@JanW: Woher bist du dir der Sache mit dem Gehirn so sicher? Ich halte deine Argumentation auch für die naheliegendste, aber nicht für sicher bewiesen.
@Maurice: Sorry, ich hab deine Definition von Freiheit nicht verstanden gehabt, was sich durch deine kurze Erklärung in einem anderen thread geändert hat, so dass sich einige Diskussionen zwischen uns erübrigen.
Ich lerne gerade Ethik und da komm ihc auf einige neue Aspekte, die eine Diskussion hier weiterbringen können.
Frieden ist kein Naturzustand.
Maurice, du willst also Frieden als einen Naturzustand festlegen?
Dann musst du Frieden definieren. Ich sehe hier das Problem wie beim Fussball mit dem Videobeweis (eine Analogie

)
Beim Videobeweis ist die frage, wo fängt man an. Schießt jemand ein Tor, das kein Abseitstor war, aber der Schiedsrichter hat auf Abseits entschieden, dann müsste der Schiedsrichter anhand eines Videobeweises das Tor zählen lasse. War aber zum Beispiel der Ball 30 Sekunden vorher im aus, dann stellt sich die Frage, ob das auch noch zum Videobeweis gehört? Wo fängt man an?
Auf Frieden bezogen: Wo fängt der Frieden an? Du hast bisher noch keine sonderlich genaue Definition gegeben.
Ich tippe hier mal den
positiv definierten Friedensbegriff von meinem Ordner ab, um hier auf die wichtigsten Aspekte aufmerksam zu machen:
-Achtung der Menschenrechte (Gerechtigkeit, Freiheit, Sicherheit)
-keine Privilegien
-Ablehnung der strukturellen Gewalt (Unterdrückung von Gruppen)
-Ablehnung von Rassendiskriminierung / eines Geschlechts / ungerechter Einkommensverteilung
- Frieden heißt, es gibt keine Not mehr, die die Menschen zu Gewalttaten antreibt
-Fortschrittsordnung (gerechte Güterverteilung, einzelne kann sich emanzipieren)
-Rangskala von Werten
1. Erhaltung der Existenz des Menschen
2. Entfaltung des Menschen (d.h. Sicherheit der Selbstentfaltung)
-gerechtfertigte Gewalt: Widerstandsrecht gegen Staat, Notwehr
Dann stellt sich mir die Frage, wie willst du Frieden als solches schaffen, wenn es
keine absolute Gerechtigkeit geben kann?
Konzeptionen von Gerechtigkeit:
1. Jedem das gleiche Recht/Strafe???/Chancen
2. Jedem danach, wie er es verdient
3. Jedem gemäß seinen Werken/Leistungen
4. Jedem nach seinen Bedürfnissen
5. Jedem nach seinem Rang/Stellung
6. Jedem gemäß ihm vom Gesetz zugeteilten
Ich weis, dass das alles Sachen sind, deren Notwendigkeit darüber nachzudenken du nicht mit deiner Forderung nach Genveränderung verbunden hast, weil du sagtest, dass eine Ethik für solch einen Menschen eben noch entworfen werden müsse. Aber ich finde, wir sollten jetzt schon über eine solche Ethik diskutieren, um die Problematik eines solchen von dir propagierten besseren Lebens darzustellen (soweit möglich), um zu überprüfen, ob das ganze wirklich besser wäre.
Dann wurde hier schon einmal in Erwägung gezogen, die
Demokratie abzuschaffen und eine Aristokratie/Monarchie mit einem/mehreren sehr intelligenten Menschen an der Spitze, die den Staat regieren.
Da stellt sich mir die Frage:
Warum sollte ein Monarch/die Aristokraten zwingend Frieden wollen, wenn sie bei einem Krieg selber gar nicht zu schaden kommen würde? Du würdest wahrscheinlich jetzt damit argumentieren, dass dieser Mensch/diese Menschan an der Spitze das Staates so programmiert sind, dass sie weniger Machttrieb haben und dadurch keinen Krieg beginnen. Doch mit weniger Machttrieb die Macht über ein Volk zu haben? Ich sehe darin eine Problematik. Was macht man, wenn das Volk eine Revolution startet, weil es durch seine mindere Intelligenz/Übersicht/Macht die Entscheidungen des Herrschers/der Herrscher nicht akzeptiert?
Ich wollte damit nur sagen, dass eine Demokratie meines Erachtens besser geeignet wäre, wenn man den Menschen intelligenter machen würde.
@JanW: Du hast immer von dem Gefühl gesprochen, das durch eine Genmanipulation verloren geht.
Das Rechtsgefühl
Der Schmerz, den der Mensch bei der Verletzung seines Rechts empfindet, enthält das gewaltsam erpresste, instinktive Selbstgeständnis über das, was das Recht ihm ist, zunächst was es ihm, dem Einzelnen, sodann aber auch, was es der menschlichen Gesellschaft ist.
[...]
Wer nicht an sich selbst oder an einem anderen diesen Schmerz erfahren hat, weiß nicht, was das Recht ist, und wenn er auch das ganze Corpus juris im Kopf hätte.
[...]
Reizbarkeit, d.h. Fähigkeit, den Schmerz der Rechtskränkung zu empfinden, und die Tatkraft, d.h. der Mut und die Entschlossenheit, den Angriff zurückzuweisen, sind in meinen Augen die zwei Kriterien des gesunden Rechtsgefühls.
Also ein Recht geht nur über ein Rechtsgefühl. Geht nun das Gefühl verloren, so können wir auch kein Recht mehr haben, könnte man zumindest daraus schließen. Ganz blöd gesagt könnte man auch einfach die Fähigkeit zum Schmerz und den Trieb zum Überleben im Menschen abschaffen und man könnte sich bekriegen ohne dass es einen Menschen unglücklicher machen würde...
Dann Maurice sprechen wir hier ja ganz klar von einer
Utopie:
Darf es in deiner Vorstellung einer "besseren" Menschheit noch einen Fortschritt geben oder muss die Geschichte, wie in so gut wie allen anderen Utopien, stillstehen? Könnte ein Fortschritt, eine Veränderung das ganze System nicht total einfach zum Sturz bringen? Wäre eine notwendige Flexibilität für eine Störung des Systems (von außen) überhaupt gewährleistet, wenn man dem Menschen gewisse Triebe nimmt?
Wie willst du geschichtlich auf deine Utopie hinleiten? Das Problem habe ich schon öfters angesprochen, aber noch keine Antwort darauf bekommen? Ist deine Utopie geschichtslos, weil es keinen Weg gibt, sie zu erreichen? Und um ehrlich zu sein sehe ich auch nahezu keinen Weg, sie zu erreichen. Ein Mensch, der einen verminderten Machttrieb hat und somit friedfertiger ist, der kann sich gegen die herkömmlichen Menschen doch nicht durchsetzen, also müsste man zuerst alle Menschen beseitigen, bevor man den friedfertigeren Menschen einführt...
Wie willst du sicher sein, dass die paar Wissenschaftler tatsächlich auch das machen, was du willst?
Und ich bin mir sicher, dass es noch viel mehr solcher Probleme gibt, deine Utopie in die Geschichte einzubetten. Auf jeden Fall wäre diese Einbettung nur mit einem unmöglich großen geisteswissenschaftlichem Fortschritt möglich, der aber gleichzeitig einer Einführung deiner Utopie die Notwendigkeit nimmt.
Also mitlerweile bin ich an dem Zustand angekommen, dass ich lediglich eine Veränderung der genetischen Komponente der Intelligenz als brauchbar (uund notwendig???) erachte. Alles andere wäre kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt.
mfg Mich!