Heimat, was ist denn das?

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Milena
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So 23. Jan 2005, 21:55 - Beitrag #1

Heimat, was ist denn das?

ich als Heimatlose, frage mich natürlich, wie das so ist mit dem Heimatgefühl,
zu wissen, ahhh, da gehöre ich hin, da fühle ich mich wohl,
keine Ahnung wie oder was das eigentlich ist
....oder ist Heimat nur ein Zufluchtsort,
da bin ich geboren, da gehöre ich letztendlich auch hin,
aber doch immerhin ein wohliger Ort....,oder nicht?......

Maetz
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So 23. Jan 2005, 22:51 - Beitrag #2

Ich denke, die Heimat ist einfach ein Ort, wo Menschen, Kultur und Empfinden einfach zusammenpassen, wo du die Anwesenheit des Ortes in jeder Zelle deines Körpers spürst, du mit der Atmosphäre der Umgebung atmest. Wo du dich nicht rechtfertigen musst für deine Überzeugungen, für deine Ansichten und dich wohlfühlst.
Es gibt Menschen die finden niemals eine Heimat, es gibt aber auch Menschen mit mehreren Heimaten.

janw
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Mo 24. Jan 2005, 00:10 - Beitrag #3

Eine gute Frage, die mir in letzter Zeit auch öfter durch den Kopf gegangen ist...

Ich habe bis ich 11 war, im Ruhrgebiet gelebt, dort relativ wenig Freunde gehabt, aber mir etwa in den letzten drei Jahren meiner Zeit dort meine Umgebung sozusagen erobert.
Danach zogen wir nach Uelzen um, wo ich nun seit 21 Jahren in einem Bauerndorf lebe.

Aus jetziger Sicht würde ich sagen, daß ich eine echte und eine wahre Heimat habe, die Gegenden meiner Kindheit haben mich geprägt und sind Teil meiner Erinnerungen, aber hier sind die Menschen, mit denen ich zusammen lebe, und hier ist die Gegend, mit der ich mich verbunden fühle.

"Heimat" ist ein Begriff, der in Deutschland ziemlich belastet ist, ein Heimatgefühl zu haben, ist aber in meinen Augen eine menschliche Möglichkeit, vielleicht sogar eine Möglichkeit, die in jedem Falle eines Aufwachsens an einem Ort grundsätzlich in eine gefühlsmäßige Realität umgesetzt wird.

So gesehen würde es vielleicht eine bestimmte Altersphase geben, in der dieses Gefühl geprägt wird, und Fälle fehlenden Heimatgefühls könnten dann auf irgendwelche Probleme in dieser Phase zurückgehen.
Wobei dies aber nur ein logischer Schluß wäre, über dessen Wahrheitsgehalt ich mir aber nicht sicher bin.

Letztlich entscheidend ist in meinen Augen, wie wir am Ende zu diesen geprägten Gefühlshaltungen stehen, ob wir zulassen, daß sie uns an einen Ort binden oder verhindern, daß wir zu einem neuen Ort ein positives Verhältnis aufbauen können, oder uns die Freiheit geben, unsere Wurzeln zu kennen, aber trotzdem auch anderswo neu Fuß zu fassen.

Denn das sollte Heimat für mich sein: Der Ort, an dem ich mich wohl fühle und möglichst von den anderen Menschen auch aufgenommen fühle. Sozusagen ein "Lebens-Mittelpunkt".

Traitor
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Mo 24. Jan 2005, 00:29 - Beitrag #4

Heimat definiert sich für mich vor allem darüber, wie gut man die Gegend kennt und wieviel man mit ihr verbindet. Hat man von Kindheit an in einer Region gelebt, oder später einen langen Teil seines Lebens, so kann man einfach mit jeder Ecke etwas anfangen, weiß immer, wo was ist und wozu es dient. Man empfindet ein Stolzgefühl auf alles aus der Region, wenn man anderswo ist, vergleicht man alles mit dem, was man von daheim kennt.

