Studiengebühren - Bildung nur noch für Reiche?

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Maurice
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Mi 26. Jan 2005, 15:13 - Beitrag #1

Studiengebühren - Bildung nur noch für Reiche?

Ich glaube ich muss nicht viel sagen, jeder sollte über das Gerichtsurteil bescheid wissen. Bisher wollen ja nur unionsgeführte Länder Studiengebühren einführen. Dabei werden 500€ ab dem ersten Semester ins Auge gefasst.
Wer meint, dieser Betrag sollte für niemanden ein Problem darstellen, dem geht es einfach nur so gut, dass es ihm an der benötigten Vorstellungskraft mangelt. Wenn nun das Studium auf Pump finanziert wird, hat dies den deutlichen Nachteil, dass einige mit einem Schuldenberg ins Berufsleben einsteigen. Andere werden sich genötigt fühlen mehr zu jobben, wodurch weniger Zeit für das Studium bleibt und sich somit die Studienzeit verlängert.
Wie man es auch dreht, die Studenten aus finanziell schwächeren Haushalten sind deutlich benachteiligt. Die Story, dass Studiengebühren auch noch zur sozialen Gerechtigkeit beitrügen ist eine Lachnummer.

Was mich im Moment nur total wundert, ist dass bei der Benennung der Bundesländer, die Studiengebühren einführen wollen, Hessen nicht genannt wird. Ich glaube kaum, dass Herr Koch keine Studiengebühren einführen wird. :rolleyes:

Feuerkopf
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Mi 26. Jan 2005, 15:57 - Beitrag #2

Schöne neue Welt

Maurice,
aber das siehst Du gaaaanz falsch: Die Studiengebühren werden 1:1 den Unis zugute kommen, es werden neue Lehrkräfte und Materialien finanziert, damit jeder Student optimale Lernbedingungen bekommt. Die Qualität der Lehre steigt auf internationales Niveau und wir werden einer goldenen Zeit entgegenschreiten, in der deutsche Studenten wieder zur Elite gehören...ähm. Ja.

Und kein Finanzminister keines Bundeslandes wird seine Hand aufhalten, um den Rahm abzuschöpfen. Und jeder wird dieselbe Chance erhalten, ein gutes und aussichtsreiches Studium hinter sich zu bringen. Halleluja!

Maurice
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Mi 26. Jan 2005, 16:14 - Beitrag #3

Zum Glück habe ich ausreichend Galgenhumor, sonst würde ich jetzt über deinen Post meckern ;) ...

Phönix
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Mi 26. Jan 2005, 16:28 - Beitrag #4

Hessen wird nicht gennant? Da hätte ich nix gegen, ich komm ja von da, aber ichglaube auch nicht das der allseits beliebte Herr Koch sich das entgehen lässt.

Natürlich, die Unis kriegen alles, keiner wird sagen gib mir was ab. In der Pisastudie werden wir in nur einem Jahr auf Platzt eins steigen, mit Abstand :naja:

Feuerkopf
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Mi 26. Jan 2005, 16:41 - Beitrag #5

Maurice,
bei diesem Thema (ich habe immerhin zwei Kinder in der Ausbildung) versagt meine Fähigkei, ein Ironie-Smilie zu platzieren. Das ist keine Ironie mehr bei mir, das ist blanker Sarkasmus. Nee. Verzweiflung.

Wir sollten eine Beerdigung veranstalten und die Ziele der 70er Jahre offiziell zu Grabe tragen, die da hießen: Gleiche Bildungschancen für alle!

