Wie erinnert ihr euch an eure Kindheit?

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Scipio
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Sa 23. Apr 2005, 20:24 - Beitrag #1

Wie erinnert ihr euch an eure Kindheit?

Hallo,
ich wüsste ganz gerne mal von euch, ob ihr so viele positive Erinnerungen an eure Kindheit habt.
Empfandet ihr den Teil, als den schönsten Teil eures Lebens ( also bestätigt ihr die Aussage, die ich schon tausend mal gehört habe...)?

Irgendwie habe ich in letzter Zeit immer das Hollywoodbild von einer harmonischen Idealkindheit auf einem Dorf, wo man jeden Tag, wenn man mit allen Arbeiten fertig ist, raus zum spielen gehn kann.
Mit seinen 2-3 besten Freunden, mit denen man durch dick und dünn geht, macht man dann mit seinen Mountenbikes die Wälder unsicher...
Naja, also so in etwa empfinde ich in letzter Zeit die ideale Kindheit ( die meiner ziemlich fern ist...).

Ich hätte eigentlich meine Kindheit so gerne ohne Computer/Fernseher und Heimrumsitzen verbracht, aber irgendwie scheiterte das (nicht zuletzt aus damaligen mangelndem Interesse, jedoch auch aus mangelnder Gelegenheit).

Ich bin übrigens 18 und genieße die letzten Jahre meiner laaaangweiligen Kindheit ^^ ( der Versuch ein paar Erinnerungen nachzuholen...)...


Ulf

Edit : übrigens enthält diese Idealkindheit, die ich so gerne gehabt hätte, keinen Alkohol oder sonstige Drogen ;)

e-noon
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Sa 23. Apr 2005, 21:13 - Beitrag #2

Aahhh ja meine Kindheit war hauptsächlich schön! :)
Erinnerungen habe ich an Ferien mit meiner Familie, im Sommer am Strand in Domburg, auf dem Bauernhof in Bayern, in einem Kloster in Salzburg, oft bei meinen Großeltern... Dann die Sommerabende im Garten und auf dem Feld hinter unserem Haus, mit meinen besten Freundinnen, wenn wir in den Ferien länger als üblich noch draußen spielen durften...
Und die Adventsabende mit der gesamten Verwandtschaft, Heiligabend mit der Familie, das Geschenke auspacken, ebenso Ostern, Ostereier und Osterhasen suchen, Nikolaus, St. Martin...
Und die Schule war noch einfach, ohne lernen und quasi ohne Hausaufgaben, zum Mittagessen war man zu Hause und Sorgen und Stress gab es wenig (bzw. ich habe sie seitdem ziemlich erfolgreich verdrängt).
Zur Erstkommunion gab es zb. ein Riesenfest, bergeweise Geschenke und sogar einen Computer, bis dato etwas völlig unbekanntes...

Meine beste Freundin und ein paar andere Freundinnen und ich waren quasi unzertrennlich und hatten ähnliche Interessen, wobei mein kleiner Bruder und ich immer die verrücktesten Ideen hatten (Bettdecken und Kopfkissen aus dem Fenster im ersten Stock geworfen, Schirm geholt und grade im Begriff, Fallschirm zu springen, als meine Mutter uns erwischte :D ).
Es gab auch nervige Sachen, klar, aber die schlimmste Sorge war, ob man zB. für die Hausaufgaben 15 oder doch furchtbare 20 Minuten brauchen würde :D

Von jeglichen Kleidungsfragen war man noch verschont, pinke Cordhosen mit Hochwasser zu braunen Schuhen, gelb-lilaner Pulli und Buchstaben- Haarspange - wen stört's? Mami legt die Sachen raus, am Abend sind sie sowieso wieder dreckig, aufs Aussehen achten Freunde nicht.
Das waren noch Zeiten... ;)

Wettrosenkranzbeten mit meinem Bruder :D ich natürlich gewonnen, zwei Jahre Entwicklungsvorsprung machen in dem Alter einen großen Unterschied in der Fähigkeit, sich zu artikulieren; WettABCaufsagen, Wettzählen, Wettlaufen, zu dritt oder viert auf eine Schaukel setzen und schwingen, bis man waagerecht fliegt...
Mama im Garten helfen, hauptsächlich dadurch, dass man nicht im Weg steht, über Wunder staunen, wie zB. das, wie Mama die Tür aufkriegt, obwohl sie von innen verriegelt ist, wie man Dinos aus Schnee machen kann oder ganze Häuser, wie man in diesen Iglus dann Feuer machen kann, ohne obdachlos zu werden, indem sie schmelzen...

