Esoterik

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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So 20. Feb 2005, 13:26 - Beitrag #1

Esoterik

Zwar kann man auch allgemein über Esoterik diskutieren, aber ich habe den Thread bewusst hier gepostet, um unnötige Posts zu reduzieren. Abgesehen davon braucht kein Thread Posts wie "XY find ich gut" und Punkt. :rolleyes:

Ich schreibe hier jetzt mal nicht so viel, sondern stelle einfach ein par Fragen in den Raum:
Wie lässt sich Esoterik charakterisieren?
Zu welcher philosophischen Strömung lässt sie sich am besten zuordnen?
Ist Esoterik eine Ersatzreligion?
Wie ist Esoterik aus wissenschaftlicher Sicht zu beurteilen?

e-noon
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So 20. Feb 2005, 14:43 - Beitrag #2

Zur Charakterisierung habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht, ich würde grob sagen, jede Art von nicht primär Gott oder Jenseits gerichteter transzendenter Lebenseinstellung/Weltbild.

Auf jeden Fall würde ich behaupten, dass Esoterik für die meisten eine Art Ersatzreligion ist, die nicht an das hergebrachte, "altmodische" Gottesbild glauben, andererseits aber auf nicht auf das "magische", "überirdische" in ihrem Leben verzichten wollen oder können.

Aus wissenschaftlicher Sicht würde ich Esoterik Unwissenschaftlichkeit unterstellen; persönliche Erfahrungen werden als allgemeine Beweise für die Richtigkeit der jeweiligen Überzeugung gewertet, Behauptungen ohne kritisches Hinterfragen übernommen und transzendentes als nicht beweisbare Tatsache hingenommen...

Ipsissimus
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So 20. Feb 2005, 15:12 - Beitrag #3

ich strapaziere mal meinen Brockhaus

Der um 1870 erstmals verwendete Begriff der Esoterik wird heute in doppeltem Sinn gebraucht:

1. als Sammelbezeichnung für okkulte Praktiken, Lehren und Weltanschauungsgemeinschaften,

2.für »innere Wege«, bestimmte spirituelle Erfahrungen zu erlangen, die von einer bloß »äußeren« Befolgung von Dogmen und Vorschriften zu unterscheiden sind.

Der Begriff Esoterik leitet sich ab von dem griechischen Adjektiv »esoterikos« (seit dem 3.Jahrhundert n.Chr. belegt), womit zunächst die Insider griechischer Philosophenschulen und deren Lehren bezeichnet wurden (der gegensätzliche Begriff »exoterikos« nach außen gerichtet findet sich bereits bei Aristoteles im 4.Jahrhundert v. Chr.).

Esoterik als Geheimlehre und Einweihungsweg

Mit »Esoterik« werden, anknüpfend an die oben bezeichnete Tradition, Geheimlehren bezeichnet, die nur für einen ausgewählten Kreis von Menschen zugänglich sein sollten und nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt waren.

Esoterische Traditionen finden sich in allen Kulturen. Ungeachtet ihrer Verschiedenheit zeichnen sich esoterische Gemeinschaften durch eine Reihe von Übereinstimmungen aus. Marc Roberts hat in seinem »Lexikon der Esoterik« folgende Merkmale herausgestellt:

1. Tradition
Die Lehren und die in der Gemeinschaft praktizierten Rituale wurden über Jahrhunderte hinweg in einer Kette von Meister zu Meister überliefert, am Beginn steht oft eine mythische Person.

2.Arkandisziplin oder Pflicht zur Geheimhaltung.
Die Mitglieder müssen Schweigen über alles Gesehene, Gehörte und Erkannte bewahren. Die Lehrinhalte sind deshalb oft so formuliert, dass nur Eingeweihte sie verstehen können. Über die Mysterienkulte, die im Altertum an vielen Orten praktiziert wurden (z.B. in Griechenland die Mysterien von Eleusis), weiß man daher im Einzelnen nur sehr wenig.

3. Initiation oder Einweihung.
Der Aufnahme in eine esoterische Gemeinschaft geht eine Zeit der Prüfung bzw. Selbstprüfung voraus, in welcher der Neuling (Neophyt) unter Leitung eines Meisters oder Gurus und abgeschirmt von seiner bisherigen Umgebung das Wissen der Gemeinschaft und ihr Mysterium erleben soll. In dieser Probezeit muss sich der Neuling manchmal gewissen Praktiken wie Fasten, Schlafentzug, Trance unterziehen oder Drogen einnehmen. Die Probezeit, an deren Ende der Neophyt »Erwachter« oder »Neugeborener« ist, schließt mit seiner Aufnahme in die Gemeinschaft ab.

