Spießertum

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dmz
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Mo 20. Jun 2005, 03:32 - Beitrag #1

Spießertum

Was ist Spießertum ?
-
< Ich beziehe mich zunaechst einmal auf eine TV-Werbung,
in welcher ein kleines Maedchen ihrem Vater berichtet,
dass die Eltern eines Mitschuelers ein eigenes Haus bewohnten
und der Mitschueler deshalb ein eigenes Zimmer zu Hause haette
(sie anscheinend nicht).
Der Vater des Maedchens, der wohl einen weniger erfolgreichen Lebensweg aufweist,
- vielleicht sogar arbeitslos ist -, antwortet ihr,
dass das alles nur Spießer seien.
Darauf das Maedchen: " Wenn ich spaeter mal groß bin,
will ich auch Spießer werden." >
-
Es handelt sich bei dieser Geschichte um einen Werbespot fuers Bausparen,
die m.E. das Spießertum an sich nicht korrekt beschreibt.
Wodurch zeichnet aber echtes Spießertum im Alltag aus ?
-
Es gibt m.E. 2 Arten von Spießertum, welches sich einerseits
als eine eher liebenswerte und bemitleidenswerte Eigenschaft darstellt;
andererseits gibt es jedoch das boesartige Spießertum,
welches provokativ und verletzend, sogar schaedigend sein kann.
-
Ich habe keine Beispiele in meiner Umgebung fuer Spießertum.
Gibt es heute kein Spießertum mehr ?
Wann ist man ein Spießer ?

Maurice
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Mo 20. Jun 2005, 08:20 - Beitrag #2

Aus Zeitmangel, erstmal nur kurz:
Ich wurde während der Schulzeit unter anderem auch schon als Spießer bezeichnet, weil ich keinen Bock auf Partys hatte und auch sonst ein "Langweiler" war. Ich vermute, dass für Jugendliche Spießer generell wer ist, der sich für andere kulturelle Dinge als die ihren interessiert, z.B. Theater statt Kino oder Oper statt Disco. Das machen wohl in ihren Augen entweder die feinen oder die alten Damen und Herren und wer dies schon in jungen Jahren macht, ist ein Spießer. Auch zählt als Spießer, der etwas für Werte wie Pünklichkeit, Fleiß usw. übrig hat. Das ist ja auch mega-uncool!
So ist zumindest mein Eindruck von damals.

Nightlight
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Mo 20. Jun 2005, 08:38 - Beitrag #3

Puh, dann bin ich nur ein Halbspießer. Glück gehabt.
Ich gehe nämlich gerne in die disco sowie ins Theater bin aber nicht engstirnig.

Und das große Lexika sagt dazu:

Spießer- gleichwort für Spießbürger

Verweiß nach Spießbürger

Spießbürger (Spießer)- ursprünglich der mit einem Spieß bewaffnete Bürger, später abschätzige bezeichnung für kleinbürgerliche- engstirnige Menschen.

Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 20. Jun 2005, 10:42 - Beitrag #4

meines Erachtens nach ist ein Spießer oder Spießbürger dadurch gekennzeichnet, daß er seinem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis alle anderen Aspekte seines Lebens unterstellt.

Spielermentalität, Risikobereitschaft, Mut, Konfliktfähigkeit, Abenteuerlust, Vabanque-Spiel uvm. - ja, gerne, aber immer nur soweit, daß die Sicherheitsabsperrung nicht berührt wird.

Das Gefühl, sich in ein unkalkulierbares Risiko und Abenteuer zu stürzen, wenn für eine Zugfahrt von München nach Hamburg der Ablauf nicht Wochen vorher minutiös festgelegt wurde, weil man ja sonst etwas übersehen haben könnte. Radfahren (die nicht leistungsbezogene Variante) immer nur mit Helm und Sicherheitskomplettausstattung. 25 Versicherungen, von denen 24 nie gebraucht werden, aber man weiß ja nie ... usw., usw. ...

