Quo vadis Energiepolitik ?

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
fanvarion
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Di 29. Mär 2005, 20:37 - Beitrag #1

Quo vadis Energiepolitik ?

Abgetrennt aus Prognose NRW-Wahlen

Bevor das zum eigenen Thead wird, einige Anmerkungen und dann zurück zum Thema.

Zitat von janw:fanvarion, die Verstromung von Braunkohle ist tatsächlich relativ ineffizient und trägt nicht unwesentlich zum CO2-Ausstoß bei. Wobei auch die Kernenergie in keiner Weise so gut dasteht. Der Weg vom Uranerz zum Brennelement ist sehr sehr energieaufwendig, die Urangewinnung hat die radioaktive Verstrahlung großer Landschaftsräume zur Folge mit allen erdenklichen Folgen für Mensch und Natur - meist Minderheiten, die sich eh nicht wehren können. Von der nicht vorhandenen Endlagerlösung nicht zu reden.

jawn es stimmt das die alten Braunkohlekraftwerke nicht sehr effektiv waren/sind. Wirkungksgrad alt um die 34-36.
Es gibt aber im Rheinischen Revier Neuentwicklungen die einen Wirkungsgrad von 42 - 44 hat und da noch im Weiterentwicklungsstadion wahrscheinlich höher wird.
Mit dem Uranabbau muss ich dir Recht geben. Wenigstens sind die bei uns vorhandenen Atomkraftwerke sicherer als die meisten anderen Anlagen auf diesem Globus.

Zitat von janw:Wir kommen sicher an fossilen Brennstoffen nicht vorbei, aber die Fortschritte im Bereich Energieeinsparung und regenerative Energien sind nicht zu leugnen und ein wesentliches Verdienst der Grünen.

Wir kommen Augenblicklich noch nicht an den fossilen Brennstoffen vorbei. Sind aber im Augenblick dabei unseren heimischen Energiemarkt abhängig zu machen von Gaslieferungen aus Russland und Norwegen bzw. Steinkohle aus Übersee.
Obwohl wir vor Ort noch selbst genug eigene fossile Brennstoffe haben ohne das uns die Gruben um die Ohren fliegen. Mit einem sehr hohen Grad an Arbeitssicherheit und Grubensicherheit.

Übrigens die sogenannten Energieeinsparungen sind fast nicht vorhanden. Weil bei uns langsam Amerikanischen Verhältnisse überhand nehmen.

Die sogenannten Regenerativen Energien würde es nicht geben wenn nicht die sogenannten Grundstromversorgung vorhanden wäre. Jede KW/h aus der Wind- oder Solarenergie muss mit 5 KW/h aus der Grundstromversorgung gegenfinanziert werden.
Die Finanzierung bzw. die Subventionen der regenerativen übersteigt inzwischen die der Steinkohle.
Ein sehr hoher Anteil der Solarenergieanlage schafft es nicht den für die Produktion aufgewendeten Strom wieder zurückzuführen bzw. zu Gewinnen.
Sehr viele Inlandswindkraftanlagen haben einen sehr niedrigen Stromgewinnungsgrad, da sie nicht so häufig laufen. Aber auch stehende Anlagen werden ja subventoniert ( ein Verdienst der Grünen).

Ich stimme dir uneingeschränkt in einem Punkt zu, ohne die Grünen wäre es in Deutschland nicht dazu gekommen das wir über alternative Stromgewinnung nachdenken würden bzw. die vorhanden effektiverer und sauberer zu machen. Siehe z.B. Entwicklung der Filteranlagen die häufig einen Katalysator aus Braunkohlestaub verwendet zumindestens bei den Kraftwerksfiltern.
Wir müssen es schaffen eine Art der Energiegewinnung zu entwickeln die auch dies ohne große Einschränkung bei der Sicherheit schafft.

