@Maurice:
Deterministische Modelle lassen sich leicht angeben, das ist wahr. Da sie aber durch die Quantenmechanik sehr in Verruf geraten sind (auch wenn einige dies ignorieren), nimmt man zufällige/stochastische Elemente dazu. Nur ist mir noch kein Modell untergekommen, das wirklich handfest, wie du es vielleicht haben willst, beschreiben könnte, wie an einem bestimmten Zeitpunkt zwei verschiedene Dinge möglich sein können, was dieses 'möglich' überhaupt konkret real ist.
Und ist es nicht auch genau das das Hauptproblem, das viele bei der Willensfreiheit sehen, dass man in einer Situation zwei verschiedene Dinge hätte wollen können? [nach deiner Definition von Willensfreiheit ist sie ja quasi ein Spezialfall von zufälligen Ereignissen, oder?]
Auf jeden Fall würde ich von dir erstmal ein handfestes Modell für stochastische Ereignisse fordern, bevor du eins von mir für willensfreiheitliche haben willst.
[Übrigens widerspricht weder Stochastik noch Willensfreiheit dem Satz vom Grunde, dass alles, was geschieht, seinen Grund hat. Aus dem folgt ja nicht zwangsläufig die kausaldeterminiertheit. Ich kann mir übrigens die Welt sehr wohl nicht-kausal-organisiert denken, das ist nicht schwer. Man muss nur alle Ereignisse als unabhängig betrachten.]
Ich finde übrigens dein Verlangen nach genauen positiven Definition und genau ausformulierten konkreten und handfesten Modellen einen übermäßigen Erkenntnis- und vor allem Kommunikations- und Sprachoptimismus.
Chaotisch ist der Gedankengang übrigens keineswegs (auch wenn der Teil, der sich konkret auf Freiheit bezieht, vielleicht noch etwas klarer werden könnte). Es ist nur die Anwendung des Prinzips, dass wir im allgemeinen keine Probleme damit haben, in verschiedenen Situationen verschiedene Modelle anzuwenden und da wir nicht davon ausgehen können, dass diese der Wirklichkeit genau entsprechen, wir das auch völlig legitim machen können, sogar mit (extern, nicht intern) widersprüchlichen Modellen. Wenn wir wirklich über die Wirklichkeit reden wollen, dann wird das alles sehr viel schwieriger; besonders, weil uns dann die Sprache fast ganz verlässt...
Übernommen habe ich den Gedankengang so übrigens keineswegs, auch wenn er gewisse Anregungen hatte, so z. B. durch Kant oder teilweise auch durch Ipsi

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Achso, noch eine Frage: Ist es überhaupt so wichtig, ob man Freiheit (mit einem geeignet engen Begriff von Denken) denken kann, da es überhaupt noch nicht das Problem klärt, ob das nicht viel mehr das Problem unseres Denkens ist als das der Freiheit? Sprich: Es ist durchaus gut denkbar, dass, wenn ich kein konkretes und "handfestes" Modell für Freiheit finden kann, es an meinem Modellbegriff liegt und ich vielleicht eine andere Möglichkeit suchen muss, um mich dem Freiheitsbegriff zu nähern. Etwas erst wegzudefinieren und dann nach langem Nachdenken zu folgern, dass es nicht existiert, ist witzlos

. Genau wie Thod es sagte: Wenn ich durch eine Rotfilter-Brille schaue, dann ist nur rot da und dann wird es nicht verwundern, dass es kein grün gibt.
@Ipsi
Daher: Geht es bei der Diskussion des Freiheitsbegriffes darum, eine verbindliche Auffassung zu finden, wie denn Freiheit verstanden werde müsse/sollte (mit dem Hintergedanken, daß dann auf der Grundlage dieses Freiheitsbegriffe wieder bestimmte Sachverhalte verlangt werden können), oder geht es darum, die Bezüge realexisiterenden Empfindens zu dem Begriff so herauszuarbeiten, daß eine schlüssige Gestalt des Freiheitsbegriffes evident wird? Anders gefragt: geht es um Moral oder geht es um Faktizität?
Zumindest mir geht es primär um Faktizität. Das Gerede mit den Modellen kann nur eine Vorübung zur Klärung der Gedanken sein, die Arbeit ist damit natürlich noch keineswegs getan.
ich bin der Ansicht, daß die Frage nach der REALEXISTENZ von Freiheit (sozusagen ihre Existenz als physikalisches Phänomen) irrelevant ist, da "Freiheit" eine Kategorie menschlichen Denkens und Empfindens ist.
Es ist erstmal nur eine Kategorie, das stimmt sicherlich. Bei einer tiefergehenden Untersuchung wäre aber vielleicht interessant zu schauen, ob dem in der Realität irgendetwas zugrunde liegt oder ob es nur aus irgendwelchen sozialen oder psychischen Gründen motiviertes Gespinst des Menschen ist. Auch wenn die Frage wohl für unser tägliches Leben auch sehr irrelevant sein mag

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