Das Küssen

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
dmz
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Di 15. Mär 2005, 16:03 - Beitrag #1

Das Küssen

Frage: 'Was ist der Sinn des Kuessens ?'
:::
Ich habe das Kuessen in meiner Jugendzeit praktiziert und mich nach einer gewissen Zeit gefragt,
wozu das Kuessen noetig sei: denn ich habe kein inneres Beduerfnis dafuer festsstellen koennen,
dass das Kuessen ein evolutionsbedingtes Erfordernis sei,
um zu Partnerschaft und Familie zu kommen.
Das Kuessen ist auch meistens nicht von mir ausgegangen,
sondern ich wurde von Eltern, Verwandten und Freundin diesbezueglich provoziert.
:::
Im Lexikon habe ich auch keine befriedigende Erklaerung gefunden;
ausser dass das Kuessen eine Angewohnheit der Menschen sei,
einem Partner Verehrung, Liebe, Freundschaft, Gerechtigkeit und Frieden zu signalisieren.
Das erfolge durch Beruehren der Partner mit Mund, Wange, Nase, Stirn ...
Aber es gaebe Naturvoelker, die das Kuessen nicht praktizierten;
und bei den roemischen und slawischen Voelkerschaften sei es haeufiger betrieben worden
als bei den Germanen.
Meiner Meinung ist das Kuessen eine Ergaenzung fuer mangelnde Sprachkompetenz
und fehlende Schriftkundigkeit gewesen:
Aber heute im Zeitalter der Kommunikation ... Kuessen noch zeitgemaess?
:::
Eines Tages habe ich beschlossen, diesem Unsinn 'Kuessen' fuer mich ein Ende zu setzen.
Das ist anfaenglich gar nicht so einfach gewesen, mich zu verweigern.
Ich habe mich dann mit der Ausrede beholfen,
ich habe wegen einer Magenverstimmung Mundgeruch, oder eine Erkaeltung sei im Anfluge.
Letzteres ist am glaubhaftesten gewesen; denn Familienmitglieder,
- das ist bekannt -, stecken sich haeufig reihum gegenseitig an.
Inzwischen hat man wohl allgemein begriffen,
dass ich aus der grossen 'Kussgemeinschaft' ausgeschieden bin.
:::
Das Kuessen hat m.E. keine Vorteile und ausschliesslich Nachteile;
ist also eine schlechte, unhygienische Angewohnheit.
Es ist durchaus vergleichbar mit dem Exhibitionismus.
Die Risiken fuer die Gesundheit liegen in der staendigen Ansteckungsgefahr.
Es soll Leute geben, die ihre Zunge in den Mund ihres Liebespartners stecken:
Man stelle sich vor, dass ein Partner in einem unkontrollierten emotionalen Zustand
seinem Partner in die Zunge beisst ... ist vermutlich schon vorgekommen.
:::
Das Kuessen ist m.E. eine Verhaltensweise, die wir von Kind auf an beigebracht bekommen
und spaeter kritiklos aktiv uebernehmen; also lediglich nachahmen in der Meinung,
es gehoere zum Lebensstil.
Dabei ist Kuessen schlichtweg eine fiese Angelegenheit ... also unsinnig.

Nicolas
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Di 15. Mär 2005, 16:17 - Beitrag #2

Es stimmt nicht, daß Küssen nur Nachteile hat. Ich habe sogar gelesen, daß man sich beim Küssen nur selten ansteckt und daß es das Immunsystem stärkt.

Suche einfach mal bei Google nach Kuß und Immunsystem.

Anaeyon
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Di 15. Mär 2005, 16:26 - Beitrag #3

Im Ernst, hast du da mal richtig schlechte Erfahrungen gemacht? Ich persönlich finde das es einfach Spaß macht, ob es jetzt einen Sinn hat oder nicht. Vielleicht macht es mir auch nur Spaß, weil ich genau das immer überall lese und höre, aber es ist nunmal so, also warum darauf verzichten?

J.C.
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Di 15. Mär 2005, 16:28 - Beitrag #4

Ja, hab ich auch gehört.
Man tauscht beim Küssen seinen "Baktieren-Pool" im Speichel mit dem "Bakterien-Pool" im Speichel des Anderen.
Somit ist es "gesund" sowas zu machen.

Feuerkopf
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Di 15. Mär 2005, 18:18 - Beitrag #5

Gedanken über eine erfreuliche Nebensache

Wenn ich mich recht erinnere, ist das Küssen (auf den Mund) noch ein Relikt aus alten Zeiten, als Erwachsene die Kleinen mit vorgekautem Brei gefüttert haben.

Wenn ich nun jemandem zur Begrüßung auf die Wangen küsse, nehme ich zusätzlich seinen Geruch wahr - vielleicht war es auch eine Möglichkeit, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe festzustellen. Der Geruchssinn ist im limbischen System verankert und besonders alt. Und wenn man jemanden "nicht riechen" mag, so kann man ihn auch meist nicht leiden.

Der Kuss auf den Mund ist normalerweise nur engen Angehörigen oder Liebespartnern vorbehalten. Vielleicht soll so ein besonders defensives Verhalten demonstriert werden.

Der Liebeskuss, also das, was der angloamerikanische Sprachraum "French Kiss" nennt, verbindet das Schmecken und das Riechen mit einander, d. h. man kommt dem Liebespartner auf sinnlichem Wege sehr nah. Außerdem kann der Zungenkuss den eigentlichen Liebesakt nachahmen, was sehr auf- und anregend sein sollte. ;)

Es gibt auch noch den Kuss der Ehrerbietung, also den auf den Ring des Kardinals oder den angedeuteten Kuss auf die Hand einer Dame oder den Fuß einer Heiligenstatue.

Den verräterischen Judaskuss hat es gegeben, der deshalb perfide war, weil Küssen im Normalfall unter Freunden passiert. Hier ordne ich auch das "Bussi-links-Bussi-rechts" ein, das Vertraulichkeit vortäuscht, wo keine ist.

