epidemie schrieb:
"Liebe ist ein vom Körper unterbewusst erzeugtes Gefühl. Hierbei signalisiert der Körper, dass die Person, die vom Organismus geliebt wird, als ein gutes Gegenstück zu Fortpflanzungszwecken angesehen wird. Das Gefühl 'Liebe' ist also ein vom Körper eigens kreiertes Gefühl um zwei Individuen aneinander zu binden um dem Nachwuchs ein Überleben zu ermöglichen."
Dazu muss ich mal etwas tiefer einsteigen...
Liebe ist eine Empfindung.
Was ist eine Empfindung?
Empfindungen sind für mich durch Sinneseindrücke oder auch autogen erzeugte Sensationen, die vom Bewußtsein verarbeitet wurden.
Empfindungen sind so gesehen Produkte des Bewußtseins und wesentliche Triebfeder des Handelns.
Wenn eine Sensation quasi nackte Information über das So-Sein einer Sache ist, besteht der Vorgang des Empfindens darin, diese Information mit einer Bewertung zu versehen und verschiedene bewertete Sensationen zu korrelieren, zu kombinieren und zu integrieren.
Was ist ein Bewußtsein?
Hatten wir anderwärts schon mal angerissen, ich würde in grober Näherung sagen, daß Bewußtsein das Produkt eines neuronalen Anregungszustandes der Großhirnrinde ist.
Durch die Unterscheidung zwischen einer internen (bzw. genauer einer bewußten und mehrerer weiterer weniger bis unbewußter) und einer externen Projektionsfläche ist es dem Bewußtsein möglich, die ihm zufließenden Sensationen (Sinneseindrücke und vom Hirn selbst erzeugte Informationen) im Hinblick auf ihre Relevanz für das Individuum einzuordnen, wertmäßig einzustufen und daraus Handlungserfordernisse abzuleiten.
(So gesehen ist Bewußtsein das Gegenstück zu Instinkten und Konditionierung - die Pawlowschen Hunde können nicht anders, als beim Hören der Glocke zu Speicheln und das Futter zu suchen, wir haben die Möglichkeit, unser vorhandenes Hungergefühl unserem parallel vorhandenen Glücksgefühl beim telefonieren mit einem guten Freund gegenüberzustellen und zu entscheiden, ob wir lieber mit knurrendem Magen weiter telefonieren wollen oder doch etwas essen.)
Die Vorgänge der Relevanzeinordnung und Bewertung erfolgen unbewußt, im Prinzip kommt uns nur die Frage der Handlungsweise zu Bewußtsein, wo wir dann aber auch im Sinne einer Reflektion die gegebenen Bewertungen handlungsmäßig zur Disposition stellen können.
Insofern, daß das Limbische System einen guten Teil an Bewertungen beisteuert, müßte man es hiernach als eine Ebene des Bewußtseins betrachten - oder die hiervon gelieferte Bewertung als Teil des grundlegenden Informationsgehaltes der Sensation ansehen.
So gesehen ist Liebe eine von zahlreichen möglichen Empfindungen.
Der biologische Sinn von Liebe ist in meinen Augen nicht ausschließlich unter Fortpflanzungsaspekten zu betrachten. Der Mensch ist ein "Hordentier", und das Zusammensein erfordert soziale Codes und Standards, wie sie z.B. auch bei den Affen vorkommen.
Dort ist allerdings das Individuum nur solange Teil der Horde, wie es mitlaufen kann, bricht sich der Silberrückenmann ein Bein, wird er liegen gelassen.
Damit geht der Gruppe auch sein ganzes Wissen verloren.
Es wird sehr ernsthaft diskutiert, daß der entscheidende evolutionäre Vorteil der ersten Hominiden war, daß sie zu Liebe fähig waren und deshalb auch noch den kranken Alten mitschleppten und damit auch dessen Wissen.
Auf die Fortpflanzung bezogen dient die partnerschaftliche Liebe der Partnerbindung, um dem möglichen oder realen Nachwuchs ein hinreichend langjähriges Nesthockerdasein zu ermöglichen.
Ganz real muß gesehen werden, daß bei verschiedenen Affenarten ein neuer Partner die Jungen seines Vorgängers umbringt und die Mutter dies zuläßt. Und irgendwo las ich neulich, daß auch wir Menschen noch irgendetwas von dieser Verhaltensweise in uns haben.
Insofern würde ich das Eingangszitat eher so für richtig halten:
(Partnerschaftliche) Liebe ist ein vom Gehirn unterbewusst erzeugtes Gefühl. Hierbei signalisiert das Unterbewußtsein dem Bewußtsein, dass die Person, (die Representanz einer Person, Sache, Objekt der Begierde), die von der liebenden Person geliebt wird, als ein gutes Gegenstück zu Fortpflanzungszwecken angesehen wird. Das Empfinden/Gefühl 'Liebe' ist also ein vom Gehirn eigens kreiertes Gefühl, um zwei Individuen aneinander zu binden, um dem Nachwuchs ein Überleben zu ermöglichen.