Die Namen der "Heuschrecken" - Die Kapitalismusdebatte

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Bowu
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Di 10. Mai 2005, 21:21 - Beitrag #21

Ich befürchte, dass die Regierung nicht kompetent genug ist,irgendwem eine Mehrwertsteuererhöhung plausibel zu begründen.

Auch würde ich nicht dafür plädieren, (vor allem nicht in Hinsicht auf obige Diskussion) die Arbeitgeber aus ihrer sozialen Verantwortung zu nehmen. Viel eher sollte der Einkommenssteuerfreibetrag oder noch besser die Kinderfreibeträge steigen.

Stalker
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Mi 11. Mai 2005, 14:47 - Beitrag #22

Aus welchem Grund die Debatte entstand ist nun wirklich sekundär. Auf die Argumentation und auf die Notwendigkeit einer Debatte allein sollte das Augenmerk fallen. Wenn ein notwendiger öffentlicher Diskurs angeleiert wird durch zweifelhafte Motive einiger Weniger ändert das nichts an der Notwendigkeit des Diskurses.
Dann Frage ich mich, welche „soziale Verantwortung“ den Arbeitgeber anheim fallen sollen? Von der utopischen Theorie aus Artikel 14, Absatz 2 „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ einmal abgesehen. Natürlich kann man von Arbeitgebern, Manager oder „Heuschrecken“ erwarten dass sie ausschließlich im gesetzlichen Rahmen handeln, aber von ihnen darüber hinausgehendes moralisches Handel zu erwarten ist einfach nur utopisch und ein Stück weit heuchlerisch. Wir – die westliche Welt – leben nun mal in einem kapitalistischen System auf Grundlage des Liberalismus, mit dem Prinzip, dass der Egoismus des Einzelnen die Triebfeder der Gesellschaft wird. Und gerade in unserem Kulturraum, in dem wir nicht mehr von einer „Gemeinschaft“ sondern von einer „Gesellschaft“ reden, in dem der Individualismus und damit einhergehend der Egoismus das zu erstrebende Ideal darstellt, können wir nicht erwaten dass eine Vermögende Minderheit anders handelt als der Rest. Fast jeder strebt im Grunde genommen danach ein Maximum an Geld, Konsumgüter oder Freizeit für ein Minimum an Arbeit zu erlangen. Von löblichen Ausnahmen abgesehen. Was – wie ich glaube – vielen an den Politiker, Managern oder Heuschrecken stört ist nicht ihr möglicherweise unethisches Handeln, sondern dass sie (die Kritiker) sich zu den Verlieren dieses Systems zählen. Anders handeln in ähnlicher Lage würde wohl kaum jemand. Warum zum Beispiel gibt es immer wieder Proteste über erhöhte Diäten oder Gehälter, die rein wirtschaftlich absolut unbedeutend sind, aber es findet sich kaum öffentliche Kritik an der Schwarzarbeit die nach Schätzungen jährlich 15% der gesamten Steuereinnahmen des Bundes an Geldmittel der Allgemeintheit entziehen.
Wir sollten konsequent sein, das heißt entweder tragen wir dieses System mit und akzeptieren seine negativen Konsequenzen oder wir fordern eine soziale Verantwortung von jedem Mitglied der Gesellschaft die über den gesetzlichen Rahmen hinausgeht. Aber mal ehrlich, wie viele wollen ihre Energie, ihr Geld und ihre Freizeit wirklich noch für die Zeit und die Gesellschaft in der sie Leben opfern? (Eine rhetorische Frage)
Zusammenfassend bleibt also nur zu sagen: Kapitalisten sind auch nur Kinder ihrer Zeit, wollen wir sie abschaffen müssen wir eine neue Zeit einleiten.

Feuerkopf
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Mi 11. Mai 2005, 16:07 - Beitrag #23

Ich hoffe, es gibt jemanden hier, der mir mal den Begriff "Hedge-Fond" erklärt.

Heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass selbst die größten Konzerne nicht geschützt sind vor zeitweisen Übernahmen durch besagte Hedge-Fonds, deren Inhaber kein anderes Ziel haben, als möglichst viel Profit aus einer Firma zu ziehen, egal um welchen Preis.

Letztes prominentes Opfer: die Deutsche Börse, von der ich vorher nicht mal wusste, dass sie eine AG ist!

Stalker
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Mi 11. Mai 2005, 16:21 - Beitrag #24

Ich hab zwar schon einiges über diese Fonts und auch andere kritische Anlagemöglichkeiten gelesen, bevor ich haber was falsches sage gebe ich lieber den Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hedge-Fonds
Besonders empfehle ich dir die PDF datei im Anhang. Nach der Lektüre sind alle Fragen und Klarheiten beseitigt^^

Bowu
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Mi 11. Mai 2005, 18:55 - Beitrag #25

[quote="Stalker"]Dann Frage ich mich, welche „]

Warum sollte man das zahlen der Lohnnebenkosten nicht als Übernahme von Verantwortung (Kosten) einstufen?

Zum Streben nach maximal Freizeit brauch man ziemlich wenig Geld ;)

Zu deiner These das 15% der Gesamtsteuereinnahmen durch Schwarzarbeit ausfallen:

463 Milliarden € sind die Gesamtsteuereinnahmen der BRD
pro Jahr, wenn davon 15% durch Schwarzarbeit verloren gehen, so sind das 70 Milliarden € die angeblich durch Schwarzarbeit fehlen sollten. Die bisher eingenommene Lohnsteuer liegt bei ca. 170 Milliarden €.
Glaubst du wirklich das jeder Dritte € schwarz verdient wird?