Es gibt auch noch den Kuss aus Freude über ein gewonnenes Spiel und den, den man zum Abschied einem Kind auf die Stirn gibt, wie einen Segen.

Du siehst, dmz, wenn Du dem Küssen entsagst, verzichtest Du auf ein vielseitiges Kommunikationsmittel. Und auf jede Menge Spaß. :cool:

aleanjre
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Di 15. Mär 2005, 19:20 - Beitrag #6

Wunderschön geschrieben, Feuerkopf! :pro:

Dazu ergänzend: Küssen ist in der Regel entweder eine sehr zärtliche oder auch eine sehr leidenschaftliche Angelegenheit, bei der sich beide Partner sehr wohl fühlen. Endorphine, also Glückshormone werden ausgeschüttet, was dazu führt, dass man regelrecht süchtig nach dem Kuss des anderen wird und stundenlang gar nichts anderes tun möchte. Eine solch wohltuende Beschäftigung wirkt sehr, sehr stark auf den ganzen Menschen, und das ausschließlich im positiven Sinne! Ein Kuss verbindet Liebende, heilt Kummer, tröstet Kinder, lindert Schmerz, bringt Freude.

Aber.
Dies gilt ausschließlich, wenn auch wirklich beide Partner dies als schön und freudebringend empfinden!
Wenn man sich vor dem Partner ekelt, weil er schlecht riecht, bringt ein Kuss Stress. Äußerst ungesund. Und auch, wenn man seinen Partner eigentlich mag, beim Kuss aber intensiv darüber nachdenkt, dass die Schlafzimmerdecke mal wieder dringend gestrichen werden müsse, tut man sich keinen Gefallen.

Ich denke, dmz, es gibt zwei Möglichkeiten, warum du das Küssen generell so abstoßend findest:

Entweder bist du ausschließlich von unangenehmen Menschen umgeben, deren Berührung du kaum ertragen kannst, und du hast auch noch nie eine Frau getroffen, mit der du freudig einen Kuss hättest tauschen wollen.
- schwer vorstellbar, aber warum nicht?

Oder du leidest aus welchem Grund auch immer an Wahrnehmungsstörungen, die dir generell jede fremde Berührung verleidet.
Schon wahrscheinlicher, aber man hüte sich vor Ferndiagnosen.

e-noon
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Di 15. Mär 2005, 19:20 - Beitrag #7

Sorry, dmz, ich dachte erst echt, das sei ein Scherz :P
Wie Anaeyon sagt, wenn einem etwas Spaß macht, ist es doch zunächst einmal egal, warum es Spaß macht :)
Da es offensichtlich auch noch gesund ist (soll ja auch für Endorphine und so Zeug sorgen ^^) und die sozialen Bindungen meist verbessert und verstärkt, gibt es im Gegenteil eher keinen Grund, es sein zu lassen, außer, es macht einem schlicht und einfach keinen Spaß.

dmz
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Di 15. Mär 2005, 22:00 - Beitrag #8

Hallo! Danke fuer die Beitraege, auf die ich der Reihe nach wie folgt eingehe:
-
Zitat von Nicolas:Es stimmt nicht, daß Küssen nur Nachteile hat. Ich habe sogar gelesen, daß man sich beim Küssen nur selten ansteckt und daß es das Immunsystem stärkt.

Ich habe mir frueher schon mal durch das Kuessen nachweisbar eine kraeftige Erkaeltung eingefangen.
Uebertragung von Hepatitis-B und Herpes-simplex-Viren ist ebenfalls moeglich]Ja, hab ich auch gehört. Man tauscht beim Küssen seinen "Baktieren-Pool" im Speichel mit dem "Bakterien-Pool" im Speichel des Anderen. Somit ist es "gesund" sowas zu machen.[/quote]
Das halte ich fuer einen Mythos in Anbetracht des von mir vorher Geschriebenen;
denn die Bakterien sind an sich nicht das Krankheitsproblem sondern die Viren.
-
Zitat von Anaeyon:Im Ernst, hast du da mal richtig schlechte Erfahrungen gemacht? Ich persönlich finde das es einfach Spaß macht, ob es jetzt einen Sinn hat oder nicht.

Nein, schlechte Erfahrungen habe ich nicht gemacht]Wenn ich mich recht erinnere, ist das Küssen (auf den Mund) noch ein Relikt aus alten Zeiten, als Erwachsene die Kleinen mit vorgekautem Brei gefüttert haben.[/quote]
Klingt so nach den frueheren Thesen der Psychoanalyse, die das Kuessen mit der Brutpflege erklaerte.
Diese These ist aber nur die Umdeutung eines an sich menschlichen Ur-Verhaltens,
welches man im Zoo beobachten kann vor dem Gehege unsere Quasi-Verwandten;
nur dass der aufrecht gehende Mensch seine Mund-Aktivitaeten 'von unten nach oben verlegt hat' .....
-
Zitat von Feuerkopf:Wenn ich nun jemandem zur Begrüßung auf die Wangen küsse, nehme ich zusätzlich seinen Geruch wahr - vielleicht war es auch eine Möglichkeit, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe festzustellen. Der Geruchssinn ist im limbischen System verankert und besonders alt. Und wenn man jemanden "nicht riechen" mag, so kann man ihn auch meist nicht leiden.

Die Realitaet heute in diesem Zusammenhange ist jedoch, dass Frauen aber auch Maenner
die bekannten Duftwaesser und Parfums benutzen, um den Partner zu taeuschen ... es lebe die Heuchelei
oder das Motto - 'der erste Eindruck ist der Beste']Es gibt auch noch den Kuss der Ehrerbietung, also den auf den Ring des Kardinals oder den angedeuteten Kuss auf die Hand einer Dame oder den Fuß einer Heiligenstatue..[/quote]
Tradition Fussfetischismus ... Herzoege kuessten Koenige, Kaiser, Paepste.
Es ist aber auch authentisch, dass es Maennern allgemein eingefallen sein soll,
ihren Frauen gelegentlich die Fuesse zu kuessen.
-
Zitat von Feuerkopf:Der Liebeskuss, also das, was der angloamerikanische Sprachraum "French Kiss" nennt, verbindet das Schmecken und das Riechen mit einander, d. h. man kommt dem Liebespartner auf sinnlichem Wege sehr nah. Außerdem kann der Zungenkuss den eigentlichen Liebesakt nachahmen, was sehr auf- und anregend sein sollte.