Milena
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Mo 20. Jun 2005, 10:57 - Beitrag #5

wenn ich das Wort Spiesser höre, dann denke ich als erstes an
Ellenbogendenken, an Schnösel, an mir sch...egal was ihr macht und ihr denkt,ich aber verfolge meine Ziele bis zuletzt...
@dmz: die TV-Werbung kenne ich auch, sie gefällt mir deshalb sehr gut, weil ich dem Kinde recht gebe und ihm auch wünsche, dass es einmal ein Spiesserdasein führt, denn diese Werbung wurde so konzipiert, dass alles andere tausendmal besser ist, als auf der Strasse , quasi von der Hand in den Mund sein Dasein zu meistern und was
kann denn so schlecht daran sein, sich in einem eigenen Häuschen
zu rekeln..?
das Wort Spiesser hat zunächst ein negativen Touch, siehe tolles Auto, eigenes Häuschen, also das ganze Prestigegehabe
und andererseits wurde auch ich des öfteren als spiessig bezeichnet, wenn
es um schulische Noten, um Fleiss usw. ging, schnell wird man von
der Gruppe ausgesondert und als Sonderling abgetan...

LadysSlave
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Mo 20. Jun 2005, 11:14 - Beitrag #6

Dabei sind die mit dem tollen Auto und dem Häuschen wahrscheilich eben keine Spiesser!
Für mich sind Spiesser solche Leute, die eine Verordnung über das Wohl der Mitmenschen stellen. Die sich das Maul zerreissen, wenn andere nicht in ihr Schema passt.
Für mich sind nicht unbedingt Leute mit Geld Spiesser, sondern eher die Hauswartsfrau, die sich beim Klatsch darüber aufregt, dass der Farbige seinen Müll nicht trennt, oder der LKW Fahrer aus dem dritten Stock seine Familie schon wieder 2 Tage allein gelassen hat. Also alle, die in ihrem Schubladendenken jeden angreifen, der nicht in die Schubladen passt!

Padreic
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Mo 20. Jun 2005, 13:46 - Beitrag #7

Die genannten Punkte, Sicherheitsbedürfnis und Engstirnigkeit, sind sicherlich zwei herausragende Merkmale des Spießbürgertums. (Auch wenn sie nicht unbedingt auf die Karikatur hinauslaufen, die Ipsi in seinem letzten Absatz darstellt. ;))
Diese beziehen sich nicht nur direkt auf den Lebensstil des Spießbürgers, sondern auch auf seine geistige Welt. Aus seinem Sicherheitsbedürfnis heraus darf er sich bestimmte Fragen nicht stellen oder wenn er sie sich stellt, muss er sie schnell wieder unterdrücken. Er darf niemals den sicheren Boden der vorgegebenen Vorurteile und Lebensprinzipien verlassen, denn er wüsste ja nicht, wohin es ihn dann trägt. So kommt er aus seinem Sicherheitsbedürfnis zu seiner Engstirnigkeit. Auch Phantasie bleibt ihm verwehrt. Darüberhinaus kennt er immer nur Meinungen und Wahrscheinlichkeiten, obwohl sie ihm wie feste (unhinterfragbare/unhinterfragte) Wahrheiten scheinen mögen.

Schuld und Probleme anderen zuzuschreiben ist sicherlich eine typische Reaktion für einen Spießbürger, da ihm das erleichtert, sein eigenes Verhalten nicht zu hinterfragen, was ja wiederum gefährlich wäre, weil es seine eigene Basis unterminieren könnte.

Zwei Punkte noch:
1. Es mag durchaus liebenswertes und auch bösartiges Spießertum geben (wie es auch bei "Nicht-Spießern" liebenswerte und eher bösartige Menschen gibt). Auch oder gerade die bösartigen sind zu bedauern. Spießerbürger lernen nicht die großen Möglichkeiten, die das Menschsein bietet, kennen ("Gewaltig ist vieles und nichts gewaltiger als der Mensch").
2. Man kann nicht auf Spießer schauen, als ob es die anderen wären. Das ist selbst eine Form von Spießertum, da wir (fast?) alle Züge von Spießertum in uns haben.

Padreic

Phönix
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Mo 20. Jun 2005, 19:41 - Beitrag #8

also wir haben uns letztens mal in Deutsch über Spießer unterhalten, und sind dazu gekommen das es Leute sind die nie etwas neues ausprobieren, immer auf den alten, eingefahrenen Wegen bleiben die es vielleicht schon seit Generationen gibt.