Wenn ich nicht alles verdrängt und beschönigt habe, um irgendein Trauma zu überdecken, war meine Kindheit sehr schön, mindestens bis ich aus der Grundschule kam :)
Auf jeden Fall gab es aber auch Dinge, die besser hätten sein können und die ich später mit meinen Kindern anders machen möchte :)

Anaeyon
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Sa 23. Apr 2005, 21:17 - Beitrag #3

Mh, ich erinnere mich an fast nichtsmehr Bild

Naja, ich kann mich immer an einzelne Momente erinnern. Meist an Momente aus dem Urlaub, kA wieso. Meist sind die Erinnerungen schon schön, da kommt ein bisschen...Nostalgie (?) auf. Aber wenn ich dann genauer nachdenke wie ich mich in dem Moment gefühlt habe, dann merke ich, das es damals auch nicht arg anders war.
Aber ich bin der Meinung, nahezu perfekte Eltern zu haben. Ja, sowas hört man nicht oft von Teenagern, aber wenn ich mir meine Klassenkameraden so anschaue, dann merk ich das bei mir einiges besser gelaufen sein muss Bild

Und zu Alkohol und Drogen: Bah, blos nicht. Wenn ich jemals total ohne Konkurrenzdenken war, dann in der Kindheit. Und zwar weil ich da noch nicht an Alk und Sex gedacht habe. Jetzt versuche ich diesen Zustand zwar so gut wie es geht beizubehalten, aber 100% will es mir nicht gelingen.

Da-Fe
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So 24. Apr 2005, 10:14 - Beitrag #4

lol... genau dazu mache ich gerade eine "schöpferisches Großprojekt" ^^ Ich bringe mein Leben zu Papier. Und wer sich meine Sig anguckt, wird auch erkennen, was ich ungefähr von meiner Kindheit weiß ;)

Also ich zitier einfach mal ein bisschen was:
Felix Streller proudly presents:
Es begann… ja da kann ich mich kaum dran erinnern, denn ich war ja noch klein. Ich weiß nur sehr wenige Dinge und manche nur von Fotos oder Erzählungen, so dass ich manchmal nichtmal mehr zwischen wirklicher Erinnerung und „schon mal“ gesehen unterscheiden kann. Ich wohnte in Berlin, bzw. meine Eltern wohnten dort und somit zwangsläufig auch ich und einige Monate nach meiner Ankunft auf dieser schönen Erde auch meine Schwester. Die Erinnerungen die ich habe, beschränken sich auf 2 zusammenhängende Bilderanreihungen, die etwas Sinn ergeben. Die erste ist wohl folgende: mein Vater, mein Schwesterchen Lea und ich überquerten eine große Straße (ich glaube es war die Straße vor einer der von uns einstmalig bewohnten Wohnungen). Es kamen viele Autos und mein Vater hatte alle Hände voll damit zu tun, Lea und mich unbeschadet über die Straße bringen zu können, jedoch verlor einer von uns Zweien seine „Schnullerflasche“… die Aufregung war groß und anscheinend versuchte ich oder Lea dem Fläschchen hinterher zu krabbeln, was dazu führte, dass die Situation scheinbar brenzlig wurde, denn mein Vater trat laut fluchend einmal hinter das Fläschen, welches seinen Weg Richtung Bordsteinkante fortsetzte, und riss die Beiden Kinder etwas unsanft aber sicher über die Straße. Meine nächste Erinnerung kann ich zeitlich nicht genau einordnen… Aber es begab sich, dass meine Eltern, ich und meine Schwester im Park unterwegs waren und die Gänse, Tauben und Enten fütterten. Eine der Gänse hat nach mir geschnappt, ich habe geweint, weil sie mich erschreckt und mir in den Finger gebissen hatte. Dann kommt wieder ein komischer Erinnerungsabriss. Nur wann setzt die nächste Erinnerung an? Ich glaube es war als wir zu meiner Krebskranken Oma in Wülpke (3 km entfernt von Bückeburg) zu Besuch waren. Ich war ein sehr neugieriges Kind, das bin ich glaube ich auch heute noch und somit habe ich dauernd Dinge gefragt, auch nach dem Tod meiner Oma, die für die anderen wohl sehr schmerzhaft waren. Was genau das nun war, weiß ich nicht. Ich glaube ich habe einmal gesagt, ich würde mich freuen, dass Oma tot sei, worauf hin mir meine (jetzt) Tante sagte, dass sie mir am liebsten eine reinhauen würde, was ich heute gut nachvollziehen kann, aber damals weiß ich gar nicht mehr, was ich mir dabei gedacht hatte. Meine Oma war sehr religiös, sie hat auch mit meiner Schwester und mir oft in einer Kinderbibel gelesen und uns von Gott erzählt, was dazu führte, dass ich auch daran glaubte und mich insofern für sie freute, dass sie jetzt bei ihrem Herrn im Paradies war. Sie hatte uns 2 Kindern beigebracht, wie man Sonnen malt… und Wolken, sowohl Schäfchenwolken, als auch welche, die Wind aus einem großen Mund rauspusten… Sie war eine sehr sehr liebe Frau und ich habe sie wirklich in guter Erinnerung. Zumindest das woran ich mich noch erinnern kann ist gut. Gestorben ist sie glaube ich im Winter 1993, da war ich vier Jahre alt und wir wohnten bereits in der Jena-Straße in einem gemieteten großen Winkelbungalow mit großem Garten und einem Klettergerüst und einem Sandkasten. An meinem 4. Geburtstag hat Oma-Traudi, wie wir sie nannten noch teilgenommen.