Und in diesem Zusammenhange werden bei mir die Grenzen des aesthetischen Verhaltens ueberschritten.
Ich beurteile den Zungenkuss als Hang zum Perversen.
Er ist Ausdruck der ungezuegelten Wolllust]Du siehst, dmz, wenn Du dem Küssen entsagst, verzichtest Du auf ein vielseitiges Kommunikationsmittel. [/quote]
Bilder, Zeichen, Symbole, Rituale, Beruehrungen ... alles auch Traeger von Botschaften, also Kommunikationsmittel.
Das Kuessen ist mir im Laufe der Zeit verdaechtig geworden, indem es
- je nach den Umstaenden einer existierenden Partnerschaft -
auch ein Mittel von persoenlicher Erniedrigung zu sein kann.
Ich empfehle, statt des niedrigen Aktes des 'Kuessens' sein Charisma und die Sprache einzusetzen,
um einem Partner Zuneigung und Ehrerbietung zu bezeugen.
Das finde ich einfach aesthetischer und menschenwuerdiger.
Und weil in vielen Partnerschaften langfristig die Aesthetik sich nicht einfinden will,
zerbrechen sie zuhauf .....
-
Zitat von aleanjre:Küssen ist in der Regel entweder eine sehr zärtliche oder auch eine sehr leidenschaftliche Angelegenheit, bei der sich beide Partner sehr wohl fühlen.
Endorphine, also Glückshormone werden ausgeschüttet, was dazu führt, dass man regelrecht süchtig nach dem Kuss des anderen wird und stundenlang gar nichts anderes tun möchte.

Glueckshormone kann ich selbst in mir ausloesen]Ich denke, dmz, es gibt zwei Möglichkeiten, warum du das Küssen generell so abstoßend findest: Entweder bist du ausschließlich von unangenehmen Menschen umgeben, deren Berührung du kaum ertragen kannst, und du hast auch noch nie eine Frau getroffen, mit der du freudig einen Kuss hättest tauschen wollen. - schwer vorstellbar, aber warum nicht?
Oder du leidest aus welchem Grund auch immer an Wahrnehmungsstörungen, die dir generell jede fremde Berührung verleidet. Schon wahrscheinlicher, aber man hüte sich vor Ferndiagnosen.[/quote]
Ich habe m.E. keine Wahrnehmungsstoerungen sondern ein gesundes Wahrnehmungsvermoegen,
welches mir im Zusammenhange mit dem Kuessen gesagt hat:
'eigentlich kann man ohne Kuessen auskommen. Es genuegt, wenn man's kennengelernt hat;
ansonsten sollte man sich nicht dadurch vereinnahmen lassen.
Es ist ein bischen wie mit der Religion: ja nicht vereinnahmen lassen'.

-
Zitat von e-noon:Sorry, dmz, ich dachte erst echt, das sei ein Scherz Wie Anaeyon sagt, wenn einem etwas Spaß macht, ist es doch zunächst einmal egal, warum es Spaß macht.
Da es offensichtlich auch noch gesund ist (soll ja auch für Endorphine und so Zeug sorgen) und die sozialen Bindungen meist verbessert und verstärkt, gibt es im Gegenteil eher keinen Grund, es sein zu lassen, außer: es macht einem schlicht und einfach keinen Spaß.

D'accord: '... ausser es macht keinen Spass'
- oder: man erachtet es als ueberfluessig fuer sein Leben ...

aleanjre
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Di 15. Mär 2005, 23:47 - Beitrag #9

Der Begriff "Wahrnehmungsstörung" ist schon ziemlich brutal, weil er immer eine Fehlerhaftigkeit impliziert.
Es kommt halt der Verdacht auf, da du etwas, was von fast allen Menschen als Zeichen von Zärtlichkeit und Innigkeit empfunden wird, mit Begriffen wie "unästhetisch", "erniedrigend" und "eklig" belegst.

Ich erzähle einfach mal etwas über die Bedeutung dieses Wortes...
Wenn es dich nicht interessiert, auch gut.

Wir nehmen mit allen Sinnen wahr. Hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen. Zum fühlen gehört sowohl Empfindung über die Haut als auch Gleichgewicht wie auch die Orientierung im Raum. All diese Wahrnehmungen prasseln ununterbrochen auf uns ein, und das Gehirn filtert raus, was nicht wichtig ist/scheint.
Nun gibt es Menschen, bei denen diese Filterung nicht so funktioniert wie bei den meisten anderen: entweder nehmen sie Reize stark geschwächt oder sehr, sehr viel deutlicher wahr als fast alle anderen Menschen.
Kinder können darunter sehr leiden. Als Erwachsener hat man gelernt, eine überstarke Reizwahrnehmung zu kompensieren und ist sich ihrer vielleicht gar nicht bewußt.
Mir ist erst wirklich klar geworden, dass ich in allen Sinnen Wahrnehmungsgestört bin, als feststand, dass meine Tochter ebenfalls diese Anlage hat. Ich war so sehr daran gewöhnt, dass ich Gerüche als übelkeitserregend empfinde, die andere gar nicht riechen. Hat Vorteile: ich brauche kein Verfallsdatum um zu wissen, ob ein Lebensmittel noch gut ist. Ich war so sehr daran gewöhnt, das ich das Knistern von Folie als schmerzhaft störend empfinde und das ich bei entsprechender Anstrengung bis zu 6 Gesprächen gleichzeitig lauschen kann. Das ich empfindlich auf helles Licht reagiere und ich den Gang in ein Kaufhaus als anstregend empfinde - unzählige Geräusche, Gerüche, Gegenstände und Menschen. Das ich einen extrem feinsinnigen Geschmack habe und Temperaturempfindlich bin. Das ich zu sanfte Berührungen wie einen Stromschlag wahrnehme und noch durch eine dicke Jeans jederzeit spüre, das eine Fliege auf meinem Bein sitzt. All das ist für mich kein Nachteil, unter dem ich leide, sondern Vorteile, die ich für mich nutze. Ich muss mich zwar immer wieder schützen, habe aber eben auch extrem gute Antennen sowohl für mich als auch meine Umwelt.
Trotzdem nennt man das "Wahrnehmungsstörungen".