Noriko
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Mi 26. Jan 2005, 17:09 - Beitrag #6

Na halleluja, das ich in NRW lebe *G*
Die Studiengebühren haben nicht nur nachteile, einen vorteil sehe ich: Parkstudenten wirds keine mehr geben.
Ok das wars auch schon. ^^"

Wenn man das Übersbafög zahlen kann, ist das ja noch verkraftbar, aber privat kredite dafür aufnehmen zu müssen währe eine chte sauereu

Jatrix
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Mi 26. Jan 2005, 18:41 - Beitrag #7

Ab wann soll das denn so ungefähr starten? Vielleicht schaff ichs ja vorher noch.
Ich bin in dem Thema jetzt nicht so ganz auf der Höhe, aber müssen das auch Studenten bezahlen die Bafög bekommen? Irgendwie wäre das ja paradox.

janw
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Mi 26. Jan 2005, 19:20 - Beitrag #8

Tja, da habe ich wohl die Gnade der frühen Geburt... :rolleyes:

Zu meiner Zeit wurde begonnen, bei Überschreitung der Regelstudienzeit Geld zu kassieren, schon das in meinen Augen eine Sauerei, zumindest mit den Einkommensgrenzen, und wo das Geld im allgemeinen Haushalt versandet ist.

Daß es nun so gekommen ist, liegt an unserem geliebten Bildungsföderalismus - der übrigens durchaus mal ein Thema wert wäre - und ein Stück auch an der allseits geliebten Frau Bulmahn, die eigentlich hätte dies vorhersehen können.
Eigentlich kann man nur sagen: Herr Schröder, Herr Köhler, sprechen sie ein Machtwort!

Und ich bin gespannt, wie die Gebühren im Zusammenhang mit BaFöG-Bezug usw. gehandhabt werden - Erfahrungsberichte erwünscht!

Es gibt übrigens im GG den Grundsatz, daß bundesweit gleiche Lebensverhältnisse anzustreben sind. Könnte sich lohnen, die soziale Ungleichbehandlung als strukturellen Verstoß dagegen zu postulieren.

STUDIS aller Länder, vereinigt EUCH!

Arschfurunkel
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Mi 26. Jan 2005, 20:32 - Beitrag #9

Zitat von janw:Es gibt übrigens im GG den Grundsatz, daß bundesweit gleiche Lebensverhältnisse anzustreben sind. Könnte sich lohnen, die soziale Ungleichbehandlung als strukturellen Verstoß dagegen zu postulieren.



Stimmt nicht ganz. Das Grundgesetz spricht von "gleichwertigen Lebensverhältnissen" (u.a. im Art 72), nicht von "gleichen".

fanvarion
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Mi 26. Jan 2005, 20:32 - Beitrag #10

Ich weiß noch nicht ob ich es gut finde.

Wenn das Geld wirklich zu 100% den Unis zugute käme, wäre das klasse dann würde ich gar nicht so laut schimpfen.

Aber ich kenne das studieren ja auch nur in der Guten Nacht Form und das 4 Jahre lang.

janw
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Mi 26. Jan 2005, 20:43 - Beitrag #11

@Arschi:Genau den Passus meinte ich, und das "-wertig"...ist doch eigentlich nur was für Mathematiker ;)
@fanvarion: Genau daß das Geld den Unis zugute kommt, wird nicht passieren, und viele Studis würden gerne kürzer studieren, wenn sie nicht nebenbei arbeiten müßten oder nicht irgendwelche strukturellen Dinge im Studium querschießen würden.

Padreic
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Mi 26. Jan 2005, 20:46 - Beitrag #12

Ich glaube, ich kann das nicht so negativ wie ihr sehen, obwohl ich auch nicht sagen kann, dass mir die Vorstellung wirklich gefällt...

Fest steht, dass keinem aus finanziellen Gründen ein Studium verunmöglicht wird. Es besteht die Möglichkeit (nach baden-württembergischen Konzeption zumindest), das ganze auf Kredit bekommt, den man erst zurückbezahlen muss, wenn man entsprechend erwerbstätig ist; wenn man keine Arbeit findet, muss man es, so weit ich weiß, auch nicht zurückbezahlen. Unter Umständen kann man auch von vorneherein, haben man und die Eltern kein Geld, völlig davon befreit werden.
Es ist auch die Frage, ob es so völlig falsch ist, dass man als Student für seine Ausbildung einen Beitrag zahlt, der angesichts der wirklichen Kosten schon fast symbolisch zu nennen ist, und den man angesichts des nachher zu erwartetenden höheren Verdienstes vermutlich auch ohne größere Probleme zurückzahlen kann, schränkt man sich ein wenig ein.
Was allerdings ein wenig dabei den Bach runtergeht, ist das Bild vom Studium als etwas, dass bloß der Bildung willen da ist. Es ist ein Wandel zu der Vorstellung, dass Studium eine Investition ist, die man tätigt, um nachher besser im Berufsleben vorankommen zu können...das find ich schon schade. Aber das ist wohl der generelle Trend in der Gesellschaft...