Man kann aber auch mehrere Heimaten haben, sei es durch Umzüge, sei es durch regelmäßige Aufenthalte an anderen Orten. Auf unserem Stammcampingplatz, wohin wir bis vor wenigen Jahren jedes Jahr für mehrere Wochen fuhren, fühlte ich mich etwa auch absolut heimisch - ich kannte ihn eben auch bereits seit dem ersten Lebensjahr, kann mir im Kopf jederzeit jeden Ort dort vorstellen, wie ich es von der echten Wohnheimat kann. Wenn ich dorthin fuhr, fühlte ich mich jedesmal sofort wieder heimisch, kein Umgewöhneffekt.

Mit Menschen verbinde ich das Heimatgefühl weniger, dafür bin ich zu sehr gewohnt, gute Freunde auch an anderen Orten zu treffen als in der Heimat. Sie ist also eher eine Eigenschaft des Ortes und der Erinnerung als der Gesellschaft.

Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 24. Jan 2005, 11:11 - Beitrag #5

als ich vier Jahre alt war, sind meine Eltern mit mir aus der damaligen DDR in die BRDeutschland "geflüchtet". Die ersten Jahre habe ich mir die Seele aus dem Leib geheult, wenn ich an meine Großeltern und die anderen dachte. Später ist es dann einfacher geworden, der Gram ist immer mehr verblaßt, schließlich erloschen.

Als ich dann 1990, fast 30 Jahre später, erstmals wieder nach "drüben" kam, hatte ich einen Kloß im Hals; und die letzten 20 km mußte ich weinen. Ich vermute, das war der "Heimat-Schock".

Freyja
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Mo 24. Jan 2005, 11:43 - Beitrag #6

Meine Heimat ist dort wo mein Herz ist. Dort wo ich mich wohl fühle, wo ich etwas mit meiner Umwelt verbinde.
Ich habe fast mein ganzes Leben in der Nähe von Bremen in einer Stadt gelebt. Dort habe ich mich nie mit irgendetwas großartig verbunden gefühlt. Dann bin ich hier her zu meinem Mann gezogen und hier fühle ich mich heimisch. Wenn wir in den Urlaub fahren und wir kommen heim, dann freue ich mich auf mein Zuhause. Ich kann das net genau definieren, es ist einfach ein Gefühl. Genauso wie ich auch Deutschland auf einer anderen Ebene als Hemat sehe. Genauso wie ich vielleicht, wenn ich überirdisch denken würde, die Erde als meine Heimat empfinden würde.

BEN2506
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Mo 24. Jan 2005, 13:08 - Beitrag #7

@ Traitor das kenne ich doch irgendwoher.

Seit beginn meines Lebens haben wir auf einem Campingplatz urlaub gemacht jedes Wochenende, und alle Ferien durch. Das war etwas wo ich stolz drauf war. Ich hatte dort viele Freunde und wir haben uns alle immer super verstanden. Das war eine Sache die ich gegen NICHTS in der Welt hätte eintauschen wollen, dieses Gefühl. Diese Zeit auf dem Campingplatz, auch wenn es sich komisch anhört, werde ich niemals vergessen. Ich kenne dort auch JEDEN einzelnen Ort. Von morgens bis Abends immer mit den Freunden zusammen. Kann man nicht in Worte fassen.

Und das schlimmste daran ist, wenn man sieht wie diese heimat zerbricht und sich langsam alle in alle möglichen himmelsrichtungen zerstreuen. Wir machen nun seit 2 Jahren keinen Urlaub mehr dort und es sind auch nicht mehr viele Übrig die noch da sind, besser gesagt keiner. Ist jetzt schon eher schlimm daran zudenken.

Naja, so definiere ich Heimat, als den Ort, den man nicht beschreiben kann, weil man es nicht richtig in Worte fassen kann.

So long

Ben

Phönix
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Mo 24. Jan 2005, 13:23 - Beitrag #8

Ich würde sagen Heimat ist da, wo man sich zu Hause fühlt. Sie kann bei sich zu hause sein oder in der Stadt wo man vorher gewohnt hat, vielleicht auch da wo man oft Urlaub macht.
Das was ich als Heimat empfinde ist die Stadt in der ich wohne, dort kenne ich die Leute, sie kennen mich ich habe Freunde dort, die Gegend ist auch ganz schön, was will man mehr

Feuerkopf
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Mo 24. Jan 2005, 13:25 - Beitrag #9

Vielleicht ist Heimat nicht dort, wo mein Herz ist, sondern Heimat ist IM Herzen.