Was aber nichts daran ändert das ich bei dem Wort Spießer zuerst an einen Menschen denke der ein ziemlicher Langweiler ist und absolut nichts neues ausprobieren will, garnichts, er sagt nichteinmal, nagut, dann guck ichs mir halt mal an, wenns nichts ist lass ichs, wenn es Spaß macht mach ich weiter.

dmz
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Di 21. Jun 2005, 02:58 - Beitrag #9

Danke fuer die Antworten, die verschiedene interessante Aspekte angeboten haben.
Demnach befindet man sich allgemein leicht selbst in der Gefahr zumindest
an den Rand des Spießertums zu gelangen, wenn man oeffentlich Stellung
zu / bei gewissen Alltagsproblemen oder Verhaltensweisen bezieht.
Man wird wohl leicht auch ungerechtfertigterweise von anderen zum Spießer ernannt,
nur weil man in gewissen Zusammenhaengen konsequent ist und
gegen den Zeitgeist verstoesst oder sich gegen diesen sogar zur Wehr setzt.
:::::
Wenn ich gelegentlich in die Kneipen hier gehe, merke ich beim Eintreten,
dass ich wegen meiner zwar gepflegten aber nicht gerade modischen Kleidung auffalle;
ausserdem trage ich an kuehleren Tagen immer noch ein und dieselbe Krawatte.
Beim Reden bemuehe ich mich einer praezisen Wortwahl und Ausdrucksweise
(-moeglichst im philos.Sinne-);
das - so merke ich - ist manchen an der Theke befremdlich;
denn sie sprechen durchweg unkontrollierter und oberflaechlicher.
:::::
Ich provoziere also gewisse Leute durch mein Aeusseres;
das veranlasst sie, mich als spießig zu empfinden und auch schon mal so zu nennen;
was mir nichts ausmacht, denn fuer mich ist es nicht Spießertum
sondern mein persoenlicher Habitus.
Es zeigt mir also, dass sie nicht wissen, was Spießertum bedeutet;
denn sie verwechseln (-ich bin mal so frei-) ihre 'Defizite' mit meinem Habitus :-)
So hat es sinngemaess FrNietzsche[corr22/06/05] in seinen Ausfuehrungen
in den Froehlichen Wissenschaften zum Ausdruck gebracht.

-
Zitat von Maurice:Ich wurde während der Schulzeit unter anderem auch schon als Spießer bezeichnet,
weil ich keinen Bock auf Partys hatte und auch sonst ein "Langweiler" war.
Ich vermute, dass für Jugendliche Spießer generell wer ist,
der sich für andere kulturelle Dinge als die ihren interessiert .....

Diese Version erklaert m.E. nicht den Begriff des klassischen Spießertums.
Spießertum bedeutet fuer mich Prinzipien-Reiterei.
:::::
Ebenso aus meiner Erfahrung dieses:
Ich bin in meiner Schulklasse als spießig betrachtet worden,
weil ich meinen Klassenkameraden die Unsinnigkeit der Teilnahme am
zwar freiwilligen aber schulorganisierten Tanzunterricht bedeutet hatte, -
nur zum Zwecke des Erziehungsmodelles und Kennenlernens von Maedchen
(damals gingen Jungen und Maedchen noch auf getrennte Schulen).
Das hatte m.E. mit Spießertum nichts zu tun, - wenn auch damals faelschlicherweise so empfunden.
-
Zitat von Nightlight:Spießbürger (Spießer), lexikalisch:
ursprünglich der mit einem Spieß bewaffnete Bürger,
später abschätzige Bezeichnung für kleinbürgerliche, engstirnige Menschen

Also war der Spießer (mit der Waffe 'Spieß' in der Hand) urspruenglich so etwas
wie ein machtbewusster Waechter, ein Ordnungshueter.
Wegen der empfundenen Drangsalierung beurteilten ihn die anderen Buerger abschaetzig,
obwohl er sicher meistens im Recht war.
So mag denn der vermeintliche Spießbuerger heute bisweilen auch im Recht sein,
wenn er die Mitmenschen an Reglements, Tugenden und Moral erinnert.
Der Spießbuerger wird mir immer sympathischer :-)
-
Zitat von Ipsissimus:meines Erachtens nach ist ein Spießer oder Spießbürger dadurch gekennzeichnet, daß er seinem ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis alle anderen Aspekte seines Lebens unterstellt.
Spielermentalität, Risikobereitschaft, Mut, Konfliktfähigkeit, Abenteuerlust, Vabanque-Spiel uvm. - ja, gerne, aber immer nur soweit, daß die Sicherheitsabsperrung nicht berührt wird.

