Der Fall Terri Schiavo

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Phönix
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Do 31. Mär 2005, 19:31 - Beitrag #41

Oh, die Hoffnugn ist wahrscheinlich vergebens, wenn obduziert wird und etwas anderes dabei herauskommt als die schweren Hirnschäden von denen die Ärzte redeten, da will ich jetzt nicht dran denken. Diejenigen die für eine Weiterbehandlung waren werden Zeter und Mordio schreien.

Und das mit dem Film ... die Chancen stehen hoch das das irgendwann verfilmt wird, vielleicht nicht die Geschichte von Terri Schiavo (falls wer auch immer die Reche daran nicht verkauft kriegt) aber dann eine ähnliche Geschichte. Die Story ist das perfekte Drama und jeden interessierts, was auch der große Presserummel beweist.

janw
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Do 31. Mär 2005, 20:13 - Beitrag #42

Neil Postman hat doch immer wieder recht, wir amüsieren uns zu Tode, bzw. unter dem Deckmantel der Information werden im Interesse wirtschaftlicher Interessen auch noch die letzten persönlichen Grenzen verletzt.
Fehler haben zweifellos einige gemacht, und die Medien nicht ausgeschlossen.

Mögen die Angehörigen der Verlockung des Geldes widerstehen und einer Verfilmung entgegentreten. Gemeinsam.

Ipsissimus
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Do 31. Mär 2005, 20:26 - Beitrag #43

[font=Verdana, Arial, Helvetica, Geneva, sans-serif][size=-1]Die Einstellung der künstlichen Ernährung seiner Frau hatte Michael Schiavo in einem 15-jährigen Rechtsstreit gegen seine Schwiegereltern durchgesetzt. Er machte geltend, dass seine von den Ärzten für hirntot erklärte Frau lebensverlängernde Maßnahmen abgelehnt hätte. [/size][/font]


wenn das Zitat des online-Spiegel die Realität wiedergibt, dann war die Frau also tatsächlich nicht nur hirngeschädigt, sondern hirntot. Die Aussage des Ehemanns, seine Frau wolle nicht in diesem Zustand künstlich am Vegetieren gehalten werden, wurde im übrigen von Freunden des Paares bestätigt - die wird der Ehemann nicht alle bestochen haben.

Und die Eltern hätte ich auch nicht mehr zu ihr gelassen.

Es ist im übrigen auffällig, daß der ganze Hickhack nur von deren Seite ausgeht, der Ehemann scheint sich darum bemüht zu haben, das ganze so weit wie möglich von der Würdelosigkeit öffentlicher Zur-Schau-Stellung fernzuhalten, was man von den beiden Eltern nicht behaupten kann.

Phönix
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Do 31. Mär 2005, 20:47 - Beitrag #44

Wenn das was der Spiegel schreibt stimmt, das sie hirntot war (ich wusste doch das ich das irgendwo aufgeschnappt hatte) sind die Lebensverlängerdnen Maßnahmen doch sowieso überflüssig, ohne Hirn ist die Frau ne leere Hülle die halt durch Zufall noch atmet und bei der halt noch das Herz schlägt, aber im Prinzio ist sie tot, man könnte si auch gleich beerdigen

Zitat von janw:Mögen die Angehörigen der Verlockung des Geldes widerstehen und einer Verfilmung entgegentreten. Gemeinsam.

Dazu ein Zitat von Ipsissimus
Es ist im übrigen auffällig, daß der ganze Hickhack nur von deren Seite ausgeht, der Ehemann scheint sich darum bemüht zu haben, das ganze so weit wie möglich von der Würdelosigkeit öffentlicher Zur-Schau-Stellung fernzuhalten, was man von den beiden Eltern nicht behaupten kann.
Was erwartest du von solchen Eltern? Wenn sie die Rechte an der Story (so blöd es klingt)haben ist die so gut wie verkauft.

janw
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Do 31. Mär 2005, 21:25 - Beitrag #45

Nun, Ipsi, lies richtig: "Für hirntot erklärte...", wobei das aber eben mit dem Befund des Wachkomas kollidiert. Nichtnachweisbare Hirnströme sind zwar eine Voraussetzung für den Hirntod, aber nicht unbedingt hinreichend dafür.

Vielleicht ist diese differenzierte Betrachtung auch erst in den letzten 15 Jahren Komaforschung erreicht worden.

Was wirklich war, werden wir sicher irgendwie in den Medien erfahren, und sicher in verschiedenen Versionen...

