Soziale Phobie, wie helfen?

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Feuerkopf
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Do 30. Jun 2005, 01:06 - Beitrag #21

Zitat von Ipsissimus:eine Verallgemeinerung der Ablehnung von Fachleuten ist ebenso fehl am Platz wie ihre Heiligsprechung, die in diesem Thread phasenweise betrieben wird^^ Wir dürfen nie vergessen, daß wir es mit Menschen zu tun haben

wenn du schreibst, daß ein guter Lehrer, Arzt, Therapeut usw. diese Ausgewogenheit beachtet, dann hast du dich natürlich elegant um die Frage gedrückt, wie groß denn der Anteil der guten Lehrer, Ärzte und Therapeuten unter allen Lehrern, Ärzten und Therapeuten ist. 10 Prozent? Aber der eigentliche Kritikpunkt, um den es mir geht, ist der, daß Spezialwissen nicht in der Lage ist, fehlendes Zusammenhangswissen auszugleichen.

Und daß der "diffuse Wunsch nach Therapie" nach der Einführungsvorlesung verflogen ist, halte ich für reines Wunschdenken. Ich kenne zuviele davon.


Ipsi,
ich erwarte von Therapeuten fachlichen Rat und Unterstützung. Ich weiß, dass sie Menschen sind, aber ich weiß auch, dass sie eine gute Ausbildung genossen haben, sofern sie Medizinische oder Psychologische Psychotherapeuten sind und nicht irgendetwas halbseidenes, denn davon gibt es jede Menge, da die Berufsbezeichnung "Psychotherapeut" noch nicht lange geschützt ist. Dasselbe erwarte ich von Ärzten und Lehrern, nämlich, dass sie ihr "Handwerk" verstehen. Mir liegt es fern, diesen drei Berufsgruppen irgendeinen Heiligenschein zu verpassen. Es sind Menschen, die einen stark menschenbezogenen Beruf ergriffen haben, aus welchem Beweggrund auch immer. Ein Therapeut oder Arzt, der nur Kohle im Kopf hat, dem aber seine Patienten gleichgültig sind, hat seinen Job genau so verfehlt, wie der Lehrer, der ein reiner Karrierebolzer ist und dem die Kinder wurscht sind.

Was die Ernüchterung der Erstsemester im Fach Psychologie angeht, kann ich das durchaus beurteilen, da ich mehrere Semester in diesem Fach hinter mich gebracht habe. ;) Wer knochentrockene Statistik liebt, sollte es unbedingt studieren. :cool:
Grundsätzlich ist übrigens gegen den Wunsch nach einer Art Basistherapie nichts einzuwenden, denn sie bringt jede Menge Selbsterkenntnis.

C.G.B. Spender
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Do 30. Jun 2005, 03:14 - Beitrag #22

Soziale Phobie

Was muß man wissen und vor allem: Was kann man tun?

Die Angst vor anderen Menschen wurde schon vor über 2 000 Jahren beschrieben. Jetzt zeichnet sich aber eine ungewöhnliche Zunahme ab. Manche sprechen bereits von einer "Volkskrankheit". Das ist sicher eine Übertreibung. Doch gehört die Soziale Phobie oder krankhafte Schüchternheit sicher zu jenen seelischen Störungen, die mit am meisten Leid verursachen - wenngleich oft unbeachtet. Was muß man wissen und vor allem: Was kann man tun?

Definition

Die soziale Phobie gehört zu den Angststörungen. In der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen - ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sie unter den neurotischen Belastungs- und somatoformen Störungen (F 4) eine eigene Sparte unter dem Titel soziale Phobien (F 40.1). Im Diagnostischen und Statitischen Manual Psychischer Störungen - DSM-IV der Psychiatrischen Amerikanischen Vereinigung (APA) läuft sie unter Soziale Phobie (Soziale Angststörung - 300.23). Früher bezeichnete man sie - sofern man sie überhaupt wissenschaftlich klassifizierte - als soziale Neurose oder Antropophobie, im Volksmund als "krankhafte Schüchternheit". Um was handelt es sich genau?

Soziale Phobien sind ein Situationsangst mit nachfolgendem Vermeidungsverhalten. Die Angst wird zwar als nicht hinreichend begründet, dafür aber als so ausgeprägt erlebt, dass man sich aus eigener Kraft kaum von ihr lösen kann. Es handelt sich also um eine Zwangsbefürchtung (Fachausdruck: Phobie).

