Hallo Maurice
Eigentlich halte ich diese Fragen nicht für sinnvoll, wenn man vorher nicht seinen Rahmen absteckt, innerhalb dessen die Ethik zu entwickeln ist. Aber da wir damit sehr schnell ganz woanders hinkommen, sage ich einfach mal so, was ich dazu denke.
Mein Ausgangspunkt:
Sexualität ist eines der stärksten Triebe des Menschen, d.h. ein automatischer Mechanismus, der zu einer Erfüllung strebt. Damit ist er vom "Denken" in erster Näherung abgekoppelt.
Von der Evolution ist die Sexualität "eingerichtet" worden als Multiplikator, um das Überleben der Gene zu sichern.
Durch die Komplexität des Gehirns kann der sexuelle Trieb an Dinge gekoppelt werden, die nichts mit der eigentlichen Funktion zu tun hat, wie Fetisch, erotische Beziehungen zu Dingen etc.
Unabhängig von der Sexualität ist für mich die Selbstbestimmung und Selbstverantwortung der Menschen, sowie die gegenseitige Achtung das höchste Ziel einer Ethik.
Zitat von Maurice:Wann und warum ist Sex unmoralisch?
Klar, wenn die Ausübung der sexuellen Handlung andere Menschen quält, zerstört oder sonstwie negativ beeinflusst.
Ebenso wenn die Ausübung wehrlose Lebewesen ausnutzt.
Vielleicht sogar, wenn man sich mit der sexuellen Handlung selbst schadet (hier ist ein Widerspruch zur Selbstverantwortung, aber es gibt Situationen, wo man Menschen helfen muss, sich selbst zu achten)
Zitat von Maurice:Ist die Sexualität auszuleben oder zu unterdrücken?
Beides ist schlecht. Ausleben hiesse, dem Trieb uneingeschränkt nachzugeben, womit man die Selbstkontrolle und damit die eigene Würde verliert. Unterdrücken hiesse, den Trieb als Teil des eigenen Menschseins zu verleugnen und sich damit selbst nicht anzunehmen.
Die goldene Mitte ist richtig
Zitat von Maurice:Welches Bild von Sexualität ist aktuell in unserer Gesellschaft dominant und wie ist dieses zu bewerten?
Unsere Gesellschaft (westlich) agiert nach dem Motto "es ist alles erlaubt". Grenzenlosigkeit heisst aber nicht unbedingt Selbstverantwortung. Die Verantwortung bei der Sexualität - auch und gerade für den Partner - wird bei weitem zu wenig betont und von der jungen Generation zu wenig gelernt.
Die Folge sind Beziehungen, die in ihrer Anlage geleugnet werden und damit eine zunehmende Gefühlskälte gegen die Bedürfnisse des Anderen. Das Wegwerfen von Beziehungen ist damit die Regel vor den Versuchen, Beziehungen - auch unter eigenen Opfern - wieder zu reparieren.
Zitat von Maurice:Welchen Stellenwert nimmt die Sexualität in der Natur des Menschens ein?
Einen hohen, aber nicht den höchsten.
Sexualität ist ein Teil des Menschseins, aber letztlich unterscheidet sich der Mensch in diesem Punkt nicht vom Tier. Der Unterschied liegt woanders. Will der Mensch daher Mensch sein und nicht Tier, darf er Sexualität nicht zu stark betonen.
Gruß
Thomas