Milena
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So 24. Apr 2005, 10:29 - Beitrag #5

ich habe meine Kindheit damit begonnen, dass ich als Schlüsselkind meinen Schlüssel in der Hand hielt und die Tür zu einer einsamen Kindheit geöffnet habe, ich bin durch sie hindurchgetreten, Jahr um Jahr
und ich halte den Schlüssel noch in meiner Hand, um sie eines Tages endgültig abzuschliessen..

Maurice
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So 24. Apr 2005, 11:03 - Beitrag #6

Meine Kindheit? Meine Vergangenheit ist gemischt, aber insgesamt würde ich sie am liebsten ganz vergessen. Ein Gedächnisverlust, der nur die letzten drei Jahre übrig lassen würde, wäre ideal.

Iirc war meine Kindheit bis zur Grundschule soweit sorgenfrei. Ich hatte schon immer nur wenige Freunde, aber eine handvoll hatte mir immer schon gereicht.
Ab der Grundschule bis zum Abi gab es immer jemand der entweder psychisch oder auch physisch auf mir rumgehackt hat. Damals habe ich mir den "pädagogisch wertvollen" Rat meiner Mutter einfach befolgt, dass ich die Angriffe einfach ignorieren solle, sie würden dann von alleine aufhören. Ein naives Ideal...
Ich war zwar nicht schlecht in der Schule und hatte fast nur Zweier, aber schon da habe ich mich im Hinblick auf die besseren Schüler als minderwertig angesehen. Ab der Mittelstufe wurde ich darüber hinaus immer mehr zum Außenseiter. Das Desinteresse an mir und meines an den anderen verstärkten sich gegenseitig. Anfangs der Mittelstufe hatte ich ein paar mehr Kumpels, mit denen ich auch oft Fußball spielte. Dieser Kreis dünnte sich mit der Zeit aus und reduzierte sich wieder auf wenige Personen, mit denen mich nur noch das spielen am PC verbund. Später kam für eine relativ kurze Zeit noch das RPG-Spielen hinzu, was aber nach einer Zeit abgebrochen wurde, weil mein ehemals bester Freund, den ich seit dem Kindergarten kenne, nicht mehr zum spielen kam. Der Junge hat sich einfach die Birne kaputt gekifft... ka wie es ihm jetzt geht. Seit damals habe ich ihn fast nie mehr gesehen.
Die andere belastende Sache meiner Kindheit war die Kriese meines Vaters. Als ich 10 war ist er einfach für ein einige Monate abgehauen. Danach ließ er sich immer mehr hängen. Er war ständig arbeitslos und wenn er einen neuen Job bekam hat er sich so bescheuert angestellt, dass er ihn schnell wieder verlor. Er wurde zu meinem Anti-Vorbild. Über die Jahre wurden die Spannungen zwischen ihm und meiner Mutter immer stärker, was dann zu immer häufigen und lauten Streits hinauslief. In den letzten Monaten vor der Scheidung versuchte meine Mutter so oft wie möglich von zu hause fern zu bleiben um Streit zu vermeiden. Die ehemalige Familienidylle meiner Anfangsjahre sind fast vollständig vergessen.
Die meiste Zeit meiner Jugend verbrachte ich vor der konsole und später vor dem PC. Meine heutige Interpreation davon ist eine Flucht in eine angenehmere Fantasiewelt.