Küssen ist für mich übrigens etwas sehr intimes. Irgendeinem Fremden ein Bussi auf die Backe schmatzen ist völlig undenkbar, wo es doch schon Überwindung ist, einem Fremden die Hand zu geben. Aber meinen Mann küsse ich sehr, sehr gerne. Ich vertraue ihm blind, und liebe es, ihn zu riechen und zu schmecken. Zungenküsse ertrage ich nicht immer, genieße sie aber sehr, wenn ich in der richtigen Stimmung dazu bin. Völlig undenkbar für mich, einen anderen Mann so zu küssen!

Ich benutze eine Menge Kommunikationsmittel, verbal, nonverbal, mit und ohne Körpereinsatz. Wenn ich meinem Mann oder meinen Töchtern einen herzlichen Kuss auf die Wange gebe, bedeutet das etwas ganz anderes als eine sanfte Lippenberührung auf die Stirn. Ganz zu schweigen von einem flüchtigen Küsschen auf die Lippen oder einem langen, festen Kuss.
Genauso aber setze ich Lächeln, Mimik, Körperhaltung, meine Hände und meine Sprache ein. Küssen ergänzt mein Repertoire auf wunderbare, sehr erfreuliche Weise. Gerade im Umgang mit meinen Kindern - die übrigens das Küssen lautstark einfordern.

Es gibt eine Menge Wege, einen netten Endorphinkick zu bekommen. Schokolade kann helfen. Ein Marathonlauf auch. Ich glaube nicht, dass du viele Menschen finden wirst, die deinen Ekel vor inniger Zweisamkeit teilen, und etwas, das von quasi jedem Erwachsenen ausgeübt wird, kann man nicht als "pervers" ansehen. Wie sieht es eigentlich mit noch näherer Innigkeit aus?
Von Vergewaltigung spricht man jedenfalls immer nur dann, wenn sexueller Zwang gegen den Willen des Opfers ausgeübt wird. Wenn du dich beim Küssen als Opfer empfindest, dem etwas angetan wird, ist deine Askese die gesündeste Reaktionsweise.

-> Natürlich unterstelle ich dir nicht, dass du an Wahrnehmungsstörungen leidest. Nichts ist verführerischer als eine schnelle Ferndiagnose. Nimm meine Ausführungen bestenfalls als Denkanstoß, mehr soll es nicht sein. Und ich verurteile deine Haltung keineswegs. Wenn Küssen für dich unangenehm ist, lass es sein, das ist ehrlich dir und allen anderen gegenüber.

Abgesehen von Schnupfenviren ist der Virenaustausch beim Kuss übrigens statistisch gesehen zu vernachlässigen. Die größte Gefahr geht von Kariesbakterien aus. Aids - da müssten schon beide Zahnfleischblutungen haben, und die sind doch meist schmerzhaft und man verzichtet freiwillig auf wilde Zungenakrobatik. ;)

Milena
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Mi 16. Mär 2005, 13:48 - Beitrag #10

tja, da scheint irgendwie alles bereits gesagt worden zu sein,bzw. was neues fällt mir auch nicht wirklich ein,
ausser vielleicht die Sinnesfrage, diese Frage an sich. Ich habe irgendwann aufgehört stets bei allem nach dem Sinn zu fragen, es zu hinterfragen
und habe für mich darauf geantwortet und ich bin mit meiner Antwort sehr zufrieden, dass alles irgendwo und irgendwie im leben seinen Sinn
macht und so hinterfrage ich nicht mehr, sondern entscheide für mich
selbst, ob ich es so stehen lassen möchte oder nicht,
ob ich jemanden küssen möchte oder nicht,
ob ich Kinder in die Welt setzen möchte oder nicht,
natürlich ist es mit dem Möchten alleine nicht getan,
aber ich habe beide Seiten des Lebens kennengelernt,
und für mich ist das Glas nicht halb leer sondern halb gefüllt,
einen anderen Sinn kann es in meinem Leben nicht geben.

Ipsissimus
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Mi 16. Mär 2005, 14:04 - Beitrag #11

"faszinierend" würde Mr. Spock gesagt haben. dmz, du bist sicher, daß du bei all deinem Rationalisierungen nicht einfach blos irgendwann mal traumatisiert worden bist? Und mittlerweile das Trauma heiliggesprochen hast, und Gründe suchst, alles ablehnen zu können, wodurch die Erinnerung an das Trauma zurückgerufen werden könnte?

So wie du argumentierst, hatte ich als 16jähriger argumentiert, kurz nachdem meine erste Freundin mit meinem besten Freund ins Bett ging, und ich Gründe gesucht habe, niemals mehr zu lieben. Denn DAS steckt hinter deinen Fragen:

muss ich lieben?

Die Antwort lautet "nein", mußt du nicht. Aber dafür brauchst du keine Gründe, und schon gar nicht solche an den Haaren herbeigezogenen.

janw
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Mi 16. Mär 2005, 14:34 - Beitrag #12

"Muß ich küssen?"
Nein, mußt Du nicht, aber es zwingt Dich auch keiner es zu wollen.
Es ist aber eine Möglichkeit der Kommunikation, wo Worte nicht mehr ausreichen, denn auch jenseits der Worte und Gesten gibt es Kommunikation.
Wenn Du es unhygienisch findest, so kannst Du auch fragen: Wozu Sex, wenns doch die Retorte gibt?

