Hallo Ipissimus!
1.) Bitte nenne mir die Philosophen, der sich mit dem "wie" beschäftigen. Ich suche danach, habe aber keinen gefunden.
2.) Was meinst Du mit "materiell-energetisch im physikalsichen Sinne"? Ich hoffe doch mal an, Du bist kein Dualist, der an irgendwelchen Hokuspokus glaubt. Der menschliche Geist entsteht aus emergenten Eigenschaften der neuronalen Verknüpfungen. Wenn an einem System kein unphysikalischer Hokuspokus ist, warum sollte man es dann nicht als physikalisches System bezeichnen?
3.) Wie verhält sich denn eine Simulation, die "in der Rückmeldung sich verhält, wie sich auch ein Mensch verhalten würde"? Es gibt derzeit noch kein System, das Sprache versteht und wie ein Mensch reagiert. Du sprichst von Farben und eine farbangepasste Reaktion. Allerdings reagiert kein Mensch auf Farben, außer man stellt ihm die Aufgabe, auf Farben zu reagieren. Z.B. siehst Du rot, dann drücke dieses Knöpfchen, bei grün ein anderes Knöpfchen etc. Aber einem System kann man schon die Aufgabenstellung nicht mitteilen, man muss sie ihm einprogrammieren. Was ist also daran menschlich?
Wie Du richtig sagst geht es bei der KI darum Intelligenz zu simulieren, d.h. das System erscheint nur intelligent. Die besten Schachcomputer sind inzwischen dem besten Schachspieler überlegen und erscheinen daher sehr intelligent. Tatsächlich simulieren sie nur Intelligenz. Man könnte den Schachcomputer als System sehen, das auf einen Reiz(Zug des Gegners) eine intelligente Reaktion(Zug des Computers) hat. Wo ist also der Unterschied zur Intelligenz des Menschen?
Ich werde dazu erläutern, warum Reiz-Reaktions-Verhalten gerade nicht menschlich ist: Man stelle sich einen Schachcomputer vor, der als Eingabe (=Wahrnehmung) Zugkoordinaten bekommt (oder neues Spiel) und als Ausgabe(=Handeln) die Koordinaten seines Zugs zeigt. Er beherrscht nicht die Regeln, und sein Handeln zielt nicht darauf den gegnerischen König mattzusetzen. Er weiß noch nicht einmal, was Matt ist. Er befindet sich im Erfahrungstand eines Säuglings. Um sinnvolles Reiz-Reaktions-Verhalten zeigen zu können benötigt er ein Belohnungssystem, das gute Züge belohnt. Wie kann er nun erlernen welcher Zug gut ist? D.h. wie kann er einen Zusammenhang herstellen zwischen Reiz und sinnvoller Reaktion? Er muss es machen wie ein Säugling, nämlich einfach mal handeln, d.h. einfach mal ziehen, was ihm gerade in den Sinn kommt. Bei guten Zügen bekommt er eine Belohnung, d.h. eine bestimmte Belohnungs-Eingabe, die einen Parameter erhöht, der diesen Zug begünstigt. Das wäre das behaviouristische Reiz-Reaktions-Lernen. Doch was kann man mit diesem Lernen erreichen?
Z.B. spielt der Mensch im ersten Zug e2-e4 und der Schachcomputer reagiert zufällig mit e7-e5. Für diesen Zug wird er belohnt. Nehmen wir an der Schachcomputer könnte sein Handeln von seiner Wahrnehmung abhängig machen. Dann wird er jetzt auf e2-e4 immer mit e7-e5 reagieren. Bei der nächsten Partie spielt der Gegner im Mittelspiel erst e2-e4 und der Computer reagiert, wie er es erlernt hat mit e7-e5, was bei dieser Stellung aber ein grober Fehler ist. Daran sieht man schon woran Reiz-Reaktions-Lernen scheitert. Reiz-Reaktions-Lernen ist immer zeitlich kontingent. D.h. auf eine Wahrnehmung und darauf folgendes Handeln erfolgt nach kurzer Zeit eine Belohnung, die bewirkt, dass später bei gleicher Wahrnehmung wieder genauso gehandelt wird. Nahezu jedes Lebewesen muss aber zum Überleben ein Ziel verfolgen, z.B. zum Supermarkt gehen, um sich etwas leckeres zu Essen zu kaufen. Das Losgehen war aber noch nie zeitlich kontingent zum Genuss des Essens. Wie sollte man also erlernen, das nach einer halben Stunde eine Belohnung wartet? Oder beim Schachcomputer: Wie kann der Schachcomputer jemals lernen, dass beim zufälligen Mattsetzen nicht nur der letzte Zug entscheidend war? Mit Reiz-Reaktions-Lernen ist das unmöglich. Selbst ein Goldhamster kann seine Fähigkeiten nicht nur durch Reiz-Reaktions-Lernen erworben. Denn die Nahrungssuche starten war noch nie zeitlich kontingent mit dem Fressen. Warum sollte er sich also auf die Suche machen, wenn er nur nach Reiz-Reaktion funktioniert? Wie man sieht, kann man mit Reiz-Reaktion höchstens das Verhalten von kleinen Krabbeltierchen erklären, die z.B. unmittelbar auf Licht reagieren.
Ein wirkliches intelligentes Computersystem darf also nicht Intelligenz simulieren, sondern muss die organische Struktur des Gehirns simulieren, aus der dann natürliche Intelligenz emergiert. In solch einem Programm darf dann aber nirgendwo Code stehen wie "if(Eingabe == xy) { // Parameter z erhöhen}". Nicht weil das unschön wäre, sondern weil es so kein lernfähiges System funktionieren kann. Bisher stürzt sich die KI-Forschung viel zu sehr darauf die Wahrnehmung zu simulieren (siehe z.B. Kismet). Bevor ein intelligentes System funktionieren kann, muss allerdings das Qualia-Problem gelöst werden (Ich glaube, zur Erläuterung der letzten Aussage benötige ich einen weiteren Beitrag.)
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