Glaub mir, so suspekt wie mir kann dir die Homöopathie überhaupt nie gewesen sein. Für mich gab's als Krankenschwester die Schulmedizin, und na ja, Hausmittelchen wie Wadenwickel wohl auch noch, und damit Feierabend. *hugh*
Aber als meine Mini - Prinzessin mit 7 Monaten von ihrer Schwester Windpocken erbte und danach einfach nicht mehr auf die Füße kam, innerhalb von 3 Wochen zweimal haarscharf an einer schweren Lungenentzündung vorbeischrappte und beide Male Antibiotika brauchte. Als sie beim zweiten Mal Antibiotika 1 Woche lang unglaublich furchtbaren Durchfall hatte und kein Mittel, dass der Arzt mir gab, diesen stoppen konnte. Als sie in Folge dieses Dauerdurchfalls die schlimmste Windeldermatitis entwickelte, die ich je gesehen hatte - mein Baby sah aus, als hätte ich sie auf die heiße Herdplatte gesetzt, die ganze Haut von Oberschenkelmitte bis Rückenansatz war feuerrot wie verbrannt, superempfindlich. Als nach zwei Wochen und drei Pilzspezialsalben die Sache immer noch furchtbar war und immer schlimmer wurde und mein Baby Tag und Nacht nur quengelte, brüllte und schrie und ich schon weinte, wenn ich nur ihre Windel öffnete.
- Da hatte ich plötzlich das dringende Bedürfnis, einen anderen Weg zu versuchen. Und ich, die ich vor kurzem jeden ausgelacht hätte, der gewagt hätte zu sagen: du wirst dieses Jahr noch eine Heilpraktikerin aufsuchen! - schnappte mir das Telefon und machte einen Termin. Und bekam einen sehr schnellen, denn die sympathische Frau am Telefon fand, dass das ja wohl sehr, sehr dramatisch sei. (Und ich hatte eigentlich das Gefühl, ich sei eine hysterische, von Schlaflosigkeit überlagerte Zicke, dass ich wegen so ein bisschen harmlosen Pilz so ausrastete).
Mann, war das merkwürdig, in diese gemütliche Praxis zu gehen, in der unhygienische Zimmerbrunnen standen und genauso unhygienische Pflanzen. Wo alles aus Holz war statt weiß und steril. Wo Mobiles und Windspiele von der Decke hingen, und jede Menge Fotos von neugeborenen Babys, denn meine Homöopathin ist auch praktizierende Hebamme. Musik von Enya in der Luft, genauso wie der Duft von ätherischen Ölen. Eine andere Welt. Aber: die Frau war gekleidet wie eine Versicherungsvertreterin, konservativ und sehr streng, und hinter war ein riesiges Regal voll mit Büchern. Das war in Ordnung für meine Nerven.
Sie stellte mir hunderte seltsame Fragen, interessierte sich für den ganzen Verlauf des Lebens meiner Kurzen, von der Zeugung bis zum damaligen Tage. Und verschrieb mir dann eine Salbe, die Candida albicans (also den Pilz) als homöopathische Dosis enthielt. Ich hatte Bauchschmerzen, als ich in die Apotheke ging. Das konnte doch nicht gut sein!!! Und als ich 15 Euro latzen sollte, bekam ich gleich noch Zahnschmerzen dazu. Autsch. Na ja, ich war so mutig gewesen einen obskuren Weg zu versuchen, jetzt wollte ich ihn auch zuende gehen.
Ich wickelte mein armes, armes weinendes Baby und verteilte die komisch duftende Salbe, mit wenig Hoffnung und ein wenig Angst, dass ich alles noch viel schlimmer machen und mein Kinderarzt mir für meinen Leichtsinn den Kopf abreißen würde.
Meine Süße war müde nach dem Ausflug, und ich legte sie auf ihre Spieldecke, setzte mich dazu und spielte ein wenig mit ihr. Nach einer halben Stunde fiel mir auf, dass sie recht entspannt war, wie seit Wochen nicht mehr. Von Neugier gepackt wagte ich es, die Windel zu öffnen und bekam einen Schlag: der feuerrote Brand war weg, nur ein leichter rosa Schimmer noch sichtbar, der nicht mehr schmerzte! Das Mittel, dass ich zur Stärkung von Prinzesschens Konstitution bekommen hatte, tat ebenfalls treu seinen Dienst, und sie war danach nie wieder so krank.
Ich glaube nicht an alles, habe mich sehr gut über Hom. informiert, dicke Bücher gelesen und wende sie bei harmlosen Gebrechen selbstständig an. Einiges ist da doch ein wenig mystifiziert, einiges funzt einfach nicht. Und es ist unendlich schwer, das richtige Mittel zu wählen. Aber es ist eine sehr gute Methode, liebevoll mit seinem Körper umzugehen und wirkt manchmal da, wo die Schulmedizin nur noch mit den Ohren wackeln kann.