Eine ideale Vorstellung von Zuhause, eine Sammlung von Erinnerungen, von guten Gefühlen.

C.G.B. Spender
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Mo 24. Jan 2005, 19:09 - Beitrag #10

Home is where the heart is... ;)

Das Problem dabei entsteht, wenn das Herz, im Sinne der Sehnsucht, der Erinnerung, der Liebe, sozusagen woanders lebt, als der physische Körper. [size=-1]Aurelius Augustinus drückte es einmal wunderbar knapp aus:[/size]
[font=Comic Sans MS][/font] [align=center][font=Comic Sans MS]"Wer liebt, lebt da wo er liebt, nicht da wo er lebt."[/font][/align]


Das ist wirklich ein sehr guter Aphorismus, wenn man "Leben" als Metapher für sinnliche Lebendigkeit und menschliche Wärme sieht.

Meine Heimat ist die Landstraße, sind die Wege, ist die Natur im Ganzen. Die Natur kennt keine Grenzen, weder Gnade, noch Gnadenlosigkeit, weder Gut noch Böse, keine Werte. Sie ist. Wie eine runde blaue mysteriös schimmernde Murmel von verkapselter weiblicher Einzigartigkeit.

e-noon
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Mo 24. Jan 2005, 19:52 - Beitrag #11

Heimat ist für mich primär der Ort, an dem ich seit meiner Geburt lebe, ist unser Haus und speziell mein eigenes Zimmer. Ich bin ein sehr hausbezogener Mensch ^^, wenn wir umgezogen wären, hätte ich wahrscheinlich ein Trauma davongetragen. Mittlerweile bin ich zwar reisefreudiger als früher, aber immer noch ist der Moment, an dem ich aus den Ferien oder auch nur aus der Schule nach Hause komme, der Moment, in dem ich mich entspanne.
Zumindest solange keine nervenden Zwerge durchs Haus rabauken :rolleyes:

Meine Heimat ist mein Heimatdorf, das Haus und ein Teil der Stadt, wo meine Großeltern leben, unser Haus sowie das meiner besten Freundin. Außerdem einige Orte, an denen wir in meiner Kindheit Ferien gemacht haben; auch wenn ich Jahre nicht mehr dort war und mich wahrscheinlich nach zwei Straßen verlaufen hätte, sind diese Orte in meiner Erinnerung ein Stück Heimat für mich und werden es auch wohl auch immer bleiben.

Heimat ist also der Ort, an dem man sich wohl fühlt und entspannt ist, an dem man liebt und geliebt wird. Das kann für manche auch einfach jeder Ort sein, an dem sie sich gerade befinden, aber das kann ich mir für mich nicht vorstellen. Ich brauche das sichere Gefühl, immer an den selben Ort zurückkehren zu können und dort freudig erwartet zu werden, ehe ich diesen eine Heimat nennen kann.

Trin
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Mo 24. Jan 2005, 21:58 - Beitrag #12

Ich bin schon ein paar Mal umgezogen, wohne aber seit 8 Jahren inzwischen in dieser Stadt. Als Heimat konnte ich sie in den ersten 7 Jahren nicht sehen, da ich hier (außer meine Eltern und ein paar wenige Freunde) nichts hatte, was mich hier gebunden hätte. Seit einem Jahr ist das anders. Die Umgebung ist die Gleiche, meine Freunde sind fast die Gleichen (der Kreis isr nur gewachsen), aber ich habe etwas an meine Leben verändert und fühle mich jetzt hier wohl. Deshalb ist Heimat für mich nicht der Ort, an dem ich aufgewachsen bin oder an dem ich lebe, sondern der Ort, an dem ich mich wohl fühle und zu dem ich gern gehe. Heimat ist für mich ein Ort, an den ich positive und wichtige Erinnerungen gesammelt habe und an dem ich glücklich bin/war.


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