear:

Ich bin zwar ein wenig, aber nicht so sehr in den verschiedenen theologischen Schriften und der Bibel bewandert, dass ich ein eindeutiges Urteil darüber fällen könnte, ob Petrus sehr viel mehr Einfluss auf die Kirche hatte als Jesus.
Ich denke jedoch, dass es ein entscheidendes Indiz dafür gibt, dass nicht mehr viele von Jesu Lehren in der Praxis erhalten sind:
Das Christentum existiert noch.

Jesu Lehre beinhaltet die Forderungen: "Liebe deine Feinde" und "halte auch die andere Wange hin". Mit dieser Einstellung, so behaupte ich, hätte das Christentum sich nicht so lange gegen andere, weniger tolerante Religionen behaupten können, und die Kirche hätte auch keine so herausragende Machtstellung erlangen können, wie sie sie hatte und in moralischen Fragen für viele auch heute noch hat. Eine dermaßen friedliche, beinahe selbstverleugnende Einstellung ist nur in einer weitgehend friedlichen Umgebung lebensfähig, und das Mittelalter war keine solche friedliche Zeit, ebenso wie auch die heutige Zeit keine besonders friedliche ist, auch wenn es momentan keine Kriege in Europa gibt.

Eine Welt, die nach rein christlichen Werten lebt, müsste imo etwas dem Kommunismus ähnliches darstellen, der sich ebenso wenig durchsetzen ließ und am Wesen der Menschen scheiterte.
Für mich zeigt dies ziemlich eindeutig, dass die "christliche Kirche" im eigentlichen Sinne keine (mehr?) ist; ich schließe mich hier also Ipsissimus an.

e-noon
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Di 25. Jan 2005, 20:19 - Beitrag #38

Ich bin nicht sicher, ob das noch direkt zum Thema gehört, aber was heute in Reli so vorkam, würde ich trotzdem gerne loswerden. In der vorhergehenden Stunde hatten wir das Thema "Sünden der Kirchengeschichte" angefangen, dazu erst einmal den Begriff "Sünde umrissen" (Pfarrer: Ist eine Sünde objektiv? 25 Schüler: "Ja!", e-noon: "nein" :blush: ).
Nachdem also die Sünde objektiv feststellbar ist (anscheinend ist eine gottgegebene Eigenschaft mancher Handlungen, dass sie sündig sind), haben wir heute einen Film darüber gesehen, dass der Papst sich für einige Fehler aus der Vergangenheit, zB. Unterdrückung der Frauen, Hexenverbrennung, Judenverfolgung, Verurteilung von Naturwissenschaftlern (Galilei) und die Kreuzzüge. Zu letzteren äußerte sich ein theologischer Gelehrter ungefähr folgendermaßen:
"Die Kreuzzüge waren zwar schlimm, wurden aber von unseren Rittern schließlich nur geführt, um unsere Kultur, unsere Frauen und Kinder vor der intoleranten, herannahenden feindlichen Kultur zu schützen. Es widerspricht damit eigentlich nicht der Lehre Christi, und die Entschuldigung wäre somit nicht zwingend notwendig gewesen, da es ja außerdem schon lange zurückliegt."
:shock:
Wenn ich nicht schon von der Richtigkeit deiner Aussage überzeugt gewesen wäre, wäre ich es spätestens jetzt, Ipsissimus. Offensichtlich hat die Kirche nicht mitbekommen bzw. erfolgreich verdrängt, dass ihre Handlungen sowie ihre Lehren alles andere als "christlich" sind.
Auch dass Frauen noch immer eine untergeordnete Stellung in der Hierarchie einnehmen und dies sich nicht ändern wird, wird vom Papst dadurch gerechtfertigt, dass Jesus selbst ja schließlich auch keine Frauen zu Aposteln berufen habe.
Nur logisch, dass man diese Regel nach zweitausend Jahren und in einer völlig anderen Gesellschaftsform auf jeden Fall beibehalten muss.

Jetzt muss ich meine Haltung in dem abgetrennten thread über Moralvorstellungen der Kirche wohl ein wenig revidieren ^^

Ipsissimus
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Di 25. Jan 2005, 22:05 - Beitrag #39

wie hieß es so schön: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen

die Früchte, die ich sehe, entstammen allesamt den Gärten der Machtgeilheit

sony
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Mi 26. Jan 2005, 01:27 - Beitrag #40

[align=left]was glaubt ihr, dass petrus jesus mehr liebte als sich selbst? oder Paulus liebte er sich mehr als jesus? ----------------------ehhh das waren seine engsten Mitarbeiter!!!, "Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein: und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein" und andere ähnliche Sätze waren in denen Herzensbestandteile im Leben der Apostel, die waren auf hight level. (Jesus will hier sagen,dass das Verhältnis zu ihm in Liebe und Hingabe mehr sein soll als die Liebe zu Vater, Mutter, Frau, sich selbst.. ) was die Kirchen danach verstanden und praktizierten ist was anderes... jesus kündigte mehrmals an, dass das Reich der Himmel wie ein Stück Sauerteig welchen eine Frau nahm und unter drei Mass Mehl versteckte, bis es ganz durchsäuert war. Ein Bild der Unreinheit, des falsch verstanden Christentums oder Scheinchristen die gar nich Christen sind. Ab dem 4. Jahrh. da Christ sein zum guten "Ton" gehörte zur Staatsreligion wurde, wo griechische Mythologien in die Christenheit einbrachen... und und und. Die Grundlage ist und bleibt aber nicht die Tradition von Kirchen, sondern das Wort Gottes, die Bibel. "aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Jesus Christus selbst Eckstein ist"[/align] Orientiert euch an der Bibel. Die Apostel liebten und fürchteten Jesus "küsset den Sohn, dass er nicht zürne...." psalm 2... Sie wussten dass "die Welt ward durch ihn". Was ich klarstellen möchte ist dass sie "Teil an seinem Leib waren und er ihr Haupt" (der menschliche Körper wird hier geistlich dargestellt als die Lehre von der Einverleibung des Gläubigen zu seinem in Christus) es ist, was die Schriftpropheten (NT) angeht, eine Unmöglichkeit, eigene Lehren zu verfassen. Die Bibel ist eine Einheit.


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