Padreic

Noriko
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Mi 26. Jan 2005, 20:51 - Beitrag #13

Dieses Modell was du dort ansprichst hört sich halbwegs Vernünftig an.

Ich bin zwar auch kein Genereller Freund der Studiengebühren,a ber voll dagegen bin ich, ehrlich gesagt, auch nicht.

Ich hatte mir mal z.b. überlegt, irgendwann im stillen Kämnmerlein, das man z.b. ein Kontingent der ZVS Studiengänge den Unis zu verfügung stellt und das die auf diese dnn gebühren erheben dürfen, wenn der Studirwillige nicht den NC erfüllt und sich dennoch direkt an der UNI bewirbt, qusi ein Privat Studium.

Elbereth
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Mi 26. Jan 2005, 20:52 - Beitrag #14

ich finde das total bescheuert, ich bin extra zum studieren nach Karlsruhe gezogen, und wenn Baden Würtemberg jetzt Gebühren einführen will, weiss ich auch nicht wie es dann klappen soll.... Ich muss schon jedes Semester 100 euro verwaltungs- und noch irgendwas- gebühr bezahlen, und ich finde das reicht auch

janw
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Mi 26. Jan 2005, 23:25 - Beitrag #15

Schön, es geht ans Eingemachte ;)

Ich bin aus verschiedenen Gründen gegen die jetzt wohl bald in allen Ländern eingeführten Studiengebühren, könnte mich aber unter bestimmten Voraussetzungen mit ihnen arrangieren. Vorraussetzungen, bei denen ich jedoch keine Angst haben muß, daß sie umgesetzt werden.

Von Anfang an war die Debatte darauf ausgerichtet, die finanziellen Haushaltslöcher der Länder zu stopfen, indem man kurzerhand alle öffentlichen Angebote zu gebührenpflichtigen Dienstleistungen erklärt.

Ergebnis: Die Gebühren landen im allgemeinen Topf und finanzieren z.B. Beamtenpensionen o.ä. Eine zielgerichtete Verwendung zur Verbesserung der Unis, vielleicht sogar unter Einbeziehung der ASten zur Analyse von Defiziten u.ä. war von Anfang an allenfalls Bestandteil von Sonntagsreden, aber nicht politische Absicht.
Kurz: Studiengebühren sind bewußte Abzocke

Die jeweilige Ausgestaltung der Studiengebühren ist Ländersache, d.h. hier wird ein neuer Flickenteppich erzeugt, der Studenten je nach Land ungleich stellt. Gebühren werden zum Kriterium, wo eigentlich die Qualität der Hochschule Kriterium sein sollte.

Gemessen an dem, was ein Studium kostet, mögen die Gebühren gering sein. Entscheidend ist aber, was sie für einen Studenten bedeuten und was evtl. in der Uni schief läuft und Geld kostet, ohne daß daran etwas geändert wird.
Ein Student hat mit Miete, Semesterbeitrag, Lebenshaltung, Lernmitteln schon einen ganzen Batzen Kosten am Hals - ich spreche aus eigener Erfahrung. 500 Euro sind immer noch 1000 Mark= 166 Mark im Monat.
Um die zu haben, müssen manche Studis noch mehr arbeiten, verlieren damit noch mehr Zeit im Studium und damit noch mehr Geld.

