Was bleibt von Gerhard Schröder in den Annalen

Das aktuelle politische Geschehen in Deutschland und der ganzen Welt sowie wichtige Ereignisse der Weltgeschichte.
Maglor
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Mi 6. Jul 2005, 16:20 - Beitrag #1

Was bleibt von Gerhard Schröder in den Annalen

Die Öffentlichkeit tut ja schon so als sei der gute Mann schon gar kein Kanzler mehr, bz. sein Schicksal ist quasi schon besiegelt.
Da stellt sich mir die Frage: Was bleibt von Gerhard Schröder?
Von Adenauer blieb die BRD als solches und ihre Westbindung; mit Erhard verbindet man meist das Wirtschaftswunder; der Kiesinger ist fast schon vergessen, mit samt der großen Koalition; bei Brandt denkt man an die Ostpolitik; bei Schmitt an die RAF und so; bei Kohl bleibt die Einheit im Gedächtnis...
Doch was bleibt von der Regierung Schröder hängen?
- vielleicht der erste bundesdeutsche Angriffskrieg von 1998
- vielleicht der zumindest propherzeite Atomausstieg
- vielleicht die zeitweise kritische Haltung gegenüber der US-Politik
- vielleicht doch die Agenda 2010, als großes Reformwerk
Zitat von Maurice:Aber ich will dir aber sagen, dass es denkbar ist, dass in der Zukunft ein Bild von Schröders Abgang dominant sein wird, dass dem deinem entspricht. Vielleicht wird man dann sagen, dass sein Theaterspiel alles andere als ehrenhaft war und er besser hätte zurücktreten sollen. Wir werden sehen. :)


MfG Maglor

teut
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Mi 6. Jul 2005, 16:41 - Beitrag #2

Der am meisten überschätzteste Politiker der BRD seit 1945 :)

herempix
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Mi 6. Jul 2005, 20:24 - Beitrag #3

Ich würde sagen, mehr als den meisten lieb ist. Vor allem Hartz IV und die LKW-Maut. Aber das ist nur die eine Seite.
Dann gibt es noch die private Seite: Nämlich, dass G. Schröder 4-mal geheiratet hat und mit seiner jetzigen Frau Doris Schröder-Köpf ein Kind aus Russland adoptiert hat.
Aber auch gute Dinge, wie die Rettung eines angeschlagenenen Baukonzerns oder die Förderung zum Bau einer Chipfabrik. (AMD in Leipzig)
Ansonsten, das was du gesagt hast, Maglor.

:)

dmz
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Sa 9. Jul 2005, 02:00 - Beitrag #4

Zitat von Maglior:..... der Kiesinger ist fast schon vergessen, mit samt der großen Koalition

Kiesinger vergessen ?
Bei mir nicht: Ich habe heute noch seine schwaebische, pathetische Art zu sprechen im Ohr.
Kiesinger und die Grosse Koalition:
die Fachminister KarlSchiller und AlexMoeller als Quereinsteiger und Fachleute aus der Wirtschaft (-nicht aus der politischen Szene)]
Doch was bleibt von der Regierung Schröder hängen?
[/quote]
Es wird in Erinnerung bleiben, dass unter dieser Regierung das 'Sozialdemokratische Projekt' ramponiert worden ist .....
..... dass Dtschld am Hindukusch verteidigt werden musste ......
..... dass Dtschld irgendwie um den Eintritt in den Irak-Krieg herumgekommen ist ......
...... und dass Dtschld in dieser Zeit einen Aussenminister hatte,
der bei seinen TV-Auftritten immer ein Mienenspiel aufsetzte und wichtigtuend sprach,
als muesste er die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern tragen .....

Ipsissimus
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Sa 9. Jul 2005, 02:04 - Beitrag #5

was von Gerhardt bleibt? Hoffentlich nichts

was bleiben wird? ein Begriff: Hartz IV

wo siehst du in dem mistign Machwerk namens Agenda 2010 ein Reformwerk?

dmz
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Sa 9. Jul 2005, 02:12 - Beitrag #6

..... wo siehst du in dem mistign Machwerk namens Agenda 2010 ein Reformwerk?