Dann waeren wir ein Volk von - mehr oder weniger - lauter Spießbuergern ?
-
Zitat von Milena:.... und andererseits wurde auch ich des öfteren als spiessig bezeichnet,
wenn es um schulische Noten, um Fleiss usw. ging,
schnell wird man von der Gruppe ausgesondert und als Sonderling abgetan .....

Das Streben nach guten schulischen Leistuzngen als Spießertum zu bezeichnen,
ist m.E. semantisch nicht korrekt.
Ich kenne in diesem Zusammenhange den Begriff 'Strebertum',
der allgemein eher anerkennend empfunden wird,
im Ggs. zu dem eher negativ empfundenen ' Spießertum'.
-
Zitat von LadysSlave:Dabei sind die mit dem tollen Auto und dem Häuschen wahrscheinlich eben keine Spiesser!
Für mich sind Spiesser solche Leute, die eine Verordnung über das Wohl der Mitmenschen stellen.
Die sich das Maul zerreissen, wenn andere nicht in ihr Schema passt.

Das ueberzeugt und stellt sicher den wesentlichen Teil von Spießertum dar]Beispiel:[/i] wenn sich jemand staendig nach aelteren Ritualen und Moral-Vorstellungen verhaelt,
die heute nicht mehr ueblich sind;
wenn er etwa Mitmenschen in der dritten Person anspricht und somit das Du vermeidet
('Wie geht es Euch' statt 'Wie geht es Dir').
Spießertum als Koketterie mit dem Vergangenen.
-
Zitat von Padreic:Die genannten Punkte, Sicherheitsbedürfnis und Engstirnigkeit, sind sicherlich zwei herausragende Merkmale des Spießbürgertums .....
Schuld und Probleme anderen zuzuschreiben ist sicherlich eine typische Reaktion für einen Spießbürger, da ihm das erleichtert, sein eigenes Verhalten nicht zu hinterfragen,
was ja wiederum gefährlich wäre, weil es seine eigene Basis unterminieren könnte.

Es verdichtet sich der Eindruck, dass Spießertum immer etwas mit Engstirnigkeit oder
auch mit (unverschuldeter) Beklommenheit(Aengstlichkeit) zu tun hat.
In beiden Faellen nervt das die belaestigten Mitmenschen meist zurecht]Intoleranz[/b] damit einher.
:::::
Spießertum ist also in allen Lebensbereichen zu erwarten und im Prinzip laeuft fast jeder Gefahr,
je nach Lage der Dinge einmal spießig zu reagieren.
Wenn es um Tugenden oder Moral-Vorstellungen geht,
hat das immer etwas mit Toleranz zu tun;
sofort ist das Gespenst 'Spießertum' im Hintergrund vorhanden.
-
Zitat von Phoenix:.....also wir haben uns letztens mal in Deutsch über Spießer unterhalten,
und sind dazu gekommen das es Leute sind die nie etwas Neues ausprobieren,
immer auf den alten, eingefahrenen Wegen bleiben,
die es vielleicht schon seit Generationen gibt.

Es handelte sich dann um ein Spießertum des Phlegmas wegen,
einhergehend mit Phantasielosigkeit, Interessenlosigkeit
oder wegen Beklommenheit(Aengstlichkeit), - wie ich es oben formuliert habe.
:::::
[quote="Phoenix"]Was aber nichts daran ändert, dass ich bei dem Wort Spießer zuerst an einen Menschen denke,
der ein ziemlicher Langweiler ist und absolut nichts neues ausprobieren will]
Langweiler bedeutet nicht unbedingt Spießer.
Der Spießer ist eher ein Prinzipien-Reiter.
Der Langweiler fuehlt sich nicht von der Umwelt herausgefordert;
ein Spießer ist er deshalb noch lange nicht .....

Feuerkopf
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Di 21. Jun 2005, 08:27 - Beitrag #10

Interessante Diskussion.
Was macht für mich einen Spießer aus?
Ich würde sagen, auf jeden Fall gehört diese gewisse bürgerliche Selbstgerechtigkeit dazu, das unumstößliche Bewusstsein, alles "richtig" zu machen. Man hat den angemessenen Partner geheiratet, die Kinder besuchen die "richtigen" Schulen, natürlich hat man auch eine politische Meinung, aber die ist mindestens wertekonservativ bis reaktionär, wobei auch ein überzeugter Gewerkschafter ein Spießer sein kann. ;)
Spießer pflegen ihre Vorurteile, je nach Intelligenz können sie sie sogar begründen. Sie schätzen die Sicherheit, aber sie fahren gern schnell, denn ein freier Bürger darf das.
Spießer pflegen auch ihre Egoismen; sie sind durchaus sozial, aber nur, wenn es ihnen Ansehen und Vorteile bringt. Ihr Status Quo darf nicht gefährdet werden.
Es gibt Spießer in jeder Gehalts- und Ausbildungsklasse.