Was die Eltern betrifft, das ist ja eben das Problem. Wenn sie von ihrer Position aus ihrer Sicht mit Recht überzeugt waren, was blieb ihnen anderes, als in die Medien zu gehen?

Wie auch immer, schade, daß die Eltern nicht zu ihr durften, kein Graben sollte so tief sein, um das zu verbieten.

aleanjre
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Do 31. Mär 2005, 22:18 - Beitrag #46

Die Eltern haben getan, was sie als richtig für ihr Kind empfunden haben. Es war unnötige Graumsamkeit, die Eltern nicht zu ihr zu lassen, als sie starb. Schließlich hätten sie ihren Tod durch nichts mehr aufhalten können, irgendwelche Verzweiflungstaten wie eine heimliche Entführung waren absolut auszuschließen. Diese Leute haben sich finanziell, psychisch und auch sonst auf jede Weise ruiniert, um ihr Kind zu retten. Ob ihre Motivation Berechtigung hatte, können wir uns nicht anmaßen zu beurteilen!
Wenn mir jemand den Abschied von meinem Kind verweigern würde, ich würde zum Tier werden! :boah:

Ipsissimus
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Do 31. Mär 2005, 23:02 - Beitrag #47

diese Eltern haben 15 Jahre Zeit gehabt, sich von ihrem Kind zu verabschieden und haben keine Sekunde davon genutzt - und nur damit ihnen letzte theatralische Gesten möglich werden sollen, hätte ich mich ihnen, so möglich, als Ehemann ebenfalls verweigert. Dem nehme ich es ab, daß er wirklich Abschied genommen hat.

Soweit ich weiß, IST der Hirntot darüber definiert, daß über einen betimmten Zeitraum keine Hirnströme mehr feststellbar sind - das sollte daher zumindest medizinisch keine Rätselfrage sein. Außerdem habe ich geschrieben "wenn das Zitat des online-Spiegel die Realität wiedergibt", janw

Feuerkopf
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Fr 1. Apr 2005, 01:52 - Beitrag #48

Basisinformationen zur Hirntodkonzeption

" Hirntod" wird definiert als Zustand des irreversiblen Erloschenseins der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms bei einer durch kontrollierte Beatmung noch aufrechterhaltenen Herz-Kreislauffunktion. Der Hirntod ist der Tod des Menschen."
(" Kriterien des Hirntodes" des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer vom 29.6.91)

Nach dieser Definition war Terri Schiavo nicht hirntot, denn bis auf die Notwendigkeit der künstliche Ernährung funktionierte ihr Körper. Sie wies Mimik auf, sie bewegte sich leicht, wie man den Videos entnehmen konnte.
Sie brauchte nicht beatmet zu werden und war auch nicht an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen.

Ich bestreite ja gar nicht, dass ein großer Teil ihres Großhirns irreparabel geschädigt war, aber niemand liegt 15 Jahre da ohne künstliche Beatmung, der keine Hirnströme mehr hat.

Ipsissimus
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Fr 1. Apr 2005, 08:45 - Beitrag #49

hmm ... Teil der Schwierigkeit ist, daß in den Medien eine recht schwammige Ausdrucksweise gepflegt wird, die es fast unmöglich macht, den exakten medizinischen Befund dahinter zu erkennen. Ein Ausdruck wie "für hirntot erklärt" kann alles mögliche besagen. Davon abgesehen bin ich mir nicht sicher, ob diese Hirntod-Definition (die sich wohl mit dem Indiz des Erlöschens der Hirnströme über einen bestimtmen Zeitraum deckt), Reflexe erlaubt oder nicht, ob also diese Reaktionen der Frau eventuell einfach nur Reflexe sein könnten.

Milena
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Fr 1. Apr 2005, 09:45 - Beitrag #50

der Nachweis des ´Individualtodes´(identischer Organtod des Gehirns)stützt sich auf folgende unabdingbare Kriterien: Bewusstlosigkeit, erloschene Spontanatmung, Fehlen zerebraler Reflexe und umweltbezogener Lebensäusserungen, hirnelektrische Inaktivität=isoelektrisches Elektroenzephalogramm;
als sicherer Parameter gilt ferner der Ausfall der Durchblutung aller Hirnarterien zb. nachweisbar als Kontrastmittelstase.
unabhängig davon finde ich es als ein Unding, eine Unverfrorenheit es sich als Mensch zu erlauben über Leben und Tod eines anderen Menschen zu entscheiden und das ganze Medienspektakel drum herum gleicht in meinen Augen einem Horrorszenarium, selbst über den nun eingetroffenen Tod hinaus.

