Sexualethik

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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Mo 21. Feb 2005, 21:50 - Beitrag #1

Sexualethik

Hier soll es nicht nur um eine mögliche Kritik an der christlichen Sexualethik gehen, sondern allgemein um das Thema diskutiert werden.
Ich stelle dazu ein paar mögliche Fragen in den Raum, die mir dazu spontan einfallen:
Wann und warum ist Sex unmoralisch?
Ist die Sexualität auszuleben oder zu unterdrücken?
Welches Bild von Sexualität ist aktuell in unserer Gesellschaft dominant und wie ist dieses zu bewerten?
Welchen Stellenwert nimmt die Sexualität in der Natur des Menschens ein?

ThomasM
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Mo 21. Feb 2005, 23:10 - Beitrag #2

Hallo Maurice

Eigentlich halte ich diese Fragen nicht für sinnvoll, wenn man vorher nicht seinen Rahmen absteckt, innerhalb dessen die Ethik zu entwickeln ist. Aber da wir damit sehr schnell ganz woanders hinkommen, sage ich einfach mal so, was ich dazu denke.
Mein Ausgangspunkt:
Sexualität ist eines der stärksten Triebe des Menschen, d.h. ein automatischer Mechanismus, der zu einer Erfüllung strebt. Damit ist er vom "Denken" in erster Näherung abgekoppelt.
Von der Evolution ist die Sexualität "eingerichtet" worden als Multiplikator, um das Überleben der Gene zu sichern.
Durch die Komplexität des Gehirns kann der sexuelle Trieb an Dinge gekoppelt werden, die nichts mit der eigentlichen Funktion zu tun hat, wie Fetisch, erotische Beziehungen zu Dingen etc.
Unabhängig von der Sexualität ist für mich die Selbstbestimmung und Selbstverantwortung der Menschen, sowie die gegenseitige Achtung das höchste Ziel einer Ethik.
Zitat von Maurice:Wann und warum ist Sex unmoralisch?

Klar, wenn die Ausübung der sexuellen Handlung andere Menschen quält, zerstört oder sonstwie negativ beeinflusst.
Ebenso wenn die Ausübung wehrlose Lebewesen ausnutzt.
Vielleicht sogar, wenn man sich mit der sexuellen Handlung selbst schadet (hier ist ein Widerspruch zur Selbstverantwortung, aber es gibt Situationen, wo man Menschen helfen muss, sich selbst zu achten)
Zitat von Maurice:Ist die Sexualität auszuleben oder zu unterdrücken?

Beides ist schlecht. Ausleben hiesse, dem Trieb uneingeschränkt nachzugeben, womit man die Selbstkontrolle und damit die eigene Würde verliert. Unterdrücken hiesse, den Trieb als Teil des eigenen Menschseins zu verleugnen und sich damit selbst nicht anzunehmen.
Die goldene Mitte ist richtig
Zitat von Maurice:Welches Bild von Sexualität ist aktuell in unserer Gesellschaft dominant und wie ist dieses zu bewerten?

Unsere Gesellschaft (westlich) agiert nach dem Motto "es ist alles erlaubt". Grenzenlosigkeit heisst aber nicht unbedingt Selbstverantwortung. Die Verantwortung bei der Sexualität - auch und gerade für den Partner - wird bei weitem zu wenig betont und von der jungen Generation zu wenig gelernt.

Die Folge sind Beziehungen, die in ihrer Anlage geleugnet werden und damit eine zunehmende Gefühlskälte gegen die Bedürfnisse des Anderen. Das Wegwerfen von Beziehungen ist damit die Regel vor den Versuchen, Beziehungen - auch unter eigenen Opfern - wieder zu reparieren.
Zitat von Maurice:Welchen Stellenwert nimmt die Sexualität in der Natur des Menschens ein?

Einen hohen, aber nicht den höchsten.

Sexualität ist ein Teil des Menschseins, aber letztlich unterscheidet sich der Mensch in diesem Punkt nicht vom Tier. Der Unterschied liegt woanders. Will der Mensch daher Mensch sein und nicht Tier, darf er Sexualität nicht zu stark betonen.

Gruß
Thomas

Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 21. Feb 2005, 23:51 - Beitrag #3

vorab, ich akzeptiere keine der Soll/Muss-Aussagen von ThomasM, aber das verwundert nicht mehr wirklich :-)


"Wann und warum ist Sex unmoralisch?"