..... dass viele Arbeitsfaehige, die in der sozialen Niesche verrschwunden waren,
wieder in der offizieellen Arbeitslosen-Statistik erschienen sind. Oder ?

herempix
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Sa 9. Jul 2005, 19:02 - Beitrag #7

Die Wahrheit kann sehr schmerzhaft sein

Ich sehe in dieser angeblichen "hochsozialen" Agenda 2010 nichts soziales. Die berühmt-berüchtigten "Hartz-Gesetze" haben nicht unbedingt zu einer Senkung der Arbeitslosigkeit beigetragen. Im Gegenteil: Seit dem Hartz IV eingeführt worden ist, kletterten die Arbeitslosenzahlen gegen 5 Millionen. Und leider bleiben sie auch dort. Es wird sogar befürchtet, dass sie noch weiter klettern werden.
Das Ganze ist in Wirklichkeit nur eine Milliardenverschwendung. Und die angeblich bessere Beratung der "Arbeitsagenturen?" So ein Quark: Jede Kommune und jeder private Arbeitsvermittlungsdienst (z.B. "monster.de" im WWW) kann das prinzipiell besser.
Und was noch: Richtig, Minister die von einer Zeitung mit vier Buchstaben in den Dreck gezogen wurden. Aber das werden die schon seit es die BRD gibt.

Aesos
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Mo 11. Jul 2005, 11:51 - Beitrag #8

Der Flutkanzler, der Reformkanzler, der Friedenskanzler...

Der Kanzler der die Steuern senkte, das Kindergeld erhöhte,
die Sozialsysteme reformierte und damit kräftig auf die Nase fiel.

Da man es dem Volk nicht erklären konnte, warum man plötzlich überall Einschnitte hinnehmen mußte,
was Leistungen anging, obwohl man doch überall immer mehr einzahlte.

Leistungen der Krankenkassen werden immer kleiner,
obwohl man die 10 Euro Praxisgebühr zahlt.

Renten wurden nicht sicherer, trotzt Einführung der Riesterrente.

Arbeitslose wurden auf Sozialhilfeniveau gesenkt...

LadysSlave
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Mo 11. Jul 2005, 12:21 - Beitrag #9

Auf jeden Fall wird Schröder als der in die Analen eingehn, der die soziale Marktwirtschaft abschaffte, die Umverteilung von Unten nach Oben begann, die dann von Merkel perfektioniert wurde.
Diese Umverteilung wurde durch Praxisgebühr von 10 Euro (19,58 DM) Zuzahlung je Medikament bis zu 10 euro (weitere19,58 DM) und die komplette Übernahme für die Krankengeldversicherung (0,9% des Entgeldes), während für dem Arbeitgeber 0,45% Einsparung stattfand.
Eine so hohe Erhöhung der Krankenversicherung hat noch keine andere Regierung zu verantworten gehabt. Und das auch nur für die Arbeitnehmer.
Seit Schröder gilt das alte Wort: Weil du arm bist, musst du früher sterben ,wieder
Dafür können sich in Deutschland über 500 Vorstände von BKK´s mit je 10 Mann ein Gehalt von 20.000 Euro im Monat (und mehr) mästen - alles gescheiterte Politiker, wie zum Beispiel: Ellis Huber! Damals Ärztefunktionär, jetzt Vorstand der Taunus BKK . Obwohl diese Funktionäre sowieso keinen Gestaltungsraum haben, weil die Krankenkassen durch die 10 Sozialgesetzbücher geleitet werden. Weshalb das ja auch gescheiterte Politiker machen können.
Das macht bei 10x20.000=200.000 x500 =100.000.000x 12 (oder bekommen die 13 Gehälter?) =1.200.000.000 Euro die jährlich sinnlos verprasst werden. Gut Schröder hat das nicht allein zu verantworten, er hätte aber die unsägliche Privatisierung rückgängig machen können. in der ersten Wahlperiode hatte er auch die notwendigen Mehrheiten!
Er hätte die Arbeitslosigkeit bekämpfen können, wenn er ein 10 Milliarden Programm aufgelegt hatte, das in 10 Jahren durch die Ederartigen insparungen bei der Krankenversicherung reingekommen wären!

