@Traitor
Nach seinem eigenen Dafürhalten mag derjenige ein guter Christ sein. Nach katholischem ist er nicht viel besser als ein Heide. Der Katholizismus ist eine streng orthodoxe und dogmatische Religion, daran hat sich nichts geändert.
Ein wenig schon. Meines Wissens kann selbst nach katholischem Dafürhalten nicht nur der katholisch getaufte in den Himmel kommen. Von Rahner gibt es auch das Stichwort des "anonymen Christentums" (auch wenn das wohl nicht allgemein anerkannt ist in der katholischen Kirche).
Außerdem hab ich gehört (weiß allerdings nicht, ob das stimmt), dass er gegen alle anderen Religionen sein soll - sogar gegen Evangelische.
Bis zu einem gewissen Grad ist das Einstellungsvoraussetzung für den Job, schließlich hält der Katholizismus sich für die unanfechtbar einzig wahre Religion.
Zumindest wenn man den entsprechenden Text des 2. Vatikanums, die
Nostra Aetate, betrachtet, sieht es zumindest ein wenig anders aus. Dort finden sich auch solche Sätze wie "Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat.". Der einzige wahre Weg bleibt natürlich der Katholizismus, aber zumindest nach dem zweiten Vatikanum werden nicht alle anderen Religionen verdammt, sie werden sogar wirklich geachtet. Wie das in die kirchliche Wirklichkeit gedrungen ist, ist natürlich eine andere Frage...
@janw
Ich bin auch kein Katholik, kann dir bzgl. des Priesteramtes also nur beschränkt Antwort geben, aber der Hauptunterschied ist wohl, dass jeder Priester in mystischer Nachfolge von Christus steht. Er steht in der sogenannten "Sukzession", d.h. er wurde mittelbar durch Petrus bzw. dann eben Christus geweiht. Dadurch kann er eben auch
in persona christi Sünden vergeben und ähnliches.
Die evangelischen Kirchen stehen außerhalb dieser Sukzessionstradition und haben nicht ein derartig mystisch besetztes Priesteramt. Sie definieren das Pastorenamt wohl eher pragmatisch, wo natürlich dann keineswegs etwas dagegen spricht, Frauen dazu zuzulassen.
@Feuerkopf
Aus irgend einem Grund ist Paulus - ich glaube, er war offiziell der erste -auf den Gedanken gekommen, dass Frauen nicht für geeignet sind, Führungsaufgaben in der Kirche wahrzunehmen. Das widersprach zwar dem Sinne Christi, denn der hatte durchaus Frauen in seinem Gefolge und zwar in wichtiger Position, aber es entsprach dem damaligen Zeitgeist, der sich in großen Teilen der Welt bis heute gehalten hat, ohne deshalb richtig zu sein.
Ich weiß nicht, ob man das so darstellen kann, dass Jesus für die Gleichberechtigung der Frau in jedem Aspekt war, und erst Paulus da anderes durchgesetzt hat.
Sicher war eine Verdammung der Frau niemals im Sinne Christi. Aber zumindest nach dem Evangelium war der genau bezeichnete Jüngerkreis doch ein männlicher, genauso wie Jesus zu Petrus und nicht zu einer Frau sagte, auf ihm solle die Kirche stehen.
Es mag sein, dass Jesus Frauen als gleichwertig sah (ich halte das auch für durchaus wahrscheinlich). Daraus folgt aber noch lange keine Gleichheit von Rechten und Pflichten. Frauen und Männer sind verschieden, das lässt sich nicht leugnen (auch wenn es immer wieder versucht wurde). Und es ist nur plausibel, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Rechten und Pflichten haben. Es ist nur die Frage, wie fundamental die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind, gerade eben auch auf die mystisch-sukzessionsbehafteten Ämter in der Kirche.
Interessanterweise findet sich im Thomas-Evangelium auch folgendes Zitat: "Simon Petrus sagte zu ihnen: 'Mariham soll von uns gehen. (20) Denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig!' - Jesus sagte: 'Siehe, ich werde sie ziehen, damit ich sie männlich mache, damit auch sie zu einem lebendigen Geist werden, der euch Männern gleicht. Denn jede Frau, wenn sie sich (25) männlich machen wird, wird in das Königreich der Himmel eingehen.' "
Zum Glück hat die katholische Kirche es niemals für kanonisch erklärt.
Padreic