Ich finde es schon schade, dass es nicht anders gelaufen ist, weil ich sonst ein anderer und wohl besserer Mensch wäre. Aber es lohnt sich nicht, sich darüber zu ärgern, denn es konnte nur so kommen, wie es gekommen ist.

Traitor
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So 24. Apr 2005, 14:57 - Beitrag #7

Insgesamt habe ich positive Erinnerungen an meine Kindheit. Freunde gab es immer, wenn auch manchmal eher wenige, aber ich konnte mich auch immer gut oder mit nur einem Freund beschäftigen. In der Grundschule und auf dem ersten Gymnasium gab es öfters Ärger mit dummen Mitschülern, aber ich habe es überstanden und nach dem Wechsel auf's CJD war das dann auch vorbei. Lernen hat mir nie Stress bereitet. Vor allem hatte ich auch stets ein sehr gutes Verhältnis zu meinen Eltern - viel Beschäftigung miteinander in der frühen Kindheit, viel Freiheit ohne jede Entfremdung später.
Als "glücklichste Zeit meines Lebens" würde ich die Kindheit aber nicht bezeichnen, das war bisher ganz eindeutig das letzte Schuljahr. Aber es kann ja nicht jeder Lebensabschnitt ein Superlativ sein, und ich bin sowohl mit dem Verlauf als auch mit dem Produkt meiner Kindheit im großen und ganzen hinreichend zufrieden.

Maglor
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Do 28. Apr 2005, 18:29 - Beitrag #8

Vieles, was ich damals tat oder erfuhr, scheint mir, wo ich nun weiß, dass es anderen Welten gibt, seltsam und sonderbar. Doch was ich damals als Realität erlebt, war real und gleichfalls schien mir nichts anderes möglich als eben dieses.
Geradewegs kommen mir heutzutage gerade jene merkwürdigen Brüche in den Sinn, in denen sich der Fortlauf meines Lebens entschied. Zum einen freilich erscheint mir heute die Tatsache, dass ich ja eigentlich nach dem Willen des Landes Hessen Sonderschüler werden sollte, ein Tatbestand, den ich Jahre lang in Vergessenheit hielt. Freilich war ich mir damals nicht bewusst, dass mein regelmäßiger Schulbesuch eigentlich alles andere als legal ware. Wie auch immer bereitete mir die Schule anfangs starke Schwierigkeiten. Vor allen Dingen war das Schreiben ein Problem, denn da ich als geborener Rechtshänder dazu getrimmt wurde mit Links zu schreiben, sodass ich doch das erste Schuljahr weitgehend in Spiegelschrift erleben musste. Hinzu kam, dass ich auf Grund meines körperlichen Defizite, die ja auch zur Sonderschule verwiesen, mit regelmäßiger Krankengymnastik und Ergotherapie auszugleichen suchte, was in den ersten Lebensjahre mit mit Sitzungen mehrmals die Woche füllte. Durch jahrelange Einzeltherpie auf permanente Aufmerksamkeit getrimmt, schien dann auch mein Sozialverhalten bald nicht angemessen zu sein.
Nicht nur auf Grund meiner abgelegenen ja schon fast nicht mehr dörflichen Wohnlage verbrachte ich den Großteil meiner Kindheit zu Hause. Überhaupt fällte mir auch jegliches sportliches Talent. Ich las fiel für ein Kind, schaute fern oder beschäftigte mich mit Legosteinen und dergleichen, oder auch mit dem was das Land so her gibt Hühner, Frösche, Sand...