Das haben ja immerhin einige Länder eingesehen und deshalb Kreditsysteme eingeführt.
Nur, was bedeutet das?
Gerne wird gesagt, daß man als Studierter ein höheres Einkommen erwarten kann. Das ist allerdings eine recht zweifelhafte Vorstellung, die heutzutage wohl wirklich nur für Juristen, Wirtschaftswissenschaftler und Molekularbiologen zutrifft. Von meinen Kommilitonen arbeiten nur wenige überhaupt. Und kaum einer in dem Bereich.
Durch glückliche Umstände bin ich selbständig tätig geworden, allerdings mit recht kleinem Brötchenausstoß. Einen Kredit am Bein zu haben, wäre für mich eine recht unerquickliche Vorstellung.

Einen wichtigen Punkt spricht Pad an: Das Studium im eigentlichen Sinne gerät unter die Räder.
Studium ist immer mehr gewesen als eine reine Berufsausbildung, eine Zeit, um sich auch darüber hinaus zu bilden, vielleicht auch mit Auslandsaufenthalten oder wer weiß was.
All dieses, so fürchte ich, wird nun für viele unmöglich werden, weil der Zeitverlust, den das durchaus bedeuten kann - der aber mit einem Gewinn an Weltkenntnis verbunden ist - nicht bezahlbar ist.

Letztenendes müßte für mich zu allererst das Geld den Unis zur eigenen Verwendung im Lehrbereich zukommen.
Bei der Verwendung müßten die ASten einbezogen sein.
Zeitverzögerungen durch Krankheit wie auch durch Auslandsaufenthalte und andere dem Studium dienliche Sachen müßten freigestellt sein.
Es müßte wirklich gute Freigrenzen für Einkommen der Eltern geben, also Bafög-Empfänger und noch etwas darüber müßten freigestellt sein, dazu mehrere Kinder ebenso angerechnet werden.
Bei Kreditmodellen müßten dies zinslose Darlehen sein, die auch wirklich nur dann fällig werden, wenn man nach dem Studium Geld verdient.

nazgul
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Do 27. Jan 2005, 01:06 - Beitrag #16

Studiengebüren bei überschreitung der Regelstudienzeit finde ich gut.
Das SWS-Konto ist reichlich bemessen.

Diese jedem 10 Chancen Mentalität der heutigen gesellschaft ist einfach - mit verlaub gesagt - fürn arsch.

Bildung Kostet geld, gute Bildung erst recht.

DieArbeitsplatzanzahl ist umgekehrt proportional zum benötigten Qualifikationslevel.

Ein Studierter wird nicht in einem Handwerksbetrieb o.ä. arbeiten wollen.

Es gibt immer mehr leute mit Abi die keins Verdient haben.

Anders ausgedrückt: Unheimlich viele Menschen wollen studieren, sind dazu berechtigt da sie ein Abitur haben, aber ihre reelle aussicht darafu nach der Uni nen Job zu finden ist gering. Gleichzeitig kostet jeder STudienplatz Geld, und es gibt kaum noch leute die die "mindewertige" Arbeit machen wollen.

Die rosigen Zeiten, in denen der Sozialstaat alles, einschliesslich Guter Bildung getragen hat sind leider rum.

Den sogenannten Langzeitstudenten muss jedenfalls ein Riegel vorgeschoben werden - Das Geld ist da ein sehr effizientes mittel.
Selbiges gilt für leute die einfach mal so Studieren...

Die "Bildungsunterschicht" trägt immerhin schon zum BSP bei, wenn ein Abiturient sein Studium anfängt.


(Ist laubich was wirr geraten, hoffe aber immernoch verständlich)

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janw
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Do 27. Jan 2005, 01:40 - Beitrag #17

Nazgul, teilweise hast Du nicht unrecht, was da an der Uni so alles rumläuft... :crazy:

Aber dagegen gäbe es ja Mittel wie Eingangsprüfungen, Tutorium im Grundstudium (das dem Studi optimalerweise auch kritisches feedback geben könnte) und Vordiplome, die eine Hürde darstellen.
Die Selektion durch Zahlungsvermögen ist dafür eher ungeeignet, zumal gemäß bösen Zungen Intelligenz und Geld eher reziprok korreliert sind :rolleyes:

Padreic
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Do 27. Jan 2005, 17:33 - Beitrag #18

@janw
Ergebnis: Die Gebühren landen im allgemeinen Topf und finanzieren z.B. Beamtenpensionen o.ä. Eine zielgerichtete Verwendung zur Verbesserung der Unis, vielleicht sogar unter Einbeziehung der ASten zur Analyse von Defiziten u.ä. war von Anfang an allenfalls Bestandteil von Sonntagsreden, aber nicht politische Absicht.
Kurz: Studiengebühren sind bewußte Abzocke

Mag sein, auch wenn ich davon ausgehe, dass zumindest ein bestimmter Prozentsatz davon wirklich den Unis zugute kommt; zumindest jetzt wird ja sogar noch darüber diskutiert, den Finanzministern per Gesetz den Zugriff auf das Geld zu verbieten.
Und es ist auch des Nachdenkens wert, woher man das Geld für Beamtenpensionen etc. sonst nehmen soll. Steuern erhöhen wäre vermutlich die Alternative (auch bewusste Abzocke?) oder eben an anderen Stellen kürzen, z. B. bei den Hochschulen....und wenn man bedenkt, dass in Berlin die Unis schon angedroht haben, keine Studenten mehr aufzunehmen, weil sie kein Geld mehr haben...wenn die Studiengebühren zumindest dazu dienen, dass die Unis genauso viel Geld behalten, ist das schon was. Wenn man einen wirklichen finanziellen Gewinn für die Hochschulen haben will, müsste man vermutlich die Studiengebühren eher auf internationales, vielleicht sogar auf amerikanisches Niveau erhöhen... (und auch in Amerika ist es nicht so, dass, wenn man kein Geld hat, dafür aber intelligent und fleißig ist, nicht auf die Elite-Hochschulen kommen könnte...und man mag sich fragen, ob jemand ohne Begabung oder ausreichenden Fleiß, der noch nichtmal dafür zahlen kann, das Recht haben sollte, zu studieren...).
Übrigens hoffe ich inständig, dass die ASten an so wenig wie möglich beteiligt werden. Zumindest der AStA in Bielefeld ist schon nicht mehr feierlich....

Padreic

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Do 27. Jan 2005, 18:14 - Beitrag #19

*Polemikmodus an*
Bush junior war in Yale.
*Polemikmodus aus*

Das fasst für mich in einem Satz zusammen, was das amerikanische Elite-Uni-System ausmacht.

Wir haben in Deutschland kein auch nur in Ansätzen vorhandenes System von Stipenien, wie es in den USA üblich ist. Wir haben auch kein auch nur ansatzweilse so geartetes Alumni-System, das solche Unis überhaupt erst möglich macht. Die berühmten Unis haben Ehemalige, die ganze Lehrstühle stiften und finanzieren.
Aber Vorsicht: Ein solches Prinzip lässt zumindest die Freiheit von Wissenschaft und Lehre in einem anderen Licht da stehen.

Im Normalfall hat der Amerikanische Durchschnittsstudent nach der Hochschulausbildung etliche -zigtausend Dollar Schulden am Hintern.

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Do 27. Jan 2005, 18:24 - Beitrag #20

Ich sehe Studiengebühren sehr zwiegespalten.
Einerseits wären sie bei zweckgebundener Verwendung eine gute Möglichkeit, die knappen Uni-Etats zu verbessern, das ist unstrittig, und den Regulierungseffekt gegen Langzeit- und Just-For-Fun-Studenten sehe ich durchaus, bzw. er ist eindeutig statistisch erwiesen - in Bonn etwa ist die Studentenzahl nach der Einführung der Langzeitgebühren um etwa 6.000 gesunken.