Die soziale Phobie bezieht sich stets auf Handlungen, die sich unter den Augen von Drittpersonen abspielen, die das Verhalten nicht nur beobachten, sondern möglicherweise auch kritisieren könnten. Sie äußert sich nicht nur in Ängsten vor Examina, öffentlichem Auftreten u. a., was nachvollziehbar wäre. Schwerpunkt sind vielmehr Alltäglichkeiten, nämlich die Angst vor gesellschaftlichen Anlässen: Partys, Einladungen, Restaurants, Freunde, vor allem aber fremde Menschen treffen müssen, insbesondere des anderen Geschlechts. Also die Angst in Gegenwart anderer das Wort ergreifen, essen, trinken, schreiben, telefonieren, die Angst, ein Geschäft, ein Büro betreten zu müssen usw. [...]
Es lohnt sich, diese Ausführung weiter zu lesen.

http://www.psychosoziale-gesundheit.net/psychiatrie/sozphobie.html

Ipsissimus
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Do 30. Jun 2005, 10:53 - Beitrag #23

Feuerkopf, wie einigen meiner Postings hier im Forum zu entnehmen ist, geht es mir recht selten um die schöne Theorie, als vielmehr um die Frage der Faktizität. Was du von einem Fachmann oder einer Fachfrau erwartest, gehört imo in den Bereich des theoretischen "so SOLLTE es sein", was absolut und ganz und gar nichts mit der sehr viel unmittelbareren Beobachtung zu tun hat "was leistet der auserkorene Fachmann, die auserkorene Fachfrau?"

Und wenn er/sie nicht das leistet, wovon du glaubst, daß du es von einem Spezialisten erwarten kannst, nützt dir dessen 1.0-Abschluss mit anschließender Ausbildung in Tiefenpsychologie überhaupt nichts. Und glaube bitte nicht, du könntest in diesem Fall "einfach so" zum nächsten Spezialisten hüpfen. Das mag möglich sein, wenn du reich genug bist, wäre dann ein Privileg, das du genießt; der "normale" Krankenkassenfall sieht nicht vor, daß du mit einem Fachmann nicht klarkommst :-)

Was die Psychologie-StudentInnen anbelangt, so haben wir anscheinend unterschiedliche Erfahrungen, wobei ich nicht bestreite, daß der von dir benannte Ernüchterungseffekt auftritt. Aber das verschlimmert die Situation eher noch infolge der unerfüllten Sehnsucht, die dann einsetzt.

aleanjre
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Do 30. Jun 2005, 12:35 - Beitrag #24

:confused:
Das hab ich noch nicht gehört, dass die Krankenkasse sich querstellt, auch die Genehmigung für den nächsten Therapeuten zu geben, wenn man sich beim 1. nicht gut behandelt gefühlt hat. Problem ist bei diesem Wechsel doch wohl eher die immense Wartezeit. Nachdem man bereits 8 Monate darauf warten musste, in die geheiligten Hallen einziehen zu dürfen, will man so schnell nicht noch mal ein Dreivierteljahr dumm rumsitzen, um beim nächsten unterzukommen. Warten Privatpatienten weniger lange?

In meiner Zeit im Krankenhaus habe ich auch verschiedene Therapeuten erlebt. Einige von ihnen waren wirklich absolut phantastisch! Man gab ihnen die Hand, und ja, sofort war Vertrauen da. Einfühlsame, wandelnde Empathen, genau die richtigen Menschen, um die seelische Last abzugeben. Andere hingegen... denen hätte ich noch nicht mal einen Hamster anvertraut, geschweige denn, mein innerstes Problem.
Dieser Job wird von Menschen ausgefüllt. Kompetenz am Arbeitsplatz ist leider Gottes Glückssache, und man hat nicht immer Glück. :(

Bauer-Ranger
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Do 30. Jun 2005, 17:44 - Beitrag #25

Was kann mit einer sozialen Phobie verwechselt werden? Am ehesten kommen offenbar Agoraphobie (früher reine Platzangst, heute weitergefaßt: Menschenmengen, Züge, Busse, Warteschlangen u. a.)

Das hat meine große Schwester, sie traut sich nur selten aus dem Haus, meistens nur mit meiner Mutter. Auto will sie nciht in die Stadt fahren usw. Aber das soll hier nicht das Thema sein.



E-noon, du hast recht, es geht um ein Mädchen. Aber ich kenn sie nicht, hab sie nur im Internet kurz kennengelernt, also es ist jetzt keine enge Beziehung oder so, aber ich will ja nichts falsch machen und zudem hat mich das Thema an sich interessiert, zumal wahrscheinlich jeder in irgendeiner Weise zumindest minimal davon betroffen ist.



