War Friedrich Nietzsche abartig?

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Ipsissimus
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Mo 21. Feb 2005, 12:07 - Beitrag #21

Aleanjre, ich denke, das ist die intellektuelle Perspektive von Eltern, die du da beschreibst, nicht die emotionale Perspektive von Kindern. Ich will gerne zugestehen, daß dies für die allermeisten Kinder so stimmen mag; aber wenn mensch zu den Kindern gehört, die selbst mit den "Idealergebnissen" à la wohlmeinende Eltern nicht klarkommen, nützt das alles nichts.

aleanjre
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Mo 21. Feb 2005, 12:52 - Beitrag #22

Dass es Kinder gibt, denen die "wohlmeinenden" Eltern nicht gerecht werden können, da stimme ich dir vollkommen zu.
Meine Aussage war aber, dass körperliche Gewalt weniger dramatische Auswirkungen auf das emotionale Empfinden eines Kindes hat als kalte Ignoranz und körperliche Ablehnung. Ich habe beides erlebt als Kind. Die wenigen Ausbrüche von Gewalt waren zwar erschreckender, aber dieses Gefühl, vollständig ignoriert und missachtet zu werden wirkte wesentlich tiefer, wie ein Gift.
Ich habe mich mit Nietzsche nicht beschäftigt, aber nach allem, was ich aus diesem Thread rausgelesen habe, scheint er von seiner Mutter emotional missachtet worden zu sein. Nur darauf habe ich geantwortet.

Milena
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Mo 21. Feb 2005, 15:22 - Beitrag #23

@janw:....ja und so bleibt der Mensch auf der ewigen Suche nach der Liebe....
oder einer Suche nach einer Form von Liebe oder auch nur nach
der verlorenen Liebe oder der nie wirklich gekannten.........
und besteht tatsächlich die Möglichkeit zu lieben auch wenn man Liebe selbst
nie erfahren hat.....ist es dann möglich sich selbst zu lieben.....?
eine Form von Liebe weiterzugeben...?...das ist etwas,was ich
mich oft noch frage.....
@aleanjre:.....genau.....das Verhältnis von Franziska Nietzsche zum Sohn ist das einer fressenden Liebe,die dem Kind die Eigenentfaltung verwehrt.
Dessen emotionale Abhängigkeit und Hilflosigkeit wird auf eine folgenschwere Weise immer nur dazu missbraucht,die eigene schwache,unsichere,hilfsbedürftige Persönlichkeit zu stabilisieren.
In einer solchen Konstellation gerät der heranwachsende Sohn unter den Zwang,all jene individuellen Wünsche und Bestrebungen unterdrücken
zu müssen,die der mütterlichen Vorstellungswelt zuwiderlaufen.
@Ipsi:......und Nietzsche schreibt als 30jähriger in einem Brief:``Sie müssen nicht glauben,dass ich je in meinem Leben durch Liebe verwöhnt worden sei,ich glaube,Sie haben mirs auch angemerkt.Etwas Resigniertes trage ich
von der frühesten Kindheit in dieser Beziehung mit mir herum.
Aber es mag sein, dass ich es nie besser verdient habe.........``----
....es nicht besser verdient zu haben...merkst du....das Kind, der Mann,
die Frau,sie haben sich Liebe zu verdienen..... Mensch bekommt
es nicht geschenkt......ist traurig,...weil doch wahr..................

Ipsissimus
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Mo 21. Feb 2005, 17:50 - Beitrag #24

Aber es mag sein, dass ich es nie besser verdient habe.


das ist nicht der Gedanke eines Menschen, der verstanden hat, was ihm widerfahren ist ...

Milena
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Mo 21. Feb 2005, 19:36 - Beitrag #25

...Ipsi,...er hat es so verstanden,wie er es nur verstehen konnte.....
und doch hat er etwas verstanden,etwas gespürt......
verstanden,dass er nicht um seinetwillen geliebt wurde, dass er mit einer Entbehrung gross werden musste, dass besondere Leistungen, Rücksichtnahme, Unterdrückung notwendig waren, um ein Bewusstsein eines Selbst sich aufzubauen.....dass er sich Anerkennung regelrecht verdienen musste......
das alles lernt man später zu begreifen,später,als Erwachsener hat
man vielleicht begriffen,was einem widerfahren ist....
ich habe als Kind nicht viel verstanden, ich habe nur gespürt,dass mir etwas
fehlt,was ich so dringend gebraucht hätte,aber ich habe natürlich nicht
verstanden,was es eigentlich genau gewesen wäre...jetzt in meinem Alter,kann
ich dieses Fehlen,diese Entbehrung selbst an meinem Ich ausmachen...

Ipsissimus
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Mo 21. Feb 2005, 21:07 - Beitrag #26

dass er nicht um seinetwillen geliebt wurde


mag sein, daß es das Vorrecht des Kindes ist, um seiner selbst willen geliebt zu werden - plausibler ist mir, daß das Kind sich in einer süßen Illusion wiegt.

Was aber der Erwachsene erkannt haben könnte - daß KEIN Mensch um seiner selbst willen geliebt wird, sondern nur um dessen willen, was er/sie für einen anderen bedeutet - gemessen in Gewinn an Lebensqualität. Alles andere sind schöne Worte ohne Realität. Ein Mensch wird nicht geliebt, wenn er in den Augen eines anderen nichts Liebenswertes aufweist.

Milena
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Di 22. Feb 2005, 07:46 - Beitrag #27

...die süsse Illusion von Nähe und Geborgenheit eines Kindes und das bittere Erwachen danach...
und wie schön darf die Erkenntnis des Wissens der Vergänglichkeit von allem sein.....?

Ipsissimus
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Di 22. Feb 2005, 14:26 - Beitrag #28

kommt drauf an, was du von deinem Leben willst ... bis zum Ende träumen oder irgendwann wachwerden

Milena
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Di 22. Feb 2005, 17:00 - Beitrag #29

jeder Traum ist irgendwann einmal zu Ende geträumt,so oder so.

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