LadysSlave
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Di 17. Mai 2005, 17:06 - Beitrag #26

Lieber Willy!
An den Lohnnebenkosten kann es nicht liegen, tut es auch nicht (ich erinnere hier so nebenbei, dass die Bundesrapublik Exportweltmeister ist und das im direkten Konkurrenzkampf zu allen anderen Staaten) Es liegt an der fehlenden Kaufkraft. Was glaubst du wohl, wird mit der Kaufkraft passieren, wenn die Mehrwertsteuer erhöht wird? Die Mehrwertsteuer zahlen die Endverbraucher, die jetzt schon zuwenig Kaufkraft haben.(Unternehmen bekommen sie als Vorsteuer zurück)
Übrigens ist es keine Steuersenkung, wenn man die Körperschaftssteuer auf 60% erhöhen würde.
Diese Körperschaftssteuererhöhung würde auch Keinen aus einem Land wie Deutschland treiben, in dem man so trefflich Gewinne macht. Wenn dann steuerliche Anreize gegeben werden Arbeitsplätze zu schaffen indem die erhöhte Körperschaftssteuer durch Neueinstellungen gesenkt werden kann, so ist das doch nur gut. Somit wäre die ganze Heuschreckendiskussion (die eigentlich nichts sagt sondern pseudoradikales Gewäsch darstellt um in NRW die Stimmen ehrlicher Sozialdemokraten zu fischen oder zumindest zu betäuben) überflüssig. Die Wirtschaft hätte ein Interesse an der Schaffung von Arbeitsplätzen, wenn dadurch dann Steuern gespart werden können, der Staat hätte den Gewinn, weil neue Mitarbeiter auch neue Lohnsteuerzahler sind. Niemand will den Kapitalismus abschaffen, aber er muss in gesetzliche Bahnen gezwungen werden um volkswirtschaftlich nützlich zu sein! Sicher sollen Gewinne gemacht werden. Doch Gewinne allein sind unnütz und schöpfen Kaufkraft in einer Volkswitschaft ab, die schon jetzt zuwenig Kaufkraft hat. Man sieht es doch an den hohen Sparquoten, die von 5% der Bevölkerung gehalten wird, wogegen 80% der Konteninhaber den Dispo voll ausnutzen müssen (Quelle deutscher Sparkasenverband September 2004). Dem muss entgegengearbeitet werden. und da ist eine Erhöhung der Körperschaftssteuer mit gleichzeitigem Nachlass bei Neuschaffung von Arbeitsplätzen ein durchführbares Mittel!

willy
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Mi 18. Mai 2005, 20:00 - Beitrag #27

Ich bin ja nur der Meinung, dass wir uns halt auch mal an Länder der EU orientieren sollten, die ja mit ähnlichen Konditionen wie wir traktiert werden, jedoch bei weitem besser dastehen.
Ich als Schleswig-Holsteiner schaue dann gern mal nach Skandinavien. Diese Länder haben einen stabilen Haushalt und ein solides Wirtschaftswachstum trotz einer hohen Mehrwertsteuer, dafür allerdings mit weit geringeren Arbeitskosten, einen vorbildlichen Arbeitsmarkt, einem nennenswert höheres Pro-Kopf-Einkommen und ein besseres Abschneiden seiner Schüler bei Pisa. Schweden hat zu dem ein viel stabileres Bevölkerungswachstum als Deutschland.

Auch sollte man bedenken, dass die Exporte durch die Mitgliedschaft in der Europäischen Union und den steigenden €uro verfälscht werden. Der Wert der exportierten Güter nimmt zwar durch den steigenden €uro zu, allerdings nimmt die Anzahl der exportierten Güter ab!

Bowu
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So 22. Mai 2005, 13:25 - Beitrag #28

Die Nebenkosten fließen direkt in die Sozialhaushalte, wenn der Arbeitgeber den Teil nicht mehr zahlt, muß Staat oder Arbeitnehmer einspringen. In beiden Fällen macht das Geld eine Station mehr - was ein mehr an Verwaltung bedeutet.

Die Lohnnebenkosten sind wenigstens durchsichtige mit klarem Ziel versehne Steuern.

LadysSlave
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So 22. Mai 2005, 13:45 - Beitrag #29

Zitat von Bowu:Die Nebenkosten fließen direkt in die Sozialhaushalte, wenn der Arbeitgeber den Teil nicht mehr zahlt, muß Staat oder Arbeitnehmer einspringen. In beiden Fällen macht das Geld eine Station mehr - was ein mehr an Verwaltung bedeutet.

Die Lohnnebenkosten sind wenigstens durchsichtige mit klarem Ziel versehne Steuern.


Ist schon recht, doch die, die Ihre Gewinne davon haben wollen die notwendigen Kosten nicht mehr tragen.
Das geht einher mit der Einstellung, Maximalprofit unter allen Umständen haben zu wollen. Das ist wie ein Kunde, der in einen Laden geht, mit dem klaren Ziel, nicht bezahlen zu wollen.
#Forderungen stellen und nichts zu bieten, das sind die Auswüchse des Kapitalismus, die wir derzeit erleben. Und das sind erst die Anfänge.

Doch das kann man keinem Kapitalisten vorwerfen, wenn die SPD für diese Strolche den Boden bereitet hat und nichts anderes ist die gesamte Agenda 2010

Das ist ein Zeichen des Niederganges anständiger Unternehmereigenschaften.
Die soziale Marktwirtschaft schränkt Kapitalisten insofern ein, als er nicht in der Lage ist, den Ast auf dem er sitzt aufzufressen.
Doch die sogenannten Heuschrecken haben keinerlei Gefahrenbewusstsein mehr, wes´halb bei denen auch der Krieg als Mittel der Gewinnmaximierung denkbar ist.

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