Ipsissimus
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Fr 1. Apr 2005, 11:07 - Beitrag #51

1) die Magensonde ist bereits eine Anmaßung, über Leben und Tod eines anderen Menschen zu entscheiden

2) würde ich alles wollen, nur nicht, daß meine Eltern sich in so einer Situation einmischen würden

Milena
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Fr 1. Apr 2005, 11:22 - Beitrag #52

schön gesagt Ipsi, wie aber willst Du es abwenden, hier in Deutschland, dass sich Deine Eltern nicht einmischen, würdest Du in dem Falle daliegen..?

aleanjre
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Fr 1. Apr 2005, 11:51 - Beitrag #53

Viele Menschen brauchen eine Ernährungssonde, erholen sich aber später soweit wieder, dass sie ohne überleben können. Die grundsätzliche Chance gab es auch für Terri.

Außerdem gibt es eine Menge Menschen, die eine sehr enge Beziehung zu ihren Eltern haben und sich durchaus wünschen, dass sich diese auch einmischen, wenn sie (die Kranken) nicht mehr für sich selbst sprechen können. ;)

janw
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Fr 1. Apr 2005, 12:28 - Beitrag #54

Es ist jedem unbenommen, schriftlich festzuhalten, daß keine lebensverlängernden Maßnahmen durchgeführt werden sollen, Zeugen Jehovas lehnen z.B. Blutransfusionen ab, wie ich gestern lesen konnte.

Aber wenn solches nicht festgehalten ist, muß vom Überlebenswillen ausgegangen werden.
Wohl dem, der Eltern hat, andere Angehörige, Freunde, die im Zweifel darauf bestehen.

Ipsissimus
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Fr 1. Apr 2005, 13:14 - Beitrag #55

bei diesen schweren Hirnschädigungen gab es die Chance offensichtlich immer nur in der Hoffnung der Eltern, aleanjre

"die im Zweifel darauf bestehen"
Zweifel können immer geäußert werden, janw. Speziell im Fall Schiawo gab es ja wohl Zeugenaussagen, die den Willen der Frau festgestellt haben (unabhängig vom Ehemann) - aber was nützt das, wenn dann irgendjemand einen noch so an den Haaren herbeigezogenen Zweifel anmeldet, und alles, was du wolltest, wird mit einem Schlag hinfällig?

Was imo Fakt ist in diesem Fall - daß die Frau 15 Jahre lang gegen ihren Wunsch gequält wurde.

Das ist Teil des Problems, Milena. Wenn mensch verheiratet ist, kann evtl. EhepartnerIn als Vormund einspringen, andernfalls bleibt nur die schriftliche Fixierung und die Hoffnung, daß irgendjemensch sich darum schert. Für mich wird an dieser ganzen Geschichte hauptsächlich die Belanglosigkeit der Willensbekundung der PatientInnen ersichtlich - sicher auch eine Folge christlicher Prägung der Kultur, die die Priorität der Familie durchsetzt gegen Freundschaft und unverheirateter Liebe. Ich vertraue jedenfalls meinen Freunden und Freundinnen sehr viel mehr als meinen Eltern und würde mich im Ernstfall eher auf erstere als auf letztere verlassen - und von wenigstens drei dieser FreundInnen würde ich in besagtem Ernstfall auch erwarten, daß sie mich töten - wir sind keine Kinder mehr, die Kinderspiele spielen, nur weil es ein paar Gläubigen in alle Ewigkeit so gefallen würde

janw
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Fr 1. Apr 2005, 14:40 - Beitrag #56

Ipsi, mit "im Zweifel" meinte ich "im Fall der Fälle", auf dem Überlebenswillen zu bestehen. Denn wenn eine schriftlich fixierte Äußerung vorliegt, die anderes glaubwürdig darlegt, gibt es keinen Zweifel.

Was hier nun wirklich Fakt ist, bezüglich des wirklichen Willens, können wir nur spekulieren, ich halte meine Sicht für begründet und Du Deine.

Wenn Du an der Lauterkeit der Eltern zweifelst, wie es für mich implizit ein wenig herausklingt, könntest Du genauso gut an der des Ehemannes zweifeln. Hatte sie vielleicht eine Lebensversicherung?

Für mich gilt der Primat des Lebens, wenn nicht anderes eindeutig fixiert ist. Alles andere öffnet der Willkür und den Eigeninteressen Tür und Tor.

Ipsissimus
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Fr 1. Apr 2005, 14:45 - Beitrag #57

eien sehr differenzierte Darlegung findet sich hier

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19800/1.html

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