Br.-Dragonlady
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Mi 16. Mär 2005, 18:56 - Beitrag #13

Dass uns das Küssen als Kind beigebracht wird - manchmal sogar aufgezwunden wird, dem stimme ich zu. So empfand ich es als sehr unangenehm, meiner Tante einen Willkommenskuss zu geben, weil ich sozusagen "gezwungen" wurde, es zu tun - es wurde erwartet - es war ein Zwang. Natürlich habe ich meine Tante lieb gehabt, aber trotzdem ...

Auf die Lippen zu küssen, mochte ich schon garnicht - so versuchte ich ab und an auf die Wangen auszuweichen ... nicht zu Küssen, wäre wohl als "unhöflich" meiner Tante gegenüber gewertet worden.

Ich machte mir natürlich später auch Gedanken über Küsse "anderer Art" ... einen "normalen" Kuss ... naja, konnte ich mir vielleicht noch vorstellen .. aber einen Zungenkuss .. da dachte ich nur "örgs..."

So kamen einige Küsse: einfache, kurze, schnelle, auf die Lippen .. und es waren ein "Naja-Erlebnisse" für mich - denn NICHTS haute mit daran wirklich um.

Am tollsten (Achtung: Ironie) sind dann die Küsse gewesen, bei denen ich die Zunge meines Gegenübers in mir spürte .. ich hätte k... können.

So fragte ich mich: Was ist so schönes daran? Das ist so eklig!

Und wieso empfand ich so? ... Weil ich von all diesen Personen garnicht geküsst werden wollte .. und weil die Zungen nicht "angeklopft" haben, sondern sich einfach mal "reingedrängt" haben. Hm, das könnte man evtl. als eine Art "Vergewaltung" bezeichnen ... ich wollte es nicht und ich empfand Nichts dabei ... nichts Positives ...

[align=left]Aber .. triff mal jemanden, den Du von Herzen liebst .. komme in Situationen, in denen man mit vielen Worten nicht weiter kommt .. in eine Situation, in der Du nur Nähe schenken willst .. und merkst .. das es garnicht "fies" sein muss ...[/align]

Ohne zu küssen - kann ich leben - und jeder Kuss war überflüssig .. bis ich denjenigen traf ... dem ich erlaubte, meine Lippen zu berühren .. und er konnte "anklopfen" *lächel* ... ich weiß nun, wie wunderschön es sein kann .. wie sehr man sich danach sehnen kann, nach solch einem "Liebeskuss" .. wenn man den richtigen Partner hat

Der so gehasste Zungenkuss wurde so wundervoll - mit ihm ... ein Genuss

[align=left]
Zitat von janw:"Muß ich küssen?"[/align]
[align=left]Nein, mußt Du nicht, aber es zwingt Dich auch keiner es zu wollen.[/align]
[align=left]Es ist aber eine Möglichkeit der Kommunikation, wo Worte nicht mehr ausreichen, denn auch jenseits der Worte und Gesten gibt es Kommunikation.[/align]
[align=left]Wenn Du es unhygienisch findest, so kannst Du auch fragen: Wozu Sex, wenns doch die Retorte gibt?
[/align]

[align=left]Weißt Du, wie es sich anhört, wenn man sagt: "Dich würde ich niemals küssen!" ... ?[/align]

[align=left]Natürlich ist es kein MUSS ... Du musst auch keine Avocados essen, wenn Du Dich nicht magst .. jedem das Seine[/align]

[align=left]... aber es ist eine zusätzliche Möglichkeit, zum Beispiel Freude oder Dankbarkeit auszudrücken ... seinem Partner wortlos zu zeigen, spüren zu lassen, was man/frau für ihn/sie empfindet ... mangelnde Sprachkompetenz? Manches KANN man einfach nicht in Worte fassen ...[/align]

[align=left]Findest Du für alles Worte?[/align]

[align=left]Vielleicht ist es Dir auch nur unangenehm, weil Du es stets als Zwang angesehen hast ... und noch nicht die Person getroffen hast, deren Kuss Du nicht nur dulden kannst, sondern ihn auch erwiedern ...[/align]

[align=left]dmz, liebst Du jemanden?[/align]

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Mi 16. Mär 2005, 19:41 - Beitrag #14

Das kenne ich doch irgendwoher ;) Erst mit meinem Schatz fing Küssen an, richtig schön zu sein! :)
dmz, dass jeder das Küssen nach Belieben tun oder lassen kann, ist geklärt. Auch die Gründe, die du für deine Abneigung aufzeigst, scheinen mir verständlich; dennoch sind es Gründe, die für eine überwältigende Mehrheit der Menschheit nicht gelten oder nicht für wichtig gehalten werden, während es dieser Mehrheit ziemlich großen Spaß macht, zu Küssen. Darum halte ich die Frage, warum das für dich so anders aussieht, für sehr interessant :)
Ich will dir jetzt nicht direkt unterstellen, dass deine Gründe nur vorgeschobene Gründe sind, die dich davor bewahren, dir selbst die Wahrheit über verschobene Psychosen, das Küssen betreffend, einzugestehen ;-)

Aber es ist schon auffällig, dass du dich in deiner Beurteilung dieser Sache so stark von anderen unterscheidest, und deine Erklärung, dass von deinem Umfeld immer ein gewisser Druck ausging, deutet schon in Richtung einer möglichen Ursache. Allerdings sagst du ja, dass es dir damals schon unangenehm war, also ist es vielleicht so, dass du "einfach so" keinen Spaß am Küssen finden kannst.

dmz
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Mi 16. Mär 2005, 21:00 - Beitrag #15

Hallo!
-
Zitat von aleanjre:Der Begriff "Wahrnehmungsstörung" ist schon ziemlich brutal, weil er immer eine Fehlerhaftigkeit impliziert.
Es kommt halt der Verdacht auf, da du etwas, was von fast allen Menschen als Zeichen von Zärtlichkeit und Innigkeit empfunden wird, mit Begriffen wie "unästhetisch", "erniedrigend" und "eklig" belegst.