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@Ipissmus
wer wäre den das Ebola Fieber und die Tollwut?

janw
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Mi 30. Mär 2005, 01:18 - Beitrag #2

Die Subventionen, das leidige Thema...
Die Subventionierung der Steinkohle betrifft eine Technologie, die nicht weiter verbessert werden kann und ganz eindeutig ein Auslaufmodell ist in Deutschland. Sie hat das Ziel, den Ausstieg aus der Steinkohle sozialverträglich über eine längere Zeit zu strecken, den betroffenen Regionen eine Zeit zur Umstrukturierung zu geben. Soweit so gut.
Die Subventionierung regenerativer Energien hat zum Ziel, diesen die Möglichkeit zur technischen Verbesserung auf Breitenwirkungsniveau zu verschaffen, was nur durch die Herstellung eines Marktes möglich ist. Diese Ziel ist bereits stark erreicht worden, ich selbst lebe in einem Binnenlandgebiet, in dem in den letzten Jahren erhebliche Windstromkapazitäten installiert wurden - die sich auch energetisch tragen.
Du hast recht, daß wir stark in eine Importabhängigkeit von Gas geraten sind. Immerhin hat aber die Energiegewinnung aus Gas einen Vorteil: Methan kann auch aus Biomasse hergestellt werden, was eine neuer Erwerbszweig für die Landwirtschaft werden könnte, auch wäre eine Herstellung von Wasserstoff mithilfe von Solaranlagen in Nordafrika denkbar.

Für mich liegt die Zukunft nicht in dem einen oder anderen Energieträger, sondern eher in einer größeren Vielfalt an Trägern mit einer größeren Vielfalt an Anbietern und lokaleren Lösungen. Und hier hat Rot-Grün eindeutig Weichen gestellt, die ich gut finde.

Ipsissimus
Dämmerung
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Mi 30. Mär 2005, 08:43 - Beitrag #3

ist zwar ein bißchen OT, aber nur am Rande sei vermerkt, daß imo kein Weg an Atomenergie vorbeigeht, trotz aller "aber", die im Einzelnen sehr berechtigt sein mögen. Das liegt daran, daß wir nach wie vor auf industrielles Wachstum setzen. Was soll denn da ein lächerliches Windrad? Was soll denn da eine lächerliche Windkraftanlage mit 300 und mehr Rädern? Die Landschaft verschandeln? Gleichzeitig die Küsten mit Gezeitenkraftwerken zustellen? Ganz davon abgesehen, daß bei "alternativen" Energien sich anscheinend niemensch getraut, nach Risiken und Nebenwirkungen zu fragen, die teilweise immens sind, z.B. hinsichtlich der Einflüsse großer Anlagen auf Mikroklima uvm.

Es mag im privaten Sektor sehr wohl möglich sein, ohne Einbuße an Lebensqualität Häuser energieautark zu gestalten - Konzepte dafür gibt es schon länger, und einige funktionieren sogar, sobald sie bezahlt werden. Aber anzunehmen, daß Energie in für industriellen Bedarf ausreichendem Umfang aus konventionellen Quellen, seien sie alternativ oder nicht, gewonnen werden kann, entbehrt nicht einer gehörigen Portion Blauäugigkeit. Heute schon sind einige Kernkraftwerke damit beschäftigt, Windkraftanlagen zu betreiben, die ohne Zusatzstrom einfach nicht ausreichend produzieren.

Solaranlagen in Nordafrika aufzubauen halte ich angesichts der politischen Lage dort für ein reines Vabanque-Spiel :-) anschließen gleich noch einen Krieg nachschieben, um "unsere" Energiequellen dort dann auch sicherzustellen?

janw
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Mi 30. Mär 2005, 11:23 - Beitrag #4

Zum ersteren: Mag sein, daß es ohne Atomkraft nicht geht, aber denn doch möglichst wenig davon und einen gehörigen Anteil regenerativer Energien.

Zum letzteren:
Nu ja, sind wir usa? Nordafrika ist jetzt eine instabile Region, eben weil die Menschen selbst keine Perspektive haben und das gelobte Land nur ein paar Fischkuttertage jenseits des Meeres liegt. Ihnen eine Perspektive zu geben, könnte die Lage stabilisieren.

