@Traitor: Ich fürchte ich bin in manchen Dingen viel zu irrational, bzw. religiös, für dich, aber ich kann deinen Standpunkt durchaus verstehen. Legt man die christliche Vorstellung von Himmel und Hölle beiseite, dann gibt es durchaus auch Orte in der wissenschaftlich erforschten Welt, auf die man Gott und Jenseits, Ewigkeit, projizieren kann. Oder man hält direkt die ganze Welt für Gott, was ich tue, aus der Beobachtung der Natur heraus.
Insofern lebt wohl der christliche Teil meiner Seele nicht gerade in Einklang mit der Wissenschaft, aber dieser Teil ist eh verschwindend klein, fürchte ich.
Noch ein paar Gedanken von mir zu Zen und Tao...
Der Zenbuddhismus ist stark vom Taoismus beeinflußt worden und bezüglich der Meditation gibt es sicher große Ähnlichkeiten, vor allem wenn man danach strebt, Erleuchtung in der Einheit mit der Welt zu erlangen und das Tao religiös wahrnehmen will. Ein Bekannter von mir meinte einst, ich würde den Zenbuddhismus mit dem Taoismus verwechseln und wenn man den Taoismus als rein philosophische Geisteshaltung betrachtet, dann trifft dies wahrscheinlich zu. Das tue ich jedoch nicht, wie mir beim Lesen dieses Themas hier wieder bewußt wurde.
Das Tao zu begreifen, heißt, es nicht zu begreifen und man findet es am besten, wenn man nicht danach sucht. Es kommt zu einem, wenn man alles zurückläßt, das den Atem des Geistes stören könnte, beim Abbilden der äußeren Welt; und das den Geist der Welt stören würde, beim Abbilden des Ichs. Als ein Abbild der Schöpfung fügt man sich in den moosbewachsenen Felsen eines Berges, blickt auf das ruhige Tal in der Abendsonne und spürt scheinbar die Drehung der Erde unter sich. Jeder Moment ist ewig in sich und die Unendlichkeit ein Moment, der plötzlich erscheint, wie ein lauer Wind voller Kirschblüten. Es gibt keine Orte, keine Worte, keine Zeit. Man wird zu den im Wind treibenden Blüten, fruchtbar voller Erkenntnis über die wahre Natur. Es ist ein vollkommenes unerschöpfbares ewiges Glück, welches von Innen heraus Wärme verbreitet, leuchtet. Es verströmt die Kraft der unnachgiebigen Nachgiebigkeit, so wie das durch die Hände rinnende Wasser zwischen den Bergen Täler formt, an deren Rand man sitzt, mit offenen Händen, den Tälern aus Fingern, den Räumen der Empfängnis des Unergründlichen.
Niemand, der es nicht schon erlebt hat, wird es verstehen können, denn es ist unbeschreiblich schön. Es ist eigentlich keine Frage des Glaubens mehr, für mich. Ohne den Glauben würde ich dieses Wunderbare jedoch vollkommen verdrängen wollen, da es inmitten der Banalitäten des Alltages zu sehr schmerzt. In der Erkenntnis des Taos verletzten sich Neid und Hass
selbst. Ohne den Glauben könnte ich nicht zurückfinden zum Urgrund des Seins und verzaubert sein.