MfG Maglor

Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 2. Mai 2005, 11:13 - Beitrag #9

die Hölle mit gelegentlichen himmlischen Momenten ... oder war es der Himmel mit gelegentlichen höllischen Momenten? So sicher weiß ich das nicht mehr. Damals war es für mein elementares Empfinden die Hölle, intellektuell frühreifes Kind, das nicht entsprechend gefördert wurde und im Untergrund verschwand, ständig unterfordert, bis ihm nichts mehr wirklich Spaß machte. Ich habe dann ab spätestens meinem zweiten Grundschuljahr damit begonnen, mich systematisch zu verweigern, was mir natürlich übel ausgelegt wurde und zu entsprechendem Ärger führte, bis hin zum Krieg zwischen Lehrern und mir und zwischen meinen Eltern und mir.

Damals war es die Hölle, mittlerweile kommt es mir wie eine paradiesische Hölle vor, weil es nur ein Vorgeschmack war. Es hat sehr lange gedauert, ehe ich dem Lebensgefühl eines fortwährenden selbstzweckhaften Alptraums entkam, aber das Gefühl lauert dicht unter der Oberfläche und ist nach wie vor jederzeit abrufbar.

aleanjre
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Mo 2. Mai 2005, 11:43 - Beitrag #10

Meine Kindheit war schmerzlos. Ich habe fast gar nichts gefühlt, nur ganz selten gelitten und war noch viel seltener wirklich und wahrhaftig anwesend. Jede Schlechtigkeit, alles schmerzhafte, verletzende, wurde ohne Umwege in den großen Vulkan geworfen, der tief in mir war. War eine böse Überraschung, als ich lernte, dass Schmerz nicht verbrennen kann. Aber es war okay. Als der Vulkan ausbrach, war ich alt genug, um solche Katastrophen zu ertragen. Ich bin dankbar dafür, dass es so war, denn auf diese Weise war meine Kindheit eine gute Zeit. Zuhause existierte ich als unsichtbarer Schatten, wann immer ich konnte war ich auf der Flucht. Bei meinen Freundinnen, oder auch allein. Konnte ich nicht fort aus dem Haus, habe ich gelesen, um wenigstens gedanklich zu fliehen.

@Maglor: Was haben parallele Welten mit deinen Biographiebrüchen zu tun? :confused:
Ach ja: Und warum um Himmels willen wurdest du als Rechtshänder auf links gepolt? Umgekehrt war es ja früher üblich, weil Rechtshändigkeit eben der "Norm" entspricht.

Ipsissimus
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Mo 2. Mai 2005, 11:53 - Beitrag #11

das kann ich sehr gut nachempfinden, Alea, auch bei mir waren Bücher einer der wenigen Anker

vielleicht meint Maglor eine Art Schizophrenie?

Rosalie
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Mo 2. Mai 2005, 12:11 - Beitrag #12

Meine Kindheit verlief eigentlich ziemlich normal. Mit meinem um zwei Jahren jüngeren Bruder gab es öfters Zoff, den ich aber meist verbal gewann. Mit elf zog es ihn ins Internat (wer weiß, vielleicht hab ich ihn doch zu oft geärgert. Orginalton vom damals sechsjährigen: die ..... ist ein böses Mädchen!)Danach verbesserte sich unser Verhältniss enorm. Dann kam unser Nesthäkchen, mein um acht Jahre jüngerer Bruder, den ich, solange er sich ließ, überall mit hin schleifte. Später als ich mein erstes Auto besaß, machte ich Spritztouren mit ihm. Wir verstehen uns heute noch super.

Ein Fernsehgerät besaßen wir zu Hause nicht, sodass wir viel gemeinsam unternahmen. Als wir unser erstes Auto bekamen, fuhren wir sonntags immer ins Grüne zum Picknicken, mit Kühltasche, Grill und Hähnchen, Federballspiel ... Mit 19 zog es mich in die Großstadt, doch hatte ich weiterhin einen guten Draht zu meiner Mutter, mit welcher ich häufig telephonierte.