Stattdessen hat er mit Hatz4 (oder so) die Hatz auf Arbeitslose eröffnet!

Er hätte vieles tun können. Aber er war die tragische Figur, die seinen Freunden aus den Arbeitgeberverbänden glaubte und nach 150 Jahre alten Sprüchen der Kapitalisten die Löhne senkte. Was er nicht bedachte: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen!

herempix
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Di 12. Jul 2005, 19:29 - Beitrag #10

Hallo Lady-Slave,

ich fand die Praxisgebühr einen weniger harten Einschnitt in die Finanzen von "Otto Normalverbraucher" als die Tatsache, dass nur noch "verschreibungspflichtige" Medikamente von den Krankenkassen bezahlt werden, obwohl die nie und nimmer ihre Beiträge senken werden. Schließlich wurde ja die Beitragsbemessungsgrenze (Wer die überschreitet, kann sich auch privat versichern lassen.) während der Regierungszeit Schröders um 300 Euro angehoben.
Und der letzte Coup ist doch gar nicht so schlimm. 0,45% weniger Zahlung für den Arbeitgeber kann auch bedeuten, dass man länger im Unternehmen bleiben kann, weil die Personalkosten dadurch sinken.
Ich finde ebenfalls, dass die Krankenkassen die Leute abziehen. Und bisher hat sich in der Politik nichts getan. Ulla Schmidt schaut tatenlos zu, wie die Kassen an der "Beitragsschraube" drehen.
Und "Hartz IV": Gab es da nur Verlierer oder auch Gewinner. Ich meine damit nicht nur diese "Florida-Rolfs", über die es heißt, sie seien Schuld, dass es Familien noch schlechter geht als bisher. Aber es gibt Genug Gewinner durch Hartz-IV, nämlich die, die seit 20 Jahren verzweifelt nach einer Arbeit schauen und vorher viel weniger Sozialhilfe erhalten haben.
Sogar Herr Hartz persönlich ist für mich ein Verlierer.

herempix

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Di 12. Jul 2005, 22:22 - Beitrag #11

Zitat von herempix:Hallo Lady-Slave,

ich fand die Praxisgebühr einen weniger harten Einschnitt in die Finanzen von "Otto Normalverbraucher" als die Tatsache, dass nur noch "verschreibungspflichtige" Medikamente von den Krankenkassen bezahlt werden, obwohl die nie und nimmer ihre Beiträge senken werden. Schließlich wurde ja die Beitragsbemessungsgrenze (Wer die überschreitet, kann sich auch privat versichern lassen.) während der Regierungszeit Schröders um 300 Euro angehoben.
Und der letzte Coup ist doch gar nicht so schlimm. 0,45% weniger Zahlung für den Arbeitgeber kann auch bedeuten, dass man länger im Unternehmen bleiben kann, weil die Personalkosten dadurch sinken.
Ich finde ebenfalls, dass die Krankenkassen die Leute abziehen. Und bisher hat sich in der Politik nichts getan. Ulla Schmidt schaut tatenlos zu, wie die Kassen an der "Beitragsschraube" drehen.
Und "Hartz IV": Gab es da nur Verlierer oder auch Gewinner. Ich meine damit nicht nur diese "Florida-Rolfs", über die es heißt, sie seien Schuld, dass es Familien noch schlechter geht als bisher. Aber es gibt Genug Gewinner durch Hartz-IV, nämlich die, die seit 20 Jahren verzweifelt nach einer Arbeit schauen und vorher viel weniger Sozialhilfe erhalten haben.
Sogar Herr Hartz persönlich ist für mich ein Verlierer.