Der Begriff 'Wahrnehmungsstörung' hat mich nicht betroffen gemacht.
Wer austeilt bzw provoziert, muss auch einstecken koennen.
Das gehoert zum 'philosophischen Fair-Play'.
Aber vor einigen Dekaden, - mindestens jedoch in den Zeiten vor den 1970ern (sex.Tabubruch'OswaldKolle'),
haette man mich wegen meiner Infragestellung des Kuessens der 'Abartigkeit' des Denkens bezichtigt.
:::
Die verwendeten Aeusserungen 'unästhetisch' und 'erniedrigend' im Zusammenhange mit dem Praktizieren des Kuessens
sprechen fuer sich, und jede(r) duerfte eine Vorstellung davon haben,
was in Bezug auf Partnerschaft damit gemeint sein kann, - aber nicht unbedingt verallgemeinert werden soll.
:::
Zu der Verwendung 'eklig' muss ich erklaerend sagen, dass nicht das praktizierte Verhalten gemeint ist,
welches mit dem Uebergeben in Verbindung gebracht werden kann,
sondern ein 'historisches Moment' gemeint ist:
- ich hatte u.a. oben auf unsere 'Quasi-Verwandten' im Zoo-Gehege Bezug genommen
in einer Aeusserung an 'Feuerstein' am 15/03/05,
und auf die Ansteckungsmoeglichkeit hingewiesen ... schliesslich auch aesthetische Gruende angedeutet.
-
Zitat von aleanjre:Ich erzähle einfach mal etwas über die Bedeutung dieses Wortes(Wahrnehmungssstoerung).
Wenn es dich nicht interessiert, auch gut.

Ich hab die Ausfuehrungen natuerlich gelesen. Ich lasse aus Prinzip nichts aus.
Von den interessanten Schilderungen trifft aber auf mich keins der Kriterien zu]... was neues fällt mir auch nicht wirklich ein, ausser vielleicht die Sinnesfrage, diese Frage an sich.
Ich habe irgendwann aufgehört stets bei allem nach dem Sinn zu fragen, es zu hinterfragen,
und habe für mich darauf geantwortet und ich bin mit meiner Antwort sehr zufrieden,
dass alles irgendwo und irgendwie im Leben seinen Sinn macht [/quote]
... was eine Weiterentwicklung zu anderen, umgeleiteten Formen des Lebens nicht ausschliessen muss;
... und ich habe deshalb die Frage ueber einen Teilaspekt des Liebeslebens gestellt:
'Was ist der Sinn des Kuessens ?',
weil ich die von mir oben angedeuteten Einwaende und Bedenken sehe (koerperl-geistigeHygiene).
Meine Antwort ist gewesen, dass das Kuessen an sich in dem Augenblick keinen Sinn mehr machte,
wenn man eine Form der Liebe praktizierte, welche auf einer aesthetischen und menschenwuerdigeren Ebene stattfaende.
Das Kuessen muesste darin kaum/keine Bedeutung haben wie heute noch.
Ich habe nicht die geistige und koerperliche Liebe an sich in Frage gestellt.
-
Zitat von Ipsissimus:dmz, du bist sicher, daß du bei all deinem Rationalisierungen nicht einfach blossirgendwann mal traumatisiert worden bist? Und mittlerweile das Trauma heiliggesprochen hast, und Gründe suchst, alles ablehnen zu können, wodurch die Erinnerung an das Trauma zurückgerufen werden könnte?
So wie du argumentierst, hatte ich als 16jähriger argumentiert, kurz nachdem meine erste Freundin mit meinem besten Freund ins Bett ging, und ich Gründe gesucht habe, niemals mehr zu lieben. Denn DAS steckt hinter deinen Fragen: muss ich lieben?

... Irrtum. Ich habe nicht die geistige und koerperliche Liebe in Frage gestellt,
sondern ich habe die praktizierte Form der Liebe hinterfragt und ausschliesslich den Sinn des Kuessens verneint.
Die Argumente wiederhole ich hier nicht (siehe bitte oben).
Ein Trauma in Sachen Liebesleben bzw Sexualitaet habe ich nicht zu beklagen;
und unterstellen sollte man mir dieses nicht, weil ich auf die Gruendung einer eigenen Familie verzichtet haben;
- denn ich bereue das nicht.

Feuerkopf
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Mi 16. Mär 2005, 23:38 - Beitrag #16

dmz,
wenn man jetzt mal übergriffiges Küssen außen vor lässt und nur das Küssen als Akt gegenseitiger Zuneigung begreift, dann habe ich ehrlich ein Problem, Deine Ablehnung nachzuvollziehen.

Du schreibst, gegen körperliche Liebe als solche hättest Du keine Einwände. Nur fallen mir da spontan mindestens zwei, drei Praktiken ein, die unter hygienischen Aspekten mindestens auch bedenklich sein könnten. :cool:

Mir ist auch der Bezug zu unseren Primatenverwandten nicht ganz klar, denn soweit ich weiß, küssen Tiere einander nicht. Ich hatte lediglich eine Theorie beschrieben, die eine Herkunft des Küssens von einer urzeitlichen Form des Fütterns herleitet, bevor man Löffel o. ä. kannte und für kleine Kinder z. B. rohe Körner mittels des Speichels vorverarbeitet werden mussten.

Interessant finde ich den Aspekt der "Ästhetik" in diesem Zusammenhang.
Sexuelle Akte als sehr "naturnahes" Tun haben es an sich, einigermaßen unkontrolliert und hochkörperlich zu sein. Da sehe ich keine Möglichkeit, gewissermaßen eine "Kür" einzuführen, es sei denn, Du orientierst Dich an Lehren wie dem Kamasutra.

dmz
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Do 17. Mär 2005, 04:08 - Beitrag #17

Zitat von janw:(Kuessen)Es ist aber eine Möglichkeit der Kommunikation, wo Worte nicht mehr ausreichen, denn auch jenseits der Worte und Gesten gibt es Kommunikation.