4. Instruktion oder Belehrung.
Der Initiierte wird nun von seinem Meister mit den esoterischen Lehren vertraut gemacht. 5. Ritus oder symbolhaftes Handeln. Die Praktiken einer esoterischen Gemeinschaft verbergen hinter ihrer äußeren Form einen inneren Sinn, der nur Eingeweihten verständlich ist. Als formale Mittel, um die Geheimhaltung und den Schutz des esoterischen Wissens vor Missbrauch vonseiten Fremder zu bewahren, dienen Bilder und Symbole, auch Geheimschriften. Zum Beispiel waren die Aufzeichnungen der Essener, einer vorchristlichen jüdischen Gemeinschaft, in einer Art Geheimschrift verfasst, bei der die Buchstabenfolge umgedreht wurde.

Hauptquellen der traditionellen Esoterik sind die Weisheitslehren des Ostens (Hinduismus, Buddhismus, Taoismus u.a.) und des Westens (Gnosis, Gralslegende, Alchemie, Kabbala, Mystik u.a.), die bis zu den Griechen und den Ägyptern zurückreichen. Alle großen Religionen kennen neben ihren bekannten (exoterischen) Lehren esoterische Traditionen, zum Beispiel das Christentum Gnosis und Mystik, das Judentum die Kabbala und den Chassidismus, der Islam den Sufismus, der Buddhismus die tantrischen Lehren. Auch der Orient, Stämme in Ozeanien, Afrika und die Ureinwohner Nord- und Südamerikas (Indianer) haben ein uraltes geheimes Wissen, das über viele Generationen hinweg tradiert wurde und heute von der modernen Esoterik entdeckt wird.


Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2005, Beginn des Artikel "Esoterik", der insgesamt um einiges umfangreicher ist

Ich denke, daraus ergibt sich zwanglos, daß die Esoterik nach Grundanliegen, Methodik und Weltauffassung ein derart komplexes Gebilde ist - durch die Jahrtausende hindurch - daß sie als eigenständiger Zweig neben Religion und Philosophie aufgefaßt werden muss, selbstverständlich in vielfältiger komplexer Durchdringung und "Verzopfung" mit diesen Nachbarn. Die Reduzierung der Esoterik auf das "New Age"-Getue führt imo zu falschen Auffassungen über die Esoterik als Ganze.


"Religion" kann auch eine Ersatzreligion sein :-)
"Philosophie" kann auch eine Ersatzreligion sein :-)
"Esoterik" kann auch eine Ersatzreligion sein :-)

OB es eine Ersatzreligion ist, hängt imo so hochgradig vom Einzelfall der Gruppe oder des sie betreibenden Einzelnen ab, daß auch hier Verallgemeinerungen nur in die Irre führen. Die Gefahr besteht immer, die Möglichkeit, dieser Gefahr aus dem Weg zu gehen, auch. Vielleicht ist in unserer hochglanzpolierten Zeit die Gefahr etwas größer, was aber imo nicht an inhärenten Problemen der Esoterik liegt.

Esoterik ist inhärent weitgehend nichts Wissenschaftliches, wiewohl Esoteriker vielleicht die ersten Wissenschaftler waren - die Astrologen sind gemeint, die ernsthaft Astronomie betreiben mußten.

Ihre Charakterisierung als "unwissenschaftlich" ist meines Erachtens trotzdem eine Verunglimpfung, weil ihr da das Fehlen einer Methodik vorgeworfen wird, die in Zielrichtungen weist, welche der Esoterik gar nicht unterstellbar sind.

Wenn ich - beispielsweise - "Liebe" verstehen will, und mich "wissenschaftlich" mit der Problematik auseinandersetze, auf Biologie, Genetik, Hormone uvm. verweise, werde ich zwar bestimmte Ergebnisse erzielen - es bleibt fraglich, ob ich Liebe damit "begriffen" habe. Der Gegenstand der Esoterik zielt ins Persönliche, in die je eigene angemessene Weise, die Welt aufzufassen - damit macht die Esoterik der Philosophie, der Religion und - durch ihre hochgradig psychoaktiven Methoden - der Psychologie und Psychoanalyse Konkurrenz, nicht der Wissenschaftlichkeit als völlig andersbasierter Ideologie.

e-noon
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So 20. Feb 2005, 15:26 - Beitrag #4