Auch sehe ich die soziale Unverträglichkeit als nicht so gegeben an, wie es immer dargestellt wird. Das Ideal wäre das Modell der nachgelagerten Studiengebühren, aber auch mit einem vernünftigen Kreditsystem ließe sich ein Gebührensystem ohne große Schikanierung einrichten. Einzig Sorgen macht mir, dass es wie beim Bafög laufen könnte: wirklich Reiche haben naturgemäß kein Problem, wirklich Arme durch komplette staatliche Förderung auch kaum, aber die Mitte, die gerade zu "reich" für die Förderung ist, bekommt enorme Probleme.

Das große Problem sehe ich eher, wenn man das gebührenpflichtige Studium mit den Alternativen vergleicht, die sich einem jungen Menschen bieten. Geht er in den normalen Handwerks- oder Angestelltenarbeitsmarkt, kann er ab 16 als Lehrling bares Geld verdienen. Sogar als Arbeitsloser / Sozialhilfeempfänger kassiert er Geld. Dieses Missverhältnis ist in meinen Augen schon jetzt ein Skandal: Bafög-Studenten müssen mit weniger Geld auskommen als Sozialhilfeempfänger, obwohl sie ebenso vollwertige Bürger sind und sogar die weit größere Chance bieten, später ins Sozialsystem einzuzahlen. Und man stelle sich erst das Szenario vor, in dem man für's Nichtstun Geld bekommt, während das Studium sogar kostenpflichtig ist.

Es heißt immer, man solle sich nicht beschweren, Bildung wäre halt ein Service, für den man eben auch bezahlen muss. Aber hier liegt der schwere Denkfehler: Studenten sind (solange es sich nicht um bewusste Schmarotzer handelt) nicht Konsumenten, die sich zu ihrem Vergnügen vom Staat bilden lassen, sondern es sind Menschen, die sich darauf vorbereiten, der Gesellschaft als gebildete, führungsstarke und zahlkräftige Elite mehr zu helfen, als sie es ohne Studium könnten.

"Unser Kapital ist unser Nachwuchs", heißt es, und das gilt nicht nur für Kinder, sondern genauso für Studenten. Das Studium immer unattraktiver zu machen, muss irgendwo eine Grenze haben - da, wo Schmarotzer abgeschreckt werden, aber niemandem, der eigentlich ernsthaft studieren will, eine andere Alternative lohnenswerter erscheint.

Ersteres kann in meinen Augen gut mit Langzeitgebühren und eventuell leistungsabhängigen Gebühren erzielt werden, allgemeine Gebühren sind für mich der falsche Weg. Außer, sie werden durch ein massives Stipendiensystem abgefedert, aber das entspräche ja wieder ersterem Modell, bis auf den größeren bürokratischen Aufwand.

@Feuerkopf:
Das ist keine Ironie mehr bei mir, das ist blanker Sarkasmus. Nee. Verzweiflung.
Wir haben mal die Reihe Ironie-->Sarkasmus-->Zynismus-->genereller Welthass aufgestellt ;)

@Jan:
Zu meiner Zeit wurde begonnen, bei Überschreitung der Regelstudienzeit Geld zu kassieren,
Interessant, in NRW war das erst vor ein oder zwei Jahren. Gibt es das in Niedersachsen (oder wo hast du studiert?) tatsächlich schon deutlich länger?
Eigentlich kann man nur sagen: Herr Schröder, Herr Köhler, sprechen sie ein Machtwort!
Leider hat in solchen Dingen bei uns nicht die gewählte Regierung, sondern das Verfassungsgericht das letzte Wort, und die Länder wissen sehr gut, wie sie die faktische Juristokratie zu ihren Gunsten ausnutzen können. Schröder und erst Recht Köhler sind vollkommen machtlos.
Eine zielgerichtete Verwendung zur Verbesserung der Unis, vielleicht sogar unter Einbeziehung der ASten zur Analyse von Defiziten u.ä.
Wie Padreic sagt: Nein!!! Das Schwulenreferat hat genug Geld. Die Kampfsport-Vereine werden genug gefördert. Es werden oft genug Bildungsreisen in die Karibik unternommen. Bitte keine weiteren Finanzkompetenzen für Politologen im dreißigsten Semester.

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