Zwei Herzen schlagen, ach, in meiner Brust...
Die Gewissensbestimmtheit des Abgeordneten ist für mich ein hohes Gut, das leider stark unter Fraktionsdiziplin, ja -"zwang" leidet. Insofern sind mir Abgeordnete sehr sympathisch, die quer zur Meinung ihrer Leittiere ihre eigene, bewußt entwickelte abweichende Meinung in Abstimmungen kund tun. Und ein Punkt, der mir das konservative Lager schon lange suspekt macht, ist, daß dort derartige "Abweichler" praktisch nicht vorkommen, man mit Verlaub sagen kann : "Führer befiehl, wir folgen Dir".
Aber dann kann man mit Recht von in der Meinung abweichenden Abgeordneten fordern, daß sie auch in Probeabstimmungen zu ihrer Meinung stehen und nicht ihre Fraktion ins offene Messer laufen lassen. Auch kann ich in einer Abstimmung über den Ministerpräsidenten, zumindest im aktuellen Falle, keinen das Gewissen beanstrengenden Fall erkennen, anders als in manchen Sachentscheidungen.
Letztlich handelt es sich also um ein, wohl SPD-Mitglied, das aber keine SPD-Regierung haben möchte. Für mich ist dieser Abgeordnete in einer SPD-Fraktion am falschen Platz.
@Ipsi: Ein System mit möglichst wenig Regierung wäre mir auch am liebsten, doch sehe ich auch, daß in solchen Systemen die Starken sich am ehesten durchsetzen. Die hiesige Kommunalpolitik, die zum guten Teil am Stammtisch stattfindet, Entscheidungen quasi "vorfällt", die dann der Gemeinderat noch abnicken darf, ist dafür teilweise beredtes Beispiel. Trotz Minus in der Kasse, wer bekommt Zuschüsse? Der Schützenverein, der Posaunenchor. Freie Jugendgruppen usw. gehen leer aus. Zum Glück gibt es aber doch noch Abgeordnete, die auch diesen Gruppen noch etwas zubilligen, wie sich dann hinterher zeigt.
Leutz, wir sprechen von Politikern ... Mut? Rückgrat?
Das ist eben für mich die Frage. Und ich sehe sie denn doch zuerst als Menschen, die Ziele haben, eigene und in der Sache. Für die Ziele in der Sache brauchen sie Verbündete, und so geben sie einem ihre Stimme für eine Sache und kommen dafür seine Stimme für ihre Sache und vielleicht einen besseren Listenplatz beim nächsten Parteitag. Wer nur mit Mut und steifem Rückgrat durch die Welt geht, kommt nicht weit, wer sich hemmungslos verbiegt, auch nicht, denn ihm kann man nicht vertrauen.
Wie schon öfters von mir geschrieben, nützt es letztlich nichts, nur zu lamentieren, wenn man nicht die eigene Chance nutzt, ein wenig zum Guten beizutragen.