^^ Irgendwie, drängt sich mir der Verdacht auf, betrachte ich bestimmte Wörter wie "unwissenschaftlich" (unnormal, abartig) als eher beschreibend, während du sie schon als wertend ansiehst, Ipsissimus.
Unwissenschaftlich ist Esoterik wohl in den meisten oder allen Fällen, was nicht heißt, dass sie deswegen gleich besser oder schlechter ist. Für mich ist sie das, da ich unwissenschaftliches Vorgehen nicht mag, aber "unwissenschaftlich" ist nicht allgemein abwertend. Dass Esoterik wissenschaftlich ist, möchtest du nicht sagen, wenn ich das richtig verstanden habe?
Esoterik erhebt gar nicht den Anspruch, wissenschaftlich zu sein, und wenn ein Esoteriker behaupten würde, er gehe rein wissenschaftlich vor, würde ich das zunächst in Zweifel ziehen.

Ipsissimus
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So 20. Feb 2005, 17:33 - Beitrag #5

DIE esoterische Vorgehensweise gibt es imo nicht - so vielfältig die Interessengebiete, so vielfältig die Methodik, und die Angemessenheitsfrage muss immer wieder neu gestellt werden


da hast du wohl recht, e-noon. Ich weigere mich, Worte - also Bestandteile lebender Sprache - auf ihre Wörterbuchdefinition zu reduzieren. Solange sie leben, also gesprochen werden, implizieren sie vielerlei Konnotationen, die neben der Wörterbuchdefinition AUCH Teil der Bedeutung des Wortes sind, und oft der wichtigere

nebenbei: du würdest also bei der Wahl deiner Liebespartner wissenschaftlich vorgehen, und auch bevorzugen, wenn diese bei deiner Wahl wissenschaftlich vorgingen? Oder wie ist deine Aussage "da ich unwissenschaftliches Vorgehen nicht mag" - die du ja nicht weiter auf bestimmte Gebiete eingeschränkt hast - zu verstehen?

Traitor
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Do 24. Feb 2005, 02:52 - Beitrag #6

Dass der Begriff tatsächlich so fest auf den tradierten Mystizismus definiert ist (war), war mir neu - danke für die Info. Dies verstärkt den Eindruck aber nur, dass Esoterik ein ungeheuer weitgefasster Begriff ist, noch schwerer auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen als Religion. Zumal durch die moderne Esoterik nun zwei vielleicht inhaltlich ähnliche, aber vom Ansatz her genau gegenteilige Strömungen in einem Begriff zusammengefasst werden: extrem dogmatisch-elitäre Geheimbünde und extrem offener Jedermanns-Hokuspokus.

In Sachen Unwissenschaftlichkeit muss ich Ipsissimus rechtgeben. Der Begriff ist eben nicht synonym zu "nicht wissenschaftlich", sondern bezeichnet im Allgemeinen mangelnde Wissenschaftlichkeit in Bereichen, in denen diese aus wissenschaftlicher Sicht (ich könnte mich auch fast zu "aus geistig gesunder" versteigen, aber wir wollen ja sachlich bleiben) erforderlich wäre. Es ist erst dann sinnvoll, Esoteriker als unwissenschaftlich zu geißeln, wenn diese in wissenschaftliche Bereiche vordringen. Wenn sie den technischen Fortschritt behindern wollen, weil sie sich vor diesen und jenen Strahlen fürchten; wenn sie die Medizin durch Pseudoheilverfahren untergraben; wenn sie die Archäologie durch Dänikenismus in Verruf bringen.
Leider haben die modernen Strömungen ein bemerkenswertes Bestreben, dies zu tun, und selbst in anderen Bereichen halte ich viele für akut denkgefährdend.

BTW: Was hieltest du von einem Punkt in deiner Signatur, Ipsissimus? ;)

Feuerkopf
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Do 24. Feb 2005, 11:06 - Beitrag #7

kleines O.T.