Sex ist immer dann unmoralisch, wenn es eine staatliche oder gesellschaftliche Instanz gibt, welche die Macht dazu hat, die Wertung von Sex als unmoralisch gesellschaftlich durchzusetzen und dies auch tut. Die Gründe dafür sind vielfältig, liegen aber im wesentlichen immer auf der gleichen Schiene: Menschen, die sich einreden lassen, daß bestimmte Grundphänomene ihrer Körperlichkeit schlecht seien, lassen sich auch in anderen Hinsichten besser kontrollieren.

Sexualität impliziert keinerlei intrinsische oder inhärente Moralität.

Was einzelne sexuelle Praktiken anbelangt, z.B. gewaltpornographische oder kinderpornographische Praktiken, so denke ich, daß sie eine Aussage über den ethischen Status des Praktizierenden implizieren, nicht jedoch eine Aussage über die Moralität von Sexualität als Ganzer.




"Ist die Sexualität auszuleben oder zu unterdrücken?"

wird als "soll/muss"-Frage qualifiziert und als solche zurückgewiesen

Indizien verantworlichen Auslebens ergeben sich zwanglos aus der ersten Antwort. Es ist möglich, Sexualität gemußvoll in nichtdestruktiver Form auszuüben. Dort, wo sie in destruktive Formen - außer in autodestruktive Formen - übergeht, impliziert sie eine Aussage über den ethischen und psychologischen Status der Ausübenden. Bei autodestruktiven Formen impliziert sie eine Aussage über den psychologischen Status der Betreffenden.





"Welches Bild von Sexualität ist aktuell in unserer Gesellschaft dominant und wie ist dieses zu bewerten?"

hängt sehr stark von den Kreisen ab, innerhalb derer die Antwort gültig sein soll und ist insgesamt sehr uneinheitlich. Allgemein tendiere ich zu der Ansicht, daß das Bild vom "unbefangenen Umgang mit Sexualität" wesentlich weniger mit der Realität dieses Umgangs zu tun hat als die Darstellung in einschlägigen Medien vermuten läßt





Welchen Stellenwert nimmt die Sexualität in der Natur des Menschens ein?

nach dem Selbsterhaltungstrieb den höchsten

skorpionspion
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Fr 18. Mär 2005, 20:51 - Beitrag #4

jemand ganz schlaues hat mal gesagt:

the world is oversexed and underfucked.

Und, was will uns das sagen?

janw

Milena
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So 20. Mär 2005, 03:28 - Beitrag #5

ja übersetz´mal Skorpionspion-Schlaumaier,
ich bin nicht sonderlich gut in Englisch.

janw
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So 20. Mär 2005, 18:18 - Beitrag #6

"Die Welt ist sexuell übermäßig aufreizend und sexuell nicht ausgelastet." Das bedeutet der Satz.

Nur, was trägt der Satz zum Thema bei? skorpionspion, erhelle uns!

Milena
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Mo 21. Mär 2005, 13:40 - Beitrag #7

ich glaube, das sind so die Eintagsfliegen, kommen, hinterlassen irgendetwas und dann auf nimmerwiedersehen....leider kein Einzelfall.

Bowu
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Mi 23. Mär 2005, 15:06 - Beitrag #8

Sex ist unmoralisch wenn er gegen den Willen des Objekts ausgeführt wird.
Interessant an solch einem Standpunkt ist die Beurteilung einer beförderten Willensänderung des Gegenübers.
So wäre eine Verführung sicher nicht unmoralisch.
Sex für Geld wäre demnach auch nicht unmoralisch.
Sobald jedoch ein Unwille gegen den Sex vorhanden ist, oder gegen den Willen der Person gehandelt wird, so dass dadurch ihr Wille zum Sex erzeugt/aktiviert wird, ist das Ganze unmoralisch.

Auf die Frage ob Sex auszuleben oder zu unterdrücken ist und ob er zur Natur des M. gehört, würde ich antworten, dass Sexualität zum Menschsein dazugehört und die pure direkte Sexualität nicht alles ist was Mensch bedeutet. Kein Sex und Immer Sex wären demnach unmenschlich. Die Frage ist nun, wer will menschlich sein ... :D

Über das gesellschaftliche Bild der Sexualität:
Man sollte auch darauf achten was man anrichtet wenn die Verantwortlichkeiten zu Hemmungen werden.



@Thomas

Inwiefern ist die Sexualität deiner Auffassung nach vom Denken abgekoppelt?

Ich glaube das gerade das Denken vor den Karren der Sexualität gespannt ist. Also sowohl das Kausalitätserkennen und -benutzen - als auch das Vorstellen.


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