@Ipsi: Was meinst du mit zufällig? Zufällig in seinem Ursprung oder zufällig an verschiedenen Punkten seiner Entwicklung?
Dass das Universum zufällig entstanden ist, kann ich mir vorstellen, dass es sich, nachdem es entstanden war, anders hätte entwickeln können, nicht.
Oder meinst du, auch die Entstehung der Planeten oder des Menschen wäre in dem Sinne zufällig erfolgt, dass sie mit den gegebenen Anfangsbedingungen nicht notwendigerweise stattfanden?
@Bowu:
Ist meine Wahrnehmung des lecker süßen Eises "Fremd-"bestimmung?
Imo ist diese Wahrnehmung "fremdbestimmt", da du nicht die Wahl hattest, Eis lecker zu finden, und selbst wenn du sie gehabt hättest, wäre sie nicht frei gewesen, da sie durch die vorangegangenen Ursachen determiniert ist war. Du wurdest als Mensch mit der Voraussetzung geboren, Eis lecker zu finden, und die Umwelteinflüsse (Erziehung, Kultur, Epoche) haben dazu geführt, dass diese Vorraussetzung sich ausgeprägt hat. Wärest du früher geboren worden, hätte es vielleicht noch kein Eis gegeben, wärest du mit anderen Nahrungsmitteln aufgewachsen, könntest du dem Geschmack von Eis womöglich nichts abgewinnen, hättest du einen wechselwarmen Körper, könntest du womöglich gar kein Eis essen, ohne zu sterben.
Da diese Voraussetzungen alle nicht von dir abhängen, ist es dir auch nicht frei, Eis zu mögen, sondern du wurdest so determiniert, dass du keine andere Wahl hattest, als der Mensch zu werden, der du nun bist, und Eis zu mögen.
Von diesem Sachverhalt bin ich momentan überzeugt und es ist unwahrscheinlich, dass sich meine Meinung ändert, auf Definitionen und Begriffen bestehe ich jedoch nicht. Ich halte es aber für klug, sich auf eine Definition zu einigen, und die "offizielle", die man mehreren philosophischen Lexika entnehmen kann, bietet sich da in meinen Augen an. Es bringt nichts, den Gedankengang des anderen zu verwerfen, nur weil man eine andere Definition hat (ist jetzt nicht mehr auf dich bezogen, Bowu).
Wenn also jeder hier der Meinung ist, dass der Mensch sich seinen Willen, sein Wollen, nicht frei setzen kann, sondern dieser zumindest zum großen Teil von den jeweiligen Umständen geprägt und festgelegt ist, haben wir imo eine Einigung, auch wenn einige das als Willensfreiheit sehen und diese daraufhin verwerfen, während andere "Willensfreiheit" anders definieren und den Begriff daraufhin beibehalten.
Der freie Wille wäre damit auch gerettet, denn die Auswahlmöglichkeit desjenigen, der frei ist, besteht gerade in der Unmöglichkeit, vorherzusagen, zu was er sich entscheiden wird, selbst wenn die Ausgangssituation zu 100% identisch ist.
Ich würde zustimmen, dass es einen freien Willen gibt, wenn du freien Willen als die Unmöglichkeit siehst, eine Entscheidung exakt vorherzusagen. Du scheinst freien Willen jedoch als das zu sehen, was bei 100%ig identischer Ausgangssituation eine andere Entscheidung herbeiführen kann; meiner Meinung nach ist dies jedoch gar nicht möglich.
Und zwar ist es zum einen unmöglich, eine Ausgangsposition zu schaffen, die zu 100!% identisch ist;
zum anderen würde, falls eine solche identische Situation möglich wäre (Gedankenexperiment, imo ist es nicht möglich), die Entscheidung meiner Meinung nach identisch ausfallen, da die Ausgangsposition die Entscheidung zu 100% determiniert.
@Biokom: Falls ich dich richtig verstehe, gehst du von Fremdbestimmung = Umstände zum Zeitpunkt der Entscheidung nach Wegfall des Menschen aus?
Meiner Meinung nach ist Fremdbestimmung eher, wie gesagt, so gemeint, dass die Umstände nicht nur die äußerliche Ausgangsposition vor der Entscheidung, sondern auch die psychischen oder innere Verfassung des Menschen, der die Wahl treffen soll, determinieren. Somit würde die Entscheidung natürlich auch vom Menschen abhängen, wäre also nicht fremdbestimmt im Sinne von "allein von äußeren Umständen abhängig". Die Psyche des Menschen ist jedoch von den vorhergegangenen Vorgängen determiniert, sodass auch der Mensch selbst und somit sein Wille fremdbestimmt ist.