Traitor,
"denkgefährdend" empfinde ich als wirklich gruseliges Wort.
Vielleicht solle ich Dir mal die Karten legen... ;)

Ipsissimus
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Do 24. Feb 2005, 11:22 - Beitrag #8

extrem dogmatisch-elitäre Geheimbünde und extrem offener Jedermanns-Hokuspokus


der zweite Teil ist der Alptraum jedes Esoterikers, der versucht, von der Beliebigkeit wegzukommen und stabile, zumindest subjektiv stabil reproduzierbare Ergebnisse mit seiner esoterischen Ausbildung zu erzielen. Aber kurz vor seinem Tod meinte Albert Einstein sinngemäß, daß mittlerweile so ziemlich jeder Mensch glaube, zu wissen, was "Licht" sei, während er, Einstein, nach 50 jahren intensivster Auseinandersetzung mit dem Thema auf höchstem Niveau immer weniger begreife, was "Licht" sei. Genausowenig, wie mensch ernsthaft der Wissenschaft vorwerfen würde, daß Leute auf populärwissenschaftlicher Ebene mit Begriffen wie "Photonen" und "Lichtwellen" um sich werfen, als wüßten sie, was es damit auf sich hat, genausowenig ist der Esoterik vorwerfbar, daß Teile ihrer Ergebnisse ins Populäre heruntergebrochen werden.


der erste Teil ist ein Teilaspekt eines Alptraums, der sich in vielen Gebieten analog abspielt. Ich arbeite in einem großen, international renommierten Forschungslabor, das in seinem Gebiet weltweit zu den Top 3 gehört und erlebe jeden Tag hautnah, wie Wissenschaft real - also jenseits der Proklamationen der Wissenschafttheorie - gemacht wird. Du meine Güte. Demgegenüber KANN Esoterik geradezu erholsam rational sein, und selbst mit Pfarrern habe ich schon weniger irrationale Gespräche geführt als mit einigen unserer Wissenschaftler.

Will sagen: die Worte - "Wissenschaft", "Esoterik", "Religion", "Philosophie" usw. besagen für sich noch gar nichts. Entscheidend ist das konkrete Ausmaß, in dem ihre Prinzipien im realen Umgang ernstgenommen und umgesetzt werden plus das Maß an Bewußtheit hinsichtlich der Probleme und Grenzen, die damit verbunden sind. Degenerationserscheinungen gibt es überall.

Traitor
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Fr 25. Feb 2005, 02:24 - Beitrag #9

@Feuerkopf: Wenn ich mir ansehe, wie sehr sich manche Wirrköpfe jedweder Anwendung von Logik oder gesundem Menschenverstand widersetzen, dann kann ich die zugrundeliegenden Ideen nur noch als "denkgefährdend" bezeichnen.
Karten kannst du mir gerne legen, ich mag Kartenspiele ;)

@Ipsissimus: Ich denke jedoch, dass es sich bei der "Populäresoterik" weit mehr um eine Verwischung und weit weniger um eine Perversion der eigentlichen Esoterik handelt als bei der Pseudowissenschaft im Verhältnis zur Wissenschaft.
Die Wissenschaft zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie einen beeindruckenden Katalog von Instrumentarien entwickelt hat, um derartiges Gefasel zu verhindern, so dass dies nur durch wissenschaftsfremdes Denken und Denkende aufkommt. Die Esoterik dagegen wartet im Gegenteil sogar mit Prinzipien auf, die derartiges Verhalten beflügeln - eine vielfältige Landschaft widersprüchlicher Traditionen, die keine externe Kritik zulassen, kann sehr leicht als Vorbild für totalen Zersplitterung und Beliebigkeit (miss)verstanden werden.

Feuerkopf
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Fr 25. Feb 2005, 11:44 - Beitrag #10

Traitor hat den Begriff "Populäresotherik" benutzt.

Ich möchte mal darauf hinweisen, dass viele Praktiken, die heute der sogenannten New Age-Bewegung zugewiesen werden, tatsächlich seit Jahrhunderten aus dem Volke kommen.
Es hat immer Menschen mit dem "Zweiten Gesicht" gegeben. Tarot und Pendeln waren kein Privileg der "Eingeweihten". Das "I Ging", das chinesische Münzorakel, ist fester Bestandteil des Alltags.
Magische Sprüche und Riten sind auch in unserem Alltag überliefert.
Die Astrologie ist die Mutter der modernen Astronomie.

Der Wunsch und das Bestreben, Einfluss oder Wissen in Bezug auf vermeintlich Unabänderliches zu haben, ist sicher ein Grund für diese im heutigen Sinne unwissenschaftlichen Techniken.

Ipsissimus
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Fr 25. Feb 2005, 11:59 - Beitrag #11

Traitor, dann beschäftige dich doch mal richtig mit "richtiger" Esoterik :-) ich denke, du legst bei deiner Wertung ungleich scharfe Kriterien an. Es gibt kaum etwas Rationaleres als die Kabbalah und wenn mensch sich erst mal durch die "blumenreiche" Sprache mancher ostasiatischer Systeme hindurchgearbeitet hat, steht mensch auch manchesmal verwundert vor Juwelen ethisch und rational hochwertigen Denkens

Scuba
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Di 8. Mär 2005, 23:50 - Beitrag #12

Jeder der Esoterik benennt, hat sie nicht verstanden.

