Im Zusammenhang mit den sehr unerfreulichen Aktivitäten der NPD ist kürzlich der Gedanke aufgekommen, das Demonstrationsrecht einzuschränken und bestimmte Orte ganz oder für bestimmte Demonstrationen zu sperren.
In meinen Augen eine sehr gefährliche Idee, aus zwei Gründen:
Zum einen gibt es das Grundrecht auf Meinungsfreiheit, das jedem Menschen überall in diesem Land das Recht gibt, seine Meinung kund zu tun, nur beschränkt dadurch, daß er durch die Art der Meinungsäußerung im Einzelfall nicht gegen Gesetze verstoßen darf.
Zwei sehr enge Ausnahmen gibt es von dieser Regel: die Möglichkeit, um Parlamente eine Bannmeile einzurichten, und die Möglichkeit, bei bestimmten Demonstrationen, die eine erhebliche und genau beschriebene Gefahr für die öffentliche Ordnung erwarten lassen, per Verfügung ein zeitlich und räumlich begrenztes Demonstrationsverbot zu verhängen.
Diese Verfügung stellt dabei einen Rechtsakt dar, der durch Widerspruch und den Rechtsweg anfechtbar ist. (von praktischer Bedeutung derzeit bei Atommülltransporten und selbst da gerichtlich nur zähneknirschend bestätigt)
Insofern könnte schon jetzt eine Verfügung erlassen werden, die das Brandenburger Tor und andere Orte z.B. am 20.4.05 für Demonstrationen sperrt, allerdings dann für alle Demonstrationen. Auch eine Bannmeilenregelung beträfe alle Demonstrationen.
Man male sich aber einmal aus, was passiert, wenn eine derartige Verfügung oder auch ein generelles Demonstrationsverbot für rechtsgerichtete Organisationen erfolgreich gerichtlich angefochten würde.
Andersrum, ein Gericht implizit zu nötigen, eine rechtlich unhaltbare Verfügung nur zu billigen, um damit "Rechts" keinen Gerichtserfolg zu verschaffen, wäre eine Perversion wesentlicher Grundprinzipien des Rechtstaates.
Der andere Grund: Ein die Demonstrationsfreiheit für bestimmte Gruppen begrenzendes Gesetz wäre letztlich beliebig erweiterbar. Heute beklagen wir zu Recht die Agitation der Rechten, morgen beklagt ein Innenminster zu Unrecht was? Daß bei Hartz IV-Demos auch einige alte SED-Kader mitlaufen, daß da einige müffelnde Tippelbrüder mitlaufen, einige Leute, die Leistungen zu Unrecht bezogen haben...man lasse der Phantasie ihren Lauf.
Aus meiner Sicht kann man nur sagen: Wehret den Anfängen!
Meinungsfreiheit muß in meinen Augen unteilbar bleiben, einzig begrenzt durch das Verbot, andere in ihren Rechten zu verletzen und durch das Gebot, die für alle geltenden Gesetze zu beachten.
Und da bieten die NPD-Demos allgemein hinreichend Material, um sie nach wenigen Minuten aufzulösen, ganz legal.