Charisma und Kommunikation sind m.E. die aesthetischen Grundlagen der nachhaltigen Beziehung]dmz, ... dennoch sind es Gründe, die für eine überwältigende Mehrheit der Menschheit nicht gelten
oder nicht für wichtig gehalten werden,
während es dieser Mehrheit ziemlich großen Spaß macht, zu küssen.
Darum halte ich die Frage, warum das für dich so anders aussieht, für sehr interessant[/quote]
Ich bin im Gegensatz zu den meisten Forumsteilnehmern wohl deutlich aelter,
wenn ich die Photo-Galerie als Masstab nehme.
Ich habe das Kuessen in der Jugendzeit ausprobiert und dann das Interesse schnell daran verloren aus den oben genannten Gruenden.
Empfehle natuerlich jedem, seine eigenen Erfahrungen in diesem Zusammenhange zu machen.
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Zitat von e-noon:Aber es ist schon auffällig, dass du dich in deiner Beurteilung dieser Sache so stark von anderen unterscheidest, und deine Erklärung, dass von deinem Umfeld immer ein gewisser Druck ausging, deutet schon in Richtung einer möglichen Ursache.
Allerdings sagst du ja, dass es dir damals schon unangenehm war, also ist es vielleicht so,
dass du "einfach so" keinen Spaß am Küssen finden kannst.

Stimmt: keinen Spass mehr dran aus den genannten Gruenden.
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Zitat von Br.-Dragonlady:Dass uns das Küssen als Kind beigebracht wird - manchmal sogar aufgezwunden wird, dem stimme ich zu .....

Danke fuer den Erfahrungsbericht, dessen erster Teil genau das zum Ausdruck gebracht hat,
warum ich den 'Sinn des Kuessens' verneint habe.
Und wegen des Zungenkusses: er ist haeufig Ausdruck der Wolllust und sexuellen Gewalt]dmz, liebst Du jemanden?[/quote]
Jetzt nicht mehr; ich bin mir alleine genug :-))
Ich habe mich nie dramatisch verlieben wollen.
Auf eine feste Beziehung lege ich jetzt keinen Wert mehr.
Das Gruenden einer Familie habe ich nach etwa 20J Bedenkzeit aufgegeben
(btw: mein Bruder hat dagegen Familie mit 4 Kinder).
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Zitat von Feuerkopf:dmz, wenn man jetzt mal übergriffiges Küssen außen vor lässt und nur das Küssen als Akt gegenseitiger Zuneigung begreift, dann habe ich ehrlich ein Problem, Deine Ablehnung nachzuvollziehen. Du schreibst, gegen körperliche Liebe als solche hättest Du keine Einwände.

Man hat mir in einem der vorigen Beitraege unterstellt, dass ich gegen die Liebe schlechthin sei,
weil ich als Teilaspekt den Sinn des Kuessens verneint habe, um den sich das Thema dreht]Mir ist auch der Bezug zu unseren Primatenverwandten nicht ganz klar, denn soweit ich weiß, küssen Tiere einander nicht. Ich hatte lediglich eine Theorie beschrieben, die eine Herkunft des Küssens von einer urzeitlichen Form des Fütterns herleitet[/quote]
Diese These vom 'Fuettern' habe ich als Umdeutung eines aelteren (menschl) Ur-Verhaltens beschrieben,
welches man bei den Primaten beobachten kann:
eine anthropologische Studie der Uni-Bremen interpretiert das 'Ur-Kuessen' als Mund-Aktivitaet
am Koerperunterteil (Beschnueffeln, Belecken), waehrend der aufrecht gehende Mensch diese Aktivitaeten
'von unten nach oben verlegt' und 'kultiviert' hat:
und so zum heutigen Kuessen auf den Mund gekommen ist ....
:::
Damit habe ich eine entwicklungsgeschichtliche Ergaenzung vorgenommen.
Daraus leite ich u.a. ab, dass das Kuessen die Umdeutung einer Verhaltensweise ist,
die ihre sexuelle Bedeutung verloren hat, - naemlich die Empfangsbereitschaft festzustellen.
Es sei denn, jemand koennte mir klar machen, dass zum Schwangerwerden das Kuessen notwendig ist.
-
Zitat von Feuerkopf:Interessant finde ich den Aspekt der "Ästhetik" in diesem Zusammenhang.
Sexuelle Akte als sehr "naturnahes" Tun haben es an sich, einigermaßen unkontrolliert und hochkörperlich zu sein

... und das hat mit dem Kuessen an sich nichts zu tun;
ich empfinde da eher den Bezug in Richtung 'Wolllust, Gewaltanwendung' ....
Letzteres ist m.E. aus moralisch-aesthetischen Gruenden nicht vertretbar
und erst recht nicht aus der Sicht eines christlichen oder aufgeklaerten Menschenbildes.

aleanjre
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Do 17. Mär 2005, 12:24 - Beitrag #18

Nun, Männer sind immer noch in der Lage, die Empfängnisbereitschaft einer Frau zu "erschnuppern" - zur Zeit des Eisprungs sendet eine Frau eindeutige Pheromone aus. Da unsere Nasen aber so unzulänglich geworden sind, ist schon recht viel Nähe notwendig, das Mann auch sein Näschen voll kriegt. ;)

Ästhetik - Sex hat selten etwas mit Anmut und Grazie zu tun. Es geht um den Austausch von Körperflüssigkeiten. Das selbiges auch noch soviel Spaß macht, dass man sich dieser Übung auch dann befleißigt, wenn man gar keine Schwangerschaft anstrebt, ist nur ein Nebeneffekt. Von der Kirche ungern gesehen, denn die Wolllust, so heißt es, lenkt den Geist vom Höheren ab.
Mit diesem Unsinn füttert die Kirche uns seit Jahrhunderten, nur aus diesem Grund wurden Frauen auf den Scheiterhaufen gestellt. Lust ist gar eine Todsünde, vom Teufel geschickt!
Wirklich, dmz, wenn ich das Wort "Moral" im Zusammenhang mit sexuellen Praktiken lese/höre, wird mir langweilig. :sleep:
Warum sollte etwas unmoralisch sein, nur weil es vielleicht nicht hübsch aussieht? Einen Menschen egal welchen Alters und Geschlechts zu etwas zwingen, dass er eindeutig nicht will ist ein Verbrechen gegen seine Würde, u.U. gegen das Gesetz. Nicht jedes Land schützt die Würde des Menschen. Du lebst in einem Land, wo du frei entscheiden kannst, ob du deine Sexualität ausüben willst oder nicht. Und was du zum ausüben dieser Freiheit bereit bist zu tun.