Entsprechend der Vorgehensweise, 'Leben' mit dem Seziermesser erforschen zu wollen. (Wie man am Scheitern der sich naturwissenschaftlich nennenden Medizin leicht leicht erkennen kann, wenn es um den Begriff 'Gesundheit' geht)

Ipsissimus
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Fr 11. Mär 2005, 11:34 - Beitrag #13

Jeder der Esoterik benennt, hat sie nicht verstanden.


Was will uns das sagen, Scuba? Hältst du "die" Esoterik für ein einheitliches Gebilde durchgängig gleichbleibend hoher Qualität, jeder Kritisierbarkeit enthoben? Das hätten sie gerne, die Gurus und Möchtegerne, daß nur zu ihren jeweiligen Bedingungen über die Themen gesprochen wird - und das ist genau die Haltung, die die Esoterik so suspekt gemacht hat.

janw
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Fr 11. Mär 2005, 16:12 - Beitrag #14

Maurice schrieb:
Wie lässt sich Esoterik charakterisieren?
Zu welcher philosophischen Strömung lässt sie sich am besten zuordnen?
Ist Esoterik eine Ersatzreligion?
Wie ist Esoterik aus wissenschaftlicher Sicht zu beurteilen?


Einiges ist hierzu schon gesagt worden, von mir nur soviel dazu:

1. Wo sich nun der Gegensatz Esoterik - Wissenschaft entwickelt hat, könnte man auch fragen: Was ist Wissenschaft?
Ein System von Annahmen und Methoden zur Beschreibung der Welt, das würde wohl auf beide zutreffen.
Wobei die Wissenschaft versucht, durch die Forderung nach Reproduzierbarkeit ihren Ergebnissen einen Wahrheitsgehalt im Sinne einer Loslösung des Einzelfalles von seinem Ereigniszeitpunkt, Ort und dem Beobachter zuzusprechen.

Im Gegensatz dazu wird die Wahrheitsbewertung in der Esoterik stärker durch die Kohärenz mit dem Satz an Grundannahmen der jeweiligen esoterischen Tradition bestimmt.

Klar ist dabei, daß es "die" Wissenschaft ebenso wenig gibt wie "die" Esoterik, den systematisch in gegenseitiger Abgrenzung gewachsenen Fächern in ersterer stehen in langer Zeit kulturell evolvierte Traditionen verschiedenster geographischer Herkunft gegenüber.

2. Der Materialismus ist für mich die am ehesten mit Naturwissenschaften verbundene Philosophie. Die Fülle an esoterischen Traditionen ist dagegen mit den jeweiligen philosophischen Systemen ihrer Herkunftszusammenhänge verbunden.

3. Ersatz zu was? Ich denke, daß auch die Fixierung auf das naturwissenschaftliche Weltbild soetwas wie eine Religion sein könnte. Letzten Endes scheinen viele Menschen nach einer transzendenten "Verwurzelung" zu streben, und weil sie das überkommene Glaubenssystem nicht mehr befriedigt, suchen sie sich andere, und machen sich auch die damit verbundenen esoterischen Traditionen zu eigen, oder sie basteln sich aus mehreren Systemen eine patchwork-Religion mit einem beliebigen Sortiment an esoterischen Traditionen.

4. Die Frage ist IMHO falsch gestellt. Denn Wissenschaft ist wie gesagt ein System zur Beschreibung der Welt, wenn auch das dominierende bei uns, und nicht ganz zu unrecht. Aber eben nicht das einzig mögliche.
Aber wenn wir die Welt durch die wissenschaftliche Brille betrachten, (und hier meine ich die von den von Ipsi richtig beschriebenen Trübungen befreite Brille), dann sind viele von den esoterischen Traditionen behandelten Sachverhalte mangels Reproduzierbarkeit und Standardisierung ihrer Bedingungen relativ irrelevant. Was aber nicht bedeuten muß, daß sie eben nicht doch existieren.
Es ist eben fraglich, ob jenseits des naturwissenschaftlich Erforschbaren das Nichts lauert oder nicht doch etwas ist.

Scuba
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Fr 11. Mär 2005, 22:03 - Beitrag #15

Scuba? Hältst du "die" Esoterik für ein einheitliches Gebilde durchgängig gleichbleibend hoher Qualität, jeder Kritisierbarkeit enthoben?


nein


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