Dogmatismus von Weltbildern

Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit.
Maurice
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Do 2. Jun 2005, 22:54 - Beitrag #21

widersprüchlicher Standpunkt

@Ipsi:
ich verteidige meine Sichtweisen nicht mehr, da ich sie mittlerweile allesamt als transitorisch empfinde

Du hast eine Sichtweise, die du gerade beschrieben habst. Du argumentierst für diese Sichtweise. Also verteidigst du diese Sichtweise. Wenn du diese Sichtweise nicht verteidigen willst, dann darfst du sie nur benennen und nicht begründen. Das wiederum würde dir verbieten ernsthaft an der Diskussion teilzunehmen.

Ipsissimus
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Fr 3. Jun 2005, 14:10 - Beitrag #22

der Knackpunkt liegt in dem Begriff der "Verteidigung". Selbstverständlich argumentiere ich nicht aus freier Willkür gemäß einer bestimmten Sichtweise, sondern deswegen, weil ich durch Verarbeitung von Erlebtem zu dieser Sichtweise gekommen bin und glaube, gute Gründe aufführen zu können.

"Verteidigung" enthält meiner Ansicht nach starke psychologische Konnotationen. Wenn ich bin nicht nur der Ansicht bin, gute Gründe für eine bestimmte Sichtweise zu haben, sondern wenn mir eine bestimmte Sichtweise unerläßlich ist, damit meine geistige Gesundheit gewährleistet bleib - dann werde ich diese Sichtweise verteidigen, mit rationalen oder nichtrationalen Mitteln, das ist dann gleich.

Ich sehe in einer "scharfen" Rationalität einen ernsthaften Mangel an Gelassenheit. In meinem Weltbild sind viele irrationale Momente enthalten, die ich auch dann aurechterhalte, wenn sie mir rational widerlegt werden. Weswegen? Weil vieles, was rational unerläßlich ist, trotzdem überflüssig oder einfach nicht erwünscht ist. In dem Sinne diskutiere ich, sehe, ob mich ein Argument überzeugt oder gar packt, sehe, ob das Argument es schafft, in den Fundus meiner Psyche einzudringen, und auf diese Weise ändere ich mich im Laufe der Zeit. Das ist sicher nichts Originelles, es wird vielen Menschen so gehen, aber es steht in scharfem Widerspruch zu einer Auffassung, ein Mensch müsse sich rationalen Kriterien unmittelbar nach Einsicht beugen.

Maurice
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Fr 3. Jun 2005, 14:23 - Beitrag #23

Nein der Mensch muss sich nicht rationalen Kriterien scheren, aber er sollte es. Wahrscheinlich haben wir nur ein anderes Verständnis von Rationalität. Ich werde beizeiten auch einen Thread zu dem Thema aufmachen, wo sich vielleicht Unstimmigkeiten klären lassen können.

Ok wenn verteidigen und argumentieren etwas anderes ist, dann ist damit die scheinbare Paradoxie behoben. Ich verstehe idR argumentieren als verteidigen einer Meinung.
Ich halte meine Ansicht aber auch nicht für generell unerlässlich, sodass ich wohl nach deiner Terminologie auch sagen sollte, dass ich nur für die argumentiere, statt sie zu verteidigen. Oder habe ich was in deinen Ausführungen missverstanden?

Ipsissimus
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Fr 3. Jun 2005, 15:09 - Beitrag #24

wenn die als Kriterium genannte psychologische Notwendigkeit bei dir ebenfalls nicht gegeben ist, würdest du gemäß meines Wortgebrauchs nicht verteidigen.

Einen Thread über Fug und Wahn rationalen Denkens halte ich auch für nützlich :-)

Maurice
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Fr 3. Jun 2005, 15:16 - Beitrag #25

Einen Thread über Fug und Wahn rationalen Denkens halte ich auch für nützlich

Dieser Satz zeigt schon, dass du ein anderes Rationalitätsverständnis zu haben scheinst, als ich es habe.
Wobei sich meine Vorstellungen im Laufe der Jahre auch etwas geändert haben. Zum besseren, natürlich. ;)

Bowu
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Fr 3. Jun 2005, 20:18 - Beitrag #26

Ich denke das Konsistenz Rationalität und Ökonomie nicht die bestimmentsten Kriterien für die individuelle Weltbildgestaltung sind.
Die Nützlichkeit läge mir da viel näher, wenn mir ein Weltbild und seine Implikationen nützlich erscheinen dann festigt sich das Weltbild.

Wenn ich etliche male berechne wie hoch die Gravitationskraft ist die einen Apfel zu Boden zieht, wenn ich x-mal zu Gott bete das ich zum Geburtstag ein Eis bekomme, und ich tatsächlich von irgendwem eins bekomme, dann wird es auch in meinem Weltbild verfestigt.

Der puren Theorie fehlt imo oft der direkte Weltbezug, bzw. die fehlende Anschaulichkeit, um über alle Maßen prägend zu sein. Für die Religion fehlen mir die Versuche ;) .

Ipsissimus
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Fr 3. Jun 2005, 23:39 - Beitrag #27

wo fehlt dir was, wenn du um ein Eis betest und ein Eis bekommst?

Bowu
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Sa 4. Jun 2005, 09:12 - Beitrag #28

Mir persönlich fehlen die konkreten Versuche (in denen ich um Eis gebetet hätte) um positive Ergebnisse (in Form von Eis) mit dem Beten verbinden zu können, und damit dem Beten Zugang zu meinem Weltbild zu ermöglichen.

Maurice
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Sa 4. Jun 2005, 11:20 - Beitrag #29

Ich denke, dass Konsistenz, Rationalität und Ökonomie nicht die bestimmendsten Kriterien für die individuelle Weltbildgestaltung sind.
Die Nützlichkeit läge mir da viel näher, wenn mir ein Weltbild und seine Implikationen nützlich erscheinen dann festigt sich das Weltbild.

Imo resultiert Nützlichkeit notwendig, wenn die drei von dir genannten Kriterien erfüllt sind. Wobei ich Konsistenz und Ökonomie als Teil von Rationalität sehe.

Bowu
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So 5. Jun 2005, 15:03 - Beitrag #30

Nützlichkeit resultiert notwendig aus Rationalität?

Nimm das Beispiel der Prädikatenlogik - Sie ist (imo) konsistent, ökonomisch - rational.

Aber ist es ein notwendigerweise nützliches Weltbild?

Nützt es jedem in jedem vorstellbarem Zustand in jeder vorstellbaren Welt?

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