Elbereth
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Mo 2. Mai 2005, 13:19 - Beitrag #13

Mittlerweile habe ich praktisch nur positive Erinerungen an meine Kindheit, obwohl es mir damals nicht so schön erschien. Schon früh hielt mich die ganze Verwandschaft für ein zu schweigsames und ernstes Kind, und ich hatte immer das Gefühl dass meine Schwester und Cousinen mehr gemocht wurden als ich, aber das ging dann mit der zeit weg, meine Schwester (1,5 Jahre jünger) war auch meine beste Freundin, und meine Eltern taten wirklich alles damit wir es auch gut haben, und obwohl wir zu viert in einer kleinen 1 und später 2 Zimmer Wohnung lebten, und nicht wirklich in Luxus gebadet haben, war meine Kindheit doch ziemlich glücklich. Danach kamen einige Umzüge (von der Ukraine nach Frankreich, und dann nach Deutschland) die gerade mit der Pubertät zusammenfielen, und das war keine schöne Zeit: keine Freunde, neue Sprachen, und noch ständig Zoff mit den Eltern. Aber das ist auch nicht mehr wirklich Kindheit.

Maglor
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Mo 2. Mai 2005, 18:01 - Beitrag #14

Zitat von aleanjre:Was haben parallele Welten mit deinen Biographiebrüchen zu tun? :confused:
Ach ja: Und warum um Himmels willen wurdest du als Rechtshänder auf links gepolt? Umgekehrt war es ja früher üblich, weil Rechtshändigkeit eben der "Norm" entspricht.


Naja, eigentlich haben parallele Welten mit diesen Brüchen sehr viel zu tun, wobei allerdings meine abenteuerliche Metaphorik hier zum Missverständnis geführt hat. "Welt" bezeichnet hier einen Mikrokosmos und nicht den Makrokosmos als ganzes.

Meine Umpolung von Links auf Rechts hatte den Grund, dass mein rechter Arm etwas kürzer als der Linke ist, der rechte Brustmuskel komplett fehlt sowie die rechte Hand ungefähr halbe Größe der Linken hat, außerdem verfügen die Finger über keine Gelenke.

MfG Maglor

DaumA
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Di 3. Mai 2005, 17:31 - Beitrag #15

Meine Kindheit (wenn auch noch nicht vorbei) war sehr schön.
Bin auf dem Land aufgewachsen, wo die Leute an sich sehr Kinderlieb sind. Wir konnten viel an der Luft spielen, kamen jeden abend dreckig nach Hause, so das unsere Mütter schon die Krise bekamen. Abends ging es dann immer schnell ins Bett, weil alle ziemlich müde waren.
Dazu muss ich sagen, Spielplätze gibt es zwar viele hier aber dort haben wir fast nie gespielt. Es war alles schön. Wir hatten alle Haustieren, Kanninchen, Pferde, Katzen, Hunde,...damit konnten wir uns auch immer beschäftigen...

Freyja
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Do 12. Mai 2005, 12:47 - Beitrag #16

Also ich erinner mich an einiges sehr gern. Aber meist fällt einem dann doch auch wieder was ein, was das schöne Bild kaputt macht.
Also versuch ich einfach net so viel dran zu denken. Ich hoffe einfach, daß ich meinen eigenen Kindern eine Kindheit bereiten kann, an die sie irgendwann zurück denken können ohne, daß irgendwelche Schatten darauf liegen!

