Nun ja, die perfekte politische Welle hat da wirklich einen Griff in den Lokus getan.
Zunächst einmal ist gar nicht klar, ob der gegen-Simonis-Stimmer aus der SPD kam oder vielleicht von den Grünen oder dem SSW.
Dann ist die Art der Koalitionsbildung in Schleswig-Holstein zulässig und nicht moralisch anstößig, wie es die Gleichsetzung mit Sodom impliziert. Und die Tatsache, daß wirklich offenbar nur einer dagegen gestimmt hat, spricht dafür, daß es nicht um eine erheblich gewissenstangierende Angelegenheit ging (jetzt komme mir keiner und sage, soweit sei eben die moralische Verkommenheit der Politiker fortgeschritten. In der Dimension glaube ich das nicht.)
Insofern wird jemand als Gerechter geadelt, der womöglich nur eine persönliche Intrige ausfechten wollte.
MarcEffendi schrieb:
So etwas wie Fraktionszwang bei einer Personenwahl halte ich schon aus unserer Geschichte heraus für fragwürdig.
Fraktionszwang als Rechtsinstitut ist sicher das letzte was wir brauchen, aber es gibt doch in meinen Augen die Pflicht, die eigene Position auf ihre Auswirkungen hin zu überprüfen und dementsprechend abzuwägen, ob diese Auswirkungen notwendigerweise anzustreben sind oder ob nicht gravierende Dinge dagegen sprechen.
Letzten Endes ist es jedem unbenommen, eine eigene Position zu haben, aber wird diese nicht zur rechten Zeit artikuliert, kann ihr auch nicht Rechnung getragen werden. Wer offen und ehrlich begründete Bedenken äußert, die nicht auszuräumen sind, hat einen Standpunkt vertreten und verdient Achtung für seine Erwägungen. Wer aber im offenen Diskurs ja sagt und hinterher anders handelt, der ist eben unehrlich.
Interessiert es mich eigentlich, ob jemand schwul oder hetero ist?
Nein, mir geht es eher auf den Geist, daß derlei Dinge thematisiert werden. In meinen Augen dienen sie nur zu einem: Denjenigen kurz in die Presse zu bekommen und seine peer group auf ihn aufmerksam zu machen. Ein sehr marginales Persönlichkeitsmerkmal rückt damit an die Stelle der Frage: Wofür steht dieser Mensch, was sind seine Ziele, was will er erreichen für das Gemeinwesen? Und allein dies interessiert mich an einem Politiker.