Zitat von LadysSlyve:Dann begibt er sich nämlich in Gefahr, selbst betroffen zu werden.

Hm, finde ich nicht... ich behandle sie ja nicht, ich möchte nur richtig mit ihr umgehen...


[quote="e-noon"]
Ein Merkmal für SP ist nämlich meiner Meinung nach der Druck, der auf diese Menschen ausgeübt wird oder den sie zumindest auf sich lasten fühlen, berechtigt oder nicht]
Der Druck kommt von ihnen selber. Die Ursachen der Krankheit sind egal, wenn das Krankheitsbild einmal vorhanden ist. Die Betroffenen wollen vor allem sozial akzeptiert werden, aber durch ihre Angst schaffen sie es nicht. Sie bewerten sich selber als total schlecht, deswegen wird auch jeder Blick eines anderen so interpretiert und so weiter. Da ist es nicht verwunderlich, dass Depressionen oft eine Begleiterscheinung sind.

In der Tat ist es so, dass sie 4 Monate in stationärer Behandlung war, weil sie schwere Depressionen hatte, aber die hat sie dadurch UND durch einen Freund überwinden können.

mfg Michi

e-noon
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Do 30. Jun 2005, 17:57 - Beitrag #26

Sei einfach natürlich und freundlich und mach ihr vielleicht mal ein Kompliment, sag ihr, dass du dich gerne mit ihr unterhältst. Oder gib ihr meine Email-adresse, mir zumindest hätte/hat es geholfen, jemand zu kennen, dem es ähnlich geht, vielleicht fühlt sie sich dann auch erleichtert oder kann sich eher öffnen.

Helfen oder dich beim helfen kaputtmachen kannst du übers Internet wohl eher weniger, das stimmt ;)

Bauer-Ranger
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Do 30. Jun 2005, 18:29 - Beitrag #27

Ich hab ihr den thread hier nun gezeigt und sie hat mir erlaubt, ihre Antwort darauf hier zu posten:

Ähm.. tja. Was soll ich jetzt sagen? Ich habs mir aufmerksam, oder zumindest die Beiträge, die sich direkt um das Thema drehen, durchgelesen.
Ich finds sehr schön von dir, auch ein wenig erstaunlich, dass dich die ganze Sache beschäftigt und du dich damit auseinander setzt, zumal du mich kaum kennst. Andererseits ist es auch wieder ein wenig übertrieben, in einem Forum nachzufragen und mein Problem, welches mich nur in bestimmten Situationen belastet, breitzutreten.
Wir kennen uns kaum, und die dort genannten Maßnahmen um mein Selbstvertrauen aufzubauen, wurden schon teilweise von mir angewandt und klappen mal mehr, mal weniger.
Ich möchte die Hilfe dieses Mädchens dankend ablehnen, da ich, auch in Zusammenarbeit mit meiner Therapeutin, hoffe, einen anderen Weg zu finden um meine soziale Phobie in den Griff zu bekommen.. Aber Danke trotzdem.


mfg Michi

herempix
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Sa 2. Jul 2005, 19:46 - Beitrag #28

Mein Problem

Ihr redet doch von sozialer Phobie und wie ihr entgegen gekommen wird, oder?

Da kann ich ein Lied davon singen. Ich persönlich bin sehr kontaktscheu und gehe äußerst ungern unter Leuten. Meine einzigen Bezugspartner sind meine Eltern (Hallo, nicht denken, ich hätte einen "Ödipus-Komplex"!!), einige Bekannte und "virtuelle" Gestalten, so wie ihr.
Aber an den anderen "Sozial-Phobien", wie Agoraphobie, Pygno (Bart-)phobie, Höhenangst, Errötungs-Angst und der Angst vor Phobien im allgemeinen Sinne leide ich nicht.
Das bedeutet auch, dass ich Probleme am Arbeitsplatz bekäme. Denn in unserer momentanen Arbeitswelt wird verlangt, dass man immer [color=Black]in einer Gruppe arbeitet. (Äh, traitor? Darf "colour-red" auch von "Forennormalos verwendet werden, oder nur von dir als Admin oder von Moderatoren?)
Aber so weit bin ich nicht, dass ich psychologischen bzw. psychiatrischen Rat benötige. Ich versuche, das Problem selbst in den Griff zu kriegen.
Zudem habe ich gelesen, dass unser Psychologie-System nur die "Seelenkruste" entfernt, anstatt die "Seelenblutung", also die wahre Ursache zu erkennen und mit ihr so gut wie möglich umzugehen.

Das war es aus meiner Sicht.

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