Grundsätzlich und etwas trivial kann man sagen, daß alle "Großreiche" entweder dadurch entstanden sind, daß von außen eine Macht das Gebiet erobert hat (Modell Kolonialismus) oder eine Macht innerhalb des Gebietes eine Vormachtstellung errungen und sich deshalb ausgedehnt hat.
Letzteres Modell setzt voraus, daß diese Macht erheblich stärker sein muß als alle anderen Mächte innerhalb des Gebietes, um auch Föderationen der anderen besiegen zu können.
Solch eine Situation gab es in Europa zur Zeit der Römer, die diversen keltischen und germanischen Völker hatten den Römern wirklich nichts entgegen zu setzen, bis dann nördlich des Limes und in Nordengland eine Grenze erreicht wurde, wo die Versorgungswege, Lebensbedingungen und die strategische Situation der Landschaft begrenzend wurden.
Wobei erschwerend in Mitteleuropa hinzu kam, daß aus bisher immer noch nicht ganz geklärten Gründen im freien Germanien eine Völkerwanderungswelle in Gang kam, die zusätzlich den Druck auf die Grenzen des Römischen Reiches erhöhte.
Später ergab sich, verkürzt gesagt, das Problem, daß Europa schlicht zu dicht besiedelt und von zu gleich starken Mächten beherrscht war, als daß durch Eroberungen eine Macht für längere Zeit dominant werden konnte.
In China ging die Vormachterringung ebenfalls von einem Volk aus, das sukzessive die anderen eroberte und ein Reich schuf.
Bemerkenswert ist, daß sowohl China wie auch Rußland ihre Ausdehnung zum guten Teil haben erhalten können.
In China dürfte dies wohl auf das rigide Herrschaftssystem zurück zu führen sein, gepaart mit einer Grundhaltung der Menschen, die das Individuum sehr stark gegenüber der Gemeinschaft zurück stellt und vor der Obrigkeit Respekt fordert. Dazu die starke beherrschende Rolle der dominierenden Han-Chinesen in allen führenden Positionen.
In Sibirien dürfte die immer noch sehr geringe Bevölkerungsdichte ausschlaggebend sein, die quantitativ relevanten Abspaltungen im Wege steht. Es gibt zwar die von Traitor genannten Beispiele selbsternannter Autonomie, aber letztlich funktionieren diese nur so lange, wie der Nachschub lebenswichtiger Güter dadurch nicht gefährdet wird.
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