Fritz
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Mi 30. Mär 2005, 16:42 - Beitrag #5

Solange die nordafrikanischen Staaten aber derartig unstabil sind (Bürgerkrieg in Algerien, Was kommt nach Gaddafi?), ist die Situation die gleiche wie bei instabilen regenerativen inländischen Energieerzeugern: Wir brauchen Ausgleichskapazitäten, weil man sich einfach nicht darauf verlassen kann, dauerhaft genug Energie erzeugen zu können.
Und dazu: im Irak zeigt sich gerade, was die bevorzugten Ziele internationaler Terroristen sind...

janw
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Mi 30. Mär 2005, 19:43 - Beitrag #6

Fritz: Klar kann man sagen: "Solange..." Nur, wenn man das tut, wird sich überhaupt nichts ändern. Etwas Vision und Mut zum Risiko tut manchmal gut...

fanvarion
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Mi 30. Mär 2005, 20:15 - Beitrag #7

Bitte jawn: Abtrennen

Zitat von janw:Die Subventionen, das leidige Thema...
Die Subventionierung der Steinkohle betrifft eine Technologie, die nicht weiter verbessert werden kann und ganz eindeutig ein Auslaufmodell ist in Deutschland. Sie hat das Ziel, den Ausstieg aus der Steinkohle sozialverträglich über eine längere Zeit zu strecken, den betroffenen Regionen eine Zeit zur Umstrukturierung zu geben. Soweit so gut.

Wir finanzieren damit nicht nur die betroffenen Regionen, sondern auch unsere sichere und sehr gute Untertagetechnik. Die in dieser Region doch noch Arbeitsplätze sichert.

Zitat von janw:Die Subventionierung regenerativer Energien hat zum Ziel, diesen die Möglichkeit zur technischen Verbesserung auf Breitenwirkungsniveau zu verschaffen, was nur durch die Herstellung eines Marktes möglich ist. Diese Ziel ist bereits stark erreicht worden, ich selbst lebe in einem Binnenlandgebiet, in dem in den letzten Jahren erhebliche Windstromkapazitäten installiert wurden - die sich auch energetisch tragen.

Ich habe nichts gegen die Subvention der Anlagen bzw. der regenerativen Energie.
Was mich sehr stört an den Subvention ist das die Anlage gefördert wird egal ob sie läuft und Strom (bzw. Spannung) erzeugt oder nicht (leider haben wir solche negativ Bsp. direkt neben einen unserer Kraftwerke stehen).
Solche Anlagen dürften nur ein paar Jahre gefördert werden und auch nur dann wenn sie eine gewisse Menge an Spannung erzeugen pro Jahr.
Die Entwicklung solcher Anlagen sollte gefördert werden. Vielleicht mit einem gutdotierten Förderpreis.

Ausserdem bezahlst du mit jedem Cent an deiner Stromrechnung die KW/h Regenerativ Strom. Da der Grundspannungsproduzent 5 KW/h produzieren muss um 1 KW/h Reg.Spannung zu finanzieren.
Aber die Gewinnung von Strom durch Windräder soll ja laut Umweltministerium noch verdoppelt werden.

Hier die Ziele unserer Bundesumweltregierung:
Erneuerbare Energien

Zitat von janw:Du hast recht, daß wir stark in eine Importabhängigkeit von Gas geraten sind. Immerhin hat aber die Energiegewinnung aus Gas einen Vorteil: Methan kann auch aus Biomasse hergestellt werden, was eine neuer Erwerbszweig für die Landwirtschaft werden könnte,....

Wo möchtest Du diese Biomassenkraftwerke aufbauen? Vor allem wie? Welche Heizkraft stellst Du Dir vor?

Zitat von janw:... auch wäre eine Herstellung von Wasserstoff mithilfe von Solaranlagen in Nordafrika denkbar.

Wie von vielen schon geschrieben ist die politische Lage nicht besonders sicher um dort solche, für die deutsche Wirtschaft, sehr wichtige Rohstoffgewinnungsanlagen zur Spannungsgewinnung aufzubauen.

Zitat von janw:Für mich liegt die Zukunft nicht in dem einen oder anderen Energieträger, sondern eher in einer größeren Vielfalt an Trägern mit einer größeren Vielfalt an Anbietern und lokaleren Lösungen. Und hier hat Rot-Grün eindeutig Weichen gestellt, die ich gut finde.

Viele Anbieter sind vielleicht gut für uns, den Endverbraucher. Aber wer kümmert sich um die Stromnetze um die Wartung und den Neuaufbau. Das ist eine sehr intensive unbeliebte Zusatzarbeit und mit sehr hohen Kosten verbunden.
Davon wird von unserem allseitsbeliebten Trittin nichts gesagt.


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