Fib
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Do 12. Mai 2005, 23:14 - Beitrag #17

Also ich kann mich noch wage an manche Momente errinnern,zum Beispiel wo ich mit meiner Oma Bus gefahren bin da war ich 4 und der Reifen platzte und ich mich an irgendso nen Opa geklemmt hatte und die ganze Zeit geheult hab weil ich dachte wir sterben (ich lebe wie ihr sehen könnt immer noch) und wie ich mit meiner Mutter in den Urlaub nach Sylt geflogen bin und die ganze Zeit die Leute genervt hab und durchs Flugzeug gedüst bin, ja solche kleinen schönen Momente, wie ich das erste mal mit meinem ersten Hund gassi bin und er mich umgeworfen hat und hinter sich her gezogen hat und ich mir meine Knie aufgerissen habe, ich war den ganzen Tag sauer und habe den Hund geschimpft, am nächsten Tag war er wieder mein Liebling ^^. Und dann an die ganzen Umzüge im zwei Jahre Rythmus... die Sreitereien meiner Eltern... dass ich mit 6 Jahren schon alleine daheim bleiben musste, weil beide arbeiten waren. Ja das Leben birgt überall gute und schlechte Erfahrungen, egal in welcher Lebensphase..

Amy
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Di 31. Mai 2005, 15:47 - Beitrag #18

Also, ich kann mich auch nur schwer an meine Kindheit erinnern.
Irgendwie vergesse ich alles. Daher schreibe ich einige wichtige Szenen im Roman-Stil auf, um sie mir zu behalten.
Ich habe zu erst in der Stadt gewohnt, aber daran kann ich mich kein bisschen erinnern. Nur an eine grüne Tür (die ist jetzt immer noch grün ^^) und Treppen, die in eine dunkle Etage hochführt. Hatte damals für mich etwas einschüchterndes.
Als wir dann umzogen, in ein Dorf einige Kilometer von der Stadt entfernt, in die Nähe einer Burgruine, kommen da schon mehr Erinnerungen auf. Ich kann mich da sogar noch an den Umzug erinnern. (Wir sind im Winter umgezogen und es war so glatt, dass wir in einem Graben hängen blieben, meine Eltern Stunden rumgeirrt sind und uns dann ein Bauer helfen musste) Dort oben habe ich viele zahlreiche Erinnerungen, die aber auch schwinden. Aber es sind meine Schönsten. Und momentan sitze ich manchmal irgendwo auf einer Bank und denke an einige Szenen. Unser Haus lag damals neben einem Wald, also wenn man aus der Tür trat, stand man in diesem Wald. Ich bin immer in diesem Wald gelaufen. Ich hatte eine so große Fantasie. Ich konnte mir alles vorstellen, was ich wollte. Ich rannte durch die Wälder, stellte mir Elfen vor, die mich umgaben, mich unterhielten, mir Aufmerksamkeit schenkten. Im Sommer spielte ich mit den Jungs (in diesem Dorf war ich eines der sehr sehr wenigen Mädchen, daher hab ich immer mit Jungen gespielt) in den Korn- und Maisfeldern. Ja, ich weiß noch, dass ich damals immer Angst hatte, mich in einem der Felder zu verlaufen.. Dort hängen so viele Erinnerungen. Der Gläser, der immer seine kleinen Kunstwerke machte (einmal war ich zu schnell und die Figur war noch nicht abgekühlt und ich hab mir böse die Finger verbrannt), die Burgruine, das Museum, in dem ein Schlüssel liegt, den ich einmal gefunden hatte. Der Zwillingsschlüssel eines Schlüssels aus der Burgruine, der schon sehr sehr alt ist.
Oft bin ich zu einem Grab gelaufen, dass dort oben war. Das Grab eines Dichters (Siegfried von Vegesack, sagt einem der Name was?). Manchmal habe ich mit dem Grab gesprochen, bzw. mit dem Dichter. Ich habe ihn bewundert. (Auch wenn ich bis dahin noch nichts von ihm gelesen habe)
Als wir dann umzogen, wieder in die Stadt, begann ein absolut neues Leben für mich. Meine Eltern waren lange arbeiten, meine Schwester zog nach Nürnberg um, ich wurde zum Schlüsselkind. Wenn ich nach Hause kam, war nie jemand da. Und das bin ich auch immer noch.

Aber wenn ich so zurückblicke, auf meine Kindheit ... war sie schön. Und ich vermisse sie. Ich vermisse die Stunden in den Kornfeldern, die Abenteuer im Wald, die großen Reisen zu einer kleinen Siedlung in der Nähe des Dorfes, was uns damals wie eine andere Welt vorkam. Ich vermisse sie, werde sie aber immer mit Liebe in Erinnerung halten (ich bin ja erst 15..)


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