herempix

Also eine Frage hätte ich da wohl doch noch:
wie um alles in der Welt kommst du darauf. dass ein Unternehmer irgendjemand auch nur eine Stunde länger beschäftigt, als es ihn braucht, nur weil die Krankenversicherung um 0,45% gesunken ist?
Selbst wenn die Krankenversicherung aun Null sinken würde, würde keiner deshalb länger beschäftigt werden.
Ein Unternehmen kauft die Arbeitskraft ein, die sie benötigt. Das ist für das Unternehmern genauso ein Kostenfaktor, wie jeder andere. Der Einkäufer für diesen Bereich heisst Personalchef und der macht das, was jeder andere auch macht. Er kauft die benötigten Zutaten ein. Sicher wird er dabei schauen, dass er möglichst günstig kauft, das heisst zwar preiswert, aber auch qualitativ und Leistungsmässig ausreichend, mit möglicht geringem Ausfallpotential, weshalb hier in Deutschland - solange es noch den sozzialen Frieden gibt, diese Ressource immer wieder übersehen wird - also wird durch die Begrenzung oder gar Rückbau von Lohnnebenkosten niemals auch nur ein einziger Arbeitsplatz geschaffen, es wird nur der Gewinn erhöht!. Jede andere Behauptung ist doch nur plattestes Gewäsch, bar jeglicher nachprüfbarer Fakten!

Lykurg
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Fr 2. Sep 2005, 23:18 - Beitrag #12

@herempix
Aber auch gute Dinge, wie die Rettung eines angeschlagenenen Baukonzerns
... der dann aber doch ein halbes Jahr später insolvent war - die vom Staat zugesagten Gelder waren nicht geflossen, und die Banken mußten die Zeche zahlen.
@LadysSlave
wie um alles in der Welt kommst du darauf. dass ein Unternehmer irgendjemand auch nur eine Stunde länger beschäftigt, als es ihn braucht, nur weil die Krankenversicherung um 0,45% gesunken ist?
Nicht länger, als er ihn braucht, aber er kann ihn sich länger leisten und muß ihn deswegen nicht entlassen (oder kann sogar einen weiteren einstellen).


Was aber bisher völlig vernachlässigt wurde, ist der Medienkanzler, der sämtliche politischen Ereignisse dem Volk als perfekt durchgestylte Inszenierungen seiner Vollkommenheit präsentiert - eine in diesem Ausmaß in Deutschland zuvor unbekannte Verknüpfung von Regierungs- und Medienmacht.

Maglor
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Di 22. Nov 2005, 20:26 - Beitrag #13

Totgesagte leben länger!
Nun, was in den Annalen stehen wird, haben wohl die letzten Woche mitbestimmt. Der Abgang war zumindest stilvoll. Quasi eine Übergabe: Erst Merkel zur Kanzlerin wählen und dann ganz einpacken.
2005 ist ohnehin nur der lange Abgang der Gerhard Schröder.
MfG Maglor :rolleyes:

Die Maschine
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Di 22. Nov 2005, 21:50 - Beitrag #14

Naja von ihm wird überbleiben, dass er der erste Kanzler war, der Regierungschef einer Koalition aus SPD und B90/Grüne gewesen ist.

Des Weiteren wird wohl auch festgehalten werden, dass er die Vertrauensfrage benutzt hat, um dem Souverän die Zukunftsbestimmung zu geben....
Auch bei Vertrauensfragen in Zukunft wird er immer wieder als Bsp. genannt werden (wie auch die Kanzler vor ihm).
Oder er ist der letzte Kanzler, der die Vertrauensfrage gestellt hat, wenn man durchsetzen will, dass sich der Bundestag selbst auflösen kann... aber das ist Zukunftsmusik und ich möchte das nicht weiter vertiefen.


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