Küssen ist für eine Schwangerschaft nicht notwendig. Es reicht, wenn Frau die Beine spreizt, die Augen schließt und möglichst unverkrampft still hält.
Schwangerschaftsförderlich aber ist ein weiblicher Orgasmus, der bringt das Sperma schneller an Ort und Stelle.
Orgasmusförderlich ist bei den meisten Frauen Zärtlichkeit. Die allermeisten Frauen empfinden Küssen als sehr, sehr zärtlich, entspannend und schön. Ich habe noch nichts gehört, was gegenteiliges bei den Männern vermuten lässt.
Wer nicht küssen mag, lässt es sein.
Aber es bleibt dabei: für die allermeisten Menschen ist Küssen angenehm, anregend, beruhigend, tröstend. Je nach Situation eben. Zungenküsse haben mit Vergewaltigung nichts zu tun - wer keine Zungenküsse mag, sollte dies seinem Partner sagen. Sprechenden Menschen kann geholfen werden.

Die Vermutung, dass Menschen, die sich gerne küssen, zu wenig auf Charisma und Kommunikation vertrauen und deshalb Beziehungen scheitern - ich glaube kaum, dass du das wirklich ernst meinst! :boah:

Hier sind übrigens nicht nur 14jährige unterwegs, dmz. Die meisten, die auf diesen Thread geantwortet haben, sind lange jenseits der Pubertät. ;)

fallbala
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Do 17. Mär 2005, 15:30 - Beitrag #19

Ich habe mir soeben den ganzen Thread von vorne durchgelesen. Äusserst interessant,
Mein Frage Dmz wäre: worauf willst Du hinaus?
Deine Frage nach dem Sonn des Küssens kann man auf zwei verschiedene Weisen angehen: Man kann nach dem wissenschaftlichen Usprung fragen und dann überlegen ob diese Begründung heute noch Sinn macht. Oder man kann die Frage für sich persönlich beantworten.
Auf erstere Fragestellung hin wurden die verschiedensten Theorien geäussert. Hier gibt es sicherlich viel diskutablen Stoff.
Zur persönliche Betrachtung sagen ALLE hier Anwesenden, dass sie Küsse in der angemssenen Situation mit der richtigen Person als (ich zitiere Alea, da sie es sehr schön ausdrückt) "angenehm, anregend, beruhigend, tröstend" empfinden. Also musst Du doch einsehen dass Du hier der mit der unüblichen Ansicht bist. Das ist nichts Verwerfliches; wie Dir hier schon mehrfach bekundet wurde, akzeptiert man Deine Ablehung des Küssens.
Nun könnte man lediglich noch danach fragen warum Du Dich von den anderen unterscheidest. Hier entziehst Du Dich aber jeglichen Spekulationen. Angenommen, Du hast wirklich kein Trauma oder ähnliches bleibt nur eine einzige Antwort: Du magst es einfach nicht. Warum weiss keiner...das bewegen wir uns auf einem Weitem Feld, irgendwo zwischen Genetik, Umweltbeeinflussung und Vorherbestimmtheit des "Ich".
Missionieren wirst Du hier niemanden, denn wer verzichtet auf etwas das er gerne mag ohne wirklich plausiblen Grund! ( Bakterien krieg ich überall ab und ich sehe auch in vielen anderen Situationen unästhetisch aus)
Also nochmal die Frage: Worauf willst Du hinaus???

dmz
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Do 17. Mär 2005, 22:05 - Beitrag #20

Zitat von fallbala:Meine Frage DMZ wäre: worauf willst Du hinaus? .....
Nun könnte man lediglich noch danach fragen warum Du dich von den anderen unterscheidest.
Hier entziehst Du Dich aber jeglichen Spekulationen .....
Also nochmal die Frage: Worauf willst Du hinaus ?

OK: Ich wollte niemanden zielbewusst vom Kuessen an sich abbringen,
sondern nur mal hinterfragen,
wie im Verhaeltnis zu meiner Auffassung heute,
andere darueber denken:
welche Sinnfrage sie mit dem Kuessen bewusst verbinden wuerden,
waehrend ich einen Sinn aus den oben genannten Gruenden und Bedenken nicht wahrnehmen koennte,
wohl aber eine eigene m.E. schluessige Meinung davon ableiten koennte:
naemlich dass keine Notwendigkeit des Kuessens bestaende
und dass den Menschen durch das Unterbleiben des selben nichts fehlen wuerde.
:::
Wenn ich deshalb nun anders darueber denke als die Mehrheit,
so bereitet mir das keine Sorge.
Dann bin ich eben ein 'Zarathustra' :-))
Mit etwas Ueberheblichkeit koennte ich nun sagen:
'Sie wissen vielleicht nicht einmal, was Sie tun'.
:::
Dahinter steht allgemein meine Neugier zu erfahren,
inwieweit andere Menschen in praktischen Lebensfragen bewusst oder unbewusst handeln.
Ich habe in nahezu allen Bereichen meines Lebens viel zu lange
quasi unbewusst gelebt und deshalb m.E. viel zu wenig (bisher) erfahren und erreicht.
:::
Ich beschaeftige mich neuerdings zunehmend mit Fragen einer modernen
so genannten 'innovativen Philosophie', welche die Gegenwartsfragen
nicht zugunsten der Vergangenheit ausschliesst.
Es geht allgemein um die Frage nach dem Sinn und den Motiven des Daseins.
Und so habe ich einfach mal die Frage nach dem Sinn des Kuessens gestellt.
Ein naechstes Thema beschaeftigt mich bereits:
Welche Tabus gibt es noch in unserer Gesellschaft,
und wie befangen bin ich selbst in diesem Zusammenhange ?
Aber das waere dann ein separater Thread ...
:::
Hoffe die zitierte Frage oben einigermassen zufriedenstellend beantwortet zu haben ... (?)

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