Wenn ich in den Spiegel gucke, muss ich mir für manche dieser Punkte durchaus an die Nase fassen. ;)

Maurice
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Di 21. Jun 2005, 18:20 - Beitrag #11

Hmm und welche bzw. wieviele Punkte müssten deiner Meinung erfüllt sein, damit man von einem Spießer sprechen kann.
Manche Kriterien von dir sind ja per Definition negativ, manche hingegen nicht. Wenn man nur die der letzteren Art nehmen würde, dann wäre ein Spießer per se nichts negatives, obwohl wir eine solche Konnotierung bei dem Wort haben. Zumindest vermute ich, dass eine solche Konnotierung bei den meisten vorliegt.

Phönix
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Di 21. Jun 2005, 20:49 - Beitrag #12

Das hängt wohl von einem selbst ab, ob man jetzt sagt der ist einer oder nicht, je nachdem ob man selber ein solcher "Spießer" ist oder noch zum Beispiel. (ich glaube es bezeichent sich keiner selbst als Spießer, sogar wenn man es ist)

Feuerkopf
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Di 21. Jun 2005, 22:48 - Beitrag #13

Maurice,
ich glaube nicht, dass es DEN Spießer als solchen gibt, sondern Spießereigenschaften in unterschiedlicher Ausprägung. Im Extremfall wäre es dann ein Mensch, der voller Selbstgerechtigkeit und Egoismus ist und der keine anderen Meinungen als die seine gelten lässt.
Ein Spießer in extrem könnte sicherlich auch gefährlich sein, denn er will ja seinen Status Quo aufrecht erhalten.

Der Durchschnittsspießer ist ein Mensch wie du und ich. ;)

dmz
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Do 23. Jun 2005, 02:50 - Beitrag #14

Nach wiederholtem Lesen der obigen Beitraege und anschliessendem weiteren Suchen
stelle ich fest, dass ich den Begriff 'Spießertum' bisher viel zu speziell und einseitig aufgefasst habe.
:::
Da haben Literaten ueber die 'Lebensphilosophie der Spießer' geschrieben;
ueber 'Autoritaetshoerigkeit und Spießermoral';
ein Georg Grosz schrieb 1925 den Spießerspiegel ueber das 'Großstadtleben mit seinem Amuesierbetrieb und der Halbwelt';
mit 'Spießertum und Intoleranz' sowie
'Engstirnigkeit und Doppelmoral des Kleinbuergertums' beschaeftigten sich andere Schriftwerke;
auch FrNietzsche laesst seinen 'Zarathustra' im Prinzip gegen die Tugenden,
gegen Moral und Doppelmoral der 'Spießbuerger' wettern .....
:::
Ich habe den Eindruck gewonnen: "Auch ich bin ein Spießer"

LadysSlave
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Do 23. Jun 2005, 17:31 - Beitrag #15

[quote="dmz"]Nach wiederholtem Lesen der obigen Beitraege und anschliessendem weiteren Suchen
stelle ich fest, dass ich den Begriff 'Spießertum' bisher viel zu speziell und einseitig aufgefasst habe.
:::
Da haben Literaten ueber die 'Lebensphilosophie der Spießer' geschrieben]

Ich glaube, in gewissen Masse sind wir alle Spiesser.
Alle, die wir unsere Sicherheit für wichtig halten.
Alle, die wir ein gewisses Mass an Ordnung brauchen.
Alle die wir versuchen in der Menge der Menschen unauffällig zu sein.
Selbst das nach aussen gezeigte: ich bin kein Spiesser ist mitunter schon ein wenig Spiessertum.
Das einzige, was ich hoffe, ist das mein Spiessertum keinen Anderen behindert.
Ansonsten finde ich es gar nicht schlecht, mit andern gemeinsam einen
Spiess zu halten, der Ungerechtigkeit und Willkür verhindern soll.;)


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